Königlich Bayerisches 22. Infanterie-Regiment „Fürst Wilhelm von Hohenzollern“

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Grußpostkarte vom 22. Infanterie-Regiment in Zweibrücken.
Grußpostkarte vom 22. Infanterie-Regiment, mit den Kasernen der Einheit in Zweibrücken.

Das 22. Infanterie-Regiment „Fürst Wilhelm von Hohenzollern“ war ein Infanterieverband der Bayerischen Armee.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufstellung und Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Verband wurde laut Allerhöchster Entschließung vom 20. September 1896 am 1. April 1897 aus den IV. (Halb)Bataillonen des 5., 7., 9. und 12. Infanterie-Regiments aufgestellt und bestand zunächst nur aus zwei Bataillonen am Standort Zweibrücken. Erster Kommandeur war Karl von Brückner.

Es bildete zusammen mit dem 23. Infanterie-Regiment die 5. Infanterie-Brigade Die Friedensstandorte des Regiments waren Zweibrücken und Saargemünd.

Am 1. April 1913 gliederte man das in Saargemünd garnisonierende II. Bataillon des 23. Infanterie-Regiments als III. Bataillon dem 22. Infanterie-Regiment an. Es behielt seinen bisherigen Standort in Lothringen bei. Gleichzeitig stellte man beim Regiment eine MG-Kompanie auf.

Der Regimentsinhaber Wilhelm von Hohenzollern-Sigmaringen

Fürst Wilhelm von Hohenzollern wurde am 20. Januar 1915 zum Regimentsinhaber ernannt, der dem Regiment seinen Namen gab.

Erster Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kriegerdenkmal Söldenau mit Erwähnung von Josef Aniser vom 22. Bayerischen Infanterie-Regiment, gefallen am 6. September 1918 in Langemark

Nachdem am 1. August 1914, abends 7:30 Uhr beim Regiment der Mobilmachungsbefehl eingegangen war, trat der Verband als Teil der 6. Armee, in Gefechtsstärke von 70 Offizieren, 3.100 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 240 Pferden an. Am 8. August rückten das I. und II. Bataillon von Zweibrücken aus ins Feld und wurden in Falkenberg, Lothringen, ausgeladen, wo am 10. August auch das III. Bataillon dazu stieß. Die Formation gehörte zunächst der 5. Infanterie-Brigade an und unterstand der 3. Infanterie-Division. Im April 1915 wechselte es zur neu aufgestellten 21. Infanterie-Brigade und gehörte bis zum Kriegsende der gleichzeitig neuaufgestellten 11. Infanterie-Division an.

Das Regiment kämpfte 1914 an der Westfront, 1915 im Osten und in Serbien, 1916 wieder im Westen, dann an der Ostfront und 1916/17 in Rumänien. 1917 kehrte es auf den westlichen Kriegsschauplatz zurück. Am 22. Juli 1918 war es durch die anhaltenden schweren Gefechte bei Soissons soweit dezimiert, dass es nur noch aus acht Offizieren, sowie 160 Unteroffizieren und Mannschaften bestand. Deshalb formierte man es zu einer Kompanie (Militär). Ende Juli 1918 wurden die drei Bataillone neu aufgestellt und kurz darauf drei Kompanien sowie eine MG-Kompanie des aufgelösten Reserve-Infanterie-Regiments 13 eingegliedert. Während der Kämpfe bei Westroosebeke in Flandern geriet das III. Bataillon am 28. September 1918 fast vollständig in Gefangenschaft.

Während des Krieges hatte das Regiment schwere Verluste zu beklagen:

  • Tote: 73 Offiziere, zwei Ärzte, 412 Unteroffiziere und 3.593 Mannschaften
  • Vermisste: 73 Unteroffiziere und 835 Mannschaften
  • durch Krankheiten/Unfall Verstorbene: zwei Offiziere, zwölf Unteroffiziere und 127 Mannschaften

Am Ende des Krieges befanden sich 50 Offiziere, zwei Ärzte, 291 Unteroffiziere und 1.894 Mannschaften in Gefangenschaft.

Verbleib[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Waffenstillstand von Compiègne marschierten die Reste des Regiments in die Heimat zurück, wo es am 12. Dezember 1918 in Königshofen eintraf. Dort erfolgte die Demobilisierung und Auflösung. Aus Teilen bildete sich Mitte April 1919 eine Freiwilligen-Abteilung, die Ende Juni 1919 im III. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 45 aufging.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 10. und 11. Kompanie des 20. (Bayerisches) Infanterie-Regiments in Passau. In der Wehrmacht führte ab 1937 das I. Bataillon des Grenz-Infanterie-Regiments 137 in Zweibrücken die Tradition fort.

Kommandeure[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dienstgrad Name Datum[1]
Oberst Karl von Brückner 01. April 1897 bis 15. August 1900
Oberst Andreas Weiß 16. August 1900 bis 14. Oktober 1902
Oberst Karl von Wallmenich 15. Oktober 1902 bis 8. März 1903
Oberst Johann Langhäuser 09. März bis 16. Oktober 1903
Oberstleutnant/Oberst Emil Ball 17. Oktober 1903 bis 21. Mai 1908
Oberst Anton Kern 22. Mai 1908 bis 25. Mai 1910
Oberst Emil Henigst 26. Mai 1910 bis 26. März 1913
Oberst Otto Schulz 27. März 1913 bis 20. September 1914
Oberstleutnant Ernst Lettenmeyer 21. September bis 1. Oktober 1914
Major Kurt von Scherf 02. Oktober bis 5. November 1914 (mit der Führung beauftragt)
Major Franz Kaeß 06. bis 8. November 1914 (mit der Führung beauftragt)
Oberst z.D. Maximilian Kanz 09. bis 22. November 1914 (mit der Führung beauftragt)
Oberst z.D. Karl Raab 23. November 1914 bis 14. September 1915 (mit der Führung beauftragt)
Major Franz Seißer 15. September 1915 bis 3. Januar 1916 (mit der Führung beauftragt)
Major Joseph von Reiß 04. bis 24. Januar 1916 (mit der Führung beauftragt)
Generalmajor z.D. Karl Raab 25. Januar bis 18. April 1916
Major Joseph von Reiß 19. April bis 28. Juni 1916 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Karl Eberhard 29. Juni bis 8. Juli 1916 (mit der Führung beauftragt)
Major Joseph von Reiß 09. bis 22. Juli 1916 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Johann Vogt 23. Juli 1916 bis 24. August 1917
Major Maximilian Werkmann 25. August bis 15. September 1917 (mit der Führung beauftragt)
Oberstleutnant Theodor Carl 16. September 1917 bis 23. Dezember 1918

Erinnerungskultur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Erste Weltkriegs-Ehrenmal des Regiments steht in Zweibrücken und wurde am 10. Juli 1932 eingeweiht. Für Teilnehmer an der Feier gab die Deutsche Reichsbahn ermäßigte Fahrkarten aus.[2] In Zweibrücken gibt es entlang der früheren Kaserne die „22er-Straße“, die auf der anderen Straßenseite Wohnbebauung aufweist.

Die Regimentsvereinigung war bis in die Zeit der Bundesrepublik hinein sehr aktiv, organisierte regelmäßige Wiedersehensfeiern, verausgabte ein Weltkriegsehrenkreuz und mehrere Festabzeichen zu besonderen Anlässen der Regimentsgeschichte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria. Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4. S. 459.
  • Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser: Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914–1918. I. Band. Chr. Belser AG. Verlagsbuchhandlung. Stuttgart 1930.
  • Günter Wegner: Deutschlands Heere bis 1918. Band 10: Bayern. Biblio Verlag. Osnabrück 1984.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag. Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8. S. 484.
  2. Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (Hg.): Amtsblatt der Reichsbahndirektion Mainz vom 2. Juli 1932, Nr. 27. Bekanntmachung Nr. 383, S. 152.