La Guiche

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La Guiche
La Guiche (Frankreich)
La Guiche (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Bourgogne-Franche-Comté
Département (Nr.) Saône-et-Loire (71)
Arrondissement Mâcon
Kanton Cluny
Gemeindeverband Clunisois
Koordinaten 46° 33′ N, 4° 27′ OKoordinaten: 46° 33′ N, 4° 27′ O
Höhe 332–469 m
Fläche 27,77 km²
Einwohner 609 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 22 Einw./km²
Postleitzahl 71220
INSEE-Code
Website communelaguiche.canalblog.com

Das Mausoleum von Louis-Emmanuel de Valois

La Guiche ist eine französische Gemeinde mit 609 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie gehört zum Arrondissement Mâcon und zum Kanton Cluny.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La Guiche liegt in Ostfrankreich in der Landschaft Charolais, 93 Kilometer nordwestlich von Lyon, etwa 20 Kilometer nordöstlich von Charolles, dem Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements, und etwa 20 Kilometer nordwestlich von Cluny auf einer mittleren Höhe von 401 Metern über dem Meeresspiegel[1]. Die Mairie steht auf einer Höhe von 422 Metern. Nachbargemeinden von La Guiche sind Marizy im Nordwesten, Le Rousset im Nordwesten, Chevagny-sur-Guye im Südosten, und Ballore im Südwesten. Das Gemeindegebiet hat eine Fläche von 2777 Hektar.

Die Gemeinde ist einer Klimazone des Typs Cfb (nach Köppen und Geiger) zugeordnet: Warmgemäßigtes Regenklima (C), vollfeucht (f), wärmster Monat unter 22 °C, mindestens vier Monate über 10 °C (b). Es herrscht Seeklima mit gemäßigtem Sommer.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Internierungslager Camp-Sanatorium[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In La Guiche entstand 1916 mit Hilfe deutscher Kriegsgefangener ein Sanatorium, das 1918 eingeweiht wurde.[2] In den Folgejahren wurde das Hauptgebäude durch Nebengebäude erweitert. 1940 musste das dortige Lungensanatorium wegen der Nähe zur Demarkationslinie zwischen der von der deutschen Wehrmacht besetzten zone occupée und der zone libre (Gebiet des Vichy-Regimes) seinen Betrieb einstellen.[3]

1941 übernahm das Vichy-Regime das ehemalige Lungensanatorium und eröffnete dort am 15. Oktober 1941 das Camp-Sanatorium, ein Internierungslager für tuberkulosekranke Insassen aus verschiedenen französischen Lagern. Die als „Sanatorium Surveille“ (überwachtes Sanatorium) geführte Einrichtung bot Platz für bis zu 260 Personen – Frauen und Männer, die nach ihrer Genesung wieder in ihre Lager zurückkehren sollten.[4]

Mitte Januar 1942 befanden sich bereits 225 Patienten im „Camp-Sanatorium“, darunter „praktisch alle Tuberkulosekranken des Lagers Gurs und eine Anzahl aus Noé“.[3] Das Sanatorium war ständig mit 200 bis 260 Personen belegt; aufgrund der unzureichenden Anstaltskost starben in den zweieinhalb Jahren seiner Existenz aber auch 64 Menschen. Eggers führt das darauf zurück, dass von dem Anstaltspersonal für die Patienten bestimmte Nahrungsmittel unterschlagen wurden.[3]

Am 24. März 1944 griffen Résistance-Kämpfer der Francs-tireurs et partisans das mit Stacheldraht umzäunte und von bewaffneten Männern bewachte Camp-Sanatorium an. Bei der Operation, die ohne einen Schuss und ohne Blutvergießen durchgeführt wurde, konnten 27 politische Gefangene befreit werden.[5] Daran erinnert seit 1999 neben dem alten Eingang des Sanatoriums eine Gedenktafel.[6] Deren Inschrift lautet:

„An diesem Ort organisierte der französische Vichy-Staat von Oktober 1941 bis zur Befreiung ein Internierungslager mit dem Namen «Sanatorium surveillé», in dem er in Anwendung seiner antisemitischen, fremdenfeindlichen und rassistischen Ausnahmegesetze mehrere hundert Personen verschiedener Nationalitäten internierte.
Am 24. März 1944 griffen die Résistancekämpfer der Francs-Tireurs et Partisans der Gruppen Jean Pierson - Sarcelle, Léon Allain - Hector und Louis Boussin - Charlot das Lager an und befreiten ohne Verluste 27 Häftlinge, von denen sich die meisten den Résistancekämpfern der Francs-Tireurs et Partisans anschlossen.
Später, am 8. Juni 1944, meuterten Wärter und Internierte und schlossen sich dem lokalen Widerstand der Armée secrète und der Francs-Tireurs et Partisans an“[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

La Guiche gehört zur römisch-katholischen Pfarrei Les Monts du Charolais des Bistums Autun.[8]

Das marmorne Grabmal von Louis-Emmanuel de Valois (1596–1653) in der Kirche von La Guiche wurde 1902 als Monument historique klassifiziert. Der Schriftsteller Paul Cazin sagte darüber, es sei das erbaulichste Grabmal, das er je gesehen habe. Es wurde während der Französischen Revolution (1789–1799) beschädigt und im 19. Jahrhundert im Auftrag der Familie La Guiche restauriert.[9] In der Kirche befinden sich außerdem Reste einer Litre funéraire aus dem 17. und 18. Jahrhundert.[10]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus dem oben erwähnten ehemaligen Lungensanatorium wurden ein Hospital und ein Altenheim. In den Jahren 1957 und 1958 wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt.[11]

Im Jahr 2009 waren 51,1 Prozent der Erwerbstätigen in der Gemeinde beschäftigt, die anderen waren Pendler. 11,1 Prozent der Arbeitnehmer waren arbeitslos.[12]

Es gibt eine öffentliche Grundschule in der Gemeinde.

Der nächstgelegene Haltepunkt ist der 13,3 Kilometer entfernte Bahnhof von Ciry-le-Noble. Der nächste internationale Flughafen ist der 92,5 Kilometer entfernt liegende Flughafen Dole-Jura in Tavaux und Gevry (Jura).

Auf dem Gemeindegebiet gelten kontrollierte Herkunftsbezeichnungen (AOC) für Charolais (Käse) und Rindfleisch von Rindern der Rasse Charolais (Bœuf de Charolles) sowie geschützte geographische Angaben (IGP) für Emmentaler (Emmental français Est-Central), Senf (Moutarde de Bourgogne), Geflügel (Volailles du Charolais und de Bourgogne) und Weine mit der Bezeichnung Saône-et-Loire.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Léonce Lex (1859–1926): Le Mausolée de Louis de Valois, duc d’Angoulême, dans l’église de La Guiche. In: Ministère de l’Instruction publique et des Beaux-arts (Hrsg.): Réunion des sociétés des beaux-arts des départements. Nr. 14. E. Plon, Nourrit, Paris Mai 1890, Kap. 28, S. 950–956 (französisch, online).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: La Guiche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Le village de La Guiche. In: Info-Mairie.com. Abgerufen am 19. März 2024 (französisch).
  2. Foto des Sanatoriums von La Guiche
  3. a b c Christian Eggers: Unerwünschte Ausländer. Juden aus Deutschland und Mitteleuropa in französischen Internierungslagern 1940 - 1942 Metropol Verlag, Berlin 2002, ISBN 3-932482-62-X, S. 109 ff.
  4. AJPN - anonymes, Justes et persécutés durant la période nazie dans les communes de France: Sanatorium de La Guiche durant la Seconde Guerre mondiale
  5. Comité du Souvenir Jean Pierson (Moroges) – Cérémonie du souvenir et évocation de ce fait d'armes de la seconde guerre mondiale!, Montceau News, 30. März 2015
  6. Jean Veniant: Une plaque au Sanatorium, le journal de saône-etloire, 27. März 2015
  7. «Comité du souvenir Jean Pierson»… N'oublie pas!, Montceau News, 26. März 2015. „En ces lieux, d'octobre 1941 à la Liberation, l'Etat français de Vichy organisa un camp d'internement nommé «Sanatorium surveillé» où il interna plusieurs centaines de personnes de différentes nationalités en application de ses lois d'exception, antisémites, xénophobes et racistes.
    Le 24 mars 1944, les maquisards Francs-Tireurs et Partisans des groupes Jean Pierson - Sarcelle, Léon Allain - Hector et Louis Boussin - Charlot attaquèrant le camp et libérènt, sans aucune perte, 27 détenus dont la plipart rejoignirent les marquis des Francs-Tireurs et Partisans.
    Plus tard, le 8 juin 1944, des gardiens mutinés et des internés se rallièrant aux marquis locaux de l'Armée Secrète et des Francs-Tireurs et Partisans.“
  8. Doyenné du Charolais. Diocèse d’Autun, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Juni 2013 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/autun.catholique.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  9. J.-Pierre Valabregue: Le Charolais à table. In: lejsl.com. Le Journal de Saône-et-Loire, 28. April 2012, abgerufen am 20. Juni 2013 (französisch).
  10. Eintrag Nr. 71231 in der Base Palissy des französischen Kulturministeriums (französisch)
  11. Eintrag Nr. 71231 in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  12. Commune : La Guiche (71231). Thème : Tous les thèmes. In: Insee.fr. Institut national de la statistique et des études économiques, abgerufen am 20. Juni 2013 (französisch).