Landesschule Pforta

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Landesschule Pforta
Logo
Logo der Landesschule Pforta
Schulform Gymnasium
Gründung 1543
Ort Schulpforte
Land Sachsen-Anhalt
Staat Deutschland
Koordinaten 51° 8′ 33″ N, 11° 45′ 8″ OKoordinaten: 51° 8′ 33″ N, 11° 45′ 8″ O
Träger Sachsen-Anhalt
Schüler etwa 300
Lehrkräfte 48
Leitung Kathrin Volkmann
Website www.landesschule-pforta.de

Die Landesschule Pforta ist ein Internatsgymnasium zur Förderung Hochbegabter.[1] Sie besteht seit 1543 und ist eine der ältesten Bildungseinrichtungen in Mitteldeutschland. Die Schule nutzt seit ihrer Gründung Gelände und Gebäude der einstigen Zisterzienserabtei Pforta in Schulpforte, einem Ortsteil von Naumburg im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt. Die Schüler haben die Möglichkeit, in den Bereichen Musik, Naturwissenschaften oder Sprachen eine spezielle Förderung zu erhalten.

Die Schule ist eine der drei Fürstenschulen, die im Jahr 1543 bzw. 1550 von Herzog Moritz von Sachsen nach der Umwandlung von Klöstern gegründet wurden. Diese Schulen sind die ältesten staatlichen Schulen in Deutschland.[2]

Von 1543 bis 2018 haben (laut Immatrikulationsbuch) 21.291 Schüler die Landesschule Pforta besucht.[3] Im Jahr 2018 feierte die Schule ihr 475-jähriges Jubiläum.[4]

Erker-Relief über der Torhaus-Einfahrt von Schulpforta
Tafel an der Toreinfahrt zur Landesschule Pforta
Pforta Torhaus
Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude von 1868
Die Fürstenschule zu Schulpforta

Bischof Udo I. von Naumburg verlegte 1137 das wenige Jahre zuvor in Schmölln gestiftete und mit Mönchen aus dem Kloster Walkenried besetzte Zisterzienser-Kloster an die Saale und gab ihm den Namen Claustrum apud Portam (Kloster an der Pforte) oder Porta Mariae[5] (Marien-Pforte). Die gebräuchlichste lateinische Bezeichnung der Stiftung lautete: Claustrum Sanctae Mariae ad Portam,[6] wörtlich übersetzt Kloster der heiligen Maria an dem Tore. Die Mönche kultivierten das Land um das Kloster und machten es so zu einem der reichsten Klöster Ostthüringens. 1150 wurde die Klosterkirche als romanische Basilika errichtet und von 1251 bis 1320 zur heutigen gotischen Klosterkirche umgebaut.

1209 wurden dem monasterium Cisterciensis ordinis apud Portam, das unter besonderem Schutz der sächsischen Herzöge stand, 27 Orte gehörig genannt mit einer Gesamtanzahl von 163 Hufen, zuzüglich von Waldungen und Wiesen. Später wurde das Kloster durch Erbschaften, Schenkungen und Kauf einer der größten Grundbesitzer im nördlichen Thüringen.

Mit der Reformation ließ Herzog Heinrich der Fromme das Zisterzienserkloster 1540 schließen. Die Klostergüter wurden ab 1543 im „Schulamt Pforta“ zusammengefasst, dessen Amtmann zugleich die Wirtschaftsangelegenheiten der neu gegründeten Landesschule verwaltete.

Nach längeren Verhandlungen über die weitere Nutzung der Gebäude des säkularisierten Klosters gründete Herzog Moritz von Sachsen, ab 1547 Kurfürst, am 21. Mai 1543 Schulpforta als eine von drei Landesschulen für Knaben. Moritz setzte damit einen Rat von Georg von Carlowitz, den dieser ihm 1537 gegeben hatte,[7] in die Tat um: Er erließ am 21. Mai 1543 die „Neue Landesordnung“, mit der im Abschnitt Von dreyen neuen Schulen die dauerhafte Grundlage für die Fürsten- und Landesschulen Pforta (1543)[8] bei Naumburg, St. Afra (1543) in Meißen und – nach dem Veto des Bischofs von Merseburg gegen eine solche Schulgründung in seiner Stadt – St. Augustin (1550) in Grimma geschaffen wurde.[9]

Vom bedeutenden Pädagogen Friedrich Paulsen stammt die viel diskutierte These, die drei sächsischen Fürstenschulen seien seit 1543 die leistungsfähigsten hochschulvorbereitenden Einrichtungen im protestantisch-deutschsprachigen Raum gewesen.[10]

150 Jungen aus allen Schichten erhielten hier eine Hochschulausbildung. Der Besuch war schulgeldfrei. Zur materiellen Absicherung der Schule übertrug Herzog Moritz den ehemaligen Klosterbesitz der Stiftung Schulpforte. Von 1573 bis 1575 wurde die Schule umgebaut und erweitert.

Nach den Napoleonischen Kriegen musste das Königreich Sachsen auf dem Wiener Kongress von 1815 seine Landesteile in Thüringen an Preußen abtreten, darunter auch das Gebiet von Schulpforta. 1850 erfolgte der Bau des Torhauses durch Friedrich August Stüler.

Von der Schulgründung bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten Pforta rund 12400 Schüler besucht.[11]

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Schule 1935 in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA, NAPOLA) umgewandelt.[12] Sie diente diesem Zweck bis zur Besetzung durch die Amerikaner. Am 12. April 1945 wurden benachbarte Höhen und das Kloster selber durch amerikanische Artillerie und Panzergranaten beschossen. Der Erker des Portals, das Mühlengebäude und die Krankenanstalt wurden getroffen. Opfer gab es nicht, da die Bewohner in die Luftschutzräume geflüchtet waren.[13]

Nach dem Kriegsende bis 1950 unternahm man zunächst den Versuch, die Schule mit dem Schulsystem der Weimarer Republik weiterzuführen. Durch die Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wurde der Stiftungsbesitz enteignet. Nach der Gründung der DDR wurde die Stiftung Schulpforte 1949 schließlich aufgehoben und die Einrichtung in eine Erweiterte Oberschule umgewandelt, die zur Hochschulreife führte. Gleichzeitig nahm die Schule erstmals Mädchen auf. Von 1958 bis 1990 hatte Schulpforta den Status einer Erweiterten (Heim)-Oberschule mit 360 Internatsplätzen. In den Jahren 1981 und 1982 richtete man Spezialklassen für Musik und Fremdsprachen ein.

Im Jahr 1968 wurde auf Anregung ehemaliger Schüler der Landesschule Pforta die Evangelische Landesschule zur Pforte im westfälischen Meinerzhagen gegründet, die die Tradition der Fürstenschulen zur Zeit der Teilung Deutschlands in Westdeutschland fortführte. Aufnahmebedingung war jeweils eine entsprechende Begabung unabhängig von der Herkunft. Nach Wiedereinrichtung der Landesschule Pforta wurde die Schule Ende der 1990er Jahre geschlossen und das Gebäude 2005 abgerissen.

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Schulpforta 1990 das Internatsgymnasium Landesschule Pforta in der Trägerschaft des Bundeslandes Sachsen-Anhalt für zirka 400 Schüler. Die Klassen 9 bis 12 werden in den Ausbildungszweigen Sprachen, Musik und Naturwissenschaften unterrichtet, für die eine Aufnahmeprüfung abzulegen ist. Durch die Änderung des Schulgesetzes in Sachsen-Anhalt und nach der damit verbundenen Wiedereinführung des Abiturs nach zwölf Jahren an allen Gymnasien des Landes erreicht man auch an der Landesschule Pforta die allgemeine Hochschulreife nach zwölfjährigem Unterricht. Das Internat, in dem alle Schüler leben, und die damit verbundenen Aufgaben für die Gemeinschaft bestimmen weitgehend den Tagesablauf. Als besonderer Unterricht gelten für die Musikschüler Stimmbildung, Schulpraktisches Musizieren, Chorleitung und Chor, für den Zweig der Naturwissenschaftler Logik, Astronomie, Informatik und ein Jahrespraktikum in der 11. Klasse. Für die Sprachenschüler wird Englisch, Französisch, Russisch, Spanisch, Latein und Altgriechisch angeboten. 1992 erfolgte die Wiedererrichtung der Stiftung Schulpforta als gemeinnützige Stiftung öffentlichen Rechts.

Nachdem Karl Büchsenschütz, langjähriger Rector Portensis, zum Ende des Schuljahres 2005 pensioniert wurde, übernahm Hans-Jörg Däumer, der bisherige Leiter des Gymnasiums Laucha, am 1. August 2005 übergangsweise die Stelle des Rektors der Landesschule. Nach einem bundesweit offenen Bewerbungsverfahren wurde Bernd Westermeyer, bisher stellvertretender Schulleiter des Ökumenischen Domgymnasiums Magdeburg, als Rector Portensis vorgestellt. Er trat sein Amt zum Beginn des Schuljahres 2007/08 an, wurde jedoch bereits zum Schuljahr 2012/13 als Gesamtleiter der Schule Schloss Salem berufen.[14] Sein Amt wurde am 1. Oktober 2012 vom vormaligen stellvertretenden Direktor des Landesgymnasiums für Hochbegabte in Schwäbisch Gmünd, Thomas Schödel, übernommen.[15]

Zu den historischen Namen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als sich die Klöster in der Folge der Reformation leerten, stellte sich die Frage, was mit den Gebäuden und dem beträchtlichen Grundbesitz geschehen sollte. Herzog Moritz von Sachsen entschloss sich, in drei dieser Klöster Schulen einzurichten. Damit entstanden Schulen, deren Träger der Landesherr war, also staatliche Schulen.

Daher stammen auch die historischen Namen dieser Schulen – es waren kurfürstliche Schulen, also Fürstenschulen. Zudem waren sie Schulen im bzw. für den Machtbereich des Herrschers, also für das Kurfürstentum, für das Königreich (ab 1806), für den Freistaat Sachsen (ab 1919) – kurzum für das „Land“, woraus sich die Bezeichnung Landesschulen ergab.[16]

Reformation und die Landesschule

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volker Beyrich verweist im Zusammenhang mit der Luther-Dekade und dem Jubiläum „500 Jahre Reformation“ 2017 darauf, dass die drei Fürstenschulen in Schulpforta, Meißen und Grimma beabsichtigte „stabilisierende Rückwirkungen“ auf die Reformation hatten, wie der Text der Stiftungsurkunde belegt: Die Schulen sollten gegründet werden, „damit es mit der Zeit an Kirchendienern … nicht Mangel gewinne“, das heißt, es sollten rechtzeitig genügend hervorragend ausgebildete Landesschulabgänger für das Theologiestudium zur Verfügung stehen, Absolventen, die später als Pfarrer in evangelisch-lutherischen Gemeinden tätig werden oder höhere kirchliche Ämter ausüben konnten. So studierten nach Beyrichs Recherche beispielsweise von den 25 Knaben, die im Gründungsjahr 1550 in die Schule in Grimma aufgenommen wurden und für die der spätere Beruf bekannt ist, 15 Theologie. Untersuchungen zu 550 Schülern, die von 1701 bis 1750 die Landesschule Grimma besuchten, ergaben, dass mehr als 40 Prozent von ihnen später kirchliche Berufe ausübten – also die relative Mehrheit.

Die Reformation machte die Landesschulen erst möglich – sowohl inhaltlich als auch materiell. Umgekehrt trugen die Landesschulen nach Beyrichs Ansicht „nicht unwesentlich zur Stabilisierung der Reformation und der evangelisch-lutherischen Kirche bei: Sie haben damit auch Anteil an der Stärkung des sächsischen Pfarrhauses, das über die Jahrhunderte nicht nur für den christlichen Glauben und die evangelisch-lutherische Kirche eine große Rolle spielte, sondern für die gesamte kulturelle Entwicklung Sachsens.“[17]

Das alte Schulhaus
Fürstenhaus in Schulpforte (1573)

Das Internatsleben heute

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schüler übernehmen vom ersten Tag an in Schulpforta Verpflichtungen, wie den Famulus- und Keildienst. Der Famulus sitzt ab dem Silentium, der nachmittäglichen Hausaufgabenzeit, im Eingangsbereich seines Internates. Der Keildienst ist für das Läuten der Keilglocke zuständig, die anstatt einer elektrischen Klingel den Tagesrhythmus, zum Beispiel die Pausen- und Internatszeiten, bestimmt. Regeln und Rechte sind hauptsächlich nach der Klassenstufe verteilt, die Zwölftklässler müssen die Famulus- und Keildienste beispielsweise nicht mehr verrichten. Die Selbstverwaltung der Schüler ist hier stärker ausgeprägt als an anderen staatlichen Schulen. Zu den Bestandteilen des Internatslebens gehören der Neunerschwoof, eine Art humorvolle traditionelle Einweihungsfeier für die neuen Internatsschüler, und die Taufe an der Klopstockquelle als Aufnahme in die Gemeinschaft der Pfortenser. Im Laufe des Schuljahres gibt es weitere Traditionen wie das Martini-Gänseessen am 11. November, den Lumpenball im November, das Wichteln mit feierlicher Entwichtelung im Advent, den Fasching im Februar und das Schulfest im Mai, bei dem der Schulgeburtstag gebührend gefeiert wird.

Die Schüler sind in den Internaten I–VII und im Fürstenhaus in Ein- bis Vierbettzimmern untergebracht. In den Internaten II und VI wohnen nur Mädchen, in den anderen Häusern wohnen Mädchen und Jungen jeweils auf verschiedenen Fluren. Die Internate I und IV im Klausurgebäude wurden nach Komplettsanierung zum Schuljahr 2016/17 neu eröffnet.[18]

Das Internatsleben zwischen 18. und frühem 20. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die reguläre Unterrichtszeit umfasste zunächst nur etwa die Hälfte der Arbeitszeit der Schüler und wurde immer wieder durch Repetierzeiten oder Arbeitszeiten unterbrochen.[19] Diese bedeuteten, dass sich die Schüler in Gruppen von etwa 10 bis 18 Schülern auf den Stuben aufhielten, wo sie unter Aufsicht eines Primaners (12. oder 13. Klasse) arbeiteten, der in dieser Zeit seinerseits seine persönlichen Arbeiten erledigte. Dabei waren die Schüler noch in Tischgruppen aufgeteilt, bei denen wiederum der Tischälteste für Ruhe zu sorgen hatte.

Schulpforta Schule
Hauptgebäude der Landesschule Pforta

Unter den Primanern hatten einige als Inspektoren eine zusätzliche Verantwortung bei der Aufsicht in den Schlafsälen (jeweils für eine oder zwei Klassen), beim Mittagessen und in der Freizeit innerhalb der Schule. Diese Inspektoren hatten Strafbefugnis gegenüber allen Schülern bis zur Obersekunda (11. Klasse), auch wenn sie diese gegenüber den „Oberhähnen“ der 11. Klasse im Normalfall nicht wahrnahmen. Schwerere Strafen verhängte die Inspektorenversammlung. Nur bei schwerwiegenden Verstößen wurde der zuständige Lehrer (Hebdomadar) informiert, der solche Fälle auch vor die Lehrerkonferenz (Synode) bringen konnte.[20]

Heute sind an die Stelle der Inspektoren Flur- und Internatssprecher getreten, die Flursprecher kontrollieren jeweils ihren Flur zu Beginn des Silentiums (der Hausaufgabenzeit) und zur Zimmerpflicht (für Neuntklässler 21:00 Uhr, dann immer pro Jahrgang eine Viertelstunde später, bei Zwölfern existiert keine Zimmerpflicht mehr). Essensdienst wird heutzutage gesondert eingeteilt, jeder Schüler ist im Jahr an der Reihe.

Freizeit bedeutete im Normalfall, dass die Schüler das Gebäude zu verlassen und sich (auch bei Minusgraden unter 15 Grad) im Schulgelände aufzuhalten hatten. Das Recht, das Schulgelände zu verlassen, war lange Zeit auch den Primanern nur wenige Stunden in der Woche gestattet: normalerweise drei Stunden beziehungsweise vier Stunden für die, die sich besonders ausgezeichnet hatten. Unter dem Einfluss der Jugendbewegung und der Reformpädagogik wurde die Klausur langsam gelockert. Dies bedeutete, dass auch Schüler der unteren Klassen (8. und 9.) das Schulgelände verlassen durften, allerdings nur ein bis zwei Stunden pro Woche. Heute darf das Schulgelände in der Freizeit jederzeit verlassen werden, allerdings erst, wenn sich der Schüler im Austragsbuch mit Namen, Ziel und Uhrzeit eingetragen hat.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelände der Schule ist am Tage frei zugänglich. Ebenso können die ehemalige Klosterkirche mit Friedhof und der Kreuzgang besichtigt werden.

Historische Bibliothek

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die um 1570 gegründete Bibliothek der Schule besitzt heute mit 80.000 Titeln einen der umfangreichsten Altbestände unter den Schulbibliotheken Deutschlands. Zu ihrem Bestand zählen Schulprogramme, Literatur zur Schule (einschließlich Handschriften), Werke ehemaliger Pforte-Schüler sowie eine umfangreiche Klopstock-Sammlung.[21]

Darüber hinaus finden sich Dokumente zur Geschichte der Schule, ihrer Lehrer und Schüler seit 1543 auch im Archiv der Fürstenschüler-Stiftung, das in Grimma Dokumente über die drei einstigen sächsischen schwesterlichen Fürstenschulen verwahrt und im Gymnasium St. Augustin beheimatet ist.

Aula mit Ladegast-Orgel

Die Schule erhielt 1884 eine Orgel von Friedrich Ladegast, einem herausragenden Vertreter des romantischen Orgelbaus. Sein opus 106 umfasst 11 Register auf zwei Manualen und Pedal in einem neugotischen Gehäuse, das vermutlich von Carl Schäfer entworfen wurde. Die ursprüngliche Disposition wurde um 1900 von der Erbauerfirma verändert: Eine zweifache Mixtur (223′ + 2′) aus dem Hauptwerk wurde ausgebaut und dort stattdessen die Gambe 8′ aus dem Hinterwerk eingesetzt. An ihrer Stelle erhielt das Hinterwerk eine Aeoline 8′. Mit der Mixtur verlor die Orgel zwar ihre Fähigkeit zu festlichem Glanz, gewann dafür aber mit der Aeoline ein spätromantisches Pianissimo-Register mit zartem, schimmerndem Klang.[22]

Im Ersten Weltkrieg mussten die Prospektpfeifen (aus den Registern Principal 8′ und 4′) abgegeben werden; sie wurden in den 1920er Jahren durch minderwertige Zinkpfeifen ersetzt. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung und zeitweiliger Einlagerung wurde die Orgel 2005 von der Orgelbau-Werkstatt Rösel & Hercher wieder instand gesetzt. Anstelle der Zinkpfeifen wurde wieder ein Prospekt aus Zinn gebaut. Die Disposition lautet heute:[23]

I Hauptwerk C–f3
1. Bordun 16′
2. Principal 8′
3. Rohrflöte 8′
4. Gambe 8′
5. Principal 4′
6. Flaut minor 4′
II Hinterwerk C–f3
7. Flöte 8′
8. Aeoline 8′
9. Salizet 4′
Pedal C–d1
10. Subbaß 16′
11. Cello 8′

Schulpforta als Drehort

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Moritz Bleibtreu und Jörg Hartmann beim Dreh vor der Landesschule Pforta

Die Schule war auch Drehort für verschiedene deutsche Filmproduktionen, zum Beispiel: Die besten Jahre (DEFA 1964/65), SOKO Leipzig – Tod im Internat (ZDF 2001), Trenck – Zwei Herzen gegen die Krone (2002), Das fliegende Klassenzimmer (2003), Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen (2004), Die Päpstin (2009), Lasko – Die Faust Gottes (2009), Die sechs Schwäne (2012) und Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen (2014).

Zudem wurde die Folge Die Illuminaten der Krimiserie SCHULD nach Ferdinand von Schirach hier gedreht.[24]

Rektorengalerie
Rektor Walther

Inspektoren und Verwalter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bekannte Lehrer

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Schüler wurden auch durch bedeutende Lehrer unterrichtet wie Sethus Calvisius 1582–1594. Johann Joachim Gottlob am Ende ist wenigstens als Lehrer des Dichters Klopstock bekannt. Der Lehrer und Literaturhistoriker Karl August Koberstein, der von 1820 bis 1870 in Schulpforta unterrichtete, war der Großvater mütterlicherseits von Georg Groddeck und unter anderem Lehrer von Friedrich Nietzsche. Koberstein war gewählter Tagungspräsident der großen Volksversammlung in Kösen im Juli 1848. Weitere Lehrer waren:

Carl Philipp Euler

Alumni und ehemalige Schüler (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Johann Hermann Schein
Johann Gottlieb Fichte

Bis 18. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

19. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Friedrich Nietzsche

20. Jahrhundert

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Berndt Seite

Am Gebäude Schulstraße 12 wurden im Jahr 2009 zwei Stolpersteine zum Gedenken an zwei ehemalige Schüler der Landesschule Pforta verlegt:[27]

  • Joachim Meichßner (1906–1944) war der Sohn eines Pfarrers in Deutsch-Eylau. 1924 legte er das Abitur in Pforta ab und trat anschließend in die Offizierslaufbahn bei der Reichswehr ein. Ab 1937 diente er im Oberkommando des Heeres. Er war am gescheiterten Hitler-Attentat am 20. Juli 1944 beteiligt und wurde am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
  • Hellmut Späth (1885–1945) war der Sohn des Botanikers und Baumschulbesitzers Franz Späth. 1912 übernahm er in sechster Generation die traditionsreiche Baumschule Späth von seinem Vater. Wegen „Umgangs mit Juden und versteckter Hetz- und Wühlarbeit gegen Deutschland“ wurde er 1943 verhaftet und später im KZ Sachsenhausen interniert, wo er am 15. Februar 1945 ermordet wurde.
Sonderbriefmarke der Deutschen Bundespost 1993: 450 Jahre Schulpforta
  • Friedrich August Weishuhn: Über die Schulpforte: Nebst einigen vorläufigen Betrachtungen über die Schulerziehung überhaupt. Berlin 1786.
  • Karl Christian Gottlieb Schmidt, Friedrich Karl Kraft: Die Landesschule Pforte, ihrer gegenwärtigen und ehemaligen Verfassung nach dargestellt. Selbstverlag, Schleusingen 1814 (uni-halle.de).
  • Heinrich Bittcher: Pförtner Album. Verzeichnis sämtlicher Lehrer und Schüler der Königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843. Verlag Vogel, Leipzig 1843 (books.google.de).
  • Carl Kirchner: Die Landesschule Pforta in ihrer geschichtlichen Entwickelung seit dem Anfange des XIX. Jahrhunderts bis auf die Gegenwart. Einladungsschrift zur dritten Säcularfeier ihrer Stiftung den 21. Mai 1843. 1843 (books.google.de).
  • Wilhelm Corssen: Alterthümer und Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien und der Landesschule zur Pforte. Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1868.
  • Max Hoffmann (Hrsg.): Pförtner Stammbuch 1543–1893 zur 350jährigen Stiftungsfeier der Königlichen Landesschule Pforta. Weidmann, Berlin 1893 (Google Books).
  • Paul Flemming: Briefe und Aktenstücke zur ältesten Geschichte von Schulpforta, e. Beitr. zur Geschichte d. Schule in d. Jahren 1543–1548. Naumburg a. S. 1900 (Münchener Digitalisierungszentrum).
  • Joachim Böhme: Die Pförtner Erziehung. Ihre Eigenart und ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten. Schulpforta 1931 (wordpress.com).
  • Fritz Heyer: Aus der Geschichte der Landesschule zur Pforte. Hans Buske Nachf., Darmstadt/Leipzig.
  • Wolfgang Pahncke: Die Entstehung und die Entwicklung der Leibesübungen und der Körpererziehung in der Fürsten- und Landesschule Schulpforte. Diss. Rostock, 1956.
  • Gerhard Arnhardt: Schulpforte. Eine Schule im Zeichen der humanistischen Bildungstradition. Verlag Volk und Wissen, Berlin 1988, ISBN 3-06-217746-2.
  • Karl Büchsenschütz: Damit es an gelahrten Leuten in unsern Landen nicht Mangel gewinne. In: Schulpforta, 450 Jahre Schulgeschichte. Edition Leipzig, Leipzig 1993, ISBN 3-361-00409-8.
  • Wieland Führ (Hrsg.): Vivat Porta. Bilder von Schulpforte aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Koberger Verlag, Nürnberg 1993.
  • Hans Heumann: Schulpforta. Tradition und Wandel einer Eliteschule. Verlagshaus Thüringen, Erfurt 1994, ISBN 3-89683-016-3.
  • Hartmut Vahl: Napola Schulpforta. 1943–1945. Hamburg 2000.
  • Sigrid Schütze-Rodemann: Pforta. Das Zisterzienserkloster, die Landesschule. Schnell & Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1419-9.
  • Gerhard Arnhardt; Gerd-Bodo Reinert: Die Fürsten- und Landesschulen Meißen, Schulpforte und Grimma – Lebensweise und Unterricht über Jahrhunderte. Weinheim 2002, ISBN 3-407-32015-9.
  • Petra Dorfmüller, Eckart Kissling: Schulpforte. Zisterzienserabtei Sankt Marien zur Pforte, Landesschule Pforta. Dt. Kunstverlag, München 2004, ISBN 3-422-06499-0.
  • Jonas Flöter: Eliten-Bildung in Sachsen und Preußen. Die Fürsten- und Landesschulen Grimma, Meißen, Joachimsthal und Pforta (1868–1933). Köln/Weimar/Wien 2009, ISBN 978-3-412-20319-1.
  • Dirk Heinecke: Transformationsprozesse im Schulsystem der Sowjetischen Besatzungszone/frühen Deutschen Demokratischen Republik 1945 bis 1958 am Beispiel der ehemaligen Fürstenschule und Nationalpolitischen Erziehungsanstalt Schulpforta. Dissertation FU Berlin, 2012 (Volltext).
  • Linda Wenke Bönisch: Universitäten und Fürstenschulen zwischen Krieg und Frieden. Eine Matrikeluntersuchung zur mitteldeutschen Bildungslandschaft im konfessionellen Zeitalter (1563–1650). Verlag epubli GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-8442-7505-6. (Untersucht werden die Universitäten Alma mater Lipsiensis in Leipzig, Leucorea in Wittenberg, Salana in Jena, Alma mater Erffordensis in Erfurt sowie die Fürstenschulen St. Afra in Meißen, St. Marien in Schulpforta und St. Augustin in Grimma.)
  • Matthias Haase, Anna Hultsch: Wendejahre. Schulpforte 1985–1995. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2018.
  • Jonas Flöter: Schulpforte im Kontext. Bildungsgeschichtliche Betrachtungen aus vierdreiviertel Jahrhunderten. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2018.
Commons: Landesschule Pforta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Pforta – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Begabtenförderung und Internatsleben an der Landesschule Pforta. Homepage der Schule, abgerufen am 14. Februar 2021.
  2. Volker Beyrich: 1549: Herzog Moritz macht Weg frei für Fürstenschule in Grimma – Kurfürst von Sachsen regelt freie Bildung und ermöglicht Söhnen ärmerer Stadtbürger den Zugang. In: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 4. Juni 2018, S. 28 (Thema des Tages).
  3. Gut gehüteter Schatz in der Schul-Bibliothek, Artikel in der Leipziger Volkszeitung, Printausgabe, 10. April 2018, S. 4.
  4. Klaus-Dieter Fichtner: Wecken sonntags sechs Uhr – Im Mai wird die Landesschule Pforta einen Höhepunkt ihres schulischen Lebens begehen – die Bildungsstätte feiert ihr 475-jähriges Bestehen. In: Naumburger Tageblatt, Online-Ausgabe. Abgerufen am 15. April 2018.
  5. Leopold Janauschek: Originum Cisterciensium Tomus Primus. Wien 1877, S. 25.
  6. Gerhard Arnhardt: Schulpforte. Verlag Volk und Wissen, 1988, S. 15.
  7. Aus diesen Einrichtungen gingen bis 1900 in Meißen rund 9100 und in Grimma rund 7500 zumeist sehr gut ausgebildete Schulabsolventen hervor; in Pforta, das ab 1815 preußisch wurde, waren es 12400, die nach ihrem Universitäts-Studium optimal auf ihre Aufgaben in Verwaltung, Kirche, Wissenschaft, Militär und Regierung vorbereitet waren. Dieses „sächsische Landes- und Fürstenschul-Modell“ erwies sich als so erfolgreich, dass es bald anderswo Nachahmer fand: So entstanden nach dem Vorbild dieser drei Schulen beispielsweise die Fürstenschule Schwerin, gegründet 1553 von Herzog Johann Albrecht I., die Fürstenschule Heilsbronn, 1582 gegründet von Markgraf Georg Friedrich an der Stelle eines 1578 geschlossenen Klosters, das Joachimsthalsche Gymnasium, gegründet 1607 in Joachimsthal in Brandenburg unter Kurfürst Joachim Friedrich und die Fürstenschule Neustadt (Hochfürstlich Brandenburgisch-Culmbachische Teutsche und Lateinische Stadtschule). Die Landesschule (Memento vom 2. August 2013 im Webarchiv archive.today) In: pforta.de
  8. LS Pforta: Schulgeschichte. In: landesschule-pforta.de. Abgerufen am 18. Januar 2015.
  9. Beurkundung der Schulgründung von 1543 (Memento vom 17. April 2013 im Internet Archive) In: landesschule-pforta.de
  10. Zitat aus der Buchvorstellung auf der Verlags-Internetseite (Memento vom 20. Februar 2016 im Internet Archive), abgerufen am 16. Mai 2014.
  11. Jonas Flöter, Marita Pesenecker: Erziehung zur Elite. Die Fürsten- und Landesschulen zu Grimma, Meißen und Schulpforte um 1900. Publikation zur Ausstellung im Kreismuseum Grimma. Leipzig 2003, ISBN 3-937209-33-6, S. 95.
  12. Benedikt Vallendar: „Leistung statt Herkunft“. In: Die Tagespost. 18. September 2017, abgerufen am 25. August 2024.
  13. Jürgen Möller (Historiker): Kriegsende an Saale und Unstrut. April 1945. Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2013, S. 137.
  14. Wolfgang Messner: Schloss Salem: Bernd Westermeyer wird neuer Schulleiter – Stuttgarter Zeitung. In: stuttgarter-zeitung.de. 5. Oktober 2011, abgerufen am 18. Januar 2015.
  15. Landesschule Pforta: Inauguration des neuen Rektors (Memento vom 31. Juli 2013 im Internet Archive) Abgerufen am 31. Oktober 2012
  16. Volker Beyrich: 1549: Herzog Moritz macht Weg frei für Fürstenschule in Grimma – Kurfürst von Sachsen regelt freie Bildung und ermöglicht Söhnen ärmerer Stadtbürger den Zugang. In: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 4. Juni 2018, S. 28 (Thema des Tages).
  17. Volker Beyrich: Reformation und Landesschulen. „… damit es mit der Zeit an Kirchendienern und anderen gelahrten Leuten nicht Mangel gewinne …“ In: Leipziger Volkszeitung, Ausgabe Muldental, 6. Oktober 2014, S. 29.
  18. Landesschule Pforta: Baumaßnahmen, abgerufen am 31. Oktober 2012
  19. Joachim Böhme: Die Pförtner Erziehung. (Memento des Originals vom 12. Mai 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fontanefan.de 1931, S. 38.
  20. Joachim Böhme: Die Pförtner Erziehung. 1931, S. 48 ff.
  21. LS Pforta: Historische Bibliothek. In: landesschule-pforta.de. Abgerufen am 18. Januar 2015.
  22. Holger Brülls (Hrsg.): Friedrich Ladegast in Pforta. Festschrift zur Restaurierung der historischen Ladegast-Orgel in der Aula der Landesschule Pforta. Schulpforte 2005, S. 51–54.
  23. Holger Brülls (Hrsg.): Friedrich Ladegast in Pforta. Festschrift zur Restaurierung der historischen Ladegast-Orgel in der Aula der Landesschule Pforta. Schulpforte 2005, S. 49.
  24. Filmlocation. In: www.stiftung-schulpforta.de. Abgerufen am 30. Juni 2017.
  25. LS Pforta: Aktuelles. Abgerufen am 19. April 2021.
  26. Michael Heise: Landesschule Pforta bekommt eine Rektorin – Leitung ab März erstmals in Frauenhand. In: Naumburger Tageplatt. 12. November 2021, abgerufen am 12. November 2021.
  27. Roland Lüders: Gedenken in konkreter Gestalt. In: naumburger-tageblatt.de. 19. August 2009, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. März 2014; abgerufen am 18. Januar 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.naumburger-tageblatt.de
  28. Bad Dürrenberg. Abgerufen am 21. Januar 2019.