Kreis Bartenstein (Ostpr.)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Landkreis Bartenstein)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Wappen Karte
Wappen des Kreises Bartenstein (Ostpr.) Lage des Kreises
Basisdaten (Stand 1939)
Bestandszeitraum 1818–1945
Land Freistaat Preußen
Provinz Ostpreußen
Regierungsbezirk Königsberg
Sitz der Verwaltung Bartenstein
Fläche 881,09 km²
Einwohner 50.448 (17. Mai 1939)
Bevölkerungsdichte 57 Einwohner je km²
Kfz-Kennzeichen IC
1953 vorgesehen: BAR
Kreisgliederung 77 Gemeinden
1 Gutsbezirk
in 30 Amtsbezirken
Kreis Friedland 1818 bis 1945
Karte des Kreises Friedland bzw. Bartenstein in den Grenzen von 1819 bis 1945

Der Kreis Friedland, von 1927 bis 1945 Kreis Bartenstein (zuletzt Kreis Bartenstein (Ostpr.)), war ein Landkreis in der preußischen Provinz Ostpreußen und bestand von 1818 bis 1945.

Verwaltungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Königreich Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet des späteren Kreises Friedland gehörte seit der ostpreußischen Kreisreform von 1752 zu den alten Kreisen Brandenburg, Tapiau und Rastenburg.[1][2]

Im Rahmen der preußischen Verwaltungsreformen ergab sich mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden“ vom 30. April 1815 die Notwendigkeit einer umfassenden Kreisreform in ganz Ostpreußen, da sich die 1752 eingerichteten Kreise als unzweckmäßig und zu groß erwiesen hatten. Zum 1. Februar 1818 wurde im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen der neue Kreis Friedland eingerichtet. Er umfasste zunächst die Kirchspiele Allenau, Allenburg, Almenhausen/Abschwangen, Auglitten-Schönwalde, Böttchersdorf, Deutsch Wilten, Domnau, Friedenberg, Friedland, Georgenau, Groß Schönau-Lindenau, Klein Schönau, Klingenberg, Schippenbeil, Schönbruch und Stockheim. Sitz des Landratsamtes wurde die Stadt Friedland.

Am 1. April 1819 wurden die Kreisgrenzen noch einmal korrigiert. Das Kirchspiel Almenhausen / Abschwangen wechselte aus dem Kreis Friedland in den Kreis Preußisch Eylau, die Kirchspiele Bartenstein, Falkenau, Gallingen und Groß Schwansfeld kamen aus dem Kreis Rastenburg zum Kreis Friedland und die Kirchspiele Friedenberg sowie Groß Schönau wechselten aus dem Kreis Friedland in den Kreis Gerdauen.

Nach dem 1824 erfolgten Zusammenschluss der Provinzen Preußen und Westpreußen gehörte der Kreis zur Provinz Preußen mit Sitz in Königsberg. Am 1. April 1845 wurde der Kreissitz von Friedland nach Domnau verlegt.

Norddeutscher Bund und Deutsches Reich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die Provinzen Ost- und Westpreußen wurde der Kreis Friedland am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens. Seit dem 1. Oktober 1902 war das Landratsamt in Bartenstein, es blieb aber zunächst beim alten Kreisnamen. Erst ab dem 21. Oktober 1927 führte der Kreis Friedland den Namen Bartenstein.

Zum 1. November 1928 wechselten die Gutsbezirke Bonschen, Glommen, Karolinenhof und Keegels vom Kreis Bartenstein in den Kreis Preußisch Eylau.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Bartenstein entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Gleichzeitig trat der Gutsbezirk Elisenau-Frisching, Forst vom Kreis Bartenstein zum Kreis Wehlau. Um 1929 hatte der Kreis Bartenstein bei einer Gesamtfläche von 880 km² rund 43.200 Einwohner.[3] Am 1. April 1936 wechselten die beiden Gemeinden Ardappen und Spittehnen aus dem Kreis Preußisch Eylau in den Kreis Bartenstein und am 1. Oktober 1938 wurde die Gemeinde Sawadden bzw. Schwaden aus dem Kreis Rastenburg in die Gemeinde Paßlack des Kreises Bartenstein eingegliedert.

Während der Ostpreußischen Operation (1945) von der Roten Armee besetzt, kam das Kreisgebiet unter sowjetische Verwaltung. Aufgrund des Potsdamer Abkommens wurde der Kreis im Sommer 1945 bei der Festlegung von Besatzungszonen durch die polnisch-sowjetische Demarkationslinie geteilt. Die nördliche Hälfte kam unter sowjetische Verwaltung und liegt seit der Auflösung der Sowjetunion in der russischen Oblast Kaliningrad, aufgeteilt auf den Rajon Prawdinsk (Friedland) und den Rajon Bagrationowsk (Preußisch Eylau). Die südliche Hälfte des Kreisgebiets wurde von der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit der südlichen Hälfte Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt und liegt heute in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren, wo sie den Powiat Bartoszycki (Bartensteiner Kreis) bildet. Soweit die deutschen Bewohner nicht geflohen waren, wurden sie aus dem polnisch verwalteten Teilgebiet des Kreises nach Kriegsende von den örtlichen polnischen Verwaltungsbehörden vertrieben.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr 1818 1846 1871 1890 1900 1910 1925 1933 1939
Einwohner 22.574[4] 35.612[5] 44.519[6] 42.708[7] 40.908[7] 41.556[7] 43.189[7] 44.638[7] 48.696[7]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siegelmarke Der Königliche Landrath des Kreises Friedland
Landrat Otto von Gottberg

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Deutschen Kaiserreich bildete der Kreis Friedland zusammen mit den Kreisen Gerdauen und Rastenburg den Reichstagswahlkreis Königsberg 10.[10]

Kommunalverfassung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Friedland gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Städte und Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsgliederung 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Bartenstein setzte sich Anfang 1945 aus 77 Gemeinden, darunter die Städte Bartenstein, Domnau, Friedland und Schippenbeil, sowie einem Gutsbezirk zusammen:[11][7]

Amtsbezirke[12] & Gemeinden (1931)[13] Bevölkerung (1939)[13] Bemerkung heute zu
Stadt Bartenstein (Ostpr.) 12.912  
1. Bartenstein (Ostpr.), Stadt   amtsfrei PL
Stadt Domnau 02.990  
1. Domnau Stadt   amtsfrei RUS
Stadt Friedland (Ostpr.) 04.417  
1. Friedland (Ostpr.), Stadt   amtsfrei RUS
Stadt Schippenbeil 03.434  
1. Schippenbeil, Stadt   amtsfrei PL
Amtsbezirk Allenau 00820  
1. Allenau 00528   RUS
2. Heyde 00213   RUS
3. Kukehnen 00079   RUS
Amtsbezirk Böttchersdorf 00733  
1. Böttchersdorf 00629   RUS
2. Hohenstein 00104   RUS
Amtsbezirk Deutsch Wilten (bis 1930 Abbarten) 01.460  
1. Deutsch Wilten 00759   RUS
2. Georgenau 00312   RUS
3. Wolmen 00389   RUS
Amtsbezirk Falkenau (bis 1930 Wöterkeim) 01.095  
1. Falkenau 00552   PL
2. Wöterkeim 00543   PL
Amtsbezirk Gallingen 01.034  
1. Gallingen 00800   PL
2. Grommels 00234   PL
Amtsbezirk Gallitten (bis 1930 Galben) 00735  
1. Gallitten 00275   RUS
2. Genditten 00460   RUS
Amtsbezirk Groß Klitten (bis 1930 Groß Domnau) 00685  
1. Groß Klitten 00275   RUS
2. Preußisch Wilten 00410   RUS
Amtsbezirk Groß Schwansfeld 00864  
1. Beyditten 00384   PL
2. Groß Schwansfeld 00480   PL
Amtsbezirk Groß Schwaraunen 01.708  
1. Groß Schwaraunen 00462   PL
2. Hermenhagen 00341   PL
3. Kraftshagen 00536   PL
4. Plensen 00369   PL
Amtsbezirk Kapsitten (bis 1934 Gertlack) 00439  
1. Kapsitten 8. Mai 1934 umbenannt, früher Gertlack RUS
Amtsbezirk Karschau 00342  
1. Karschau 00127   RUS
2. Kipitten 00215   RUS
Amtsbezirk Kinkeim 00673  
1. Kinkeim 00161   PL
2. Sandlack 00156   PL
3. Tromitten 00356   PL
Amtsbezirk Klein Schönau (bis 1930 Dietrichswalde) 00548  
1. Dietrichswalde 00244   RUS
2. Klein Schönau (Ostpr.) 00304   RUS
Amtsbezirk Klingenberg 00496  
1. Klingenberg   PL
Amtsbezirk Landskron 00893  
1. Landskron 00723   PL
2. Langhanken 00170   PL
Amtsbezirk Langendorf 01.008  
1. Langendorf 00618   PL
2. Stolzenfeld 00390   PL
Amtsbezirk Liekeim 01.138  
1. Damerau 00551   PL
2. Legienen 00134   PL
3. Liekeim 00187   PL
4. Siddau 00266   PL
Amtsbezirk Liesken 01.611  
1. Liesken 00561   PL
2. Roskeim 00233   PL
3. Skitten 00315   PL
4. Söllen 00259   PL
5. Wehrwilten 00243   PL
Amtsbezirk Maxkeim 00983  
1. Losgehnen 00180   PL
2. Maxkeim 00363   PL
3. Nohnen 00106   PL
4. Wangritten 00186   PL
5. Wordommen 00148   PL
Amtsbezirk Mertensdorf 00369  
1. Mertensdorf   RUS
Amtsbezirk Polkitten 00740  
1. Lapkeim 00288   PL
2. Polkitten 00181   PL
3. Redden 00271   RUS
Amtsbezirk Romsdorf 00832  
1. Massaunen 00375   PL
2. Romsdorf 00457   PL
Amtsbezirk Rosenort 00695  
1. Paßlack 00419   PL
2. Rosenort 00276   PL
Amtsbezirk Schönbruch 02.123  
1. Groß Poninken 00448   PL
2. Juditten 00536   PL
3. Schönbruch 01.139   PL
Amtsbezirk Schönwalde 00568  
1. Schönbaum 00241   RUS
2. Schönwalde 00327   RUS
Amtsbezirk Schwönau 00874  
1. Heinrichsdorf 00309   RUS
2. Schwönau 00373   RUS
3. Sommerfeld 00192   RUS
Amtsbezirk Sehmen 00503  
1. Sehmen   RUS
Amtsbezirk Spittehnen 01.091  
1. Ardappen 00122   PL
2. Loyden 00206   PL
3. Markienen 00434   PL
4. Spittehnen 00329   PL
Amtsbezirk Stockheim (bis 1937 Puschkeiten) 00850  
1. Eisenbart 00306   RUS
2. Stockheim 00544   RUS
Amtsbezirk Wohnsdorf (bis 1930 Groß Wohnsdorf) 00785  
1. Althof 00230   RUS
2. Wohnsdorf 00555   RUS

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei Städte erhielten 1938 veränderte Namensbezeichnungen:

Außerdem:

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

in der Reihenfolge des Erscheinens
  • Leopold Krug: Die preußische Monarchie – topographisch, statistisch und wirtschaftlich dargestellt. Teil 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1833, S. 479–543.
  • Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S 77-87.
  • Königliches Finanzministerium: 5. Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg Kreis Friedland., Königliche Staatsdruckerei, Berlin 1866, S. 1–43.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage. Band 2, Berlin 1874, S. 16, Ziffer 9.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 76–85.
  • Michael Rademacher: Bartenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Landkreis Bartenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Max Toeppen: Historisch-comparative Geographie von Preussen, Justus Perthes, Gotha 1858, S. 320.
  2. Ludwig von Baczko: Handbuch der Geschichte, Erdbeschreibung und Statistik Preussens, Band 2, Verlag Friedrich Nicolovius, Königsberg und Leipzig 1803, S. 27.
  3. Der Große Brockhaus. 15. Auflage. 2. Band, Leipzig 1929, S. 333.
  4. Christian Gottfried Daniel Stein: Der Regierungsbezirk Königsberg, in: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats, Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 280.
  5. C. F. W. Dieterici: Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2: Einwohnerzahlen der Kreise, Hrsg. Königliches Statistisches Bureau, E. S. Mittler & Sohn, Berlin 1849, S. 304.
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preußen und ihre Bevölkerung 1871, Berlin 1874.
  7. a b c d e f g Michael Rademacher: Bartenstein. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1929. Adelsmatrikel. 24. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1928, S. 560.
  9. Georg Bitter: Die preussische Regierung zu Königsberg 1918–1945, in: Schriftenreihe der "Prussia Gesellschaft e. V.", Band 8, Verlag Gerhard Rautenberg, Würzburg 1988, S. 89. ISBN 3-7921-0375-3.
  10. Datenbank der Reichstagsabgeordneten, in: MDZ München, Bayrische Staatsbibliothek.
  11. Kreis Rastenburg, in: Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945, Herdecke. Zuletzt geändert am 21. Mai 2012.
  12. Gemeindelexikon für den Freistaat Preußen, Band 1: Provinz Ostpreußen, Berlin 1931.
  13. a b Amtliches Gemeindeverzeichnis des Deutschen Reiches 1939, 2. Auflage, Hrsg. Statistisches Reichsamt/ Deutsches Reich; Statistik des Deutschen Reichs; Band 550, Verlag Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, Berlin 1941.