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Landkreis Braunschweig

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Wappen Deutschlandkarte
Landkreis Braunschweig
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Braunschweig hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1974)
Koordinaten: 52° 16′ N, 10° 31′ OKoordinaten: 52° 16′ N, 10° 31′ O
Bestandszeitraum: 1833–1974
Bundesland: Niedersachsen
Regierungsbezirk: Braunschweig
Verwaltungssitz: Braunschweig
Fläche: 409,74 km2
Einwohner: 96.800 (31. Dez. 1973)
Bevölkerungsdichte: 236 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: BS
Kreisschlüssel: 03 7 32
Kreisgliederung: 66 Gemeinden
Adresse der
Kreisverwaltung:
Eiermarkt 4–5
3300 Braunschweig
Landrat: Fritz Lau

Der Landkreis Braunschweig war bis 1974 ein Landkreis in Niedersachsen. Er war zuletzt 409,74 km² groß und hatte 96.800 Einwohner. In den 1960er Jahren stand er unter den damals sechzig Landkreisen Niedersachsens der Fläche nach nur an Platz 48, der Bevölkerung nach jedoch an achter Stelle.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachbarkreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis grenzte Anfang 1974 im Uhrzeigersinn im Westen beginnend an die Landkreise Peine, Gifhorn, Helmstedt und Wolfenbüttel sowie an die kreisfreie Stadt Salzgitter. Die seit 1925 kreisfreie Stadt Braunschweig wurde vom Gebiet des Landkreises umschlossen.

Exklave Thedinghausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Teil des Landkreises Braunschweig lag aus historischen Gründen (Zugehörigkeit zum Herzogtum bzw. Freistaat Braunschweig als Exklave) etwa 150 km weit von Braunschweig entfernt im Nordwesten: das an der Weser zwischen Bremen und Verden gelegene Gebiet um Thedinghausen und Emtinghausen mit damals knapp 5000 Einwohnern und ca. 63 km². Hier wurden regelmäßig Kreistagssitzungen im damaligen Hotel Braunschweiger Hof abgehalten. Thedinghausen und Emtinghausen gehören seit dem 1. Juli 1972 zum Landkreis Verden. Das Wappen der Gemeinde Thedinghausen und der Samtgemeinde Thedinghausen lehnt sich bis heute an dasjenige des früheren Landkreises Braunschweig an. Die Hauptverkehrsstraße in Thedinghausen trägt bis heute den Namen Braunschweiger Straße nach der ehemaligen Landeshauptstadt und Kreisstadt, außerdem befindet sich hier bis heute eine Geschäftsstelle der ansonsten nur im Braunschweiger Raum tätigen Öffentlichen Versicherung Braunschweig und eine Brunsviga-Apotheke, deren Namen sich auf Braunschweig bezieht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis entstand 1833 bei der Gliederung des Herzogtums Braunschweig in sechs Kreise.

1850 erfolgte eine Erweiterung des Kreisgebietes dadurch, dass das vorher zum Kreis Holzminden (siehe Geschichte des Landkreises Holzminden) gehörende „Amt Thedinghausen sowohl in Beziehung auf die Rechtspflege als auf die Verwaltung dem Kreis Braunschweig beigelegt“ wurde.[1]

Mit Inkrafttreten der neugefassten Städteordnung des Freistaats Braunschweig schied die Stadt Braunschweig am 1. April 1925 aus dem Kreis aus.[2] Der Landkreis Braunschweig gab 1931 die Gemeinde Veltenhof sowie am 1. April 1934 die Gemeinden Gliesmarode, Lehndorf, Melverode, Ölper, Querum, Riddagshausen und Rühme an die kreisfreie Stadt Braunschweig ab. Im Jahre 1941 wurden im Zuge einer Neuordnung der Ländergrenzen Braunschweigs und Preußens im Rahmen des sogenannten Salzgitter-Gesetzes die Gemeinden Ölsburg und Neuölsburg vom Landkreis Braunschweig in den Landkreis Peine im damaligen Preußen umgegliedert. Gleichzeitig wurde die bis dahin zum Landkreis gehörende Gemeinde Woltorf in die gleichnamige preußische Gemeinde im Landkreis Peine eingegliedert.[3]

Am 1. Juli 1968 schlossen sich die Gemeinden Wendeburg, Wendezelle und Zweidorf zu einer neuen Gemeinde Wendeburg zusammen. Zwei Jahre vor der endgültigen Auflösung des Landkreises Braunschweig erfolgte letztmals eine Veränderung seines Gebietsstandes: Der 122 Jahre zugehörige Kreisteil Thedinghausen wurde am 1. Juli 1972 ausgegliedert und dem Landkreis Verden zugesprochen.[4] Die Gemeinde Essenrode wurde am selben Tag in die neugebildete Einheitsgemeinde Lehre eingegliedert und kam damit zum Braunschweiger Landkreis. Während die Gemeinden des Amtes Thedinghausen dem Landkreis Verden zugeordnet wurden, war Essenrode zuvor eine Gemeinde im Landkreis Gifhorn.[1] Das Amt Thedinghausen bestand zum Zeitpunkt seiner Ausgliederung aus der seit dem 1. Januar 1966 aus den Mitgliedsgemeinden Ahsen-Oetzen, Dibbersen-Donnerstedt (mit den Ortschaften Dibbersen und Donnerstedt), Eißel, Holtorf-Lunsen (mit den Ortschaften Holtorf und Lunsen), Horstedt, Thedinghausen und Werder bestehenden Samtgemeinde Thedinghausen sowie den Gemeinden Bahlum und Emtinghausen.[5]

Am 1. März 1974 wurde der Landkreis Braunschweig aufgelöst.[4] Die Stadt Braunschweig – zuvor bereits Verwaltungssitz des Kragenkreises – wurde Rechtsnachfolgerin des Landkreises. Zu diesem Zeitpunkt gehörten noch zum Gebiet des Landkreises

Die Ortschaften des aufgelösten Landkreises wurden wie folgt in die Stadt Braunschweig eingemeindet bzw. in die Landkreise Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel eingegliedert.

Eingemeindet in die Stadt Braunschweig (1974):
  1. Bevenrode
  2. Bienrode
  3. Broitzem
  4. Dibbesdorf
  5. Hondelage
  6. Lamme
  7. Mascherode
  8. Rautheim
  9. Rüningen
  10. Schapen
  11. Stöckheim
  12. Thune
  13. Timmerlah
  14. Völkenrode
  15. Volkmarode
  16. Waggum
  17. Watenbüttel
  18. Wenden

  1. Gemeindefreies Gebiet Buchhorst
  2. Gemeindefreies Gebiet Querum
Eingegliedert in den Landkreis Helmstedt (1974):
in die vergrößerte Gemeinde Lehre (1972):
  1. Beienrode
  2. Essehof
  3. Flechtorf
  4. Groß Brunsrode
  5. Klein Brunsrode
  6. Lehre
  7. Wendhausen

  1. Gemeindefreies Gebiet Beienrode
  2. Gemeindefreies Gebiet Essehof I
  3. Gemeindefreies Gebiet Essehof II
  4. Gemeindefreies Gebiet Essehof III
  5. Gemeindefreies Gebiet Wendhausen
Eingegliedert in den Landkreis Peine (1974):
in die Stadt Peine:
  1. Duttenstedt
  2. Essinghausen
in die vergrößerte Gemeinde Vechelde:
  1. Alvesse
  2. Bettmar
  3. Bodenstedt
  4. Denstorf
  5. Fürstenau
  6. Groß Gleidingen
  7. Klein Gleidingen
  8. Köchingen
  9. Liedingen
  10. Sierße
  11. Sonnenberg
  12. Vallstedt
  13. Vechelade
  14. Vechelde
  15. Wahle
  16. Wedtlenstedt
  17. Wierthe
in die vergrößerte Gemeinde Wendeburg:
  1. Bortfeld
  2. Harvesse
  3. Meerdorf
  4. Neubrück
  5. Sophiental
  6. Wendeburg

  1. Gemeindefreies Gebiet Meerdorfer Holz
  2. Gemeindefreies Gebiet Sophiental I
  3. Gemeindefreies Gebiet Sophiental II
Eingegliedert in den Landkreis Wolfenbüttel (1974):
in die vergrößerte Gemeinde Cremlingen:
  1. Abbenrode
  2. Cremlingen
  3. Destedt
  4. Gardessen
  5. Hemkenrode
  6. Hordorf
  7. Klein Schöppenstedt
  8. Schandelah
  9. Schulenrode
  10. Weddel
in der Samtgemeinde Sickte:
  1. Lucklum
  2. Erkerode
  • in die vergrößerte Gemeinde Sickte:
  1. Hötzum
  2. Niedersickte
  3. Obersickte
Bereits 1972 in den Landkreis Verden eingegliedert:
in der Samtgemeinde Thedinghausen:
  1. Bahlum
  2. Emtinghausen
  1. Ahsen-Oetzen
  2. Dibbersen
  3. Donnerstedt
  4. Eißel
  5. Holtorf
  6. Horstedt
  7. Lunsen
  8. Thedinghausen
  9. Werder

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerzahlen nach jeweiligem Gebietsstand[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Landkreis wurde 1925 durch das Ausscheiden der Stadt Braunschweig deutlich verkleinert.

Jahr Einwohner Quelle Zeitleiste
1890 141.632 [7]
1900 171.813 [7]
1910 191.112 [7]
Ausgliederung der Stadt Braunschweig
1925 49.176 [7]
1933 48.891 [7]
1939 43.799 [7]
1950 72.182 [7]
1960 69.900 [7]
1970 93.400 [8]
1973 96.800 [9]

Einwohnerzahlen nach dem Gebietsstand von 1970[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Zeitleiste
1885 32.495
01905(1) 36.036
1925 36.927
1933 36.364
1939 42.740
1946 67.845
1950 72.174
1956 65.941
1961 72.682
1970 93.424

Fußnote

(1) 1905: Es gibt unterschiedliche Einwohnerangaben zu diesem Jahr.[10]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den rund 28 Jahren von 1946 bis zur Auflösung des Landkreises Braunschweig im Jahr 1974 amtierten elf Landräte (davon einer in zwei verschiedenen Zeitperioden) sowie zwei Oberkreisdirektoren.[11]

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit
von
Amtszeit
bis
Name Bemerkung
1851 Carl von Hohnhorst
1857 Adrian Bernhard August Orth
1886 Eduard Orth
1895 Conrad Langerfeldt
1913 Robert Boden (Kreisdirektor), Blankenburg
1914 Paul Rini (Kreisdirektor), Helmstedt
1923 Henri Erdmann
1931 Johannes Lieff
1931 Wilhelm Kybitz
1936 Gustav Arendts kommissarisch
1938 1945 Friedrich Bergmann, Blankenburg [2]
Jan. 1946 Nov. 1946 Friedrich Brandes, Wendhausen
Nov. 1946 Dez. 1947 Richard Keye, Rüningen
Dez. 1947 Nov. 1948 Emil Karcher, Essinghausen
Dez. 1948 Dez. 1951 Wilhelm Fick, Wenden
Dez. 1951 März 1952 Hans Heldt (FDP), Vechelde
Juni 1952 Dez. 1952 Hans Heldt (FDP), Vechelde
Dez. 1952 Dez. 1954 Martin Elsner (GB/BHE), Volkmarode
Dez. 1954 Nov. 1956 Robert Kugelberg (SPD), Stöckheim
Nov. 1956 Apr. 1961 Richard Lippe, Wendeburg
Apr. 1961 Juni 1963 Wilhelm Schlüter (SPD), Stöckheim
Juni 1963 Okt. 1964 Martin Elsner, Volkmarode
Okt. 1964 Nov. 1972 Carl Lauenstein (CDU), Bodenstedt
Nov. 1972 Feb. 1974 Fritz Lau, Stöckheim amtierte bis zur Auflösung des Landkreises

Oberkreisdirektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kfz-Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis (und somit auch der Exklave Thedinghausen) bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen BS zugewiesen. In der kreisfreien Stadt Braunschweig wird es bis heute ausgegeben.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edeltraut Hundertmark (Bearb.): Der Landkreis Braunschweig. Verwaltungsbezirk Braunschweig. In: Die Landkreise in Niedersachsen. Band 22, I. Amtliche Kreisbeschreibung, II. Amtliche Kreisbeschreibung. Anhang. Walter Dorn Verlag, Bremen-Horn 1965

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Walter Geffers: Abschied vom Landkreis Braunschweig. In: Landkreis Braunschweig (Hrsg.): Heimatbote des Landkreises Braunschweig 1974. Oeding, Braunschweig 1974, S. 20–26.
  2. a b Darstellung. territorial.de; abgerufen am 25. April 2012.
  3. Verordnung über Gebietsbereinigungen im Raume der Hermann-Göring-Werke Salzgitter. Vom 25. Juni 1941, Reichsgesetzblatt I, S. 357.
  4. a b Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 266 ff.
  5. Die Gemeinden im Landkreis Braunschweig. In: Landkreis Braunschweig (Hrsg.): Heimatbote des Landkreises Braunschweig 1972. Oeding, Braunschweig 1972, S. 162–167 (Angaben zum Amt Thedinghausen auf S. 166, Angabe zur Samtgemeinde Thedinghausen auf S. 167).
  6. Die Ortschaften im Landkreis Braunschweig. In: Landkreis Braunschweig (Hrsg.): Heimatbote des Landkreises Braunschweig 1968. Oeding, Braunschweig 1968, S. 170–173.
  7. a b c d e f g h Michael Rademacher: Braunschweig. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1972
  9. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1975
  10. Gustav Uelschen: Die Bevölkerung in Niedersachsen 1821–1961. Für das Jahr 1905 ist unter www.territorial.de Landkreis Braunschweig im Widerspruch dazu die Einwohnerzahl von 49.602 angegeben.
  11. Landräte und Oberkreisdirektoren ab 1946. In: Landkreis Braunschweig (Hrsg.): Heimatbote des Landkreises Braunschweig 1974. Oeding, Braunschweig 1974, S. 27.