Landtagswahl in Baden-Württemberg 1976
Die Landtagswahl in Baden-Württemberg 1976 fand am 4. April statt. Dabei konnte die CDU erneut Stimmengewinne verzeichnen und ihre 1972 erreichte absolute Mehrheit ausbauen. Beide Oppositionsparteien erlitten Verluste; die SPD nahm um mehr als vier Prozentpunkte ab.
Wahlergebnis
Die Wahl hatte folgendes Ergebnis:[1]
Wahlberechtigte | 6.092.494 |
Wähler | 4.596.810 |
Wahlbeteiligung | 75,5 % |
Gültige Stimmen | 4.536.515 (98,7 %) |
Ungültige Stimmen | 60.295 (1,3 %) |
Partei | Stimmen absolut |
Stimmen in % |
Erst- mandate[2] |
Zweit- mandate[2] |
Sitze gesamt[2] |
Sitze 1972[2] |
Diffe- renz |
---|---|---|---|---|---|---|---|
CDU | 2.573.147 | 56,7 | 69 | 2 | 71 | 65 | +6 |
SPD | 1.510.012 | 33,3 | 1 | 40 | 41 | 45 | -4 |
FDP/DVP | 353.754 | 7,8 | 9 | 9 | 10 | -1 | |
NPD | 42.927 | 0,9 | |||||
EFP | 29.580 | 0,7 | |||||
DKP | 18.762 | 0,4 | |||||
KBW | 5.751 | 0,1 | |||||
DFU | 557 | 0,0 | |||||
KPD | 296 | 0,0 | |||||
EAP | 191 | 0,0 | |||||
G | 178 | 0,0 | |||||
SpB | 94 | 0,0 | |||||
Einzelbewerber | 1.266 | 0,0 |
Die CDU erzielte Stimmengewinne von fast vier Prozent und konnte ihre bereits deutliche absolute Mehrheit noch einmal stark ausbauen. Sie erreichte nun mit 56,7 Prozent der Stimmen 71 der 121 Mandate im Landtag, darunter ein Überhangmandat.[3] Damit betrug ihr Vorsprung auf die SPD als zweitstärkste Partei über 23 Prozentpunkte und 20 Mandate. Die Opposition, die aus SPD und FDP/DVP bestand, verlor Stimmen. Wahlverlierer war die SPD, die mehr als vier Prozentpunkte verlor und mit 33,3 % nur ein Drittel der Wähler erreichte. Die FDP/DVP verlor mit einem Minus von 1,1 Prozentpunkten weniger deutlich, musste aber dennoch einen Sitz im Landtag abgeben und kam mit 7,8 % der Stimmen noch auf neun Mandate. Es zeigte sich ein sehr stabiles Dreiparteiensystem: Trotz deutlicher Stimmengewinne kamen die nicht im Landtag vertretenen Parteien auf gerade einmal 2,2 Prozent. Die NPD, die 1968 mit 9,8 Prozent deutlich in den Landtag eingezogen war und 1972 zugunsten einer absoluten Mehrheit der CDU nicht zur Wahl angetreten war, erreichte 0,9 % und war die stärkste nicht im Parlament vertretene Partei; scheiterte aber dennoch deutlich an der 5-%-Hürde.
Der Anteil der weiblichen Landtagsabgeordneten lag bei fünf Prozent.[4]
Landtag und Landespolitik nach der Wahl
Die CDU verfügte über eine deutliche absolute Mehrheit und konnte somit weiterhin alleine die Regierung stellen. Hans Filbinger (CDU) blieb Ministerpräsident und bildete sein viertes Kabinett.
Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Lothar Späth, ging am 22. Februar 1978 als Innenminister ins Landeskabinett; sein Nachfolger an der Fraktionsspitze wurde Erwin Teufel. Späth wurde im August des gleichen Jahres zum Ministerpräsidenten gewählt, nachdem Hans Karl Filbinger zurückgetreten war.
Siehe auch
Politischer Hintergrund
Ministerpräsident Filbinger hatte 1975 in einer Regierungserklärung gesagt, ohne das geplante AKW Wyhl würden in Baden-Württemberg die Lichter ausgehen.[5] Wyhl und die Protestbewegung dort waren eines der Themen im Wahlkampf.
In Bonn regierte eine sozialliberale Koalition, seit 1974 unter Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Die CSU hatte im Nachbarland Bayern bei der Landtagswahl 1974 mit dem Spitzenkandidaten Alfons Goppel ein Ergebnis 62,1 % erzielt.
Im Bundesland Niedersachsen hatte im Januar 1976 ein unerwarteter Wechsel stattgefunden: In der dortigen sozialliberalen Koalition war ein Generationenwechsel geplant; als Nachfolger von Alfred Kubel sollte ein neuer SPD-Kandidat zum Ministerpräsidenten gewählt werden. Das scheiterte aber in drei Wahlgängen. Am Ende hatte Ernst Albrecht von der CDU eine Mehrheit errungen und wurde so neuer Ministerpräsident, zunächst mit einer Minderheitsregierung.
Die Wahl in Baden-Württemberg war die einzige Landtagswahl des Jahres 1976. Die nächste Bundestagswahl fand am 3. Oktober 1976 statt.[6]
- Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ a b Wahlberechtigte, Wähler und gültige Stimmen. In: Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg 1968-1980. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 25. Dezember 2010.
- ↑ a b c d Sitzverteilung im Landtag. In: Ergebnisse der Landtagswahlen in Baden-Württemberg seit 1952. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 25. Dezember 2010.
- ↑ Valentin Schröder: Landtagswahlen Baden-Württemberg. In: Deutschland seit 1945. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ Vor der Landtagswahl 2011 – Rückblick auf die Wahlergebnisse von 1946 bis 2006. In: Veröffentlichungen. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, abgerufen am 28. Dezember 2010.
- ↑ taz: Die Lichter brennen noch Südwestpresse
- ↑ Siehe auch Simone Burkhart: Blockierte Politik - Ursachen und Folgen von "Divided Government" in Deutschland, Diagramm Seite 82 PDF