Langenstein (Halberstadt)

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Langenstein
Wappen von Langenstein
Koordinaten: 51° 51′ N, 10° 59′ OKoordinaten: 51° 51′ 11″ N, 10° 59′ 18″ O
Höhe: 148 m
Fläche: 21,28 km²
Einwohner: 1826 (Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 86 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2010
Postleitzahl: 38895
Vorwahl: 03941
Langenstein (Sachsen-Anhalt)
Langenstein (Sachsen-Anhalt)

Lage von Langenstein in Sachsen-Anhalt

Blick auf Langenstein von der Altenburg
Blick auf Langenstein von der Altenburg
Höhlenwohnung in Langenstein, am Weg zur Altenburg

Langenstein ist Ortschaft und Ortsteil der Stadt Halberstadt im Landkreis Harz, südlich von Halberstadt und nördlich von Blankenburg (Harz) gelegen, in unmittelbarer Nähe der Bundesstraße 81. Südöstlich des Ortes liegt der markante Hoppelberg.

Durch das KZ Langenstein-Zwieberge, ein Außenlager des KZ Buchenwald in den Jahren 1944–45, erlangte der Name des Dorfes traurige Berühmtheit. Außerdem ist Langenstein für die Höhlenwohnungen Langenstein bekannt, in denen bis in das 20. Jahrhundert noch Menschen lebten.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Langenstein liegt fünf Kilometer südwestlich der Kreisstadt Halberstadt. Zum Ortsteil Langenstein gehören die Wohnplätze Bahnhof Langenstein, Galgenhöhe, Osterholz, Untermühle, Wilhelmshöhe.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Langenstein

Bischof Ulrich von Halberstadt baute sich eine Zufluchtsburg am „langen Steene“ (Langenstein). Die „Altenburg“ bestand von ungefähr 1150 bis 1645. Diese wurde von den Schweden zerstört und dann von der Bevölkerung abgetragen.[3] Die Räume der Burg waren zum Teil Höhlen, die dann als erste der Höhlenwohnungen Langenstein von der Bevölkerung bezogen wurden.

Maria Antonia von Branconi geb. von Elsener (1746–1793), die Mätresse von Herzog Karl von Braunschweig und Bekannte von Johann Wolfgang von Goethe, erwarb 1776 das Gut Langenstein. Nach ihrem Bruch mit dem Herzog ließ sie zwischen 1777 und 1783 das barocke Schloss errichten. 1855 kaufte Oberamtmann August Wilhelm Rimpau Ort und Schloss Langenstein. Er nahm einige bauliche Veränderungen am Schloss vor und ließ den Schlosspark auf einer Fläche von ca. 20 Hektar im Stil eines englischen Landschaftsparks vom Landschaftsgärtner Eduard Petzold umgestalten. Die Gemäldesammlung betreute zeitweise Wilhelm Bode. Die Familie Rimpau wurde 1945 im Zuge der Bodenreform in der sowjetischen Besatzungszone enteignet.

Ab 1946 wurde das Schloss Langenstein als Heilstätte genutzt. Später als Ausbildungsstätte für Kinder und Jugendliche z. B. Nähstube für Mädchen und Handwerk für Buben. Ab 1977 wurde es sogar zeitweise im Sommer als Betriebs-Kinderferienlager des Seehafen Rostock, betrieben. Seit 1998 ist es Wohn- und Therapiezentrum für Menschen mit Autismus und Prader-Willi-Syndrom. Das Langensteiner Schloss und der Schlosspark gehören heute zum Netzwerk Gartenträume Sachsen-Anhalt.

Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Langenstein mit der Landgemeinde Langenstein vereinigt.[4] Zur Gemeinde Langenstein gehörte bis zur Aufgabe ihrer Selbständigkeit der am 1. Dezember 1973 eingemeindete Ortsteil Mahndorf. Am 1. Januar 2010 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Langenstein zusammen mit den Gemeinden Athenstedt, Aspenstedt, Sargstedt und Schachdorf Ströbeck in die Stadt Halberstadt eingemeindet.[5] Gleichzeitig wurde die Ortschaft Langenstein errichtet, zu der die Ortsteile Böhnshausen und Mahndorf gehören.[6]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

St.-Franziskus-Kapelle

Die 1888 erbaute evangelische St.-Nikolai-Kirche wurde 1975 von der Kirchengemeinde an die politische Gemeinde Langenstein verkauft, da die Kirchengemeinde die erforderliche Sanierung der Kirche unter den Rahmenbedingungen der DDR nicht realisieren konnte.[7] 1977 erfolgte die Sprengung der nach Nikolaus von Myra benannten Kirche. Seitdem finden evangelische Gottesdienste im evangelischen Pfarrhaus oder in der St.-Franziskus-Kapelle statt. Die Kirchengemeinde Langenstein gehört zum Kirchenkreis Halberstadt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Die Kapelle St. Franziskus ist nach Franz von Assisi benannt und befindet sich in der Dorfstraße, sie war ursprünglich katholisch und wurde 1954 als Außenstation der Pfarrei St. Andreas in Halberstadt eingerichtet, nachdem sich im Zuge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 wieder Katholiken im seit der Reformation evangelisch geprägten Langenstein angesiedelt hatten. 2003 wurde als ökumenisches Projekt vor der katholischen St.-Franziskus-Kapelle ein Glockenturm errichtet. Als im Jahre 2009 die katholischen Kirchengemeinden im Raum Halberstadt fusionierten kam die St.-Franziskus-Kapelle zur Halberstädter Pfarrei St. Burchard. Aufgrund der nur noch geringen Zahl von Gottesdienstbesuchern fand am 7. April 2017 in der Kapelle der letzte katholische Gottesdienst statt und 2019 wurde sie an die evangelische Kirchengemeinde Halberstadt verkauft.[8] Die offizielle Profanierung als katholisches Gotteshaus erfolgte per Dekret vom 2. April 2020.[9]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortschaftsrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Ortschaft der Stadt Halberstadt übernimmt ein so genannter Ortschaftsrat die Wahrnehmung der speziellen Interessen des Ortes innerhalb bzw. gegenüber den Stadtgremien. Er wird aus neun Mitgliedern gebildet.

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als weiteres ortsgebundenes Organ fungiert der Ortsbürgermeister, dieses Amt wird zur Zeit von Holger Werkmeister wahrgenommen.

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blasonierung: „Von Rot und Silber schrägrechts geteiltem Schild ein Bischof im goldenen Gewand, mit grünem, von einer goldenen Spange gehaltenen Mantel; auf dem Kopf eine grüne, golden verzierte Mitra mit zwei kleinen Kreuzen; in der linken Hand einen goldenen Bischofsstab haltend, die rechte Hand segnend erhoben.“
Wappenbegründung: Die Farben des Ortes sind Weiß (Silber) - Rot. Das Wappen wurde auf der Ratssitzung am 3. Februar 1931 beschlossen. Der silbern-rote Schild nimmt Bezug auf das Wappen der Bischöfe von Halberstadt, in deren territoriale Zugehörigkeit und Befugnis Langenstein früher fiel. Die Bischofsfigur stellt den Bischof Ulrich von Halberstadt dar, der sich eine Zufluchtsburg am „langen Steene“ baute. Diese Burg bestand von ca. 1150 bis 1645. Sie wurde von den Schweden im dreißigjährigen Krieg zerstört und dann von der Bevölkerung abgetragen.

Das Wappen wurde am 15. Februar 1932 durch das Preußische Staatsministerium verliehen.

Städtepartnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 5. Juli 1991 wurde mit der Gemeinde Cappeln (Oldenburg) im Landkreis Cloppenburg (Niedersachsen) ein Partnerschaftsvertrag geschlossen.[10]

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick aus einer Höhlenwohnung zum Ortsausgang Richtung Böhnshausen

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort befinden sich 15 im örtlichen Denkmalverzeichnis eingetragene Baudenkmale.

Gedenkstätte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Grabstätten auf dem Ortsfriedhof für acht nur teilweise namentlich bekannte Frauen und Männer verschiedener Nationalität, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland als Kriegsgefangene verbracht oder als Zivilisten verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Gemeinde[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Langenstein

Der Bahnhof Langenstein liegt an der Bahnstrecke Halberstadt–Blankenburg. Hier zweigte früher die Bahnstrecke Langenstein–Minsleben ab. Langenstein ist durch Busverbindungen der Harzer Verkehrsbetriebe und Halberstädter Verkehrs-GmbH erreichbar.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Doris und Siegfried Schwalbe: Vom Bischofssitz zum Golddorf. 850 Jahre Langenstein 1156–2006, Halberstadt 2006.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Langenstein (Harzvorland) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Flächennutzungsplan Stadt Halberstadt. (PDF; 4 MB) S. 18, abgerufen am 18. November 2022.
  2. Ortsteilverzeichnis Land Sachsen-Anhalt (Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile), Gebietsstand Januar 2014, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 2016
  3. Geschichte Langensteins. Website der Stadt Halberstadt, abgerufen am 27. April 2018.
  4. Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 201.
  5. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2010
  6. Stadt Halberstadt (Hrsg.): Amtsblatt Stadt Halberstadt. 10. Jahrgang, Nr. 8. Halberstadt 28. Dezember 2009, S. 2 ff. (halberstadt.de [PDF; 900 kB; abgerufen am 11. September 2017]).
  7. Ehemalige Kirche St. Nikolai in Langenstein. Evangelischer Kirchenkreis Halberstadt, abgerufen am 16. November 2022.
  8. Evangelische Kirchengemeinde Halberstadt: Langenstein, abgerufen am 25. Februar 2020.
  9. Nr. 69 Dekret über die Profanierung der Kapelle St. Franziskus in Langenstein. Amtsblatt des Bistums Magdeburg, Ausgabe 5/2020, abgerufen am 16. November 2022. (PDF)
  10. Partnergemeinde Langenstein. Gemeinde Cappeln, abgerufen am 4. Januar 2010.