Laufstall (Viehwirtschaft)

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Der Laufstall ist ein Begriff aus der Landwirtschaft, speziell der Milchviehhaltung und bezeichnet einen Stall, in dem sich die Nutztiere im Vergleich zur Anbindehaltung frei bewegen können.

Viele landwirtschaftliche Betriebe wechseln von der Anbindehaltung zur Laufstallhaltung. Diese ermöglicht ein artgerechteres Sozialverhalten, kann den Tierkomfort erhöhen und ist bei größeren Beständen effizienter. Die Tiere können sich im Stall frei bewegen.

In Deutschland werden im Jahr 2021 83 Prozent aller Rinder und 89 Prozent aller Milchkühe in Laufställen gehalten. In der Eisleben wurde bereits 1959 aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse auf einen Laufstall mit Auslauf umgestellt.[1] Vor allem in den neuen Bundesländern Deutschlands hat die alternative Anbindehaltung nur noch eine geringe Bedeutung. Hier werden zwischen 0,6 % (Sachsen-Anhalte) und 3,6 % (Sachsen) der Rinde und fast keine Milchkühe mehr in Anbindeställen gehalten. Deutschlandweit ist diese Haltungsform vorwiegend bei kleinen Betrieben, welche die hohen Investitionskosten einer Umstellung scheuen und bei Verschärfung von Auflagen oft auch die Aufgabe des Betriebes in Erwägung ziehen. Doch auch in Bayern, wo mit über 50 % der Betriebe (2020) der Betriebe die Anbindehaltung am meisten verbreitet ist werden neue Ställe meist als Laufställe gebaut.[2]

Boxenlaufstall
Tieflaufstall

Es gibt unterschiedliche Formen von Laufställen in der Milchviehhaltung.

  • Ein Boxenlaufstall hat beispielsweise für die Kühe einzelne Liegeplätze, die getrennt von der Lauffläche sind. Die Liegeboxen sind entweder tief und mit Einstreu aufgefüllt oder hoch und mit speziellen Kuhmatratzen versehen. Der Boxenlaufstall wird mit befestigtem oder teilbefestigtem Boden ausgeführt: Dieser ist planbefestigt oder mit Spaltenboden oder eine Mischform von beiden.
  • Tieflaufställe sind dagegen mit Einstreu. Hier gibt es keine Trennung von Laufbereich und Liegeplatz. Sie sind besonders geeignet für Jungtieraufzucht und Bullenmast, allerdings verbrauchen sie das meiste Stroh, sind sehr arbeitsaufwändig beim Entmisten und haben den größten Flächenbedarf.

Der Laufstall ist bei Stallneubauten Standard, da er Vorteile bezüglich der Tiergesundheit und der Arbeitswirtschaft aufweist. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass durch den verbesserten Kuhkomfort speziell in der Milchviehhaltung eine Steigerung der Milchleistung zu erwarten ist.

Als Nachteil kann z. B. die durch ständige Feuchtigkeit mitverursachte Mortellaro-Krankheit genannt werden, welche bei der Anbindehaltung weniger häufig auftritt.[3] Auch die Enthornung der Kühe wird kritisch betrachtet, welche seit dem Aufkommen der Laufställe praktiziert wird. Damit soll die Verletzungsgefahr für Tiere und Betreuende verringert werden und der Platzbedarf der Tiere im Stall etwas reduziert werden.[4] Trotz optimaler Betäubung und Schmerzausschaltung können jedoch akute und chronische Schmerz- und Überempfindlichkeiten bei den Kälbern entstehen.[5] Da die Kühe durch die Zucht auf eine höhere Milchleistung immer größer werden, wurden die Liegeboxen häufig zu klein ausgemessen, wodurch der Kuhkomfort leidet und Sprunggelenke geschädigt werden können.[6]

Auch in der Pferdehaltung gibt es Laufställe, beispielsweise den Aktivstall, der sich durch automatische Fütterung auszeichnet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Prisca V. Kremer: Elastische Bodenbeläge im Milchviehlaufstall, VDM Verlag, ISBN 3-639-04059-7

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Q685753, Viaf: 137346469, Isni: 0000 0004 0555 2728, Gnd: 39454-3, Open Library: OL55798A, LCCN: n92025526, WorldCat: Datei:Bundesarchiv Bild 183-69777-0004, Eisleben, Kühe im Auslauf.jpg – Wikipedia. Abgerufen am 23. Juni 2023.
  2. Olaf Zinke: Anbindehaltung geht stark zurück – viele kleine Milchbauern geben auf, agrarheute.com, 15. September 2021, abgerufen am 16. September 2021
  3. Therapieleitfaden für Tierärztinnen und Tierärzte. (PDF; 4,7 MB) In: blv.admin.ch. November 2019, S. 60–62, abgerufen am 26. Januar 2020.
  4. Schmerzhafte Eingriffe beim Rind: Kastrieren, Enthornen. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen, abgerufen am 9. November 2020.
  5. Folgen der Enthornung können über die Akutphase hinausreichen. Universität Bern, 7. Dezember 2018, abgerufen am 9. November 2020.
  6. Liegeboxen für Milchkühe grosszügig bemessen. Agroscope, 17. November 2020, abgerufen am 19. November 2020.