Lein
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![]() Gemeiner Flachs oder Gemeiner Lein | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Linum | ||||||||||||
L. |
Lein (Linum), oder auch Flachs genannt, ist eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Leingewächse (Linaceae) mit rund 200 Arten.[1]
Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Es handelt sich um ein- oder zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, Halbsträucher oder Sträucher, einige von ihnen immergrün, mit aufrechten Stängeln. Sie haben ungestielte, ganzrandige Laubblätter, Nebenblätter fehlen meist.
Die kurzlebigen Blüten sind fünfzählig und radiärsymmetrisch, in der Regel frei, gelegentlich am Ansatz verwachsen und blühen blau, gelb, rot, rosa oder weiß. Die zehnfächrigen Kapselfrüchte enthalten je einen schwarzen oder braunen Samen in jedem Fach.
Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Lein findet sich in den gemäßigten und subtropischen Regionen beider Hemisphären.



Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die „Lein-Gattung“ ist die größte in der Familie der Leingewächse und wird dort in die Unterfamilie Linoideae eingeordnet.
Die innere Systematik der Gattung ist nicht gefestigt, obwohl sie stets intensiv bearbeitet wurde. Insbesondere für die amerikanischen Arten war jahrzehntelang ein System aus Artkomplexen und Gruppen in Gebrauch. Als Referenz für die gesamte Gattung dient daher noch immer H. Winklers Gliederung der Gattung in sechs Sektionen aus dem Jahre 1931, hier wiedergegeben in einer durch Axel Diederichsen und Ken Richards geringfügig aktualisierten Fassung. Die häufig in der Literatur angeführte Sektion Eulinum wird hier auf die beiden Sektionen Linum und Dasylinum aufgeteilt.[2]
Die folgende Aufzählung ist nicht vollständig; es ist eine Auswahl:
- Sektion Linum (großblütig; Kronblätter unverwachsen, blau, rosa oder weiß; Narben länger als breit; Blätter wechselständig, drüsenlos, kahl)
- Alpen-Lein (Linum alpinum Jacq.), kommt nur in Europa und hier in den Gebirgen vor: Pyrenäen, Alpen, Apenninen, Rhodope-Gebirge und Ural. Mit fünf Unterarten.[3]
- Linum altaicum Ledeb. ex Juz., kommt in Zentralasien und West-Sibirien vor.
- Linum amurense Alef., kommt in Ostasien, in China und Japan vor.
- Österreichischer Lein (Linum austriacum L.), kommt im Mittelmeerraum in neun verschiedenen Unterarten[3] vor und reicht in seiner Verbreitung von Nordafrika bis Mitteleuropa, Vorderasien, Kaukasus und West-Sibirien.
- Linum baicalense Juz., kommt in Sibirien und in der Mongolei vor.
- Zweijähriger Lein (Linum bienne Mill., Syn.: Linum angustifolium Huds.), auch Wild-Lein genannt, kommt im Mittelmeergebiet vor, dazu von Nordafrika bis Großbritannien, zur Krim und zum Iran.
- Linum decumbens Desf., kommt im Mittelmeerraum vor.
- Roter Lein, auch Prachtlein (Linum grandiflorum Desf.), kommt im Mittelmeerraum vor, besonders in Algerien.
- Lothringer Lein (Linum leonii F.W. Schultz), kommt nur in Mitteleuropa bis Frankreich vor.
- Linum lewisii Pursh, kommt in Alaska, Kanada, den USA und im nördlichen Mexiko vor.[4]
- Linum meletonis Hand.-Mazz., kommt in Vorderasien vor.
- Linum mesostylum Juz., kommt in Tadschikistan vor.[4]
- Linum monogynum G. Forst., kommt in Neuseeland vor.
- Narbonne-Lein[5] (Linum narbonense L.), kommt im Mittelmeergebiet und in Nordafrika vor.
- Ausdauernder Lein (Linum perenne L., Syn.: Linum sibiricum DC.[6]), kommt von Europa bis Sibirien vor und ist in Nordamerika eingebürgert.
- Gemeiner Lein (Linum usitatissimum L.), auch Flachs und Kulturlein genannt, das Gebiet seiner Herkunft ist unbekannt, aber die Art stammt wahrscheinlich von Linum bienne ab.
- Sektion Dasylinum (Planchon) Juz. (wie Linum, Blätter oder Blütenstiele aber behaart, stets ausdauernd)
- Linum bungei Boiss., kommt im Iran vor.
- Zotten-Lein (Linum hirsutum L.), kommt im Mittelmeerraum in sieben verschiedenen Unterarten vor.[7]
- Linum hypericifolium Salisb., kommt in Kleinasien vor.
- Klebriger Lein (Linum viscosum L.), kommt in Europa vor.
- Sektion Linastrum (Planchon) Bentham (wie Linum, Blüten aber klein und üblicherweise gelb)
- Linum appressum A. Caballero (wird auch als Unterart subsp. appressum (A. Caballero) Rivas Martinez zu Linum suffruticosum gestellt), kommt in Spanien, Frankreich und Italien vor.[4]
- Linum chamissonis Schiede, kommt nur in Chile vor.[4]
- Linum corymbulosum Rchb.: Sie kommt in Südeuropa, auf der Krim, im Kaukasusraum, in West- und Zentralasien und auf dem Indischen Subkontinent vor.[4]
- Linum karataviense Pavlov, kommt in Zentralasien vor.
- Linum keniense T.C.E. Fr., kommt in Kenia vor.
- Linum macraei Benth., kommt in Südamerika vor.
- Strand-Lein (Linum maritimum L.), kommt im Mittelmeerraum vor.
- Linum paposanum Phil., kommt in Chile vor.
- Linum setaceum Brot., kommt nur in Spanien, in Portugal und in Marokko vor.[3]
- Steifer Lein[5] (Linum strictum L.), kommt im Mittelmeerraum vor.
- Halbstrauchiger Lein[5] (Linum suffruticosum L.), kommt im Mittelmeerraum in drei verschiedenen Unterarten vor, darunter:
- Linum suffruticosum subsp. salsoloides (Lam.) Rouy (Syn.: Linum salsoloides Lam.): Sie kommt nur in Spanien vor.[3]
- Linum tenue Desf., kommt nur in Spanien, Portugal, Algerien, in Marokko und in Rumänien vor.[3]
- Schmalblättriger Lein (Linum tenuifolium L.), kommt von Europa bis zum Kaukasus und dem Iran vor.
- Linum trigynum L.: Sie kommt im Mittelmeerraum und in Vorderasien vor. Auf den Azoren und Kanaren ist die Ursprünglichkeit zweifelhaft.[3]
- Linum volkensii Engl., kommt in Ostafrika vor.
- Sektion Cathartolinum (Reichenb.) Griseb. (wie Linum, Narben aber am Ende verdickt)
- Purgier-Lein (Linum catharticum L.)
- Linum rigidum Pursh, kommt in Kanada und in den USA vor.[4]
- Linum sulcatum Riddell, kommt in Kanada und in den USA vor.[4]
- Sektion Syllinum Griseb. (wie Linum, aber Kronblätter als Knospe verwachsen, gelb oder weiß; Blätter am Ansatz mit Drüsen)
- Linum album Boiss., kommt in Vorderasien vor.
- Bäumchen-Lein[5] (Linum arboreum L.), kommt nur in Griechenland, in der Ägäis, auf Kreta und in Kleinasien vor.[3]
- Glocken-Lein[5] (Linum campanulatum L.), kommt nur in Spanien, in Frankreich und in Italien vor.[3]
- Linum capitatum Schultes: Sie kommt in Italien und auf der Balkanhalbinsel vor.[3]
- Linum cariense Boiss., kommt nur in Kleinasien vor.[3]
- Linum dolomiticum Borbás, kommt nur an einer Stelle in Ungarn auf Dolomitgestein vor.
- Linum elegans Boiss., kommt nur auf der Balkan-Halbinsel vor.[3]
- Gelber Lein (Linum flavum L.), kommt von Europa bis zur Türkei und dem Kaukasus vor.
- Linum mucronatum Bertol., kommt in Westasien und im Kaukasusraum in sechs verschiedenen Unterarten vor.[4]
- Linum nodiflorum L., kommt im Mittelmeerraum, in der Ukraine, in Vorderasien und im Kaukasusraum vor.[3]
- Linum pamphylicum Boiss. & Heldr. ex Planch., kommt in der Türkei vor.[7]
- Linum persicum Planchon, kommt im Iran vor.
- Linum tauricum Willd.: Sie kommt in Südosteuropa, auf der Krim, in der Türkei und im Kaukasusraum vor.[4] Es gibt sechs verschiedene Unterarten.[3]
- Linum thracicum Degen, kommt nur auf der Balkan-Halbinsel vor.[3]
- Linum vuralianum Yilmaz & Kaynak, die erst 2008 neu beschriebene Art kommt in der Türkei vor.[3]
- Sektion Cliococca (Wird auch als eigene Gattung Cliococca Bab. angesehen: Kronblätter kürzer als Kelchblätter, Südamerika, monotypisch)
- Linum selaginoides Lam., auch Cliococca selaginoides (Lam.) C.M. Rogers & Mildner, kommt in Argentinien, Brasilien, Chile, Paraguay und Uruguay vor.[4]
Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Siehe auch: Flachsfaser, Leinenindustrie
Einige Arten (Gemeiner Lein, Ausdauernder Lein, Zweijähriger Lein) werden oder wurden zur Fasergewinnung genutzt. Die Geschichte seiner Verwendung reicht 6.000 bis 10.000 Jahre zurück, damit stellt die Gattung Lein einige der ältesten Kulturpflanzen. Neben der textilen Verwendung finden Leinarten auch Verwendung als technische Fasern, als Heilpflanzen (zum Beispiel Purgier-Lein), als Lebensmittel (Leinsamen) und zur Gewinnung des Leinöls mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (zum Beispiel Ölfarbe).
Kulturgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die wichtigsten Samen-Ölpflanzen im vorgeschichtlichen Mitteleuropa waren Lein und Mohn. Angesichts der vergleichsweise geringen Nachweisbarkeit – Leinsamen blähen beim Verkohlen auf und sind als Fragmente kaum erkennbar – dürfte ihre Bedeutung größer gewesen sein, als es das Fundbild nahelegt. Leindotter (Camelina sp.) scheint mit dem Lein auf gemeinsamen Flächen gewachsen zu sein. Beim Lein lässt sich an den Samen nicht erkennen, ob er als Öllein oder Faserlein verwendet wurde. Funde aus Langweiler im Rheinland und Eisenberg in Thüringen legen nahe, dass es sich um Springlein (Linum usitatissimum subsp. crepitans Elladi) handelt. Rheinische Vorratsfunde geben Hinweise auf Schließlein (Dresch-Lein) (Linum usitatissimum subsp. usitatissimum). Die Samenfunde zeigen, dass der Lein getrennt von anderen Kulturpflanzen angebaut und als Fettlieferant verwendet wurde.
Der Lein ist in der westlichen Bandkeramik verbreiteter und kommt unter Aussparung Böhmens nur westlich der Elbe vor. An der vorderasiatischen Herkunft des Kulturleins besteht indes kein Zweifel. Die Wildform ist im zirkummediterranen Raum und in Vorder- und Mittelasien verbreitet. In Mitteleuropa wird die Pflanze heute als Sommerlein angebaut, nur im Voralpenland als Winterlein, wie in der Vorzeit. Im Mittelneolithikum wird Lein seltener gefunden. Im Rheinland und in der Michelsberger Kultur fehlt er während dieser Zeit völlig.
Die jung- bis spätneolithische Geschichte des Leins ist am Zürichsee besonders gut erforscht. Sein Aufstieg begann während der jüngeren Pfyner Kultur. Er erreichte seinen Höhepunkt in der Horgener Kultur und verblieb auch während der Schnurkeramik auf einem relativ hohen Niveau. Ähnlich verlief seine Verbreitung am Bodensee. Im Jung- und Spätneolithikum des Federseegebietes, in der Pfyn-Altheimer-Kultur und in der Goldberg-III-Gruppe, ist exzessive Nutzung nachgewiesen.
Lange war unklar, ob bereits in bandkeramischer Zeit Samen und Leinstengel genutzt wurden. Ein Brunnenfund in Mohelnice bei Brünn lieferte Schnüre aus Leinfasern. In der Levante wurde Flachs bereits im 8. vorchristlichen Jahrtausend (PPNB) zu Textilien verarbeitet. Im südlichen Karpatenbecken im 2. Viertel des 5. vorchristlichen Jahrtausends. Für das Jung- und Spätneolithikum ist die Doppelnutzung des Leins als Faser- und Nahrungspflanze gesichert. Die Verwendung der Fasern wird durch die Funde von Flachshecheln aus Knochen und vor allem von aus Flachs gefertigten Textilien und Netzen bezeugt, die sich in den Feuchtbodensiedlungen des Voralpenlandes erhalten haben.
Die ältesten Anzeichen für Leinanbau in Schweden stammen aus der Wikingerzeit (800–1150 n. Chr.).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Gordon Cheers (Hrsg.): Botanica. Das ABC der Pflanzen. 10.000 Arten in Text und Bild. Könemann, Köln 2003, ISBN 3-8331-1600-5, S. 649.
- Hans Simon (Hrsg.): Die Freiland-Schmuckstauden. Handbuch und Lexikon der Gartenstauden. Begründet von Leo Jelitto, Wilhelm Schacht. 5. völlig neu bearbeitete Auflage. Band 2: I bis Z. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2002, ISBN 3-8001-3265-6.
- Jens Lüning: Steinzeitliche Bauern in Deutschland. Die Landwirtschaft im Neolithikum (= Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie. Bd. 58). Habelt, Bonn 2000, ISBN 3-7749-2953-X, S. 85ff.
- Werner Greuter, Hervé-Maurice Burdet, Gilbert Long (Hrsg.): Med-Checklist. A critical inventory of vascular plants of the circum-mediterranean countries. Vol. 4: Dicotyledones (Lauraceae – Rhamnaceae). Conservatoire et Jardin Botanique, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 216–226 (online).
- Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
- David Jeffrey Ockendon, Stuart Max Walters: Linum L. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 2: Rosaceae to Umbelliferae. Cambridge University Press, Cambridge 1968, ISBN 0-521-06662-X, S. 206–211 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Sergei Vasilievich Juzepczuk: Linaceae Dumort. In: Vladimir Leontyevich Komarov (Begr.), B. K. Schischkin, E. G. Bobrov (Hrsg.), R. Lavoot (Übers.): Flora of the USSR. Volume XIV: Geraniales, Sapindales, Rhamnales. Keter, Jerusalem 1974, ISBN 07065-1360-6, S. 68–112 (Russ. Original: Izdatel'stvo Akademii Nauk SSSR, Moskau/Leningrad 1949, S. 84–146), Digitalisat .
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Neil D. Westcott, Alister D. Muir: Chemical Studies on the constituents of Linum spp. In: Neil D. Westcott, Alister D. Muir (Hrsg.): Flax. The Genus Linum (= Medicinal and aromatic plants – industrial profiles. Band 34). Taylor & Francis, New York u. a. 2003, ISBN 0-415-30807-0, S. 55–73.
- ↑ Axel Diederichsen, Ken Richards: Cultivated flax and the genus „Linum“ L. Taxonomy and germplasm conservation. In: Neil D. Westcott, Alister D. Muir (Hrsg.): Flax. The Genus Linum (= Medicinal and aromatic plants – industrial profiles. Band 34). Taylor & Francis, New York u. a. 2003, ISBN 0-415-30807-0, S. 22–54.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o Eckhard von Raab-Straube (2018+): Linaceae. – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Datenblatt Linum
- ↑ a b c d e f g h i j Linum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 5. September 2020.
- ↑ a b c d e f Peter Schönfelder, Ingrid Schönfelder: Die neue Kosmos-Mittelmeerflora. Franckh-Kosmos-Verlag Stuttgart 2008. ISBN 978-3-440-10742-3. S. 270.
- ↑ Datenblatt Linum sibiricum bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ a b Werner Greuter, H.M. Burdet, G. Long: Med-Checklist. Band 4, Seite 216–226, Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 1989. ISBN 2-8277-0154-5