Lisa Kaltenegger

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Lisa Kaltenegger (2014)

Lisa Kaltenegger (* 4. März 1977 in Kuchl bei Salzburg) ist eine österreichische Astronomin und Astrophysikerin, die sich mit der Entdeckung und Erforschung von Exoplaneten, Exomonden und Supererden beschäftigt. Seit 1. Juli 2014 ist sie Associate Professor an der Cornell University und leitet das Carl Sagan Institute.[1][2] Zuvor war sie am Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg (Deutschland) und am Harvard Smithsonian Center for Astrophysics in Boston (USA) tätig.

Leben und Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lisa Kaltenegger besuchte das Bundesrealgymnasium in Hallein.[3] Nach der Matura im Jahr 1995 inskribierte sie Film- und Medienkunde, Technische Physik, Astronomie, Betriebswirtschaft mit Japanisch und arbeitete als Übersetzerin. 1999 schloss sie das Studium der Astronomie mit der Diplomarbeit zum Thema Extrasolar planet search: Formation of planets and detection methods (Extrasolare Planetensuche: Bildung von Planeten und Nachweisverfahren)[4] an der Karl-Franzens-Universität Graz (M.Sc.) und im Jahr 2002 das Studium der Technischen Physik mit Spezialisierung auf Biophysik und Biomedizin mit der Diplomarbeit zum Thema Optical tweezers – application of optical traps in medicine and biology: A survey and feasability study (Optische Pinzetten – Anwendung von optischen Fallen in Medizin und Biologie. Eine Umfrage und Machbarkeitsstudie)[5] an der Technischen Universität Graz (M. Eng.) ab.[6] 2004 promovierte sie an der Karl-Franzens-Universität Graz auf dem Gebiet der Astronomie mit der Dissertation zum Thema Search for extra-terrestrial planets: The darwin mission. Target stars and array architectures (Suche nach extra-terrestrischen Planeten: Die Darwin-Mission. Zielsterne und Array-Architekturen)[7] mit sub auspiciis.

Danach arbeitete sie für die Europäische Weltraumorganisation (ESA) in den Niederlanden auf der Suche nach extrasolaren erdähnlichen Planeten. Im Alter von 27 Jahren wechselte sie an die Harvard University, wo sie forschte und unterrichtete, bis sie 2010 die Leitung einer siebenköpfigen internationalen Emmy Noether-Gruppe am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg übernahm. Weiterhin ist sie Research Associate (Wissenschaftliche Mitarbeiterin) des Harvard Smithsonian Center for Astrophysics sowie Lecturer (Dozentin) am Harvard Astrophysics Department. Seit 2009 ist sie auch für das NASA Astrobiology Institute sowie die Extrasolar Planet Analysis Group der NASA tätig.

Kaltenegger beschäftigt sich speziell mit der Modellierung und Charakterisierung von Atmosphären um erdähnliche Planeten und ihrer Wechselwirkungen mit der Planetenoberfläche. Mittels Analyse atmosphärischer spektraler Fingerabdrücke, d. h. des von Exoplaneten reflektierten Lichts, wird nach Indikatoren, die auf mögliches Leben hindeuten (wie z. B. Wasserstoff und Sauerstoff), gesucht. Ihre Forschergruppe am MPIA war an der Entdeckung von Kepler-62e und Kepler-62f beteiligt, zwei Planeten, die sich in der habitablen Zone befinden.[8][9][10][11]

2014 wurde die mit dem portugiesischen Weltraumtechniker Felipe Pereira verheiratete Physikerin und Astronomin Mutter einer Tochter.[12] Seit 1. Juli 2014 ist sie Associate Professor (außerordentliche Professorin) an der Cornell University.[13] Seit 2015 ist sie Direktorin des dortigen Carl Sagan Institute.[14] Sie ist im wissenschaftlichen Team der Mission Transiting Exoplanet Survey Satellite (TESS).[15][16]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Asteroid (7734) Kaltenegger wurde nach Lisa Kaltenegger benannt.[17] 2007 wurde sie vom Smithsonian Magazine als eine von 37 America’s Young Innovators in the Arts and Sciences genannt.[18] 2012 erhielt sie den mit 16.000 EUR dotierten Heinz-Maier-Leibnitz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft[19][20] und wurde Mitglied der Jungen Akademie.[21][22] Im Juni 2014 wurde sie vom Land Salzburg mit dem Christian-Doppler-Preis 2013 ausgezeichnet.[23] 2020 wurde sie von der Tageszeitung Die Presse zur Österreicherin des Jahres in der Kategorie Erfolg international nominiert.[24]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2015: Sind wir allein im Universum? Meine Spurensuche im All (mit Illustrationen von Mandy Fischer). Ecowin, Salzburg 2015, ISBN 978-3-7110-0080-4.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Tanja Paar: Astrophysikerin Lisa Kaltenegger. „Spitzenforschung nicht nur Männersache“. In: derStandard.at. 17. Dezember 2014, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  2. Lisa Kaltenegger. Associate Professor, Director of the Carl Sagan Institute. In: CarlSaganInstitute.cornell.edu. Cornell University. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  3. Astrophysikerin begeistert bei Kinderuni. In: Salzburg.ORF.at. 9. Juli 2018, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  4. Verbundkatalog – Diplomarbeit: Extrasolar planet search: Formation of planets and detection methods, Graz 1999. In: OBVSG.at. Österreichischer Bibliothekenverbund. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  5. Verbundkatalog – Diplomarbeit: Optical tweezers – application of optical traps in medicine and biology. A survey and feasability study, Graz 2002. In: OBVSG.at. Österreichischer Bibliothekenverbund. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  6. Virginia Gewin: Turning point: Lisa Kaltenegger. (Memento vom 7. März 2016 im Internet Archive). In: Nature.com. 25. April 2012, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  7. Verbundkatalog – Dissertation: Search for extra-terrestrial planets: the darwin mission: target stars and array architectures, Graz 2004. In: OBVSG.at. Österreichischer Bibliothekenverbund. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  8. Birgit Braunrath: Österreicherin sucht Leben im All. In: Kurier.at. 17. Mai 2012, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  9. Susanne Mauthner-Weber: Flüssiges Wasser? Vielleicht. Forscher finden Erde-II-Kandidaten. (Memento vom 30. November 2015 im Internet Archive). In: Kurier.at. 19. April 2013, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  10. Robert Gast: Astrophysikerin Kaltenegger. Detektivin im Weltall. In: Zeit.de. 15. Juni 2012, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  11. Bislang aussichtsreichste Kandidaten für lebensfreundliche Exoplaneten gefunden. (Memento vom 25. April 2013 im Internet Archive). In: MPIA.de. Max-Planck-Institut für Astronomie, 18. April 2013, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  12. Kuchler Astrophysikerin in der Weltspitze. In: Salzburg.ORF.at. 6. Juli 2014, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  13. Kathy Hovis: Lisa Kaltenegger searches for another ‘pale blue dot’. In: Cornell.edu. 25. Juni 2014, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  14. Lisa Kaltenegger leitet jetzt Carl-Sagan-Institute. In: Futurezone.at. 12. Mai 2015, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  15. Start von NASA-Weltraumteleskop „Tess“ verschoben. In: Wienerzeitung.at. 17. April 2018, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  16. Neues Weltraumteleskop. Planetensuche in der Nachbarschaft: Tess-Start verschoben. In: derStandard.at. 17. April 2018, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  17. Alem Grabovac: Der Mars wäre eine Option. In: taz.de. 27. April 2013, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  18. Smithsonian Magazine: 37 under 36 – America’s Young Innovators in the Arts and Sciences. (Memento vom 15. Februar 2014 im Webarchiv archive.today). In: cogito.cty.jhu.edu. Johns Hopkins University, 30. September 2007, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  19. Heinz Maier-Leibnitz-Preisträgerin 2012. Dr. Lisa Kaltenegger, Physik. In: DFG.de. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 22. März 2016, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  20. Heinz Maier-Leibnitz-Preis für Lisa Kaltenegger. Forscherin am Max-Planck-Institut für Astronomie für ihre Arbeiten über Exoplaneten ausgezeichnet. In: MPG.de. Max-Planck-Gesellschaft, 23. Mai 2012, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  21. Zwei Astrophysikerinnen für die Junge Akademie. In: pro-physik.de. 16. Mai 2012, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  22. Mitglieder. Lisa Kaltenegger. In: DieJungeAkademie.de. Abgerufen am 3. Dezember 2022.
  23. Drei Frauen und ein Mann mit Christian-Doppler-Preis 2013 ausgezeichnet. In: Service.Salzburg.gv.at. Land Salzburg, 13. Juni 2014, abgerufen am 3. Dezember 2022.
  24. Austria 20: Österreicherin/Österreicher des Jahres. In: DiePresse.com. Archiviert vom Original am 4. September 2020; abgerufen am 3. Dezember 2022.