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Liste der Klassischen Philologen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

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Die Klassischen Philologen an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lehren und forschen heute im Seminar für Klassische Philologie an zwei Lehrstühlen, einem für Gräzistik und einem für Latinistik. Dieses Seminar ist mit dem Seminar Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit zum Institut für Alte Sprachen zusammengefasst.[1] Seit 1947 wird das Seminar nicht mehr von einem ersten Direktor, sondern von allen Lehrstuhlinhabern als gleichberechtigte Mitdirektoren geleitet. Stattdessen wird von der Fakultät aus den Reihen der ordentlichen Professoren der Seminare ein geschäftsführender Institutsleiter ernannt.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Philologische Seminar wurde 1777 von Gottlieb Christoph Harleß nach der Idee des 1738 von Johann Matthias Gesner initiierten Göttinger Seminars, dessen Mitglied er 1761–1763 war, gegründet, um Latinistik und Gräzistik sowie Philologie der orientalischen Sprachen zu lehren. Schon zwei Jahre nach seiner Ernennung als Professor der Poesie und Beredsamkeit legte er am 8. Oktober 1772 der Universitätsdeputation ein Gutachten vor, um die Notwendigkeit eines solchen Seminars darzulegen und dessen Gründung zu erreichen. Auf Grund angeblicher Flüchtigkeit und Mangelhaftigkeit des Planes wurde die Genehmigung vom Markgrafen Alexander erst nach jahrelanger Rede und Gegenrede erteilt und selbst danach dauerte es weitere zwei Jahre bis zu Eröffnung des Seminars.

In den ersten Jahren war das Seminar ausdrücklich nur für Studierende der Theologie bestimmt. Es wurden zunächst zwei Stipendiaten pro Jahr, dann weitere Theologie-Studenten zur Einschreibung für Philologie zugelassen.

Da Harleß in den letzten Jahren den Anforderungen nicht mehr gewachsen war und die politische Situation zu finanziellen Problemen führte, sprach Dekan Breyer nach dem Tod Harleß’ von einem schon seit Jahr und Tag bis zur Auszehrung erkrankten[2] Seminar. Es gelang nicht, einen Nachfolger zu finden der das tief gesunkene Studium der klassischen Philologie[2] heben würde und so wurde der Rektoratsverweser Josef Stußmann am 17. November 1815 mit der Leitung des Seminars betraut. Als er entgegen seinen Forderungen nicht zum Professor und Ordinarius berufen wurde, sondern sogar mit Georg Wilhelm Friedrich Hegel am 25. August 1816 einem Philosophen der Vorzug gegeben wurde, auch wenn der inzwischen einen Ruf nach Heidelberg angenommen hatte, verweigerte Stußmann die weitere Arbeit und legte am 21. September 1816 das Amt nieder. Kurz darauf erkrankte er und verstarb drei Monate später unerwartet im Alter von 39 Jahren.

Ludwig Heller fand schließlich ein Jahr später als Harleß’ Nachfolger ein in Verfall geratenes[3] Seminar vor, dessen mittlerweile mehr als 20 Jahre andauernden schlechten Zustand er auf Grund seiner übertriebenen Gewissenhaftigkeit und gewissen Ängstlichkeit[3] zeitlebens nicht verbessern konnte.

Erst als Ludwig Döderlein 1826 Direktor des philologischen Seminars wurde, trat die von der Fakultät erhoffte Wende ein. Otto Stählin spricht von einer zweiten Gründung des Seminars. Eine der ersten Amtshandlungen Döderleins war die Ausarbeitung einer neuen Seminarordnung, die vom Senat wenige Monate später als sehr zweckmäßig anerkannt und bestätigt wurde. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Seminar zum öffentlichen Institut, mit dem Zweck der vorzugsweisen Widmung der Philologie. Die Philologie ist als Wissenschaft und als Berufsstudium selbständig geworden.[4]

Mit Joseph Kopp wurde 1827 ein zweites Ordinariat geschaffen, um Döderlein, der durch seine Arbeit als Gymnasialdirektor stark beansprucht war, zu unterstützen. Gleichzeitig folgte eine Unterteilung in Latinistik und Gräzistik. Die glänzendste Zeit seiner Geschichte hatte das Seminar jedoch während der gemeinsamen Leitung durch Kopps Nachfolger Nägelsbach und Döderlein. Sie legten durch die Gründung eines Seminarfonds den Grundstein für die später eingerichtete Seminarbibliothek.

Der Zuwachs an Studenten erlaubte es 1902, einen weiteren Lehrstuhl für Latinistik zu schaffen, auf den der außerplanmäßige Professor Ferdinand Heerdegen berufen wurde.

In den Zeiten des Zweiten Weltkrieges war die Lage an der Philosophischen Fakultät sehr angespannt, viele Studenten und Dozenten wurden zum Kriegsdienst herangezogen und die Hörsäle und andere Räumlichkeiten wurden als Lazarette oder Lebensmittellager benötigt. So wurde das Ordinariat für Gräzistik überhaupt nicht und ein Lehrstuhl für Latinistik zwar 1943 durch die Berufung Otto Seels besetzt, diese Stelle blieb jedoch durch dessen Heeresdienst faktisch unbelegt und die Vorlesungen wurden vor allem durch den Emeritus Alfred Klotz und den verbliebenen Kurt Witte gehalten.

Mittlerweile wurde der dritte Lehrstuhl nicht erneut besetzt und aufgelöst.

Klassische Philologen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dozent Ernennung Austritt Funktion Bemerkung Bild
Gottlieb Christoph Harleß (1738–1815) 1777 1815 Ordinarius Professor der Beredsamkeit und Dichtkunst sowie Gründer des Seminars
Ludwig Heller (1775–1826) 1817 1826 Ordinarius 1806 Lehrer am Gymnasium in Ansbach, 1808 Professor am Gymnasium in Nürnberg, Professor der Philosophie und klassischen Philologie
Johann Ludwig Christoph Wilhelm von Döderlein (1791–1863) 1826 1863 Ordinarius 1815 Professor für klassische Philologie in Bern, 1819 Rektor des Erlanger Gymnasiums und zweiter Professor für klassische Philologie in Erlangen, 1826 erster Direktor des philologischen Seminars, 1827 Professor der Beredsamkeit
Joseph Kopp (1788–1842) 1827 1842 Ordinarius 1819 Professor der Geschichte und zweiter Vorstand des philologischen Seminars am Lyceum, 1827 Professor der Klassischen Philologie und Lehrstuhlinhaber
Karl Friedrich Nägelsbach (1806–1859) 1842 1859 Ordinarius 1827 bis 1842 Lehrer und Professor am Gymnasium in Nürnberg, 1842 ordentlicher Professor, Wintersemester 1849 und Sommersemester 1850 Prorektor
Heinrich Keil (1822–1894) 1859 1869 Ordinarius 1855 Oberlehrer des Friedrichwerderschen Gymnasiums in Berlin, Privatdozent an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin, 1859 Lehrstuhl für klassische Philologie in Erlangen, 1869 Professor in Halle
Eugen Petersen (1836–1919) 1862 1864 Privatdozent 1864–1873 Gymnasiallehrer, 1873–1879 Ordinarius in Dorpat, 1879–1886 in Prag, 1886/87 1. Sekretar des DAI Athen, 1887–1905 des DAI Rom
Iwan von Müller (1830–1917) 1864 1893 Ordinarius 1853 Gymnasiallehrer in Ansbach, 1864 Professor für klassische Philologie und Pädagogik in Erlangen und Ordinarius für klassische Philologie, 1893 Lehrstuhlinhaber für klassische Philologie der Universität München, Begründer des Handbuchs der Altertumswissenschaft
Alfred Schöne (1836–1918) 1869 1874 Ordinarius 1867 außerordentlicher Professor in Leipzig, 1869 ordentlicher Professor und Ordinarius für Klassische Philologie in Erlangen, 1871 zusätzlich Vertretungsprofessor für Alte Geschichte, 1887 Professor in Königsberg und 1892 in Kiel
Eduard Wölfflin (1836–1918) 1875 1880 Ordinarius 1861 Gymnasialprofessor in Winterthur, 1869 ausserordentlicher Professor der Universität Zürich, 1871 ordentlicher Professor für Klassische Philologie und Literaturgeschichte, 1875 ordentlicher Professor und Ordinarius in Erlangen, 1880 bis 1905 ordentlicher Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Ferdinand Heerdegen (1845–1930) 1876 1920 Ordinarius ab 1902 1876 Privatdozent, 1888 außerordentlicher Professor, 1902 ordentlicher Professor und Ordinarius
August Luchs (1849–1938) 1880 1920 Ordinarius 1880 ordentlicher Professor der Klassischen Philologie und Ordinarius, 1893 erster Direktor des Philologischen Seminars
Adolf Römer (1843–1913) 1893 1913 Ordinarius 1887 bis 1893 Rektor des Gymnasiums in Kempten, 1893 Nachfolger Iwan von Müllers
Otto Stählin (1868–1949) 1913 1935 Ordinarius
Emeritus ab 1935
1908 ordentlicher Professor der Klassischen Philologie und Pädagogik in Würzburg, 1913 Professor der klassischen Philologie und Pädagogik und Ordinarius in Erlangen
Alfred Klotz (1874–1956) 1920 1956 Ordinarius
Emeritus ab 1939
1911 Lehrstuhlinhaber der Karls-Universität Prag, 1920 Ordinarius in Erlangen, Wintersemester 1930/31 Rektor der Universität Erlangen
Kurt Witte (1885–1950) 1920 1950 Ordinarius 1917 außerplanmäßiger Professor in Münster, 1917 außerordentlicher Professor der Universität Greifswald, 1920 Ordinarius in Erlangen
Otto Seel (1907–1975) 1940 1972 Ordinarius ab 1940
erneut Ordinarius ab 1951
1940 planmäßiger außerordentlicher Professor, 1940 zum Kriegsdienst eingezogen, 1943 ordentlicher Professor „im Felde“, 1949 erneut als Dozent bestätigt und außerplanmäßiger Professor, 1950 Lehrstuhlvertretung, 1951 ordentlicher Professor und Ordinarius
Carl Koch (1907–1956) 1947 1956 Ordinarius 1940 Dozent für klassische Philologie an der Universität Königsberg, 1940 kommissarischer Vertreter der latinistischen Lehrkanzel der Universität Graz, 1943 planmäßiger außerordentlicher Professor, 1942 bis 1945 Heeresdienst, 1946 bis 1947 Lehrstuhlvertretung in München, 1947 Ordinarius in Erlangen
Hans Strohm (1908–1998) 1956 1974 außerplanmäßiger Professor 1948 Privatdozent in München, danach Oberstudiendirektor und Direktor des Gymnasiums Fridericianum Erlangen, 1956 außerplanmäßiger Professor in München, 1956 außerplanmäßiger Professor in Erlangen, 1974 ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber der Universität Wien
Reinhold Merkelbach (1918–2006) 1957 1961 Ordinarius 1950 Privatdozent in Hamburg, 1957 ordentlicher Professor und Ordinarius der Universität Erlangen, 1961 ordentlicher Professor der Universität Köln [1]
Rudolf Till (1911–1979) 1958 1979 Ordinarius
Emeritus ab 1976
1938 außerordentlicher Professor für klassische Philologie in München als Lehrstuhlinhaber und Nachfolger von Johannes Stroux, 1949 Unterrichtsleiter der Internatsschule Birklehof in Hinterzarten, 1958 ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber der Universität Erlangen
Alfred Heubeck (1914–1987) 1962 1980 Ordinarius
Emeritus ab 1979
1938 Lehrer am Gymnasium Fridericianum Erlangen, 1956 Leiter des Melanchthon-Gymnasiums Nürnberg, 1957 außerplanmäßiger Professor, 1962 ordentlicher Professor und Ordinarius, Wintersemester 1978/79 Leiter des Instituts für Alte Sprache
Walter Burkert (1931–2015) 1962 1966 Privatdozent 1966 Professor für Altphilologie an der Technischen Universität Berlin, 1996 Professor für Altphilologie an der Universität Zürich [2]
Joachim Gruber (* 1937) 1974 1990 Privatdozent 1965 Lehrer am Ohm-Gymnasium in Erlangen, 1968 Privatdozent in Erlangen, 1990 Professor für Klassische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Klaus Stiewe (1927–1987) 1975 1986 Ordinarius 1968 Privatdozent der Universität Münster, 1975 ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber für Klassische Philologie in Erlangen, Wintersemester 1978/79 Leiter des Instituts für Alte Sprachen
Hans Jürgen Tschiedel (* 1941) 1976 1982 Privatdozent 1976 Privatdozent am Erlanger Seminar für Klassische Philologie, 1982 ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber an der Katholischen Universität Eichstätt
Niklas Holzberg (* 1946) 1979 1983 Privatdozent 1979 Privatdozent am Erlanger Seminar für Klassische Philologie, 1983 ordentlicher Professor der Universität München [3]
Severin Koster (* 1942) 1979 2008 Ordinarius
i. R. ab 2008
1976 Privatdozent an der Universität Trier, 1979 ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber in Erlangen
Egert Pöhlmann (* 1933) 1980 2001 Ordinarius
i. R. ab 2001
1962 Lehrer in Hof (Saale), 1968 Privatdozent in Erlangen, ab 1970 Universitätsdozent, 1972 außerplanmäßiger Professor, 1974 Wissenschaftlicher Rat und Professor, 1976 ordentlicher Professor und Ordinarius in Gießen, 1980 ordentlicher Professor für Klassische Philologie in Erlangen.
Michael Erler (* 1953) 1986 1991 außerordentlicher Professor 1986 Lehrstuhlvertretung an der Universität Erlangen, 1989 außerordentlicher Professor, 1991 Ordinarius für Klassische Philologie an der Universität Würzburg
Wolfram Ax (* 1944) 1992 1993 außerordentlicher Professor 1984 Professor für Klassische Philologie in Göttingen, 1992 außerordentlicher Professor der Universität Erlangen, 1993 ordentlicher Professor in Düsseldorf, 1996 Ordinarius an der Universität zu Köln
Walter Kißel (* 1951) 1993 2017 ordentlicher Professor 1986 außerordentlicher Professor in Heidelberg, 1993 ordentlicher Professor für Klassische Philologie in Erlangen am Lehrstuhl von Severin Koster, seit 2008 kommissarischer Leiter des Lehrstuhls für Latein
Stephan Schröder (* 1962) 2001 Ordinarius Lehrstuhlvertretung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Privatdozent der Klassischen Philologie an der Universität zu Köln, 2001 außerplanmäßiger Professor, dann ordentlicher Professor und Lehrstuhlinhaber als Nachfolger von Egert Pöhlmann
Christoph Schubert (* 1970) 2017 Ordinarius Nachfolger von Kißel

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Otto Stählin: Das Seminar für klassische Philologie an der Universität Erlangen: Rede gehalten bei der Feier seines 150 Jährigen Bestehens, am 17. Dezember 1927. Verlag von Palm & Enke, 1928
  • Olaf Willett: Sozialgeschichte Erlanger Professoren 1743–1933. Vandenhoeck & Ruprecht, 2001, ISBN 3-52535161-5

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Departments, Institute und Lehrstühle der Philosophischen Fakultät und des Fachbereichs Theologie
  2. a b Stählin, 1928, S. 13.
  3. a b Stählin, 1928, S. 14.
  4. Stählin, 1928, S. 16.