Geodaten zu dieser Seite vorhanden

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Diese Liste enthält die Lager für Kriegsgefangene auf dem Hoheitsgebiet der Sowjetunion während des Zweiten Weltkrieges und danach. Die Standorte der Lagerverwaltungen mit Lagernummern sind in tabellarischer Form geordnet und mit Links zu heutigen Städten versehen.

Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Lagersystem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1944: Deutsche Kriegsgefangene in Moskau

Die über drei Millionen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion wurden in Sammellager gebracht und von dort aus zu den einzelnen Kriegsgefangenenlagern transportiert. Ein Kriegsgefangenenlager hatte einen Hauptstandort mit dem Sitz der Lagerverwaltung und administrativ angeschlossene Nebenlager (bis zu 25 Nebenlager pro Hauptstandort).

Aus den Angaben der entlassenen und nach Westdeutschland zurückgekehrten ehemaligen Kriegsgefangenen wurden 216 Lagerverwaltungen mit ihren jeweiligen Verwaltungsnummern und 2454 Einzellager ermittelt. Darüber hinaus wurden 166 Arbeitsbataillone der Roten Armee sowie 159 Hospitäler und Erholungsstätten für Kriegsgefangene mit ihren Verwaltungsnummern erfasst. Außerdem sind zunächst weiter landeinwärts errichtete Lager wegen des Wiederaufbaus nach der Befreiung vom Feind nach Westen verlegt worden – so z. B. das Lager 126, das 1943 in Schadrinsk gegründet wurde.

Insgesamt wurden 2125 Standorte ermittelt, an denen sich deutsche Kriegsgefangene aufgehalten haben. Daneben gab es eine bis heute unbekannte Zahl an Sonderlagern.

An vielen Standorten führten administrative Verschiebungen in der Verwaltungszuständigkeit oder Neuorganisationen zu Umnummerierungen.

Da die Informationen über das Verwaltungssystem der Lager aus über 100.000 Heimkehrerbefragungen ermittelt wurden und nicht auf die originalen Unterlagen der sowjetischen Administration zurückgehen, sind Fehler und Lücken nicht ausgeschlossen. Sie dürften jedoch angesichts der hohen Zahl von Einzelangaben auf ein Minimum reduziert sein.

Regionale Gliederung der Kriegsgefangenenlager[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verwaltungsstandorte der Kriegsgefangenenlager sind in Regionaltabellen zusammengefasst. Die Einteilung folgt den Wirtschaftsräumen der Sowjetunion, die wesentliches Element der staatlichen Wirtschaftspläne waren. Danach war die Sowjetunion in 15 Wirtschaftsregionen eingeteilt.

Wirtschaftszone Anzahl der
Lagerverwaltungen
Anzahl der
Einzellager
Zentralregion 50 655
Nordwestregion 15 153
Nordregion 05 038
Westregion 30 315
Südregion 34 515
Wolga-Region 16 135
Nordkaukasus 12 129
Transkaukasien 11 116
Ural 27 281
Westsibirien 06 054
Südliches Zentralasien 03 013
Kasachstan 07 050
Ostsibirien Keine Kriegsgefangenenlager ermittelt.
Fernost
Nordsibirien/Nordostregion
Summen 216 2.454

Tabellenteil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Tabellen enthalten eine Sammlung der Städte und Ortschaften, in denen es Standorte von Lagerverwaltungen gab. Sie sind mit der jeweiligen Verwaltungsnummer aufgeführt. Umnummerierungen wurden nicht berücksichtigt. Die Standorte sind mit Links zu den heutigen Städten und Ortschaften versehen, Entfernungen (Luftlinie) sind von nächstgelegenen Städten aus mit Kompassrichtung angegeben.

Zentralregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Iwanowo)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Iwanowo)
Iwanowo


Woikowo


Kineschma



Michajlowo
Karte 1: Oblast Iwanowo. Woikowo lag 25 Kilometer südwestlich von Iwanowo. Michajlowo liegt 40 Kilometer südöstlich von Kineschma.
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Nischni Nowgorod)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Nischni Nowgorod)
Nischni Nowgorod
Oranki
Karte 2: Oblast Nischni Nowgorod. Oranki liegt 45 Kilometer südsüdwestlich der Stadt Nischni Nowgorod.
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Republik Mari El)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Republik Mari El)
Joschkar-Ola


Schora
Karte 3: Republik Mari El. Schora liegt 90 Kilometer ostsüdöstlich von Joschkar-Ola am gleichnamigen Fluss. Es ist Ortsteil von Manyets.
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Jaroslawl)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Oblast Jaroslawl)


Jaroslawl
Berendejewo
Karte 4: Oblast Jaroslawl. Berendejewo liegt 125 Kilometer südsüdwestlich der Stadt Jaroslawl.

In der Zentralregion bestanden 50 Lagerverwaltungen mit 655 Einzellagern. Sie lagen im europäischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
027 Krasnogorsk
035 Lebedjan
041 Ostaschkow
048 Woikowo (Karte 1)
053 Aleksin
058 Temnikow
064 Morschansk
074 Oranki (Karte 2)
082 Woronesch
095 Usman
101 Kirow
107 Kaluga
117 Gorki
145 Kursk
160 Susdal
165 Wjasniki
171 Schora (Karte 3)
178 Rjasan
185 Michailowo (Karte 1)
188 Tambow
190 Wladimir
216 Wyschni Wolotschok
218 Smolensk
221 Uglitsch
252 Beschizki, Stadtrajon in Brjansk
259 Rybinsk (Schtscherbakow)
263 Orjol
276 Jaroslawl
282 Berendejewo (Karte 4)
307 Kirow
320 Kulebaki
323 Tula
324 Iwanowo
326 Brjansk
327 Unetscha
384 Kalinin
388 Stalinogorsk
395 Kalinin
399 Pensa
401 Jarzewo
406 Orjol
435 Chowrino
452 Uglitsch
453 Moskau
454 Rjasan
463 Alatyr
465 Moschaisk
466 Tuschino
467 Ljublino
469 Dserschinsk

Nordwestregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nordwestregion bestanden 15 Lagerverwaltungen mit 153 Einzellagern. Sie lagen im europäischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
120 Petrosawodsk
157 Boksitogorsk
166 Pitkjaranta
212 Segescha
213 Swirstroi, s. Lodeinoje Pole
219 Antropschino, Teil v. Kommunar
254 Leningrad
270 Borowitschi
285 Welikije Luki
322 Slanzy
339 Leningrad
343 Pskow
363 Murmansk
447 Pudosch
448 Montschegorsk

Nordregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Nordregion bestanden fünf Lagerverwaltungen mit 38 Einzellagern. Sie lagen im europäischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
150 Grjasowez
158 Wologda
193 Sokol
211 Archangelsk
437 Tscherepowez

Westregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Westregion bestanden 30 Lagerverwaltungen mit 315 Einzellagern. Sie lagen in den heutigen Staaten Estland, Lettland, Litauen und Belarus sowie in der russischen Exklave Oblast Kaliningrad (Königsberg).

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
056 Bobrujsk
057 Klaipėda (Memel)
135 Achtme, heute Teil von Kohtla-Järve
168 Minsk
183 Borisow
184 Šilutė (Heydekrug)
189 Gomel
195 Vilnius (Wilna)
266 Jelgava (Mitau)
271 Witebsk
277 Riga
279 Kiviyli
281 Wolkowysk
284 Brest
286 Tallinn (Reval)
287 Valga (Walk)
289 Kohtla-Järve
291 Ogre (Oger)
292 Daugavpils (Dünaburg)
294 Šiauliai (Schaulen)
296 Kaunas (Kauen)
311 Mahiljou (Mogilew)
317 Riga
331 Tartu (Dorpat)
349 Liepāja (Libau)
350 Riga
393 Narva
410 Baranawitschy
445 Majowka (Georgenburg)
533 Bagrationowsk (Preußisch Eylau)

Südregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Südregion bestanden 34 Lagerverwaltungen mit 515 Einzellagern. Sie lagen in den heutigen Staaten Ukraine und Moldawien.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
062 Kiew
100 Saporosche
110 Korosten
125 Lyssytschansk
126 Nikolajew
134 Sumy
136 Poltawa
144 Woroschilowgrad
149 Charkow
159 Odessa
177 Tschernigow, später Stalino
198 Kischinjow
217 Kramatorsk
232 Stryj
241 Sewastopol
242 Gorlowka
253 Winniza
256 Krasnyj Lutsch
275 Lwow (Lemberg)
280 Stalino
299 Simferopol
304 Stanislawow (Stanislau)
306 Schepetowka
315 Dneprodserschynsk
414 Beresan
415 Charkow
417 Dnepropetrowsk
424 Melitopol, vorher Naltschik
460 Dnepropetrowsk
470 Swerdlowsk
471 Makejewka
472 Gorlowka
473 Stalino
474 Woroschilowgrad

Wolgaregion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Wolgaregion bestanden 16 Lagerverwaltungen mit 135 Einzellagern. Sie lagen im europäischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
050 Frolowo
097 Jelabuga
108 Stalingrad
119 Kasan
123 Urjupinsk
137 Wolsk
163 Frolowo
204 Astrachan
215 Uljanowsk
234 Kuibyschew
238 Saratow
265 Wolsk
338 Atkarsk
361 Stalingrad
362 Stalingrad
368 Engels

Nordkaukasus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Nordkaukasus bestanden 12 Lagerverwaltungen mit 129 Einzellagern. Sie lagen im heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
147 Georgijewsk
148 Krasnodar
182 Schachty
228 Dsaudschikau (Ordschonikidse)
237 Grosny
251 Rostow am Don
356 Taganrog
379 Machatschkala
421 Rostow am Don
424 Naltschik, später Melitopol
430 Nowotscherkassk
475 Rostow am Don

Transkaukasien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Georgien)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Georgien)
Tiflis
Molotowo
Karte 5: Georgien. Molotowo (verzeichnet als imeni Molotowa = namens Molotow) liegt 60 Kilometer westsüdwestlich von Tiflis, bei Zalka

In Transkaukasien bestanden 11 Lagerverwaltungen mit 116 Einzellagern. Sie lagen in Armenien, Aserbaidschan und Georgien.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
115 Jerewan
146 Otschamtschira
181 Rustawi
223 Kirowabad
236 Tiflis
328 Sumgait
441 Molotowo (Karte 5)
442 Saljany
444 Mingetschaur
461 Suchumi
518 Tkibuli

Ural[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Udmurtien)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Udmurtien)
Rjabowo
Ischewsk
Karte 6: Republik Udmurtien. Rjabowo liegt 70 Kilometer westlich von Ischewsk.

In der Region Ural bestanden 27 Lagerverwaltungen mit 281 Einzellagern. Sie lagen im europäischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
068 Tscheljabinsk
075 Rjabowo (Karte 6)
084 Asbest
102 Magnitogorsk
130 Ascha
153 Nischni Tagil
180 Kyschtym
197 Turinsk
200 Alapajewsk
207 Molotow
235 Nowotroizk
245 Nischni Tagil
260 Orsk
313 Degtjarsk
314 Asbest
318 Nowaja Ljalja
319 Ufa
346 Kizel
366 Borowsk, Stadtteil von Solikamsk
369 Tschkalow (Orenburg)
371 Ischewsk
376 Krasnouralsk
377 Swerdlowsk
476 Degtjarka
504 Karpinsk
523 Resch
531 Swerdlowsk

Westsibirien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es bestanden sechs Lagerverwaltungen mit 54 Einzellagern. Sie lagen im asiatischen Teil des heutigen Russland.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
093 Tjumen
199 Nowosibirsk
503 Kemerowo
511 Rubzowsk
525 Stalinsk
526 Jurga

Südliches Zentralasien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Kirgisistan)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Kirgisistan)


Kyzyl Kija

Osch
Karte 7: Kirgisistan. Kyzyl Kija liegt 60 Kilometer südwestlich von Osch.

In diesem Gebiet bestanden drei Lagerverwaltungen mit 13 Einzellagern. Sie lagen in den heutigen Staaten Kirgisistan und Usbekistan.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
288 Begowat
386 Taschkent
387 Kyzyl Kija (Karte 7)

Kasachstan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Usbekistan)
Liste sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs (Usbekistan)

Taschkent
Pachta Aral
Karte 8: Usbekistan. Das in Kasachstan gelegene Pachta Aral (ca. 80 Kilometer südwestlich von Taschkent), bestand aus mehreren kleinen Siedlungen, zwei am südwestlichen Stadtrand von Atakent, andere nördlich bis sechs Kilometer entfernt.

Es bestanden sieben Lagerverwaltungen mit 50 Einzellagern. Sie lagen im heutigen Staat Kasachstan.

Nr. Städte mit Lagerverwaltungen
029 Pachta Aral (Karte 8)
040 Alma-Ata
045 Ust-Kamenogorsk
099 Qaraghandy
222 Aktjubinsk
330 Akmolinsk
347 Leninogorsk

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Erich Maschke (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des Zweiten Weltkrieges. Gieseking, Bielefeld 1962–1977. Die Bände 2 bis 8 (Band 5 in drei Teilbänden) und das 1. Beiheft befassen sich mit den Kriegsgefangenen in der Sowjetunion; die Angaben beziehen sich auf Heimkehreraussagen, die in erheblichem Umfang in den 1940er- bis 1960er-Jahren systematisch gesammelt und ausgewertet wurden.
    • Bd. 2: Diether Cartellieri: Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Die Lagergesellschaft. Eine Untersuchung der zwischenmenschlichen Beziehungen in den Kriegsgefangenenlagern. 1967.
    • Bd. 3: Hedwig Fleischhacker: Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Der Faktor Hunger. 1965.
    • Bd. 4: Werner Ratza: Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Der Faktor Arbeit. 1973.
    • Bd. 5: Kurt Bährens: Deutsche in Straflagern und Gefängnissen der Sowjetunion. 1965 (3 Bände).
    • Bd. 6: Wolfgang Schwarz: Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Aus dem kulturellen Leben. 1969.
    • Bd. 7: Kurt W. Böhme: Die deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischer Hand. Eine Bilanz. 1966.
    • Bd. 8: Gert Robel: Die deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion. Antifa. 1974.
    • Beiheft 1: Michael Beck: Tagebuch aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft 1945–1949. 1967.
  • Orte des Gewahrsams von deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion (1941–1956): Findbuch. Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Dresden 2010, ISBN 978-3-934382-22-0.
  • Gerhard Kaliski: Vom Hakenkreuz zur Kreuzhacke. Jugend hinter Stacheldraht in Sibirien. Das Schicksal der ostpreußischen Jugend, von Jungen und Mädchen, teilweise noch im Kindesalter, die schwere Jahre in sibirischen Lagern erleiden mussten. Jahre voller Entbehrung, voller Hunger, Krankheiten und oft genug auch den Tod. ISBN 978-3-95627-540-1

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]