Lochnagar-Krater
Der Lochnagar-Krater (engl. Lochnagar Crater oder Lochnagar Mine, frz. La Grande Mine oder Mine de Boisselle) liegt südlich des Dorfes La Boisselle, im Gemeindegebiet von Ovillers-la-Boisselle, im französischen Département Somme. Britische Pioniereinheiten hatten in monatelanger Arbeit im Untertagebau eine Serie von 19 Minen unter den deutschen Linien platziert und brachten diese am 1. Juli 1916 um 7:28 Uhr, dem ersten Tag der Schlacht an der Somme, nahezu gleichzeitig zur Explosion. Die größten dieser Sprengladungen waren die Hawthorn-Ridge-Mine bei Beaumont-Hamel sowie die Y-Sap- und Lochnagar-Minen bei La Boisselle. In einigen Berichten wurde behauptet, dass es sich bei der Detonation der 19 Minen zu Beginn der Schlacht an der Somme um das lauteste von Menschen produzierte Geräusch gehandelt habe und es selbst in London noch zu hören gewesen sei; Erde und Trümmer seien bis zu 1200 Meter in die Luft geschleudert worden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Lochnagar-Krater wurde von den Briten in Anlehnung an ihre dahinter befindlichen „Lochnagar Trenches“ benannt, die ihren Namen nach dem schottischen Berg Lochnagar hatten. Von diesen aus war der Tunnel in einer Tiefe von ca. 16 Metern unter die deutsche Stellung „Schwabenhöhe“ gegraben worden, die vom Reserve-Infanterie-Regiment 110 der 28. Reserve-Division (Baden) gehalten wurde. Die 185. Tunnelling Company hatte am 11. November 1915 mit den Tunnelarbeiten begonnen. Im März 1916 übernahm die 179. Tunnelling Company die Arbeiten und stellte den Tunnel fertig. 26,8 Tonnen Ammonal-Sprengstoff wurde dabei in zwei Kammern, die durch Y-förmige Gänge verbunden waren, eingebracht. Die Sprengung der Lochnagar-Mine gilt als die bis dahin größte Explosion menschlicher Kriegsführung.[1]
Zwei Minuten nach der Sprengung, um 7:30 Uhr, begann der Angriff der britischen Infanterie, der jedoch nicht mit der nötigen Geschwindigkeit voranging. Der Lochnagar-Krater konnte zwar von Soldaten des Grimsby Chums Battalion (10th Battalion, The Lincolnshire Regiment) besetzt werden, aber der deutsche Widerstand nahm rasch zu und viele Angreifer flüchteten sich in den Krater, der dann aber der deutschen Artillerie ein leicht erkennbares Ziel bot. Außerdem wurde der Krater zeitweilig auch von britischer Artillerie unter Beschuss genommen. Die Kämpfe um den Krater forderten Hunderte Opfer. Insgesamt ging der 1. Juli 1916 als der bis dahin verlustreichste Tag in die britische Militärgeschichte ein.
Der Lochnagar-Krater existiert heute noch und ist mit einem Durchmesser von 91 Metern und einer Tiefe von 21 Metern der größte Krater aus dem Ersten Weltkrieg. Versuche, ihn aufzufüllen, konnten verhindert werden. Im Jahr 1978 kaufte der Engländer Richard Dunning den Krater, um ihn der Nachwelt zu erhalten. Ein Denkmal und ein Holzkreuz erinnern an die Kriegsereignisse. Jedes Jahr findet am 1. Juli um 7:28 Uhr eine Gedenkveranstaltung am Lochnagar-Krater statt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Liste der größten künstlichen, nichtnuklearen Explosionen
- Minenkrieg
- Minen in der Schlacht bei Messines
- Kraterschlacht
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
- Markus Klauer: Militärgeschichtlicher Reiseführer zu den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges in Flandern und Nordfrankreich. Verlag M. Klauer, Remscheid 2004, ISBN 3-9807648-2-6.
- Somme-Nord. (= Schlachten des Weltkrieges, in Einzeldarstellungen bearbeitet und herausgegeben im Auftrage des Reichsarchivs, Bände 20 und 21.) Gerhard Stalling Verlag, Oldenburg i.O. / Berlin 1927, S. 54 f. und Kartenbeilage.
Websites
- J. Legg: Lochnagar Mine Crater Memorial, La Boisselle, Somme Battlefields. In: www.greatwar.co.uk. Abgerufen am 28. Januar 2015.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Legg 2015
Koordinaten: 50° 0′ 56″ N, 2° 41′ 50″ O