Loquard

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Loquard
Gemeinde Krummhörn
Wappen von Loquard
Koordinaten: 53° 23′ N, 7° 3′ OKoordinaten: 53° 23′ 25″ N, 7° 2′ 44″ O
Höhe: 4 m
Fläche: 10,17 km²
Einwohner: 614 (31. Dez. 2012)
Bevölkerungsdichte: 60 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1972
Postleitzahl: 26736
Vorwahl: 04927
Karte
Karte der Krummhörn

Loquard ist eine Ortschaft der Gemeinde Krummhörn im Landkreis Aurich in Ostfriesland. In dem Ort leben 614 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2012).

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche in Luquard

Eine erste Burg muss in Loquard vor der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts errichtet worden sein, da als erster Häuptling schon Brunger I. hier eine Burg besessen haben soll. Bereits unter seinem Sohn Sibrand I. von Loquard wurde sog. Lyowertsnaborch am 1400 durch die Hamburger bzw. die Hanse im Kampf gegen die Vitalienbrüder zerstört. Von der Burg ist der Ringgraben mit einem Durchmesser von fast 30 m erhalten. Auf dem Burgplatz ist der Umriss des ehemals ca. 10 × 10 m messenden Gebäudes mit Sträuchern und Rosen markiert.[1]

Darauf errichtete Häuptling Sibrand im Nordwesten des Ortes eine neue Burg.[2] Häuptling Brunger II. von Loquard trat 1441 einem Bündnis gegen die Cirksena bei mit der Folge, dass er aus dem Lande fliehen musste und erst 1454 wieder zurückkehren durfte. Nach dem Aussterben der männlichen Linie des Häuptlingsgeschlechts ging die Burg am Ende des 15. Jahrhunderts an Victor Frese, der mit einer Schwester des letzten Häuptlings verheiratet war. Dessen kinderloser Enkel Victor Frese II. verkaufte Loquard 1564 an Katharina, Gemahlin des ostfriesischen Herzogs Edzard II.[3]

1744 fiel Loquard (ursprünglich Lachwerth/Laccuurdh: See- oder Sumpfinsel[4]) wie ganz Ostfriesland an Preußen. Die preußischen Beamten erstellten 1756 eine statistische Gewerbeübersicht für Ostfriesland. In jenem Jahr gab es in Loquard 35 Kaufleute und Handwerker und damit mehr als in den meisten Krummhörner Dörfern – mit der Ausnahme von Greetsiel und Pilsum. Dies lag vor allem an der relativ hohen Zahl von Leinewebern, nämlich zehn. Außerdem waren im Ort jeweils vier Schneider und Zimmerleute, jeweils drei Bäcker, Maurer und Schuster, zwei Schmiede sowie je ein Böttcher und Radmacher ansässig. Von den vier Kaufleuten handelte einer mit Tee, Kaffee, Zucker, Gewürzen und Laken sowie anderen Wollwaren, die anderen drei wurden als Höker, also Kleinkrämer, bezeichnet.[5]

Loquard gehörte in der Hannoverschen Zeit Ostfrieslands zum Amt Emden (1824), darin zur Vogtei Larrelt und darin wiederum zur Untervogtei Loquard, die neben dem Sitz der Untervogtei auch Woltzeten, Rysum, Campen, Heiselhusen und Canum umfasste.[6]

Jahrhundertelang waren die natürlichen Tiefs und die Entwässerungskanäle, die die Krummhörn in einem dichten Netz durchziehen, der wichtigste Verkehrsträger. Über Gräben und Kanäle waren nicht nur die Dörfer, sondern auch viele Hofstellen mit der Stadt Emden und dem Hafenort Greetsiel verbunden. Besonders der Bootsverkehr mit Emden war von Bedeutung. Dorfschiffer übernahmen die Versorgung der Orte mit Gütern aus der Stadt und lieferten in der Gegenrichtung landwirtschaftliche Produkte: „Vom Sielhafenort transportierten kleinere Schiffe, sogenannte Loogschiffe, die umgeschlagene Fracht ins Binnenland und versorgten die Marschdörfer (loog = Dorf). Bis ins 20. Jahrhundert belebten die Loogschiffe aus der Krummhörn die Kanäle der Stadt Emden.“[7] Bereits 1824 schrieb der Kulturhistoriker Fridrich Arends in seiner Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes: „Mit Wasser ist kein Amt reichlicher versehen wie dieses. (…) Im Winter und Frühling geschieht der Transport des Korns und sonstiger Güter sowohl in diesem als im Greetmer Amt immer zu Wasser, welches bei den schlechten Kleiwegen in der Jahreszeit außerordentlichen Nutzen hat.“[8] Loquard war über das Loquarder Tief und das Larrelter Tief mit der Seehafenstadt Emden verbunden und ist es noch heute, wenngleich das Knockster Tief, das in der weiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebaut wurde, seit jener Zeit eine Verbindung zwischen den beiden erstgenannten darstellt.

Torf, der zumeist in den ostfriesischen Fehnen gewonnen wurde, spielte über Jahrhunderte eine wichtige Rolle als Heizmaterial für die Bewohner der Krummhörn. Die Torfschiffe brachten das Material auf dem ostfriesischen Kanalnetz bis in die Dörfer der Krummhörn, darunter auch nach Loquard. Auf ihrer Rückfahrt in die Fehnsiedlungen nahmen die Torfschiffer oftmals Kleiboden aus der Marsch sowie den Dung des Viehs mit, mit dem sie zu Hause ihre abgetorften Flächen düngten.[9]

Im April 1919 kam es zu sogenannten „Speckumzügen“ Emder Arbeiter, an die sich Landarbeiterunruhen anschlossen. Zusammen mit dem Rheiderland war der Landkreis Emden der am stärksten von diesen Unruhen betroffene Teil Ostfrieslands. Arbeiter brachen in geschlossenen Zügen in die umliegenden Dörfer auf und stahlen Nahrungsmittel bei Bauern, wobei es zu Zusammenstößen kam. Die Lage beruhigte sich erst nach der Entsendung von in der Region stationierten Truppen der Reichswehr. Als Reaktion darauf bildeten sich in fast allen Ortschaften in der Emder Umgebung Einwohnerwehren. Die Einwohnerwehr Loquards umfasste 38 Personen. Diese verfügten über 25 Waffen. Aufgelöst wurden die Einwohnerwehren erst nach einem entsprechenden Erlass des preußischen Innenministers Carl Severing am 10. April 1920.[10]

Am 1. Juli 1972 wurde Loquard in die neue Gemeinde Krummhörn eingegliedert.[11]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Grundschule in Loquard

Zu den Sehenswürdigkeiten des Ortes zählt die einschiffige, geklinkerte Kirche. Sie wurde im 13. Jahrhundert gebaut und ist 34 Meter lang. Im Innenraum befindet sich ein kostbar geschnitzter Altar mit der Darstellung der Leidensgeschichte Christi. Es handelt sich um eine flämische Schnitzarbeit, die etwa um 1520 entstanden ist.

Neben der Kirche befand sich im Mittelalter eine Burg, in der die Häuptlinge lebten. Die Burg ist im 15. Jahrhundert am Ende der Piratenzeit auf Befehl zerstört worden. Erhalten geblieben ist nur der ringförmige Burggraben, der über eine Holzbrücke erreichbar ist, und in dessen Innerem sich heute ein kleiner Garten befindet, in dem die Umrisse der alten Burg durch Rosen nachgebildet sind. Die Burgstelle der neuen Burg nördlich der Kirche ist heute verschwunden.

Die Loquarder Grundschule ist in einem alten denkmalgeschützten Gulfhof eingerichtet worden. Hier finden gelegentlich auch Veranstaltungen der Ländlichen Akademie Krummhörn statt, und in den Schulferien wird die Schule für Ausstellungen genutzt.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sportverein des Ortes ist der FC Schwarz-Weiß Loquard. Er wurde 1928 als Fußballverein Alemannia Schwarz-Weiß Loquard gegründet und blieb ein solcher bis zur Einweihung der Sporthalle in Loquard 1981. Seither werden auch Hallensportarten angeboten, unter anderem hat der Verein eine Tischtennissparte.[12] Die Erste Fußball-Herrenmannschaft spielt ab der Saison 2013/2014 in der zu dieser Saison neugegründeten, ostfrieslandweiten Kreisliga (Ostfrieslandliga), der drittniedrigsten (oder achthöchsten) Spielklasse im Ligensystem in Niedersachsen.[13]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Loquard – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag von Frank Both zu Lyowertsnaborch in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 13. Juli 2021.
  2. Hajo van Lengen: Geschichte des Emsingerlandes vom frühen 13. bis zum späten 15. Jahrhundert. Aurich 1973, S. 180.
  3. Otto Houtrouw: Ostfriesland: Eine geschichtlich-ortskundige Wanderung gegen Ende der Fürstenzeit, Aurich 1889, S. 368 f. Aurich 1889, S. 368 f.
  4. Johann Jakob Egli: Nomina geographica. Sprach- und Sacherklärung von 42000 geographischen Namen aller Erdräume. 2. Auflage. Friedrich Brandstetter, Leipzig 1893, S. 518 (Laach)
  5. Karl Heinrich Kaufhold, Uwe Wallbaum (Hrsg.): Historische Statistik der preußischen Provinz Ostfriesland (Quellen zur Geschichte Ostfrieslands, Band 16). Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1998, ISBN 3-932206-08-8, S. 383.
  6. Curt Heinrich Conrad Friedrich Jansen: Statistisches Handbuch des Königreichs Hannover 1824. S. 161, Textarchiv – Internet Archive.
  7. Harm Wiemann, Johannes Engelmann: Alte Straßen und Wege in Ostfriesland. Selbstverlag, Pewsum 1974, S. 169 (Ostfriesland im Schutze des Deiches; 8)
  8. Fridrich Arends: Erdbeschreibung des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlingerlandes, Emden 1824, S. 279 ff., Textarchiv – Internet Archive.
  9. Gunther Hummerich: Die Torfschifffahrt der Fehntjer in Emden und der Krummhörn im 19. und 20. Jahrhundert. In: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, Band 88/89 (2008/2009), S. 142–173, hier S. 163.
  10. Hans Bernhard Eden: Die Einwohnerwehren Ostfrieslands von 1919 bis 1921. In: Emder Jahrbuch für historische Landeskunde Ostfrieslands, Band 65, 1985, S. 81–134, hier S. 94, 98, 105, 114.
  11. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 263 f.
  12. Chronik (Memento vom 9. Juni 2014 im Internet Archive), abgerufen am 2. Juni 2013.
  13. Jörg-Volker Kahle: Das Fell des Bären ist schon fast verteilt. In: Emder Zeitung, 1. Juni 2013, S. 27.