Kunstraub aus dem Louvre 2025


Bei dem Kunstraub aus dem Louvre am 19. Oktober 2025 stahlen die Täter einen Teil der französischen Kronjuwelen aus der Galerie d’Apollon des Louvre in Paris. Die acht mit Diamanten und Edelsteinen verzierten Schmuckstücke werden auf einen Wert von 88 Millionen Euro geschätzt. Der Raub dauerte vier bis sieben Minuten. Es war der erste Kunstraub im Louvre seit dem Raub des Gemäldes Le chemin de Sèvres im Jahr 1998. Der Louvre-Raub reiht sich ein in eine Serie von Kunstrauben, die im Jahr 2025 in mehreren französischen Museen begangen wurden.
Raubüberfall
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Der Einbruch ereignete sich am Sonntag, 19. Oktober 2025 gegen 09:30 Uhr, etwa eine halbe Stunde nach der Öffnung des Museums. Die Täter kamen auf Motorrollern und gelangten von der Seine-Seite aus in das Gebäude. Sie trugen gelbe und orange Warnwesten, um sich als Arbeiter zu tarnen, und führten Akku-Trennschleifer sowie weiteres Werkzeug mit sich.[1]
Die Täter fuhren mit einem Möbelaufzug an den Gebäudeteil am Quai François Mitterrand heran.[2] Zwei maskierte Männer verschafften sich mit dessen Hilfe Zugang zu einem Balkon im zweiten Stock an der Südseite des Gebäudes. Mit einem akkubetriebenen Winkelschleifer schnitten sie eine Fensterscheibe auf und gelangten so in die Galerie d’Apollon. Dabei lösten sie den Alarm aus. Sie bedrohten das heraneilende Sicherheitspersonal, schlugen gezielt zwei Vitrinen ein und entwendeten acht Schmuckstücke. Anschließend stiegen sie über den Aufzug des Fahrzeugs hinab; auf der Straße warteten zwei Komplizen auf Motorrollern.[3] Sie versuchten, die Aufzugsplattform des Fahrzeugs in Brand zu setzen, wurden jedoch von einem Museumsmitarbeiter daran gehindert, und flüchteten über die Seine mit zwei bereitstehenden Motorrollern vom Typ Yamaha TMAX. Der gesamte Überfall dauerte weniger als sieben Minuten.[4][5]
Das Museum wurde nach dem Überfall evakuiert[4] und blieb bis folgenden Mittwoch, 22. Oktober, geschlossen.[6] Die Polizei fand am und um den Ort des Vorfalls während ihres Einsatzes zwei Trennschleifer, eine Lötlampe, Benzin, Handschuhe, ein Walkie-Talkie und eine Decke. Auch wurde die zerbrochene Krone der Kaiserin Eugénie, ein Teil des Raubgutes, gefunden. Etwas weiter entfernt wurde eine Warnweste gefunden.
Gestohlene Gegenstände
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den gestohlenen Objekten gehörten acht Schmuckstücke, darunter zwei Diademe, die Halskette und Ohrringe von Maria Amalia von Neapel-Sizilien und Hortense de Beauharnais, die Smaragd-Halskette und ein Paar Smaragd-Ohrringe von Marie Louise sowie die Reliquienbrosche und die große Korsagen-Schleifenbrosche der Kaiserin Eugénie.[7] Die Konservatorin des Museums schätzt den Wert der gestohlenen Stücke auf rund 88 Millionen Euro. Fachleute betonten jedoch, dass der tatsächliche Schaden aufgrund der historischen Bedeutung der Objekte weit über den materiellen Wert hinausgeht;[8] allerdings sind die Gegenstände in dieser Form unverkäuflich und ein Einschmelzen des Golds bzw. Herausbrechen der Steine das wahrscheinlichste Szenario, was die Rekonstruktion der Schmuckstücke äußerst erschweren würde.[9][10]
- Gestohlene Gegenstände
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Ohrringe aus dem Saphir-Set von Königin Marie-Amélie und Königin Hortense
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Halskette aus dem gleichen Set
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Diadem aus dem gleichen Set
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Smaragdkette aus Marie-Louises Set
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Smaragdohrringe aus Marie-Louises Set
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Diadem der Kaiserin Eugénie
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Große Miederschleife der Kaiserin Eugénie
Ermittlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem Raub fahndeten die französischen Behörden nach vier Personen. Im Falle einer Festnahme und Verurteilung drohen ihnen Haftstrafen von bis zu 15 Jahren.[8] Die Staatsanwaltschaft stellte in den Raum, dass es sich bei den Tätern bloß um Handlanger gehandelt haben könnte, hinter denen eine kriminelle Organisation als Auftraggeber stecke.[10]
Die Pariser Staatsanwaltschaft übertrug die Ermittlungen zu dem Raub einer auf Kunstdiebstähle spezialisierten Einheit der Polizei, der Brigade de répression du banditisme (BRB). Laut dem ehemaligen BRB-Beamten Pascal Szkudlara werden bei den Ermittlungen Videoaufnahmen, Telefonverbindungen und forensische Spuren ausgewertet; zudem kommen Informanten zum Einsatz. Szkudlara äußerte sich zuversichtlich, dass die Täter gefasst würden.[11]
Die Täter nutzten einen Möbelaufzug, den sie in der Woche vor dem Raub bei einer Mietfirma während der Einweisung gestohlen hatten. Sie entfernten die Beschriftung und tauschten die Kennzeichen aus.[12]
Am 26. Oktober wurden an zwei unterschiedlichen Orten in der Region Île-de-France zwei Verdächtige aufgrund von am Tatort gefundenen DNA-Spuren festgenommen, einer davon am Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle; er war auf der Ausreise nach Algerien.[13] Wenige Tage später gab die Staatsanwaltschaft bekannt, fünf weitere verdächtige Personen in Gewahrsam genommen zu haben.[14] Bei den Tätern soll es sich um „Kleinkriminelle aus der Region“ handeln.[15]
Mangelnde Sicherheit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fall reiht sich ein in eine Serie von Kunstrauben, die im Jahr 2025 in mehreren französischen Museen begangen wurden.[6] Der französische Rechnungshof hatte kurz zuvor den mangelhaften Schutz der im Louvre ausgestellten Werke moniert. Es gebe zahlreiche Sicherheitslücken: In einem der Gebäudeflügel seien drei Viertel der Säle nicht mit Überwachungskameras ausgestattet. Die 2010 eingeleiteten Arbeiten zur Verbesserung des Brandschutzes seien 15 Jahre später nicht abgeschlossen.[10] Der Museumsverwaltung sei das bekannt gewesen.[16] In dem zum Einbruch benutzten Fenster war Glas ohne Sicherheitsklasse (P6B–P8B) verbaut.[10] Nach Angaben der Gewerkschaft Union syndicale Solidaires war die Sicherheit im Louvre durch Personalabbau beeinträchtigt worden, während die Besucherzahlen des Museums stark angestiegen waren. Die Gewerkschaft veröffentlichte am 19. Oktober 2025 eine Erklärung, in der sie sich über den Abbau von Arbeitsplätzen im Sicherheitsbereich des Louvre beschwerte. Von früher 2000 Stellen wurde das Äquivalent von 200 Vollzeitstellen in dem Museum gestrichen.[17]
Am 22. Oktober 2025, drei Tage nach dem Diebstahl, räumte Laurence des Cars, Generaldirektorin des Louvre, in ihrer Aussage vor dem Kulturausschuss des französischen Senats „schreckliches Versagen“ ein. Auch habe sie ihren Rücktritt angeboten, was von der Kulturministerin Rachida Dati abgelehnt wurde.[18] Der Alarm habe jedenfalls funktioniert.[19] Seit dem Vorfall werden einige Kronjuwelen aus dem Louvre vorsorglich in einem Tresor der Französischen Zentralbank verwahrt.[20]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Informationen des französischen Kulturministeriums zum Einbruchdiebstahl im Louvre vom 19. Oktober 2025 (französisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Diebe im Pariser Louvre: Museum bleibt heute geschlossen. Bayerischer Rundfunk, 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ Frankreich: Täter stehlen teuren Schmuck im Louvre in Paris. In: dw.com. Deutsche Welle, 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ Frank Patalong, Matthias Reisner: »Sie greifen niemanden an, sie gehen ganz ruhig hinein«. In: Der Spiegel. 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ a b Louvre: So stehlen Unbekannte wertvollen Schmuck aus Pariser Museum. In: nadr.de. 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ Jean-Michel Décugis, Louis Valleau, Candice Doussot: Musée du Louvre : gardiens menacés, « commando organisé », fuite en TMax… Ce que l’on sait du cambriolage. In: Le Parisien. 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025 (französisch).
- ↑ a b Weiterer Coup – Einbrecher erbeuten fast 2000 Gold- und Silbermünzen in französischem Museum. In: spiegel.de. 22. Oktober 2025, abgerufen am 22. Oktober 2025.
- ↑ Patrick Kern: Diebstahl im Louvre: Diese acht Schmuckstücke wurden erbeutet. In: Neue Osnabrücker Zeitung. 19. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ a b Gestohlene Juwelen auf 88 Millionen Euro geschätzt. In: tagesschau.de, 22. Oktober 2025 (abgerufen am 22. Oktober 2025).
- ↑ Cambriolage au Louvre: la revente en l’état des joyaux volés est impossible, selon les experts. Radio France Internationale, 20. Oktober 2025, abgerufen am 23. Oktober 2025 (französisch).
- ↑ a b c d Nach Einbruch im Louvre: Frankreich fahndet nach Juwelenräubern. In: derStandard.at. 20. Oktober 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025.
- ↑ Gabriel Stargardter, Juliette Jabkhiro und Elissa Darwish: French police may nab Louvre thieves but unlikely to recover their loot. In: Reuters. Reuters, 21. Oktober 2025, abgerufen am 22. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Mit diesem Möbelaufzug gelangten die Diebe in den Louvre. faz.net, 23. Oktober 2025, abgerufen am 23. Oktober 2025.
- ↑ Cambriolage au Louvre : l’enquête s’accélère avec l’interpellation de deux braqueurs. In: Le Figaro. 26. Oktober 2025, abgerufen am 26. Oktober 2025 (französisch).
- ↑ Staatsanwaltschaft: Fünf neue Verdächtige nach Louvre-Einbruch festgenommen. In: Der Spiegel. 30. Oktober 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. Oktober 2025]).
- ↑ Jan-Frederik Wendt, Reuters: Louvre: Mutmaßliche Louvre-Diebe laut Staatsanwaltschaft keine Profis. In: Die Zeit. 2. November 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 3. November 2025]).
- ↑ Cambriolage historique au Louvre: Emmanuel Macron demande une « accélération » des « mesures de sécurisation » du musée. In: France Info. 22. Oktober 2025, abgerufen am 22. Oktober 2025 (französisch).
- ↑ Louvre heist raises decades old questions about museum security. France24, 19. Oktober 2025, abgerufen am 28. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Louvre-Direktorin räumt „Versagen“ ein. In: tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, 22. Oktober 2025, abgerufen am 22. Oktober 2025.
- ↑ Caméras insuffisantes, alarmes qui ont fonctionné… Ce qu’il faut retenir de l’audition de la directrice du Louvre au Sénat, après le cambriolage. In: France Info. 22. Oktober 2025, abgerufen am 22. Oktober 2025 (französisch).
- ↑ Leon Ginzel, dpa: Paris: Louvre bringt wertvolle Juwelen in Sicherheit. In: Die Zeit. 25. Oktober 2025, abgerufen am 25. Oktober 2025.
Koordinaten: 48° 51′ 34,2″ N, 2° 20′ 11,9″ O