Anton-Proksch-Institut

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Anton Proksch-Institut Wien

Das Anton-Proksch-Institut ist ein Therapiezentrum zur Behandlung von Abhängigkeiten im 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing.

Leistungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Behandelt werden hier an der größten europäischen Suchtklinik neben Abhängigkeit von Medikamenten, Alkohol und anderen Drogen auch so genannte nicht stoffgebundene Abhängigkeiten wie Spielsucht, Computersucht (Chatsucht, Onlinespiele, Internetsucht etc.) oder Kaufsucht. Weiters bietet das Anton-Proksch-Institut ein umfassendes Fort- und Weiterbildungsprogramm für alle Bereiche zum Thema Sucht an und betreibt Grundlagen- und Begleitforschung in Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1954 wurde auf Veranlassung von Universitätsprofessor Doktor Hans Hoff (1897–1969) der „Verein Trinkerheilstätte“ gegründet, dem neben Ärzten der Wiener Universitätsklinik für Psychiatrie und Neurologie Politiker aller Lager und Vertreter der Katholischen Kirche angehörten. Noch zu Beginn des Jahres 1956 wurde der von Hans Hoff an den Hauptverband der österreichischen Sozialversicherung gestellte Antrag auf Kostenübernahme für die Entziehungsbehandlung mit der Begründung, dass Alkoholismus keine Krankheit, sondern eine Willensschwäche sei, abgelehnt. Hoff konnte jedoch in der Folge den damaligen Sozialminister Anton Proksch (1897–1975) für seine Idee gewinnen, unter dessen Schirmherrschaft am 5. Dezember 1956 die „Stiftung Genesungsheim Kalksburg“ gegründet wurde,[1] an der unter anderem der damalige Erzbischof von Wien, Franz König (1905–2004), und der damalige Bürgermeister von Wien Franz Jonas (1899–1974) beteiligt waren. Am 17. Jänner 1961 wurde das Genesungsheim Kalksburg in der Mackgasse 7–11 mit 65 Betten und 19 Mitarbeitern (zwei Ärzte, vier Krankenschwestern) in Betrieb genommen und von Bundespräsident Adolf Schärf (1890–1965) im Mai 1961 offiziell eröffnet. 1975, nach dem Tod von Anton Proksch, wurde das Genesungsheim in „Anton-Proksch-Institut“ umbenannt.[2]

Ab 1972 war das Anton-Proksch-Institut Standort des durch Vertrag mit der Ludwig Boltzmann Gesellschaft gegründeten Ludwig-Boltzmann-Instituts für Suchtforschung.[2] Finanziert wurde dieses durch staatliche Zuwendungen, private Fonds und Förderungen von Forschungsprojekten.[3] Von 1977 bis 2009 haben Alfred Springer und Rudolf Mader 95 Einzelhefte, mit einer Auflage von ca. 500 Exemplaren der Wiener Zeitschrift für Suchtforschung herausgegeben.[4] Es wurde aus Anlass der Pensionierung seines Leiters Alfred Springer[5] mit Ende Dezember 2009 geschlossen.[6] Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten erwarb Vamed am 1. April 2013 eine 60 % Beteiligung am Anton-Proksch-Institut, wobei 40 % im Eigentum des Instituts blieben.[1][7] Im September 2020 beauftragte das Anton Proksch Institut ein vom Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz kofinanziertes Forschungsprojekt zum Thema Sucht(behandlung) in der Krise.[8][9]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Institut verfügt über rund 280 Betten. Beschäftigt sind etwa 220 Mitarbeiter. Zusätzlich zum Therapiezentrum für Alkohol- und Medikamentenabhängige in Kalksburg, der Drogenentzugsstation in Kalksburg und der seit 2018 betriebenen Rehabilitationseinrichtung für chronisch suchtkranke Personen in Mödling[10] (Husarentempelgasse 3) gibt es noch drei Ambulatorien in Wien und vier Suchtberatungen in Niederösterreich mit rund 40.000 Kontakten jährlich.

Ambulatorien und Suchtberatungen bestehen in:[11]

  • 5. Bezirk (Wiedner Hauptstraße 105, Hauptambulanz des Anton Proksch Instituts)
  • 3. Bezirk (Radetzkystraße 31/6, „Treffpunkt“ – Drogenberatung und Vorbetreuung, Spezialambulanz für Substitution)
  • 23. Bezirk (Gräfin-Zichy-Straße 6, Frauenambulanz)
  • Baden (Suchtberatung Baden)
  • Mödling (Suchtberatung Mödling)
  • Neunkirchen (Suchtberatung Neunkirchen)
  • Wiener Neustadt (Suchtberatung Wr. Neustadt)

Im Jahr 2020 wurde angekündigt, dass das Institut durch einen Neubau erweitert werden solle, um zukünftig 240 Betten sowie 50 Plätze für eine ganztägige Ambulanz bieten zu können.[12][13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • G(ünther) Pernhaupt: 5 Jahre Drogentherapie in Kalksburg. Referat zum forensischen Mittwoch, 16. April 1980. Abteilung für Forensische Psychiatrie, Wien 1980, OBV.
  • Charlotte Schmekal: Betrachtung der Drogenstation A(nton) P(roksch) I(nstitut) Mödling in Bezug auf die Möglichkeit institutioneller Familientherapie. Diplomarbeit. Bundesakademie für Sozialarbeit, Wien 1990, OBV.
  • Michael Haberzettl: Entwicklung der Drogentherapie in Wien mit Fokus auf die Geschichte der Drogenambulanz des AKH Wien im Zeitraum von 1966 bis 1993. Diplomarbeit. Universität Wien, Wien 2011. – Volltext online (PDF; 3 MB).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anton-Proksch-Institut Stiftung Genesungsheim Kalksburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Anton Proksch Institut - Anlaufstelle für „Wirtshaus Österreich“, Tiroler Tageszeitung. Abgerufen am 30. November 2020
  2. a b Anton-Proksch-Institut: Größte Suchtklinik Europas wird 50, Der Standard, abgerufen am 26. Februar 2021
  3. Ludwig-Boltzmann-Institut für Suchtforschung am Anton-Proksch-Institut, (…). Geschichte und Tätigkeitsprofil. (Memento vom 23. August 2007 im Internet Archive), Stand: 20. Februar 2003, abgerufen am 2. Juli 2017.
  4. Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Sigmund Freud Privatuniversität, abgerufen am 24. Februar 2021
  5. Springer-Verlag GmbH: Neurologie. Eine verdiente Institution geht in Pension@1@2Vorlage:Toter Link/www.springermedizin.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: springermedizin.at, 29. Oktober 2009, abgerufen am 2. Juli 2017.
  6. Ludwig Boltzmann Gesellschaft – österreichische Vereinigung zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung: LBI für Suchtforschung@1@2Vorlage:Toter Link/www.lbg.ac.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: lbg.ac.at, 2017, abgerufen am 2. Juli 2017.
  7. Anton-Proksch-Institut teilprivatisiert, Die Presse, abgerufen am 7. Dezember 2020
  8. Sucht(behandlung) in der Krise abgerufen am 25. März 2021 in Goeg.at
  9. Kurzbericht: Sucht(behandlung) in der Krise Gesundheit Österreich (Wien), Anton Proksch Institut (Wien), Dezember 2020 (PDF; 359 kB)
  10. Stationäre Standorte | Anton Proksch Institut. Abgerufen am 6. März 2021.
  11. Unsere ambulanten Standorte, Anton Proksch Institut, abgerufen am 26. Februar 2021
  12. AVISO: Suchtmedizin der Zukunft: Grundsteinlegung für den Neubau des Anton Proksch Instituts, APA-OTS, abgerufen am 7. Dezember 2020
  13. Geschichte des Anton Proksch Instituts, Anton Proksch Institut, abgerufen am 26. Februar 2021

Koordinaten: 48° 8′ 11″ N, 16° 14′ 46″ O