Mühlau AG
AG ist das Kürzel für den Kanton Aargau in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Mühlau zu vermeiden. |
Mühlau | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Aargau (AG) |
Bezirk: | Muri |
BFS-Nr.: | 4235 |
Postleitzahl: | 5642 |
Koordinaten: | 671993 / 231423 |
Höhe: | 397 m ü. M. |
Fläche: | 5,52 km² |
Einwohner: | 1170 (31. Dezember 2017)[1] |
Einwohnerdichte: | 212 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
17,0 % (31. Dezember 2017)[2] |
Website: | www.muehlau.ch |
Mühlau | |
Karte | |
Mühlau (schweizerdeutsch: ˈmylɑʊ)[3] ist eine Einwohnergemeinde im Bezirk Muri im Südosten des Schweizer Kantons Aargau. Sie liegt an der Reuss, welche die Grenze zum Kanton Zug bildet.
Inhaltsverzeichnis
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gemeinde besteht aus mehreren Ortsteilen. Die Hauptsiedlung Mühlau liegt rund einen halben Kilometer vom Fluss entfernt am östlichsten Ausläufer des Lindenbergs auf dem Schwemmkegel des Sembachs. Südlich davon liegt auf einer leicht erhöhten Terrasse der Ortsteil Krähenbühl (460 m ü. M.), der in den letzten Jahrzehnten mit Mühlau zusammengewachsen ist. Ein Kilometer nordnordöstlich liegt der Weiler Schoren (389 m ü. M.), ein Kilometer in nordnordwestlicher Richtung der Weiler Kestenberg (415 m ü. M.).[4]
Die flache Reussebene ist im südlichsten Teil des Gemeindegebiets nur etwa 200 Meter breit, weitet sich aber beim Dorf Mühlau aus und erreicht an der nördlichen Gemeindegrenze eine Breite von fast zwei Kilometern. Ein künstlicher Kanal zieht sich in einer Entfernung von 20 bis 400 Metern der Reuss entlang und entwässert die Ebene, während das Flussbett durch Hochwasserschutzdämme begrenzt wird. Östlich von Schoren befindet sich am Flussufer der Schachen, ein grösseres Sumpfgebiet mit Weihern und Wassergräben. Insgesamt stehen 33 Hektaren unter Naturschutz.[4]
Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 552 Hektaren, davon sind 73 Hektaren bewaldet und 60 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 475 Metern in der Fellenweid, der tiefste auf 387 Metern an der Reuss.
Nachbargemeinden sind Merenschwand im Norden, Hünenberg im Osten, Sins im Süden, Auw im Südwesten und Beinwil (Freiamt) im Westen.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Gebiet Himmelreich zwischen Mühlau und Kestenberg bestand während der Römerzeit ein Gutshof. Allerdings wurden die Überreste in den 1860er Jahren teilweise für den Bau der neuen Kirche verwendet. Daneben kamen einige Glocken, Münzen, Keramikfragmente und die Statuette eines Hahns zum Vorschein.[5] Die erste urkundliche Erwähnung von Mulnowe erfolgte im Jahr 1274. Der Ortsname leitet sich vom althochdeutschen Mulinouwa ab und bedeutet «wassernahes Land bei der Mühle».[3] Kestenberg wurde erstmals 1328 als Kestiberg erwähnt, Schoren 1371 als Schorren.
Im Mittelalter herrschten die Herren von Hünenberg über Mühlau und übten sowohl die niedere wie auch die hohe Gerichtsbarkeit aus. Nach der Schlacht bei Sempach im Jahr 1386, die Hünenberger hatten auf Seiten der unterlegenen Habsburger gekämpft, stieg die Stadt Luzern zur vorherrschenden Macht in der Region auf. Die Bewohner von Benzenschwil, Merenschwand und Mühlau kauften sich 1394 von den Hünenbergern los und unterstellten sich freiwillig der Herrschaft Luzerns. Sie waren zwar nicht gleichberechtigt mit den Stadtbürgern, besassen aber mehr Rechte als die übrigen Luzerner Untertanen. So durften sie die Richter und Untervögte selbst wählen und genossen Steuerprivilegien.
1415 eroberten die Luzerner das benachbarte habsburgische Amt Meienberg, das sie jedoch 1425 an den gemeinsamen Besitz der Eidgenossen zurückgeben mussten. Das Gebiet um Merenschwand war wieder eine luzernische Exklave, getrennt durch die Gemeine Herrschaft der Freien Ämter. 1426 war erstmals von einem Amt Merenschwand die Rede. Die folgenden Jahrhunderte waren vor allem durch häufige Überschwemmungen der Reuss geprägt. Die Bewohner des Amtes waren unter anderem dazu verpflichtet, die Schutzdämme instand zu halten.
Im März 1798 marschierte die französische Armee in die Schweiz ein und rief die Helvetische Republik aus. Das Amt Merenschwand war nun eine Exklave des Distrikts Hochdorf im Kanton Luzern. Im Oktober 1802 schloss sich das Amt Merenschwand eigenmächtig dem Kanton Zug an, bis dann Napoleon Bonaparte im Februar 1803 den Anschluss an den Kanton Aargau verfügte. Die Grossgemeinde hatte nicht lange Bestand und zerfiel: Mühlau trennte sich im Jahr 1810, Benzenschwil folgte 1813. Am 14. August 1836 zerstörte ein Grossbrand mehrere Häuser.
Ein wichtiges Anliegen war die Bändigung der frei fliessenden Reuss, die oft über die Ufer trat. Der Entwässerungskanal entlang des Flusses wurde 1861 fertiggestellt, die Entsumpfung der Ebene war bis 1863 abgeschlossen. Dennoch kam es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Dammbrüchen und Überschwemmungen. Erst die zweite Reusstalsanierung von 1972 bis 1983 löste das Problem endgültig: es wurden zahlreiche neue Dämme und Vorflutkanäle gebaut, der Kraftwerkneubau von Zufikon sorgte für einen Rückstau und damit eine langsamere Fliessgeschwindigkeit.
Ab 1867 forderten die Bewohner der Weiler Schoren und Kestenberg die Loslösung von Merenschwand. Der Anschluss an Mühlau konnte erst 1879 nach zahlreichen Beschwerden und Rekursen vollzogen werden. Es entstanden die Ortsbürgerschaften Mühlau und Schoren-Kestenberg. Diese bildeten zwar eine politische Einheit, waren aber in den Bereichen Strassen, Schule und Armenwesen autonom. Erst 1913 wurden sie vereinigt.
Am 1. Dezember 1881 erfolgte die Eröffnung der dritten Etappe der Aargauischen Südbahn zwischen Muri und Rotkreuz, doch erst 1885 erhielt Mühlau eine Bahnstation im Ortsteil Krähenbühl. 1940 ersetzte eine Brücke die seit 1637 bestehende Fähre über die Reuss. Die Einwohnerzahl war im 20. Jahrhundert starken Schwankungen unterworfen. So gab es beispielsweise während der 1970er Jahre einen Rückgang von 15 Prozent. Seit 1980 wird die Gemeinde aufgrund der Nähe zu den Städten Luzern und Zug durch eine rege Bautätigkeit geprägt, die Bevölkerung hat seither um mehr als zwei Drittel zugenommen.
Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mühlau gehörte kirchlich zur Pfarrei Sins, Kestenberg und Schoren hingegen zur Pfarrei Merenschwand, und bildete erst ab 1878 eine eigene Pfarrei. 1580 genehmigte Luzern den Bau einer Kapelle, die 1654 durch einen Neubau an anderer Stelle ersetzt wurde. 1849 beschloss der Mühlauer Gemeinderat den Ausbau der Kapelle zur Pfarrkirche St. Anna, die 1853 fertiggestellt war. Rund 120 Jahre älter ist der benachbarte Gasthof zum Storchen, ein stattliches Gebäude im traditionellen ländlichen Baustil.[6]
Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Gelb über grünem Dreiberg halbes schwarzes Mühlrad.» Die erste bekannte Abbildung des Wappens erschien 1872 auf dem Gemeindesiegel. Bis 1915 war statt des Dreibergs im Schildfuss ein Stern im Schildhaupt zu sehen.[7]
Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Bevölkerungsentwicklung (1799 ohne Schoren und Kestenberg):[8]
Jahr | 1799 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 |
Einwohner | 392 | 586 | 601 | 580 | 625 | 697 | 590 | 789 | 980 | 1'010 |
Am 31. Dezember 2017 lebten 1170 Menschen in Mühlau, der Ausländeranteil betrug 17 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 68,0 % römisch-katholisch, 16,8 % reformiert und 3,2 % moslemisch; 1,5 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an.[9] 93,0 % gaben Deutsch als ihre Hauptsprache an, je 1,5 % Albanisch und Englisch, 1,2 % Serbokroatisch.[10]
Politik und Recht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Muri zuständig. Mühlau gehört zum Friedensrichterkreis Merenschwand.
Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Mühlau gibt es gemäss Betriebszählung 2008 rund 260 Arbeitsplätze, davon 27 % in der Landwirtschaft, 36 % in der Industrie und 37 % im Dienstleistungssektor.[11] Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler und arbeiten in der Region Muri oder in den Agglomerationen von Luzern und Zug.
Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Mühlau liegt an der wichtigen Hauptstrasse zwischen Bremgarten und Sins. Eine Brücke führt über die Reuss nach Hünenberg und Maschwanden. Im Ortsteil Krähenbühl befindet sich eine Haltestelle an der SBB-Bahnlinie Lenzburg–Rotkreuz.
Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Die Sekundarschule und Realschule können in Merenschwand besucht werden, die Bezirksschule in Sins. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Wohlen.
Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Reto Bucher (* 1982), Ringer
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau, Band V: Der Bezirk Muri. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 55). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1967, DNB 457321970.
- Dominik Sauerländer: Die Geschichte des Amtes Merenschwand. Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte einer Luzerner Landvogtei von den Anfängen bis zum Jahre 1798. Baden-Verlag, Baden 1999, ISBN 978-3-85545-124-1.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Offizielle Website der Gemeinde Mühlau
- Anton Wohler: Mühlau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Bevölkerungsentwicklung zweites Halbjahr 2017. Departement Finanzen und Ressourcen, Statistik Aargau, März 2018, abgerufen am 8. März 2018 (PDF, 1,7 MB).
- ↑ Bevölkerungsentwicklung zweites Halbjahr 2017. Departement Finanzen und Ressourcen, Statistik Aargau, März 2018, abgerufen am 8. März 2018 (PDF, 1,7 MB).
- ↑ a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band100. Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S.283–284.
- ↑ a b Landeskarte der Schweiz, Blatt 1110, Swisstopo
- ↑ Martin Hartmann, Hans Weber: Die Römer im Aargau. Verlag Sauerländer, Aarau 1985, ISBN 3-7941-2539-8, S.184–185.
- ↑ Georg Germann: Die Kunstdenkmäler des Kantons Aargau. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. BandV: Bezirk Muri. Birkhäuser Verlag, Basel 1967.
- ↑ Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S.220.
- ↑ Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden des Kantons Aargau seit 1850. In: Eidg. Volkszählung 2000. Statistisches Amt des Kantons Aargau, 2001, abgerufen am 3. April 2012.
- ↑ Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Religionszugehörigkeit sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
- ↑ Eidg. Volkszählung 2000: Wirtschaftliche Wohnbevölkerung nach Hauptsprache sowie nach Bezirken und Gemeinden. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
- ↑ Betriebszählung 2008. Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 24. August 2012.
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