Münchner Residenz

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Plan der Münchener Residenz
Michael Wening, Münchener Residenz um 1700
Münchener Residenz in der Altstadt

Die Residenz in der Münchner Innenstadt war das Münchner Stadtschloss und die Residenz der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige und somit jahrhundertelang ein politisches und kulturelles Zentrum des Landes. Der weitläufige Palast ist das größte Innenstadtschloss Deutschlands und heute eines der bedeutendsten Raumkunstmuseen Europas.

Der Gebäudekomplex umfasst zehn Höfe und gliedert sich in die drei Hauptkomplexe Königsbau (zum Max-Joseph-Platz hin), Maximilianische Residenz (auch Alte Residenz, Fassade zur Residenzstraße hin und ein Großteil der inneren Trakte) und Festsaalbau (zum Hofgarten hin). Auch die Allerheiligen-Hofkirche und das Residenztheater gehören der Residenz an. Von den Nebengebäuden existiert noch der Bau der Hofreitschule des Marstalls. Im Zuge der fortlaufenden baulichen Entwicklung entstanden beginnend mit dem Grottenhof die insgesamt zehn Innenhöfe, wobei besonders dem Brunnenhof und dem Kaiserhof als Schauplätze höfischer Empfänge, Feste und Zeremonien hohe Bedeutung zukam.

Das Residenzmuseum im Inneren mit Eingang im Königsbauhof besteht heute aus 130 Schauräumen.[1] Stilistisch ist die über Jahrhunderte gewachsene Residenz eine Mischung aus Renaissance, Barock, Rokoko und Klassizismus. Vor dem Eingang zum Kaiserhof und dem Durchgang zum Brunnenhof stehen je zwei große bronzene Löwen für die vier Kardinalstugenden, Klugheit, Stärke, Gerechtigkeit und Mäßigkeit, die ein würdiger Herrscher mit sich bringen sollte. Jeder Löwe hält ein Schild, auf dem die jeweilige Tugend symbolhaft abgebildet ist und das an der unteren Spitze jeweils in einem kleinen Löwenkopf endet. (Die Berührung der Schnauze dieser kleinen Löwenköpfe soll Glück bringen.)[2]

Der Ort der Residenz war schon vor Jahrtausenden von Menschen belebt. Erst 2014 fanden Archäologen direkt unterhalb des Apothekenhofes der Residenz ein fast unversehrtes, spätbronzezeitliches Grab.[3]

Geschichte und Architektur

Die gotische Neue Veste

Münchner Residenz mit Hofgarten und den Resten der Neuveste von Michael Wening, nach 1700

Schon 1385 befand sich an der Stelle der heutigen Residenz die Neuveste, die nach Aufständen der Münchner Bürgerschaft gegen die in der Stadt residierenden Brüder Johann II., Stephan III. und Friedrich zunächst anstelle des zu unsicher gewordenen Alten Hofs als reine Fluchtburg für den Herzog und seinen Hofstaat diente. Es wird davon ausgegangen, dass bereits um 1363 mit dem Bau begonnen wurde, nachdem die Stadt im Zuge der Vollendung des Zweiten Mauerrings den Alten Hof immer mehr eingeschlossen hatte. Als Sühne für den gescheiterten Bürgeraufstand von 1385 hatten die Herzöge von der Stadt die Erlaubnis erhalten, „ein vest in die statt ze pawen und ein aigen tor … das sy aus und ein reitten“.

Grundriss der Neuveste (1): Christophturm, (2): Dürnitz, (4): Rundstubenbau, (8): Silberturm, (10): Georgssaaltrakt

Die Neuveste war eine gotische Wasserburg, die von der Stadt her nur über eine befestigte Brücke zu erreichen war. Bezeichnenderweise lag der größte Turm, der Silberturm, nicht an der Außenseite, sondern verstärkte die Innenfront gegen die Stadt. Hier befand sich später der Staatsschatz. Nördlich des Silberturms, der auch als Bergfried diente, lag durch eine Wehrmauer getrennt an der Nordwestseite der Palas. Östlich schlossen sich im Norden des Innenhofes die Hofhalle und die Dürnitz an. Im Rahmen des Baus der Neuveste wurde Ende des 14. Jahrhunderts in der Nordostecke des zweiten Mauerrings auch das Neuvesttor errichtet. Die Neuveste wurde im Laufe der Jahrhunderte verändert und erweitert. Um 1470 wurden unter Herzog Johanns Urenkel Albrecht IV. (reg. 1465–1508) die Zwingermauern und der Torbau im Norden errichtet, 1460–1500 folgte der Bau von zwei Geschütztürmen. Noch 1466 hatte jedoch die Münchener Bürgerschaft die Kraft gehabt den Zugang von Herzog Siegmund und seines jüngeren Bruders Albrecht zur Burg zu begrenzen, wonach der erstere die Neuveste nur mit sechs, der andere mit vier Dienern betreten sollte. Albrecht drängte in der Folge das Bürgertum immer weiter zurück, seit Beginn der Neuzeit bestimmte dann der Hof die Geschicke der Stadt. 1470/71 war Albrechts Bruder Christoph der Starke in der Neuveste interniert. 1476 wurde die Neuveste nach endgültiger Aussöhnung des Herzogs mit der Bürgerschaft in die bis dahin offene Flanke der Stadtbefestigung mit einbezogen. Neuer Wohnraum wurde unter Albrecht noch nicht geschaffen. Mit der Zeit verlor die Burg allmählich ihren fortifikatorischen Charakter, der durch das verstärkte Aufkommen von Kanonen, welche die Mauern durchschlagen konnten, hinfällig geworden war. Als herzoglichen Sitz löste die Neuveste den Alten Hof allerdings erst unter Albrechts Sohn Wilhelm IV. ab. Um 1620 erfolgte dann der Abbruch aller Gebäude an der Westseite, 1750 wurden Gebäudeteile nach einem Brand notdürftig instandgesetzt, bevor erst nach 1800 die letzten Reste abgebrochen wurden.

Noch heute befinden sich jedoch unter dem Apothekenhof der Münchner Residenz die Kellergewölbe und Grundmauern der ehemaligen Burg. Ihre Position ist durch rote Steine im Pflaster des Hofes markiert. Die Mauern des südwestlichen Eckturms aus der Zeit um 1500 und die Gewölbe mit den Rundpfeilern im Ballsaalkeller im Süden der ehemaligen Burg sind die letzten erhaltenen Reste der Neuveste und der älteste Teil der heutigen Residenz.

Das Renaissanceschloss

Grottenhof

Als Herzog Wilhelm IV. (reg. 1508–1550) den Wohnsitz der Wittelsbacher vom Alten Hof, der seither als Behördensitz diente, in die Neuveste verlegte, begann die Geschichte der Residenz als neuzeitlicher Palast. 1518 wurde ein Hofgraben angelegt, dort wo sich heute der Marstallplatz befindet. Wilhelm ließ zwischen 1530 und 1540 an der Südostecke der Burg den genannten Rundstubenbau ausbauen und an der Stelle des heutigen Marstallplatzes auch den ersten Hofgarten einrichten. Im Gartenpavillon wurde ein Historienzyklus aufgehängt, zu dem auch Albrecht Altdorfers Alexanderschlacht gehörte.

Herzog Albrecht V. (reg. 1550–1579) ließ von Wilhelm Egckl neben einem südlich der Georgskapelle an der Ostseite der Neuveste gelegenen Festsaal (St. Georgssaal), auch eine Kunstkammer im Marstallgebäude (heutiges Landesamt für Denkmalpflege) einrichten, in der viele Münchner Sammlungen ihren Ursprung haben. Da in diesem nördlich des Alten Hofs gelegenen Bau nicht genügend Platz für die umfangreiche Skulpturensammlung war, entstand zwischen 1568 und 1571 durch Simon Zwitzel und Jacopo Strada das Antiquarium. Das neue Gebäude musste außerhalb der Burganlage errichtet werden, da in der Neuveste dafür kein Platz war. Dadurch gab es der Residenz eine neue Entwicklungsrichtung vor. Das Antiquarium, das gesamte Erdgeschoss des Gebäudes einnehmend, ist der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen. Im oberen Stockwerk des neuen Gebäudes wurde die Hofbibliothek untergebracht, die den Kern der späteren Bayerischen Staatsbibliothek bildete.[4]

Ab 1560 wurde weiter nördlich auf der Fläche der heutigen Staatskanzlei ein weiterer Garten angelegt. In seiner Nordost-Ecke wurde 1565/67 ein Lusthaus mit einem Zyklus von Deckengemälden zum Thema des Silbernen Zeitalters erbaut (nur einzelne Deckengemälde erhalten).[5] 1560/70 folgte der Bau eines Ballhauses an der Südwest-Ecke der Neuveste, dessen genannter Keller erhalten aber im Allgemeinen unzugänglich ist.

Grottenhalle (um 1585/87)

1580/1581 ließ Herzog Wilhelm V. (reg. 1579–1597) an der Residenzgasse den Witwenstock für Herzogin Anna erbauen. Danach errichtete man nördlich sich anschließend den Erbprinzentrakt. Zwischen 1581 und 1586 entstand dann die kunsthistorisch hoch bedeutende Vierflügelanlage des manieristischen Grottenhofs mit dem Perseusbrunnen, Friedrich Sustris war der Architekt. Er erhielt seinen Namen nach der an der westlichen Antiquariumsfassade angelegten Brunnen- und Muschelwand.[6] An das Antiquarium im Osten angefügt entstand danach auch noch der Schwarze Saal Trakt, der aber erst unter dem Nachfolger ausgebaut wurde. Zu Zeiten Wilhelms V. fand jedoch bereits der Umzug des Hofes von der Neuveste in die neugeschaffenen Bauten statt.

Die Maximilianische Residenz

Brunnenhof (um 1600/1610)

Unter Herzog Maximilian I. (reg. 1597–1651), dem späteren Kurfürsten, entstand in der Epoche des Manierismus im Übergang zum Frühbarock an der Westseite des Antiquariums die nach ihm benannte Maximilianische Residenz.[7] Die bis ins 19. Jahrhundert einzige öffentlich sichtbare Fassade ist noch erhalten. Sie dominiert mit den von je zwei Löwen bewachten Portalen und der Statue der Muttergottes als Patrona Bavariae in einer Wandnische zwischen den Portalen die Westseite des Residenzkomplexes. Maximilian ließ die bestehenden Bauten umbauen und verbinden. Dabei wurde der Brunnenhof geschlossen, der zuvor als Freifläche für Turniere gedient hatte. Um 1600/1602 entstand der Schwarze Saal, im Südosten an das Antiquarium anschließend, der ein illusionistisches Deckengemälde des Malers Hans Werl erhielt (rekonstruiert) und über eine monumentale zweiläufige Treppe zugänglich war.[8] Um 1607 setzte die Umbauung des Brunnenhofes ein, bei der an den Schmalseiten die Giebelbauten errichtet wurden, von denen einer dem Uhrturm vorgelegt ist. Er wurde 1612–1615 nach einem Modell von Heinrich Schön dem Älteren als verkleideter, in Fachwerkbauweise errichteter freitragender Aufbau konstruiert. In der Mitte des Hofes wurde 1610 der große Wittelsbacherbrunnen errichtet. Die von Hubert Gerhard geschaffenen und dort zusammengeführten Figuren (allegorische Darstellung der vier bayerischen Flüsse: Donau, Lech, Inn und Isar) und das Standbild Ottos von Wittelsbach waren ursprünglich für andere Projekte geschaffen worden. Außerdem ließ Maximilian I. ab 1612 große Teile der Süd- und Westtrakte der Neuveste mit dem Silberturm und dem Palas abreißen, um den Erweiterungen Platz zu schaffen. Zwischen 1612 und 1616 ließ Maximilian I. dann westlich davon die Trakte um den einheitlich in Fresko-Technik bemalten Kaiserhof errichten.

Der Westflügel aus dem 17. Jahrhundert (Maximilianische Residenz)
Kaiserhof

Im Inneren entstanden die doppelstöckige Hofkapelle (1601–1603) mit reichen Stuckaturenschmuck, die ältere Andachtsräume in der Neuveste ersetzen sollte, sowie die privaten Gemächer des Herzogs und der Herzogin. Die Empore der Hofkapelle war der Herrscherfamilie vorbehalten. Das große Mittelbild des Hauptaltars von Hans Werl zeigt Maria in der Glorie unter der Dreifaltigkeit. Die mit Marmor gepflasterte und reich mit Scagliola ausgeschmückte Reiche Kapelle diente dagegen als Privatoratorium des Herzogs. Zwischen 1614 und 1619 wurde im Norden der Kaiserhof mit den Trierzimmern und den Steinzimmern, dem Kaisersaal und der Kaisertreppe als großzügiges Gästequartier geschaffen, das den hohen politischen Anspruch Maximilians dokumentiert.[9] Die unter Leitung von Hans Krumpper und Heinrich Schön errichteten und unter anderem von Peter Candid dekorierten Räumlichkeiten illustrieren nicht nur das Weltbild Maximilians I., sondern sind mit ihren prächtigen Türrahmungen, Deckenfreskos und Wandteppichen auch beispielhaft für die Architektur des frühen 17. Jahrhunderts. Der Name der Steinzimmer geht auf die reiche Ausstattung mit Marmor, Stuckmarmor und Stuckmarmorintarsie (Scagliola) zurück. Diese Raumfolge diente als höchstrangiges Gästeappartement, das vom Kaiser und seiner Gemahlin bewohnt wurde, wenn diese in München Station machten. In den Trierzimmern logierten dann im Falle kaiserlichen Besuchs die nächsten Angehörigen der Kaiserfamilie und ranghohe Mitglieder ihres Hofstaats, ansonsten dienten die Räume als Ratszimmer. Der heute wieder hergestellte Kaisersaal mit der gleichnamigen Prunktreppe war im 17. Jahrhundert der größte und bedeutendste Festraum der Residenz. Ab 1799 musste der Kaisersaal und der anschließende Vierschimmelsaal den sog. Hofgartenszimmern, einem neuen Wohnappartement für Kurfürst Max IV. Joseph (ab 1806 König Max I. Joseph von Bayern) weichen.[10], bis beide nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert wurden.

Auf die Zeitgenossen machte der Residenzbau, der nun die damalige Wiener Hofburg an Ausdehnung übertraf, durchaus Eindruck, auch wenn Friedrich Nicolai dann 1781 schrieb, er hätte das Gebäude eher für eine reiche Prälatur angesehen. König Gustav II. Adolf ließ nach der Besetzung Münchens durch seine Truppen im Mai 1632 dann einen evangelischen Gottesdienst in der Residenz feiern. Gegen Ende Mai 1632 verließ Gustav Adolf bereits München und zog weiter. Der König, der viel Beutegut mitführte soll sogar gesagt haben, stünde die Residenz auf Rädern, würde er sie nach Stockholm rollen. Die Bauten der Residenz waren nun jedenfalls so umfangreich geworden, dass sie bis ins frühe 19. Jahrhundert Maximilians Nachfolgern genügten. Sie konzentrierten sich nun im Wesentlichen auf den Innenausbau der Residenz.

Die barocke Residenz

Die Appartements des Barock und Rokoko

Fries und vergoldete Holzdecke des Herzkabinetts der Kurfürstin Henriette Adelaide in der Münchner Residenz um 1666 (Foto 2011)

Zur Zeit des Hochbarock ließ die Kurfürstin Henriette Adelaide, seit 1650 Gemahlin Kurfürst Ferdinand Marias (reg. 1651–1679), zwischen 1666 und etwa 1669 das kleinere Appartement ihrer Schwiegermutter zwischen Residenzgasse und Grottenhof zu einer überaus prächtigen Raumfolge erweitern. Es bestand nun aus dem Saal der Garde (Hartschiersaal), zwei Vorzimmern, dem Audienzgemach (Goldener Saal), einem großen Kabinett (Grottenzimmer), dem Schlafzimmer mit Bettalkoven, einer kleinen Kapelle und einem Kabinett (Herzkabinett). Ergänzt wurde diese Raumsequenz durch eine Galerie zwischen Residenzgasse und südlichem Garten und einer gangartigen Bibliothek. Henriette Adelaide orientierte sich bei ihrem Bauprojekt sowohl an Vorbildern ihrer Turiner Heimat als auch an den neusten Pariser Moden. Das Appartement besaß zahlreiche, in Friese und Decken eingelassene Gemälde, die den Räumen jeweils eigene Themen vorgaben. Architekt war Agostino Barelli, während die Raumentwürfe von Antonio Pistorini stammten. 1674 zerstörte ein Brand die ersten drei Räume, während die Kurfürstin ihre Kinder vor dem Feuer rettete und schwer angeschlagen zwei Jahre später starb. Seit dem Papstbesuch Pius VI. 1782 wurde der Rest des Appartements Päpstliche Zimmer genannt. 1944 wurden fast alle diese Räume zerstört; heute gibt nur noch das Herzkabinett einen gewissen Eindruck von dem sozialen Anspruch und künstlerischen Rang dieses Appartementes einer bayerischen Kurfürstin.

Die Erweiterungen von Maximilian II. Emanuel (reg. 1679–1726) (Alexander- und Sommerzimmer als repräsentative Wohnräume) wurden bereits zu seinem Lebensende umgebaut. Die Reste gingen, bis auf einen heute unzugänglichen Raum, im Residenzbrand von 1729 unter.[11] Die Kaiserliche Administration in Bayern ab 1705, als der Kurfürst für zehn Jahre ausser Landes und der Hofstaat entlassen war, hatte die Residenz dagegen weitgehend schadlos überstanden, ebenso wie spätere fremde Besatzungen. Während des Exils der kurfürstlichen Familie war zuletzt nur noch Prinzessin Maria Anna in der Residenz verblieben und hielt Kontakt zur in Frankreich, Italien und Österreich verstreuten Familie.

Grüne Galerie

Max Emanuels Nachfolger, der Kurfürst und spätere Kaiser Karl Albrecht (reg. 1726–1745) ließ an der Stelle der Räume seines Vaters die Reichen Zimmer mit der Grünen Galerie, dem Spiegelkabinett und dem Paradeschlafzimmer errichten. Ihr aufwendiges Dekor dominieren das Goldornament auf weißen Wänden und der purpurfarbene, ziselierte Genueser Samt. Nur bei der Grünen Galerie wurde, wie der Name bereits andeutet, ein grüner Seidendamast verwendet. Die Reihenfolge der Räume und ihre verwinkelte Lage gehen dabei auf eine Spiegelung der Räume der Päpstlichen Zimmer zurück. Das Paradeschlafzimmer diente der Zeremonie des morgendlichen Lever. Im Erdgeschoss entstand zwischen 1726 und 1730 die Ahnengalerie mit ihren herrlichen, von Johann Baptist Zimmermann ausgeführten Stuckarbeiten. Die Ahnengalerie enthält heute über hundert Porträts von Mitgliedern des Hauses Wittelsbach bis hin zum letzten König von Bayern, Ludwig III. Dieser Raum sollte außerdem Karl Albrechts Anspruch auf die Kaiserkrone untermauern, indem er diesen von Karl dem Großen, Kaiser Ludwig dem Bayern und dem legendären Agilolfinger Theodo herleitete, deren Porträts er zentral in die Mitte des Raumes stellte. Des Weiteren ließ Karl Albrecht neben der Ahnengalerie ein weiteres prächtiges Kabinett zur Aufbewahrung des Hausschatzes errichten, für den bisher kein spezieller Raum zur Verfügung stand. Seit dem Bau der Alten Schatzkammer unter Prinzregent Luitpold 1897 beherbergt dieser Raum bis heute das Porzellankabinett. Somit dienen alle durch die Hofarchitekten Joseph Effner und François de Cuvilliés errichteten Bauten einzig der Verherrlichung seines Hauses und der Erlangung der Kaiserkrone, was Karl Albrecht 1742 schließlich auch gelang. Als Künstler beteiligt waren neben dem bereits erwähnten Johann Baptist Zimmermann auch Joachim Dietrich und Wenzeslaus Miroffsky. Die zweigeschossige Außenfassade der Grünen Galerie mit sieben Rundbogenfenstern im Königsbauhof ist ein Meisterwerk von Cuvilliés von 1730.[12] Im Januar 1745 starb Karl Albrecht als Kaiser Karl VII. in der Residenz, die somit für kurze Zeit auch Kaiserschloss war.[13]

Karl Albrechts Sohn Kurfürst Maximilian III. Joseph (reg. 1745–1777) hatte jeglichen Ansprüchen auf die Kaiserkrone entsagt, was sich in den von François de Cuvilliés und Johann Baptist Gunetzrhainer eingerichteten Kurfürstenzimmern widerspiegelt. Diese Wohnräume wurden über dem Antiquarium wo sich bis dato die Hofbibliothek befunden hatte, im Stil des Spätrokoko gestaltet.

Das Alte Residenztheater

Bedeutender war allerdings der Bau des Alten Residenztheater ab 1751 (auch Cuvilliés-Theater genannt), ein Logentheater im Rokokostil, welches ausschließlich dem Hof vorbehalten war. Die zeitgenössische Gesellschaftseinteilung spiegelte sich dann auch in der unterschiedlichen Ausgestaltung der verschiedenen Ränge im Zuschauerbereich wider.

Dieser Bau war nötig geworden, da der alte Georgssaal welcher bis dahin als Theater diente beim Brand der Neuveste am 5. März 1750 zerstört wurde. Das Cuvilliés-Theater wurde dabei als quasi freistehender Bau im ehemaligen Hofgarten erbaut, welcher nur durch ein Foyer mit der Residenz verbunden war um die Brandgefahr zu minimieren. Außerdem wurden extra dicke Mauern errichtet sowie eine Vorrichtung um im Ernstfall Wasser in den Dachstuhl pumpen zu können. Erstaunlich war auch eine Hebekonstruktion, welche es ermöglichte den Fußboden des Theaters anzuheben, damit der Raum auch als Festsaal verwendet werden konnte.

Die klassizistischen Erweiterungen Max l. Josephs und Ludwigs I.

Kleiner Thronsaal im Königsbau

Mit der Erhebung Bayerns zum Königreich 1806 und den zu Beginn des 19. Jahrhunderts vorgenommenen großen städtebaulichen Veränderungen Münchens wurden die bis dato wenig repräsentativen, nicht sichtbaren Teile der Residenz freigelegt. Dieser zum Teil einer Residenz unwürdige Zustand hatte bereits Hofarchitekten wie François de Cuvilliés noch zu Zeiten Maximilian III. Josephs zu großzügigen Ausbauplänen veranlasst, die jedoch wegen der leeren Staatskassen nicht verwirklicht wurden. Geplant war unter anderem ein großer neuer Flügel an der Ostseite der Residenz. Auch unter dem Nachfolger Karl Theodor (reg. 1777–1799) entstand lediglich an der Nordseite des Hofgartens die 1780/1781 erbaute Churfürstliche Galerie durch den Münchener Oberhofbaumeister Karl Albert von Lespilliez.

König Max I. Joseph (reg. 1799–1825) begnügte sich zunächst wiederum mit der Neueinrichtung von Gemächern anstelle des Kaisersaals und einer Modernisierung des Herkulessaals (des heutigen Max-Joseph-Saals), außerdem ließ er die Staatsratszimmer zwischen Hartschiersaal und den Steinzimmern einrichten.[14] Die Charlottenzimmer wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Stil des Empire dekoriert. Des Weiteren ließ er zwischen 1811 und 1818 südlich des Residenztheaters anstelle des 1802 abgebrochenen Franziskanerklosters das Königliche Hof- und Nationaltheater vor dem späteren Max-Joseph-Platz nach Plänen von Karl von Fischer errichten.[15] Nach der Neugestaltung dieses Platzes an der Südseite begann 1816 mit den Planungen für den Odeonsplatz auch der nordwestliche Zugang zur Residenz zunehmend repräsentativer zu werden. Erst ab 1817 wurden dann, zunächst für die Marstallgebäude, die Bauarbeiten aufgenommen, die bald aus der Residenz einen der größten Stadtpaläste machen sollten. Den heutigen Umfang erreichte die Anlage zwischen 1825 und 1842 unter König Ludwig I. (reg. 1825–1848) mit den von Leo von Klenze im Stil des Klassizismus errichteten Flügeln des Königsbaus und des Festsaalbaus sowie der Allerheiligen-Hofkirche.[16] Mit den Erweiterungsbauten entstanden zahlreiche weitere Raumfluchten.

Der Marstall

Marstall, Reitschule

Ab 1817 entstand gegenüber der schmucklosen Ostseite der Residenz der neue Marstall mit der königlichen Reitschule, den Kutschenremisen und Stallungen sowie der Verwaltung. Der Bau der Hofreitschule mit dem monumentalen Rundbogenportal, bekrönt mit Büsten von Kastor und Pollux, gilt als eines der reifsten Frühwerke Leo von Klenzes. Für den Bau des königlichen Marstalls musste der weiträumige Gebäudekomplex des Zeughauses des Landesherrn, das sich seit 1615 östlich der Residenz befand und eng mit ihr verbunden war, bereits ab 1807 einen Teil seines Areals abtreten. Nur die Hofreitschule ist bis heute erhalten geblieben und wird als sogenanntes Marstalltheater genutzt, während das Marstallmuseum nach Schloss Nymphenburg verlegt wurde.

Die Allerheiligen-Hofkirche

Ostseite der Residenz mit der Allerheiligen-Hofkirche, um 1860

Die in Anlehnung an byzantinischen und romanischen Stil ab 1826 erbaute Allerheiligen-Hofkirche wurde der Palastkapelle von Palermo nachempfunden und mit prächtigen Fresken geschmückt, von denen heutzutage nur noch wenige Reste erhalten sind. Die Fassade der Allerheiligen-Hofkirche, Klenzes einziger je errichteter Sakralbau, wertete nun die stark vernachlässigte Ostseite der Residenz gegenüber dem Marstall auf. Vor der Kirche lag einst ein mit Rosenbeeten geschmückter Garten, der später der Bebauung der Nachkriegszeit weichen musste. Nördlich schließt sich an die Kirche der Kabinettsgarten an.

Der Königsbau

Der Königsbau 2014

Der Königsbau wurde 1826 bis 1835 als zweigeschossiger Südflügel mit einer bis zu 30 Meter hohen Grünsandstein-Fassade am Max-Joseph-Platz erbaut. Als Vorbild dienten der Palazzo Pitti und der Palazzo Rucellai in Florenz. Der Königsbau verfügt über einen um ein Geschoss erhöhten Mittelteil mit seitlichen Dachterrassen.

Im Erdgeschoss befinden sich heute die Schatzkammer sowie die von Schnorr von Carolsfeld ausgemalten Nibelungensäle. Sie waren als öffentlich zugängliche Schauräume konzipiert und lassen sich über einen gesonderten Eingang an der Residenzstraße betreten.

Im ersten Obergeschoss lagen die Wohnräume Ludwigs I. Die noch heute erhaltene Königswohnung diente dabei vor allem der Repräsentation und war nach Voranmeldung bereits damals zu besichtigen. Die eigentlichen Privatgemächer des Königspaares auf der Rückseite des Königsbaus sind auf Grund ihrer Zerstörung im Weltkrieg nicht mehr erhalten. Klenze war dabei nicht nur für die Architektur verantwortlich, sondern entwarf auch die Fußböden, die Wandbemalungen und sämtliches Mobiliar. Den zeremoniellen Zugang zum Appartement des Königs bildet die Gelbe Treppe, eine glanzvolle Architektur Klenzes aus einer Abfolge aus Halbkuppel, kreuzgewölbtem Saal und Prunkportal.

Im zweiten Obergeschoss befanden sich die sogenannten Festgemächer, welche für kleine Hoffeste gedacht waren. Die Raumfolge gliederte sich in Salon, Empfang-Salon, Tanzsaal, Blumensaal und private Räumlichkeiten für den König.[17] Im Grundriss sind diese Räume heute noch in einer stark vereinfachten Form erhalten und beherbergen die Bayerische Akademie der Schönen Künste.

Der Festsaalbau

Festsaalbau an der Hofgartenseite

In den Jahren 1832 bis 1842 wurde schließlich an der Nordseite am Hofgarten der ebenfalls dem Stil der italienischen Renaissance nachempfundenen Festsaalbau dort ausgeführt, wo bereits Cuvilliés einen Neubau geplant hatte, um die letzten Reste der nach dem Brand von 1750 nur notdürftig wieder instand gesetzten Neuveste zu beseitigen. Vor dem Mittelrisalit der 250 Meter langgestreckten monumentalen Schaufront mit zwei bzw. drei Geschossen und erhöhten Eckpavillons, befindet sich eine Loggia mit Figuren von Ludwig Michael Schwanthaler.

Im Festsaalbau entstand eine großzügige Raumfolge, die den Thronsaal in der Mitte, die Kaisersäle, den Ballsaal und den Schlachtensaal im Nordostpavillon enthielt. Diese Räumlichkeiten waren einzig für Staatsakte und Hoffeste gedacht und waren über eine heute ebenfalls nicht mehr erhaltene Prunktreppe erreichbar. Vom prächtigen Ballsaal aus näherten sich Besucher durch drei große Vorgemächer, die mit Szenen aus der mittelalterlichen Kaisergeschichte ausgemalt waren, einem weitläufigen, klassizistischen Saal in Weiß und Gold, dessen seitliche Tribünen von korinthischen Säulen gestützt wurden: Der Große Thronsaal war der Höhepunkt dieser Raumfolge und lag genau in der Mitte des Baus. Dort fanden die wichtigsten Zeremonien wie die Thronbesteigung statt, eingerahmt von zwölf Kolossalstatuen aus der Erzgießerei von Ferdinand von Miller, welche die wichtigsten Wittelsbacher Herrscher darstellten und die sich heute im Foyer im Erdgeschoss des Festsaalbaus befinden.

Im Erdgeschoss des Festsaalbaus befanden sich sechs Säle, welche (als Pendant zu den Nibelungensälen) mit Motiven aus der Odyssee bemalt waren und als Gästezimmer dienen sollten. Die Entwürfe zu diesen Wandbildern schuf ebenfalls Ludwig Michael Schwanthaler. Die Ausführung vor Ort oblag Johann Georg Hiltensperger.[18]

An den Festsaalbau ist außerdem im Osten am Marstallplatz der Apothekenstock angeschlossen, der damals die Hofapotheke sowie Wohnungen und Büros der Hofangestellten enthielt. Danach ist auch der große anliegende Apothekenhof benannt.

Die Umbauten Max II. Josephs und Ludwigs II.

Ansicht der Residenz um 1860 mit dem Wintergarten Maximilians II. zwischen Königsbau und Nationaltheater (Fotografie von Joseph Albert)

Max II. Joseph (reg. 1848–1864) ließ nur das Appartement des Königs seinen Bedürfnissen entsprechend umbauen und auf einem Verbindungstrakt zum Nationaltheater hin einen Wintergarten nach Entwürfen von Franz Jakob Kreuter errichten. Ausgeführt wurde dieser Bau allerdings von August von Voit, der bereits den Münchner Glaspalast für den König errichtet hatte. Außerdem ließ Max II. das Residenz-Theater restaurieren, welches nach 1825 fast nur noch als Kulissenmagazin für das Nationaltheater benutzt worden war. Das Zeughaus des Landesherrn im Osten des Residenzkomplexes wurde nun endgültig aufgelöst, dies geschah schrittweise zwischen 1853 und 1863 anlässlich der Anlage der Maximilianstraße. Als Ersatz entstand das Zeughaus in der Lothstraße.

Wintergarten König Ludwigs II. um 1870 (Fotografie von Joseph Albert)

Ludwig II. (reg. 1864–1886) ließ viele heute nicht mehr erhaltene Veränderungen an der Residenz vornehmen. Zuerst gestaltete er seine Prinzenwohnung im Dachgeschoss des Nordwestpavillons des Festsaalbaues im Stil Ludwigs XIV. um. Zudem wurden für seine Verlobte Prinzessin Sophie in Bayern (die Schwester der Kaiserin Elisabeth „Sisi“ von Österreich) Räumlichkeiten in den Hofgartenzimmern hergerichtet, die sie allerdings nie bewohnen sollte, da die Verlobung zuvor aufgelöst wurde. Außerdem wurden unter Ludwig II. die Nibelungensäle vollendet.

Er setzte auch die Tradition seines Großvaters Ludwig I. fort, indem er über dem Theatinergang einen eigenen Gemäldezyklus im Gang, der zu seinen Gemächern führte, erstellen ließ. Diese Bilder stellten Szenen aus Wagners Ring-Tetralogie dar. Des Weiteren ließ Ludwig II. die Bühne des Residenztheaters elektrifizieren. Außerdem ließ er die gesamten Appartements der Residenz restaurieren.

Um 1870 ließ er über dem Nordwestflügel des Festsaalbaus einen 70 × 17 m großen Wintergarten durch den Hofgartendirektor Carl Effner und den Theatermaler Christian Jank errichten. Eine neun Meter hohe Tonne aus Glas und Eisen überspannte den Garten mit exotischer Flora und Fauna, mit künstlichem See, Maurischem Kiosk, Fischerhütte und großen austauschbaren Panoramagemälden von Julius Lange. Nach dem Tod Ludwigs II. wurde die aufwendige Konstruktion auf Anweisung von Prinzregent Luitpold 1897 abgebaut, da sie zu schwer für den Bau darunter war und das Wasser des künstlichen Sees in die darunterliegenden Gemächer der Dienerschaft tropfte. Einzig der Vorbau im Kaiserhof, der zur Abstützung gebaut war, blieb bis 1950 stehen.[19]

Die Residenz zu Ende der Monarchie

Bereits mit Ludwig II. wohnte der bayerische Monarch nur noch zeitweise in der Residenz. Den Mangel an Bequemlichkeit hatte zuvor schon Königin Therese beklagt. Ihr Sohn Prinzregent Luitpold (reg. 1886–1912) war eigentlich im Palais Leuchtenberg zu Hause, das seinerzeit sogar nach ihm benannt war. Dennoch ließ er für seine Zwecke die Steinzimmer umbauen, da er nicht in den Gemächern des Königs wohnen wollte. Aus seiner Zeit stammt auch die Errichtung einer von Julius Hofmann entworfenen neuen Schatzkammer – heutiger Kassenraum –, welche bereits damals durch eine Tresortür verschlossen wurde (1897).

Thronbesteigung König Ludwigs III. im Großen Thronsaal des Festsaalbaus, 1913

Luitpolds Sohn Ludwig III. (reg. 1912–1918) bewohnte die meiste Zeit das Wittelsbacher Palais und lebte daher in der Residenz nur über einen kurzen Zeitraum vor der Revolution 1918. Er bezog zunächst wie schon sein Vater die Steinzimmer im Kaiserhoftrakt, später dann den Königsbau. Hier wurden technische Modernisierungen wie Zentralheizung und elektrische Beleuchtung vorgenommen, die der Prinzregent noch abgelehnt hatte. Außerdem wurden während des Krieges noch die Nibelungensäle durch Königin Maria Therese genutzt, um mit Damen aus allen Gesellschaftsschichten Handarbeiten für die Soldaten im Felde anzufertigen.[20] Als im November 1918 die Revolution ausbrach und zahlreiche Demonstranten vor der Residenz erschienen, blieb der Palast unbeschädigt. Die königliche Familie hatte die Residenz in der ersten Nacht nach Ausbruch der Revolution verlassen. Dagegen wurde der Revolutionär Rudolf Egelhofer am 3. Mai 1919 im Hof der Residenz erschossen.

Residenzmuseum

Das Antiquarium, eines der größten Renaissance-Gewölbe Europas

Bereits zur Zeit Ludwig I. konnte der interessierte Bürger auf Voranmeldung (wenn das Königspaar nicht in der Residenz zugegen war) die Räumlichkeiten des Königsbaus besichtigen. Damit wollte der König seinen Untertanen bewusst seine Vorstellung von königlichem Wohnen vor Augen führen. Unter Prinzregent Luitpold war es bereits möglich, alle ungenutzten Teile der Residenz sowie die Alte Schatzkammer zu besichtigen und 1897 erschien schließlich der erste Führer durch die Residenz zu München.[21]

Nach der Revolution 1918 wurde der endgültige Schritt hin zum Museum vollzogen. Damals konnten ganze 157 Räume besichtigt werden, was für den Besucher durchaus eine Strapaze darstellen konnte. Das heutige Residenzmuseum zeigt mehr als 130 Schauräume. Eine Audioführung wird in fünf Sprachen angeboten. Neben dem Antiquarium, der Alten Hofkapelle und den zahlreichen Prunksälen, den sogenannten Kaiserzimmern, den Reichen Zimmern und den repräsentativen Wohnräumen Ludwigs I., sind besonders die Porzellankammern, die neben Exponaten aus ganz Europa auch eine bedeutende Sammlung aus Ostasien umfassen, und das Miniaturenkabinett mit 129 Miniaturgemälden hervorzuheben. Ferner gibt es noch eine Reliquienkammer und die Silberkammern. Mit den im Festsaalbau seit dem Auszug der Ägyptischen Staatssammlung ausgestellten Bronzeplastiken aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, zu denen auch die Originale der vier Löwen aus dem Eingangsbereich zählen[2], präsentiert das Residenzmuseum einen der reichsten Bestände europäischer Bronzekunst aus der Zeit des Manierismus und Frühbarock.

Schatzkammer

Bayerische Kroninsignien, Schatzkammer

Die Schatzkammer wurde im Wesentlichen von Albrecht V. begründet und beherbergt seither die Hauskleinodien der bayerischen Wittelsbacher, die unter Kurfürst Karl Theodor mit den Pfälzer Hausschätzen vereinigt wurden. Seit dem Bau der Alten Schatzkammer unter Prinzregent Luitpold 1897 sind die Insignien dem Publikum zugänglich. Die heute im östlichen Flügel des Erdgeschosses im Königsbau befindliche Sammlung beherbergt Goldschmiedekunst vom frühen Mittelalter bis zum Klassizismus. Die Sammlung ist eine der kostbarsten der Welt und umfasst unter anderem Arbeiten aus Bergkristall und Elfenbein, Kameen, Schmuck, Orden, Prunkschwerter, Pokale und Tafelgeschirr.

Weltbekannt sind unter anderem das Gebetbuch Kaiser Karls des Kahlen (ca. 860), das Altarziborium von Kaiser Arnulf von Kärnten (Ende 9. Jh.), das Kreuzreliquiar Heinrichs II., die Krone der Kaiserin Kunigunde, das von der ungarischen Königin Gisela von Bayern ins Regensburger Niedermünster gestiftete Kreuz (alle um 1000), die sogenannte Heinrichskrone (ca. 1270) und die aus England stammende Pfälzische Krone (ca. 1370). Ausgestellt sind auch Prunkschwerter wie das Fränkische Herzogsschwert der Würzburger Fürstbischöfe (ca. 1460). Zu den zahlreichen Höhepunkten der Sammlung zählen der Rappoltsteiner Pokal (ca. 1540), die Holbeinschale (ca. 1540), die St.-Georgs-Statuette (ca. 1590), die Kroninsignien Kaiser Karls VII. (1742), die in Paris gefertigten bayerischen Kroninsignien (1806) mit den Kronen von König und Königin, das Reiseservice von Kaiserin Louise von Frankreich und der Rubinschmuck von Königin Therese. Es werden außerdem außereuropäische Schätze ausgestellt, wie die in den Türkenkriegen erbeuteten Prunkdolche, ceylonesische Elfenbeinarbeiten oder chinesisches Porzellan.[22]

Ebenfalls in der Residenz untergebracht ist die Staatliche Münzsammlung München. Auch hier wurden zu Zeiten Karl Theodors die kurpfälzische und die kurbayerische Sammlung vereint.

Zerstörung und Wiederaufbau

Die Residenz und das Bayerische Nationaltheater (mit grünem Dach)

Bei den Luftangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg wurde die Residenz vor allem im Jahr 1944 schwer zerstört (von 23.500 m² Dachfläche blieben nur 50 m² intakt)[23] und in den Jahrzehnten danach größtenteils rekonstruiert, was vor allem der Tatsache zu verdanken ist, dass fast das gesamte Mobiliar sowie ein Großteil der Wand- und Deckenverkleidungen bereits vor den ersten Bombenangriffen ausgelagert werden konnte. Sonst wäre ein Wiederaufbau in der heutigen Form undenkbar gewesen. Verdient gemacht haben sich im Zuge dieser relativ schnellen Rekonstruktionsphase vor allem Männer wie Tino Walz und der Leiter der Bauabteilung der Bayerischen Schlösserverwaltung Rudolf Esterer. Diese beiden Männer ermöglichten gemeinsam mit dem Förderverein Freunde der Residenz eine Sicherung der noch vorhandenen Bausubstanz durch das Errichten von Notdächern und den raschen Beginn des Wiederaufbaus.[24]

Außerdem fanden große Spendenaktionen statt. So beteiligte sich unter anderem der Bayerische Rundfunk mit einer Millionenspende am Wiederaufbau, allerdings unter der Voraussetzung, dass man einen Konzertsaal als Ersatz für das ebenfalls zerstörte Odeon, in dem sich heute das Bayerische Innenministerium befindet, in die Residenz einbauen durfte. Hierfür wurde der ehemalige und nicht unwiderruflich zerstörte Große Thronsaal geopfert. An dieser Stelle befindet sich heute der von Esterer im Stil des monumentalen Neoklassizismus neu errichtete Neue Herkulessaal. Bereits seit etwa dem Jahr 1600 existierte im Hofdamenstock der Residenz ein Festsaal namens Herkulessaal, der im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde und später, um Verwechslungen mit dem neuen Herkulessaal vorzubeugen, nach seinem Umgestalter in Max-Joseph-Saal umbenannt wurde. Verloren sind außerdem vor allem die Fresken der Allerheiligen-Hofkirche, die einst prunkvolle Ausstattung der Päpstlichen Zimmer, die Decke des Goldenen Saals von Balthasar Ableithner, die Wohnräume Ludwigs II., die rückwärtigen Räume im Königsbau sowie alle restlichen klassizistischen Säle im Festsaalbau inklusive der prächtigen Prunktreppe gegenüber dem Marstall. Einige weitere Raumfluchten wie die Kurfürstenzimmer wurden auch nur vereinfacht wiedererrichtet.

Nach dem Krieg erfolgte der Bau des Neuen Residenztheaters anstelle des heutigen, versetzt wiedererrichteten Cuvilliés-Theaters, das im weiter nördlich gelegenen Apothekenstock der Residenz wiedererrichtet wurde. Verbaut wurde außerdem die einst mit Rosenbeeten geschmückte Ostseite der Residenz; zwischen dem von Klenze erbauten Marstall und der Allerheiligen-Hofkirche, deren Sicherung erst 1972 begann, liegen heute die Gebäude für die hydraulischen Anlagen des Nationaltheaters und das spanische Kulturinstitut. Der Kronprinz-Rupprecht-Brunnen zwischen der Residenz und dem Marstallgebäude, der ehemaligen Hofreitschule, wurde 1961 vom Bildhauer Bernhard Bleeker geschaffen.

Heute werden die festlichen Säle für Empfänge und Konzerte genutzt. Darüber hinaus befinden sich das Residenzmuseum, weitere Museen und Behörden in der Residenz. Seit 1972 hat die Bayerische Akademie der Schönen Künste ihren Sitz im 2. Obergeschoss des Königsbaus. Im Ostflügel des Festsaalbaus ist die Bayerische Akademie der Wissenschaften untergebracht, während sich im Westflügel der Sitz der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften befindet.[25]

Bis 1985 wurden auf Basis schriftlicher Quellen die zwei seit 1799 verlorenen Festräume des 17. Jahrhunderts, der Kaisersaal und der Vierschimmelsaal, wiedererrichtet und man richtete sie mit den erhaltenen Gemälden und Wirkteppichen ein. Bis zum heutigen Tage wird noch an der Residenz gearbeitet. Zuletzt wurde bis 2008 bereits wieder das über fünfzig Jahre alte Cuvilliés-Theater umfangreich restauriert. Außerdem wurde der Foyerhof mit einem Glasdach ausgestattet und es wird am Ausbau der rückwärtigen Räume des Königsbaus gearbeitet. Die Gelbe Treppe von Klenze wird von 2016 bis 2019 wiederhergestellt, sie war einst der Hauptzugang zu den königlichen Apartments im Königsbau.

Hofgarten

Der erste Garten entstand ab 1530 an der Stelle des späteren Marstallplatzes südlich der Neuveste. Die Geschichte des Hofgartens der Residenz an der heutigen Stelle nördlich des Festsaalbaus begann 1560 unter Herzog Albrecht V. mit der Anlage eines neuen Renaissancegarten mit einem (nicht erhalten) Lusthaus nördlich einer älteren Anlage aus dem frühen 16. Jahrhundert.[26] 1613–1617 erweiterte Maximilian I. die Anlage zu der heutigen Ausdehnung. In der Mitte des Hofgartens befindet sich seither ein Pavillon, der Dianatempel, der von Heinrich Schön dem Älteren angelegt wurde (1615).

Siehe auch

Film

  • Schicksalsjahre eines Königsschlosses. Wiederaufbau der Münchner Residenz. Eine Filmdokumentation von Bernhard Graf, BR 2004.

Quellen

  • Reisebericht des Augsburger Patriziers Philipp Hainhofers aus dem Jahr 1611 (gedruckt in: Die Reisen des Augsburgers Philipp Hainhofer nach Eichstädt, München und Regensburg in den Jahren 1611, 1612 und 1613. Hrsg. von Chr. Haeutle. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg, 8, Augsburg 1881, S. 1–204. – Digitalisat)
  • Baldassare Pistorini: Kurz gefasste Beschreibung des Palastes, Sitzes der erlauchtesten Fürsten von Bayern: Descrittione compendiosa del palagio sede de' serenissimi di Baviera [1644]. Herausgegeben von Lucia Longo-Endres und der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. München 2006. Zusammenfassung
  • Ranuccio Pallavicino: I Trionfi dell'Architettura nella Sontuosa Residenza di Monaco … München 1667. Digitalisat auf Google-Books

Literatur

  • Anna Bauer-Wild; Brigitte Volk-Knüttel: Residenz. In: Bauer, Hermann; Rupprecht, Bernhard (Hrsg.): Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland. Band 3: Freistaat Bayern. Regierungsbezirk Oberbayern. Stadt und Landkreis München. Teil 2: Profanbauten. München 1989, S. 20–349.
  • Ernst von Bassermann-Jordan: Die dekorative Malerei der Renaissance am bayerischen Hofe. F. Bruckmann, München 1900 – online
  • Adolf Feulner: Das Residenzmuseum in München. F. Bruckmann, München 1922 – online
  • Kurt Faltlhauser: Die Münchner Residenz. Geschichte, Zerstörung, Wiederaufbau. Thorbecke, Ostfildern 2006, ISBN 978-3-7995-0174-3
  • Gerhard Hojer: Die Prunkappartements Ludwigs I. im Königsbau der Münchner Residenz. Hugendubel GmbH, München 1992, ISBN 3-88034-639-9
  • Gerhard Hojer: König Ludwig II.-Museum Herrenchiemsee. Hirmer Verlag, München 1986, ISBN 3-7774-4160-0
  • Gerhard Hojer, Herbert Brunner und Lorenz Seelig: Residenz München. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 1996, ohne ISBN
  • Stephan Hoppe: Neue Appartements für den Kaiser. München und Wien im architektonischen Dialog im frühen 17. Jahrhundert. In: Paulus, Simon; Philipp, Klaus Jan (Hrsgg.): „Um 1600“. Das neue Lusthaus in Stuttgart und sein architekturgeschichtlicher Kontext. Berlin 2017, S. 75–95 Online auf Art-Dok
  • Johannes Erichsen u. Katharina Heinemann: Bayerns Krone 1806 – 200 Jahre Königreich Bayern. Hirmer Verlag, München 2006, ISBN 978-3-7774-3055-3
  • Henriette Graf: Die Residenz in München – Hofzeremoniell, Innenräume und Möblierung von Kurfürst Maximilian I. bis Kaiser Karl VII. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, München 2002, ISBN 3-932982-43-6
  • Susan Maxwell: The Pursuit of Art and Pleasure in the Secret Grotto of Wilhelm V of Bavaria, in: Renaissance quarterly, 61 (2008), 2, S. 414–462.
  • Thorsten Marr: Die Münchener Residenz 1918 bis 1931. Vom Schloss zum Museum. In: Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte. Band 79, Heft 1, 2016, ISSN 0044-2364, S. 97–158.
  • Matthias Memmel: Der Odyssee-Zyklus von Ludwig Michael Schwanthaler für die Münchner Residenz. (LMU-Publikationen/Geschichts- und Kunstwissenschaften, Nr. 32). München 2008
  • Samuel John Klingensmith: The utility of splendor. Ceremony, social life and architecture at the Court of Bavaria 1600–1800. Chicago, Ill. [u. a.] 1993.
  • Cornelia Kemp: Das Herzkabinett der Kurfürstin Henriette Adelaide in der Münchner Residenz. Eine preziöse Liebeskonzeption und ihre Ikonographie. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 33 (1982), S. 131–154.
  • Brigitte Knüttel: Zur Geschichte der Münchner Residenz 1600–1616 (I), in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst 18 (1967), S. 187–210.
  • Tino Walz: Untergang und Neubeginn – Die Rettung der Wittelsbacher Schatzkammer, der Wiederaufbau der Münchner Residenz und andere Erinnerungen aus meinem Leben. Langen/Müller, München 2003, ISBN 3-7844-2940-8
  • Tino Walz, Otto Meitinger und Toni Beil: Die Residenz zu München. Bayerische Vereinsbank, München 1987, ohne ISBN
  • Prinz Adalbert von Bayern: Als die Residenz noch Residenz war. Prestel Verlag, München 1967, ISBN 3-7913-0225-6
  • Thomas Langenholt: Das Wittelsbacher Album. Books on Demand GmbH, Norderstedt 2001, ISBN 3-8311-2818-9
  • Herbert Brunner: Die Kunstschätze der Münchner Residenz. Süddeutscher Verlag, München 1977, ISBN 3-7991-5743-3
  • Herbert Brunner: Die Schatzkammer der Residenz München. Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen München, München 1970, ohne ISBN
  • Hermann Neumann: Die Münchner Residenz. Prestel Museumsführer, 2. Aufl. München 2007, ISBN 978-3-7913-2207-0
  • Jean Louis Schlim: Ludwig II. – Traum und Technik. MünchenVerlag, München 2010, ISBN 978-3-937090-43-6. Der Wintergarten auf der Münchner Residenz, mit 3D-Simulationen.
  • Otto Meitinger: Die baugeschichtliche Entwicklung der Neuveste. Ein Beitrag zur Geschichte der Münchener Residenz. München 1970.
Commons: Münchner Residenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Die Höfe der Münchner Residenz auf residenz-muenchen.de.
  2. a b Löwen vor der Residenz München: Streicheln bringt Glück, Alfred Dürr und Jakob Wetzel, Süddeutsche Zeitung, 26. März 2013, Abruf 29. Oktober 2018.
  3. Forscher finden 3000 Jahre altes Grab in München, Die Welt.
  4. Faltlhauser, S. 17–29.
  5. Bauer-Wild; Volk-Knüttel 1989, S. 33–48 (Anna Bauer-Wild)
  6. Susan Maxwell: The court art of Friedrich Sustris. Patronage in late Renaissance Bavaria. Ashgate, Farnham u. a. 2011. Die zehn Höfe der Residenz, Verwaltung der Residenz München
  7. Knüttel 1967.
  8. Bauer-Wild; Volk-Knüttel 1989, S. 117
  9. Hoppe 2017.
  10. Anja Karlsen: Das mitteleuropäische Treppenhaus. Petersberg 2016, S. 62.
  11. Prinz Adalbert von Bayern, S. 118–120.
  12. Die Ahnengalerie auf der Seite der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen
  13. Karl Hausberger/Benno Hubensteiner: Bayerische Kirchengeschichte, S. 232.
  14. Langenholt
  15. Faltlhauser, S. 110–111.
  16. Hojer: Prunkappartements, S. 9–16.
  17. Hojer: Prunkappartements, S. 155–166.
  18. Memmel
  19. Prinz Adalbert von Bayern, S. 306.
  20. Prinz Adalbert von Bayern, S. 340.
  21. Faltlhauser, S. 148.
  22. Brunner: Schatzkammer
  23. Walz, Meitinger u. Beil, S. 47.
  24. Walz: Untergang und Neubeginn
  25. Walz, Meitinger & Beil
  26. Anna Bauer-Wild: Das Lusthaus Albrechts V. und seine Deckenbildausstattung. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988, S. 28–44; Michael Petzet: Die Arkaden am Unteren Hofgarten und die Münchner Architektur der Renaissance. In: Denkmäler am Münchner Hofgarten Forschungen und Berichte zu Planungsgeschichte und historischem Baubestand. München 1988, S. 9–27.

Koordinaten: 48° 8′ 28″ N, 11° 34′ 41″ O