Malediktologie
Die Malediktologie (von lateinisch maledicere ‚schimpfen‘, englisch maledictology, gelegentlich auch Schimpfwortforschung[1] genannt) ist ein Zweig der Psycholinguistik, Soziolinguistik und Psychologie, der sich mit dem Fluchen und Schimpfen beschäftigt. Gegründet und geprägt wurde die Malediktologie 1973 durch den deutschstämmigen Philologen und Schimpfwortforscher Reinhold Aman (Kalifornien).
Der US-amerikanische Psychologe Timothy Jay (Massachusetts College of Liberal Arts) ist ein Nachfolger Amans, der dessen Werk fortsetzt und sich auf das Psychologische und das amerikanische Englisch beschränkt, während Aman alle akademischen Gebiete und ca. 220 Sprachen und Dialekte der letzten 5000 Jahre erforscht.
Weitere beachtenswerte Malediktologen sind die Französin Dominique Lagorgette (Université de Savoie in Chambéry) sowie die Ukrainerin Oksana Havryliv (geb. Holod), wobei sich letztere besonders auf Schimpfwörter in der deutschen und österreichischen Literatur konzentriert.
Sie gehen davon aus, dass das Fluchen, Verwünschungen und Schimpfwörter zum menschlichen Leben dazugehören und ein wichtiger Bestandteil der Sprache sind. Schimpfwörter können demnach sogar eine Selbstschutzfunktion darstellen, indem sie handgreiflichen Auseinandersetzungen vorbeugen (aber in gewissen Situationen auch veranlassen!).
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Reinhold Aman: Bayrisch-Österreichisches Schimpfwörterbuch. Allitera, München 2005, ISBN 978-3-86520-095-2 (Auszüge online).
- Reinhold Aman: Maledicta: The International Journal of Verbal Aggression. (1977–2005).
- Reinhold Aman (Hrsg.): Opus Maledictorum. A Book of Bad Words. Marlowe & Co, New York 1996, ISBN 1-56924-836-2.
- Sebastian Freud: Handbuch der Beschimpfungen. Bassermann, München 2007, ISBN 978-3-8094-2140-5.
- Timothy Jay: Why We Curse. A Neuro-Psycho-Social Theory of Speech. John Benjamins Publishing, Philadelphia (PA) 2000, ISBN 1-55619-758-6.
- Andreas Lötscher: Lappi, Lööli, blööde Siech. Schimpfen und Fluchen im Schweizerdeutschen. Huber, Frauenfeld/Stuttgart 1980, ISBN 3-7193-0671-2.
- Herbert Pfeifer: Das große Schimpfwörterbuch. 2. Auflage, Eichborn, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-8218-3444-7.
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Max Fellmann: »Kruzifix Sakrament Hallelujah!«. Warum fluchen wir? Wie fluchen wir? Und wer flucht am lustigsten? Ein Gespräch mit dem Schimpfwortforscher Reinhold Aman. In: SZ-Magazin. Nr. 49, 9. Dezember 2011 (sueddeutsche.de).
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

- Zehn deutschsprachige Artikel über Reinhold Aman und Malediktologie, sowie weitere Artikel in niederländischen, dänischen und anderen Publikationen
- Deutsches Schimpfwörterbuch, oder die Schimpfwörter der Deutschen (1839) in der Google-Buchsuche
- InsultWiki (urheberrechtsfreie Sammlung von Schimpfwörtern)