Maniac Mansion

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Maniac Mansion
Entwickler Lucasfilm Games
Publisher Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Lucasfilm Games
Deutschland Softgold
JapanJapan Jaleco
SpanienSpanien Erbe Software
Leitende Entwickler Ron Gilbert
Gary Winnick
Veröffentlichung 5. Oktober 1987
Plattform Apple II, Atari ST, C64, Amiga, MS-DOS, NES
Spiel-Engine SCUMM
Genre Point-and-Click-Adventure
Spielmodus Einzelspieler
Steuerung Tastatur, Maus oder Joystick
Medium Diskette, Steckmodul
Sprache Deutsch, Englisch, Französisch, Japanisch, Spanisch, Schwedisch
Altersfreigabe
USK
USK ab 12 freigegeben
USK ab 12 freigegeben

Maniac Mansion ist ein 1987 erschienenes Point-and-Click-Adventure der Firma Lucasfilm Games (heute LucasArts), das von Ron Gilbert und Gary Winnick entwickelt wurde. Mit seinem damals innovativen Bedienkonzept gilt Maniac Mansion als wichtiger Meilenstein des Genres.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sandy, die Freundin von Dave, einem der Spielhelden, ist von Dr. Fred entführt worden, der sie für wissenschaftliche Experimente missbrauchen will. Da der Doktor und seine Familie unter dem Einfluss der Strahlung eines Meteors stehen, haben sie merkwürdige Angewohnheiten und Verhaltensweisen entwickelt – und so gestaltet sich die Rettung schwierig.

Der Spieler übernimmt abwechselnd die Rollen von Dave und zwei im Vorspann frei wählbaren Freunden, die in das Haus eindringen, um Sandy zu retten. Abhängig von der Zusammenstellung des Teams ergeben sich dabei verschiedene Ansätze zur Lösung. Die drei vom Spieler gesteuerten Personen müssen dabei zusammenarbeiten, um Sandy zu befreien und Dr. Fred zu stoppen.

Charaktere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Anfang wählt der Spieler zwei von sechs möglichen Figuren aus, welche anschließend Dave in das Haus begleiten. Die zur Verfügung stehenden Personen sind Syd, Michael, Wendy, Bernard, Razor und Jeff. Syd und Razor sind Musiker, die im Verlauf des Spiels mit Hilfe eines Klaviers zur erfolgreichen Rettung von Sandy beitragen können. Michael ist Fotograf, Wendy möchte Schriftstellerin werden, und Bernard ist Präsident eines Physik-Klubs. Auch diese drei können mit ihren Fertigkeiten zur Rettung beisteuern. Allein Jeff, der „normalerweise am Strand rumhängt und auch auf den Namen ‚Surfer Dude‘ hört“, kann zwar wie Bernard das Telefon reparieren, hat aber keine besonderen Fähigkeiten zur Lösung des Spiels.

Spielprinzip und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Technisch basiert der Titel auf der ersten Version von LucasArts’ SCUMM-Sprache.[1] Der Bildschirm ist dreigeteilt, in einen Bereich für Aktionsverben, ein darunter angeordnetes, aus Worten bestehendes Inventar der Spielfigur und den Spielbildschirm, der den größten Teil des oberen Bildes einnimmt. Die Zwischensequenzen sind in Spielgrafik gehalten.

Lucasfilm Games erschuf mit Maniac Mansion zwar nicht das erste mausgesteuerte Point-and-Click-Adventure (wie oft irrtümlich angenommen wird), verhalf jedoch mit seinem neuen, intuitiven Bedienkonzept dem Point-and-Click-Adventure endgültig zum Durchbruch.

Neben der grafischen Oberfläche bestach die SCUMM-Engine durch Bildlauf. Das Team prägte den Begriff Cutscene für gescriptete Zwischensequenzen, die ohne Übergang den Spieler aus dem aktuellen Geschehen rissen. Aufgrund technischer Limitierungen sind die Hintergründe häufig wiederholende Muster. Die Engine war multitaskingfähig, so dass Skripte parallel und in eigenen Prozessen laufen konnten.[2]

Produktionsnotizen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In diesem Spiel wurden die Grundlagen für viele Running Gags der nachfolgenden Spiele gelegt. Legendär ist in Spielerkreisen das fehlende Kettensägenbenzin, das in Zak McKracken und Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge thematisch aufgegriffen wird. Auch Chuck die Pflanze hatte in diesem Spiel ihr Debüt.

Insgesamt gibt es, abhängig von der Wahl der Figuren, fünf mögliche Lösungswege:[3]

  1. Die Weltraumpolizei benachrichtigen (Bernard baut die Radioröhre aus und setzt sie auf den Sockel des Funkgeräts).
  2. Einen Plattenvertrag abschließen (Razor oder Syd nehmen ihr Klavierspiel auf einer Kassette auf, geben es dem grünen Tentakel und schicken sein Demo-Tape an den Verlag).
  3. Den Sohn Ed als Freund gewinnen (Michael übergibt Ed das Paket und entwickelt die Bilder von Eds Plänen aus der Fotorolle).
  4. Einen Buchvertrag abschließen (Wendy überarbeitet das Manuskript und schickt es an den Verlag).
  5. Den Meteor per Raketenauto ins Weltall befördern (alle Akteure ziehen den Schutzanzug an und verfrachten den Meteor in den Weird Edsel oder verfüttern ihn an die mutierte Pflanze).

Im Spiel ist auch ein kleiner Bezug auf das damals noch von LucasArts entwickelte Spiel Rescue on Fractalus enthalten. Beim Blick durch das Teleskop im Haus erscheint auf einem anderen Planeten ein grüner Fractulaner.

Maniac Mansion hat von allen LucasArts-Adventures die größte Zahl an roten Heringen, was zum Teil auch daran liegt, dass verschiedene Gegenstände erst mit anderen, nicht eingesetzten Teammitgliedern sinnvoll nutzbar werden.

Maniac Mansion diente als loser Hintergrund zur gleichnamigen Fernsehserie, die zwischen 1990 und 1993 in Kanada und den USA ausgestrahlt wurde. Eine deutsche Ausstrahlung unter dem Titel Das Tollhaus erfolgte 1991/92 auf Tele 5 und 1995 auf Kabel1.[4]

Das Haupthaus der Skywalker Ranch, des damaligen Firmensitzes von Lucasfilm Games, inspirierte die Entwickler von Maniac Mansion beim Design des Gebäudes, in dem Maniac Mansion spielt.[2]

Portierungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Spiel erschien 1987 ursprünglich für den Commodore 64. Darauf folgten Portierungen für den Apple II und das Betriebssystem MS-DOS mit EGA-Grafik. Später erschienen technisch verbesserte Versionen für Amiga, Atari ST und eine erneuerte Enhanced Version für MS-DOS. 1990 folgte eine Portierung für die Spielkonsole NES, die sowohl grafisch als auch von der Bedienung her angepasst wurde. Diese Version wurde auf Verlangen des Herstellers Nintendo zensiert: Gewaltdarstellungen, sexuelle Anspielungen und Schimpfwörter wurden entfernt.[5] Dies betraf auch die deutsche Version, die allerdings sprachlich weniger stark verfremdet wurde.[6]

Dem 1993 erschienenen Folgetitel Day of the Tentacle lag Maniac Mansion als Easter Egg in der Enhanced Version bei, konnte jedoch nur innerhalb des Spiels gestartet werden, indem der Spieler dort einen Computer benutzte. Ein Programmierfehler führte hier allerdings dazu, dass Maniac Mansion nicht mit allen Figuren gelöst werden konnte. Wird Day of the Tentacle mit ScummVM ausgeführt, tritt der Fehler nicht auf, da die Programmierer ihn korrigiert haben.

Es gibt eine aktualisierte Fanversion Maniac Mansion Deluxe in VGA-Grafik aus dem Jahr 2004.[7][8][9]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bewertungen
PublikationWertung
ASM10/12[10]
Zzap!6493 %[11]
Metawertungen
GameRankings83 %[12]

Maniac Mansion erhielt fast durchgehend positive Bewertungen in der Fachpresse. Aus 3 aggregierten Wertungen im Rahmen retrospektiver Tests erzielt das Spiel auf GameRankings einen Score von 83 %.[12]

Das britische Zzap!64-Magazin sah im Setting und der Atmosphäre des Spiels Parallelen zum Film The Rocky Horror Picture Show und zur Zeichentrickserie Scooby-Doo. Das Bedienkonzept des Spiels sei „kinderleicht“ zu erlernen und mache es „unglaublich einfach“, in die Handlung einzutauchen. Ein zentraler Bestandteil des Spiels sei die Erkundung des namensgebenden Maniac Mansion, das Unmengen an Dingen zu erforschen und mitzunehmen biete. Gelobt wurden auch Humor, Animationen und Zwischensequenzen des Spiels. Kritisiert wurde die „trostlose“ Umverpackung des Spiels.[11]

Bewertungen in Spielezeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auszeichnungen von Spielezeitschriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Sehr sanft geht es in diesem Spiel (beinahe hätte ich Film gesagt) ja nicht zu, aber es soll ja eine filmgleiche Atmosphäre herrschen, was mit den oben genannten Einspielungen unterstrichen wird. Außerdem ist diese Idee ja dermaßen originell! MANIAC MANSION dürfte eines der besten Programme dieses Jahres (wenn nicht dieses Jahrzehnts) sein.“

Manfred Kleimann: Aktueller Software Markt[14]

„Das ist Software, die zeigt, was fähige Programmierer können: komplex, benutzerfreundlich und höchst unterhaltsam. […] Zur Grafik ist vielleicht zu sagen, daß sie technisch den Commodore nicht ausnutzt (kein Soft-Scrolling, wenig Farben). Die witzigen Zeichnungen trösten darüber locker hinweg.“

Das Fachmagazin Adventure Gamers ordnete Maniac Mansion 2011 in seiner Liste Top 100 All-Time Adventure Games auf Platz 72 ein.[16]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. The Making Of: Maniac Mansion. In: Edge-Magazin. Future, plc, 6. August 2010, archiviert vom Original am 29. November 2013; abgerufen am 6. Januar 2024 (englisch).
  2. a b Christian Nutt: GDC 2011: Ron Gilbert’s 'Odd Collection' Of Maniac Mansion Memories. In: gamasutra.com. Abgerufen am 4. April 2021 (englisch).
  3. Daniel G. Strueber, Thomas Hog, Marcus Baeumer: Maniac Mansion – Die komplette Komplettloesung. In: tentakelvilla.de. Abgerufen am 19. November 2018.
  4. Das Tollhaus (Maniac Mansion) bei Wunschliste.de
  5. Unterschiede zwischen der C64- und der zensierten NES-Version. In: Schnittberichte.com.
  6. Unterschiede zwischen der deutschen und US-amerikanischen NES-Fassung bei Schnittberichte.com
  7. Maniac Mansion Deluxe, Chip.de
  8. Maniac Mansion Deluxe: Neue Version zum Download, pcwelt.de, 1. Juli 2004
  9. Maniac Mansion Deluxe: Fan-Remake des Adventure-Klassikers, Golem.de, 7. Juni 2004
  10. C.E. French: Verrückte Zeiten. In: Aktueller Software Markt. November 1987, S. 84 (kultboy.com).
  11. a b Maniac Mansion. Lucasfilm’s innovative arcade adventure packs an eerie atmosphere (= Newsfield Publications Ltd [Hrsg.]: Zzap!64. Band 32). Dezember 1987, ISSN 0954-867X, S. 12 (englisch, co.uk – Scan).
  12. a b GameRankings.com: Maniac Mansion. In: gamerankings.com. Archiviert vom Original am 5. Dezember 2019; abgerufen am 30. August 2023 (englisch).
  13. Max Magenauer: Maniac Mansion. In: Amiga Joker. kultboy.de, 1. Februar 1990, abgerufen am 1. November 2011.
  14. Manfred Kleimann: Verrückte Zeiten. In: Aktueller Software Markt (ASM), Ausgabe November 1987. 1. November 1987, abgerufen am 3. Oktober 2013.
  15. Boris Schneider: Maniac Mansion. In: Happy Computer, Sonderheft 21. Abgerufen am 3. Oktober 2013.
  16. Top 100 All-Time Adventure Games. In: AdventureGamers.com. Abgerufen am 18. April 2016 (englisch).