Marquardt-Gruppe

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Marquardt GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1925
Sitz Rietheim-Weilheim, Deutschland
Leitung Vorstand:[1]
  • Harald Marquardt (Vorsitzender)
  • Jochen Becker
  • Kristjan Ambroz[2]
Mitarbeiterzahl rund 10.200 (2023)[3]
Umsatz 1,4 Mrd. EUR (2022)
Branche * Automotive
  • Trucks
  • Off-Road
  • Elektrowerkzeuge
  • Hausgeräte
  • Haustechnik & HVAC
  • Reinigungstechnik
  • Medizintechnik
Website www.marquardt.com

Das 1925 gegründete Familienunternehmen Marquardt mit Stammsitz in Rietheim-Weilheim im Landkreis Tuttlingen ist ein Hersteller von mechatronischen Schalt- und Bediensystemen. Die Produkte des Unternehmens – darunter Bedienkomponenten, Fahrzeugzutritts-, Fahrberechtigungs- und Batteriemanagementsysteme für elektrobetriebene Fahrzeuge – kommen bei Kunden der Automobilindustrie zum Einsatz. Ebenso sind Systeme von Marquardt in Hausgeräten, industriellen Anwendungen und Elektrowerkzeugen zu finden. Das Familienunternehmen zählt weltweit rund 10.200 Mitarbeitern an 21 Standorten auf vier Kontinenten. Der Umsatz lag im Geschäftsjahr 2022 bei rund 1,4 Milliarden Euro.[4] Jährlich investiert Marquardt rund zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1925 bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1925: Der Kaufmann Johannes Marquardt (1885–1963) und der namensgleiche, jedoch nur weitläufig verwandte Techniker Johannes Marquardt (1889–1942) legen in ihren Rietheimer Wohnhäusern den Grundstein für eine „Spezialfabrik für Elektrobedarf und Feinmechanik“. Sie entwickeln Einbauschalter für Elektrogeräte und Elektrowerkzeuge.[5]

Die Gründer von Marquardt

1926: Marquardt Produkte finden Absatz in der Hausgeräteindustrie. Die ersten Schalter mit Rollenkontakten werden in Handstaubsaugern und Rundfunkgeräten eingesetzt.

1930–1945: Die Weltwirtschaftskrise 1929 und ihre Folgen bescheren dem jungen Unternehmen Anfang der Dreißigerjahre große Verluste. Nur durch radikale Verzichtsleistungen, auch seitens der Unternehmerfamilien, kann die 60-köpfige Belegschaft gehalten werden. Zwar gibt es Auftragsflauten und Kurzarbeit, jedoch keine Entlassungen.

Mitte der Dreißigerjahre wächst die Firma wieder und damit auch ihre Belegschaft. 160 Mitarbeiter zählt Marquardt nun. Der Zweite Weltkrieg stellt das Unternehmen jedoch vor neue Probleme: Fast alle männlichen Beschäftigten in Konstruktion und Fertigung werden von der Wehrmacht eingezogen, viele von ihnen fallen im Krieg. So sind es in den letzten Kriegsjahren vor allem Frauen, die die Produktion aufrechterhalten.

1945 bis 1965[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende sind zunächst sämtliche Marquardt Büros vom Stab des französischen Kommandanten besetzt. Erst nach einem halben Jahr werden sie wieder freigegeben. Fast alle Einrichtungsgegenstände, Maschinen und Werkzeuge werden demontiert und nach Frankreich gebracht. Marquardt fehlt es an technischen Grundlagen für die Produktion, der Markt ist zusammengebrochen, das Unternehmen scheint am Ende. Doch durch Kriegsschäden an elektrischen Installationen kommt es in der französischen Besatzungszone und in Frankreich zu Versorgungsengpässen für auf Putz montierte Lichtschalter. Mithilfe der wenigen Maschinen, die vor der Demontage bewahrt werden konnten, produziert Marquardt Kipphebelschalter – die Grundlage für den Wiederaufbau der Firma.

1953: Marquardt produziert Schnappschalter.

1955: In Böttingen wird ein neues Zweigwerk aufgebaut.

1959: Am Stammsitz Rietheim wird das bestehende Werk erweitert.

1963: Marquardt entwickelt Schalttastaturen für Waschmaschinen.

1965: Nach Heinz Marquardt 1949 tritt auch sein Bruder Erich Marquardt 1965 in die Geschäftsführung ein. Jakob Marquardt ist ab 1955 als geschäftsführender Gesellschafter für den Bereich Fertigung und Personalwesen verantwortlich. 1965 folgt Ewald Marquardt.

1965 bis 1985[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1968: Mit der Einrichtung eines Elektronischen Labors legt Marquardt die Grundlage für zukünftige Produktentwicklungen, die die herkömmliche Elektromechanik ergänzen. Im selben Jahr laufen in Rietheim die ersten Baugruppen vom Band.

1969: In Rietheim baut Marquardt eine Ausbildungswerkstatt.

1972: Die Wippschalter-Baureihe 1800 wird eingeführt, sie wird in den kommenden Jahrzehnten in sehr großen Stückzahlen produziert. Elektronische Elektrowerkzeugschalter kommen auf den Markt.

1978: Die Automobilbranche wird mit Standardschaltern und kundenspezifischen Schnapp- und Bedienschaltern versorgt. Mit nun über 1.000 Mitarbeitern erzielt Marquardt einen Jahresumsatz von rund 50 Millionen D-Mark.

1981: Die erste ausländische Tochtergesellschaft Marquardt Switches Inc. mit Sitz in Cazenovia, New York, USA wird gegründet. 1985 wird dort ein Fabrikgebäude errichtet.

1985 bis 2005[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1991: Durch die Übernahme des Geräteschalterherstellers Russenberger kommen Tochtergesellschaften in Frankreich, Spanien und Tunesien hinzu.

1992: Zentralverriegelung, Sitzverstellung, Fensterheber: Viele bislang manuelle Funktionen in Autos werden zunehmend elektronisch gesteuert. Damit erhöht sich auch der Bedarf an Schaltern. Besonders gefragt ist der kleinste Schalter, den Marquardt jemals entwickelt und produziert hat: die staub- und wassergeschützte Schnappschalter-Baureihe 1055. Neuartige Akkuschalter aus dem Hause Marquardt bereiten den Weg für akkubetriebene Elektrowerkzeuge.

1996: Mit der Gründung der Tochtergesellschaft Marquardt Switches Shanghai in China und einem Joint Venture mit dem indischen Schalterhersteller RG Keswani positioniert sich die Unternehmensgruppe in den fernöstlichen Märkten als Produzent und Arbeitgeber.

1997: Das mittlerweile 2.500 Mitarbeiter starke Unternehmen entwickelt das erste Fahrberechtigungssystem mit elektronischem Schlüssel und Zündstartschalter.

2003: Das erste Marquardt Keyless-System für Automobile wird im Markt eingeführt. Am Stammsitz in Rietheim-Weilheim geht ein neues Werk für Automobilsysteme in Betrieb, das mit Just-in-time-Fertigung und optimierten Prozessen als Vorbild für die weitere Expansion dient.

2004: Mit diversen Sensoren für Hausgeräte und hochglänzenden Bedienfeldoberflächen in der sogenannten „Black Panel“-Technologie positioniert sich Marquardt in einem neuen Markt. In der Automobilbranche setzt das Unternehmen auf das kleine Schaltmodul 3006 und den Mikroschalter 1065. Auch mit „Shift by wire“, der Schaltsteuerung per elektronischem Impuls, erschließt sich Marquardt ein neues Feld.

2005 bis 2020[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2009: Das Unternehmen bringt komplexe Elektroniken und Motorsteuerungen für Haushaltskleingeräte und Reinigungsmaschinen in Serie.

2010: Marquardts elektronische Lenkverriegelung, die das Parken von Keyless-Fahrzeugen sicherer macht, kommt auf den Markt.

2012: Das erste Marquardt Touchpad wird produziert. Einsetzbar ist es beispielsweise in der Mittelkonsole von Fahrzeugen. Die neue Tochtergesellschaft E&C Testlab GmbH wird in Trossingen gegründet. Das Unternehmen befasst sich mit der Messung von elektromagnetischen Verträglichkeiten (EMV).

2013: Marquardts neues Dosiersystem für Flüssigwaschmittel verändert das Innenleben von Waschmaschinen und Geschirrspülern: Präzise und vollautomatisch gibt die Dosierpumpe auf den Milliliter genau den Flüssigwaschmittelbedarf für jeden Waschgang vor.

2014: Durch die ECO-Schalterserie werden Geräte, die sich im Stand-by-Modus befinden, nach einer definierten Zeit (4 Sekunden bis 71 Stunden) vollständig abgeschaltet. Besonders kompakt ist die Schalterbaureihe 2720: Mit einem Maß von 20 mm ist der Schalter nicht höher als ein 10 Cent Stück. Auch beim Zukunftsthema Elektromobilität geht das Unternehmen voran. Elektro-Fahrzeuge profitieren von neuen Batteriemanagementsystemen von Marquardt.

2015: Eine Mehrfarben-Beleuchtungstechnologie ermöglicht eine individuelle Gestaltung des Fahrzeug-Cockpits.

2020: Bei Marquardt arbeiten mehr als 10.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 20 Standorten weltweit.

Produkte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Geschäftsbereich „Automotive“ entwickelt und realisiert unter anderem Fahrberechtigungssysteme (wie Fahrberechtigung per Smartphone, elektronische Schlüssel und elektronische Zündstartschalter, Elektronische Lenkungsverriegelungen, Start-Stopp-Systeme), Bedienkomponenten (wie Sitzverstellschalter, Lichtdrehschalter, Tür- und Verdeckbedienfelder), Ultra-Wide-Band Communication (UWB) sowie dynamische Beleuchtungssysteme. Der Geschäftsbereich „Mechatronic Devices“ entwickelt, produziert und vertreibt unter anderem Schaltsysteme für Elektrowerkzeuge, Sensoren, Systeme und Schalter für den Heimbereich und für Industrie- und Elektroanwendungen. Der Geschäftsbereich „Power and Energy Solutions“ bündelt die Marquardt Kompetenzen im Bereich E-Mobilität seit Anfang 2021 und entwickelt, produziert und vertreibt Batteriemanagementsysteme von zwölf bis 800 Volt, Lade- und Wandlersysteme für batterieelektrische Fahrzeuge sowie Steuergeräte, Sensoren und elektromechanische Komponenten für Brennstoffzellenfahrzeuge.

Standorte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rietheim-Weilheim, Werk für Automobilsysteme

Die Marquardt-Gruppe arbeitet insgesamt an 20 Standorten[6] in 14 Ländern auf vier Kontinenten.

Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amerika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Asien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Marquardt-Gruppe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Impressum auf der Marquardt Website; abgerufen am 24. März 2022
  2. "Stellantis, Citroën und Tasking: Die Personalien der Woche", Automobil Industrie online, vom 24. April 2023
  3. Unternehmensinformationen auf der Marquardt Website; abgerufen am 9. August 2021
  4. Geschäftsjahr 2022. Abgerufen am 24. April 2023.
  5. Innovation ist unsere Geschichte auf der Marquardt Website; abgerufen am 27. Mai 2021
  6. Standorte der Marquardt-Gruppe auf der Marquardt Website; abgerufen am 27. Mai 2021

Koordinaten: 48° 2′ 8″ N, 8° 46′ 58″ O