Mary Brunkow
Mary Elisabeth Brunkow (* 1961) ist eine US-amerikanische Immunologin, der 2025 zusammen mit Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi für ihre „Entdeckungen zur peripheren Immuntoleranz“ der Nobelpreis für Medizin zugesprochen wurde.[1][2][3] Sie ist unter anderem dafür bekannt, dass sie das später als FOXP3 bezeichnete Gen als Ursache für den Phänotyp von Labormäusen mit verschorfender Haut (scurfy mouse) identifiziert hat, eine Entdeckung, die für die moderne Biologie der regulatorischen T-Zellen von grundlegender Bedeutung war.[4][5]
Ausbildung und Karriere
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Mary Elisabeth Brunkow promovierte 1991 an der Princeton University in Molekularbiologie.[6][7] Zum Zeitpunkt der Nobelpreisvergabe arbeitet sie am Institute for Systems Biology, Seattle, WA, USA.[2][8]
Brunkow und Ramsdell arbeiteten vorher in einem Biotechnologieunternehmen namens Celltech Chiroscience in Bothell, Washington, USA. Das Unternehmen – 2004 von UCB übernommen[9] – entwickelte Arzneimittel für Autoimmunerkrankungen, und die beiden erkannten, dass Versuchstiere mit dem Scurfy-mouse-Phänotyp (scurfy mouse: „schorfige Maus“) ihnen wichtige Hinweise für ihre Arbeit liefern könnten. Wenn es ihnen gelänge, den molekularen Mechanismus zu verstehen, der der Erkrankung der Mäuse zugrunde liegt, könnten sie entscheidende Erkenntnisse darüber gewinnen, wie Autoimmunerkrankungen entstehen. Also suchten sie nach dem mutierten Gen der schorfigen Mäuse. Heute lässt sich das gesamte Genom einer Maus kartieren und innerhalb weniger Tage ein mutiertes Gen finden. In den 1990er Jahren war das noch wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.[10]
Der DNA-Strang, der das X-Chromosom der Maus bildet, besteht aus etwa 170 Millionen Basenpaaren. Eine Mutation darin zu finden, war zwar möglich, erforderte jedoch Zeit, Geduld und den kreativen Einsatz der damaligen molekularbiologischen Werkzeuge. Während ihrer Arbeit kamen Brunkow und Ramsdell zu der Vermutung, dass eine seltene Autoimmunerkrankung namens IPEX, die ebenfalls mit dem X-Chromosom in Verbindung steht, die menschliche Variante der Erkrankung der Scurfy-Mäuse sein könnte. Bei der Suche in einer Datenbank, in der Forscher Informationen über neu entdeckte Gene speichern, fanden sie das menschliche Äquivalent zu Foxp3. Mit Hilfe von Kinderärzten aus aller Welt sammelten sie Proben von Jungen, die von IPEX betroffen waren. Als sie die Proben kartierten, fanden sie tatsächlich schädliche Mutationen im FOXP3-Gen.[11]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Robert S. Wildin, Fred Ramsdell, Jane Peake, Francesca Faravelli, Jean-Laurent Casanova, Neil R.M. Buist, Ephrat Levy-Lahad, Massimo Mazzella, Olivier Goulet, L Perroni, F. Dagna Bricarelli, Geoffrey C Byrne, Mark McEuen, Sean Proll, Mark W. Appleby, Mary E. Brunkow: X-linked neonatal diabetes mellitus, enteropathy and endocrinopathy syndrome is the human equivalent of mouse scurfy. In: Nature Genetics. Band 27, Nr. 1, 2001, S. 18–20, doi:10.1038/83707, PMID 11137992.
- Craig L. Bennett, Jacinda R. Christie, Fred Ramsdell, Mary E. Brunkow, Polly J. Ferguson, Luke Whitesell, Thaddeus E. Kelly, Frank T. Saulsbury, Phillip F. Chance, Hans D. Ochs: The immune dysregulation, polyendocrinopathy, enteropathy, X-linked syndrome (IPEX) is caused by mutations of FOXP3. In: Nature Genetics. Band 27, Nr. 1, 2001, S. 20–21, doi:10.1038/83713, PMID 11137993.
- R. Khattri, D. Kasprowicz, T. Cox, M. Mortrud, M. W. Appleby, Mary E. Brunkow, S. F. Ziegler, Fred Ramsdell: The amount of scurfin protein determines peripheral T cell number and responsiveness. In: The Journal of Immunology. 1. Dezember 2001, Band 167, Nummer 11, S. 6312–6320. doi:10.4049/jimmunol.167.11.6312. PMID=11714795.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ISB's Dr. Mary Brunkow Wins 2025 Nobel Prize in Physiology or Medicine
- Florian Schumann, Jakob Simmank, Andrea Böhnke: Wenn Ihr Immunsystem nicht Amok läuft, liegt es an diesen Zellen. In: Zeit Online. 6. Oktober 2025.
- Jan Schweitzer: Neurodermitis: "Dann wird die Entzündung angefeuert". In: Zeit Online. 8. Oktober 2025.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ The Nobel Prize in Physiology or Medicine 2025, The Nobel Foundation Pressemitteilung vom 6. Oktober 2025, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ a b Mary E. Brunkow, auf der Website The Nobel Foundation, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ Barbara Reye: Nobelpreise 2025: Nobelpreis für Medizin geht an Trio zur Forschung zum Immunsystem. In: srf.ch. 6. Oktober 2025, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ Mary E. Brunkow, Eric W. Jeffery, Kathryn A. Hjerrild, Bryan Paeper, Lisa B. Clark, Sue-Ann Yasayko, J. Erby Wilkinson, David Galas, Steven F. Ziegler, Fred Ramsdell: Disruption of a new forkhead/winged-helix protein, scurfin, results in the fatal lymphoproliferative disorder of the scurfy mouse. In: Nature Genetics. 27. Jahrgang, Nr. 1, 2001, S. 68–73, doi:10.1038/83784, PMID 11138001 (englisch, europepmc.org).
- ↑ Fred Ramsdell, Steven F. Ziegler: FOXP3 and scurfy: how it all began. In: Nature Reviews Immunology. 14. Jahrgang, Nr. 5, 2014, S. 343–349, doi:10.1038/nri3650, PMID 24722479 (englisch, nature.com [PDF]).
- ↑ Liz Fuller-Wright: Princeton alumna Mary Brunkow *91 receives Nobel Prize in Physiology or Medicine. In: Princeton University. 6. Oktober 2025 (englisch).
- ↑ Mary Elisabeth Brunkow: Expression and function of the H19 gene in transgenic mice. In: Princeton University. Januar 1991, abgerufen am 13. Oktober 2025 (Dissertation).
- ↑ Mary Brunkow, Program Manager, Website des ISB, abgerufen am 6. Oktober 2025.
- ↑ Our history, UCB Website, abgerufen am 8. Oktober 2025.
- ↑ Joachim Müller-Jung: Toleranz ist groß, Selbsttoleranz größer. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung für Deutschland, Nummer 232 vom 7. Oktober 2025, S. 11.
- ↑ They understood how the immune system is kept in check, Nobel Prize Outreach 2025, abgerufen am 6. Oktober 2025.
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Brunkow, Mary |
| ALTERNATIVNAMEN | Brunkow, Mary Elisabeth; Brunkow, Mary E. |
| KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanische Immunologin |
| GEBURTSDATUM | 1961 |