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Maschinenfabrik Esslingen

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Maschinenfabrik Esslingen

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Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 11. März 1846
Auflösung 2003
Auflösungsgrund Integration in Daimler-Konzern
Sitz ursprünglich Esslingen am Neckar, zuletzt Schönefeld, Deutschland
Branche Verkehrs- und Fahrzeugtechnik, Maschinenbau
Fabrikhallen der Maschinenfabrik Esslingen zwischen Bahnhof und Neckar in der Mitte des 19. Jahrhunderts…
Aktie über 1000 Mark der Maschinenfabrik Esslingen vom 7. Februar 1882
…und 1906
Lokomotive aus der Maschinenfabrik Esslingen (1867)

Die Maschinenfabrik Esslingen AG (ME AG), auch Maschinenfabrik Eßlingen AG oder kurz Esslingen, war ein in Esslingen bei Stuttgart ansässiges Unternehmen zur Herstellung von Lokomotiven, Triebwagen, Straßenbahnen, Flugzeugschleppern, Standseilbahnen, Eisenbahnwagen, Rollböcken, bahntechnischen Ausrüstungen (Drehscheiben, Schiebebühnen), Brücken, Stahlhochbauten, Pumpen und Kesseln. Die Aktien der ME AG gingen 1965 großteils an die Daimler-Benz AG, die Flurfördergerät-Produktion ging 1968 an die Still GmbH. Zuletzt war die Gesellschaft als reine Grundstücks- und Verpachtungsgesellschaft im Daimler-Konzern tätig.

Der 1813 geborene Ingenieur Emil Keßler gründete die Maschinenfabrik am 11. März 1846 in Stuttgart; vorausgegangen war eine Initiative des Königreichs Württemberg, eine vom damaligen Ausland unabhängige Eisenbahnindustrie zu schaffen.[1] Keßler brachte einschlägige Erfahrung aus Karlsruhe mit, wo er seit 1837 Mitinhaber, ab 1842 Alleininhaber der Maschinenbau-Gesellschaft Karlsruhe war.[2] Der Grundstein des neuen Werkes in Esslingen am Neckar wurde am 4. Mai 1846 gelegt. Bereits zum Start werden 500 Mitarbeiter beschäftigt.[3]

Ein Jahr später, im Oktober 1847, wurde vertragsgemäß die erste Lokomotive an die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen (K.W.St.E.) abgeliefert. Die Maschinenfabrik arbeitete fortan eng mit der württembergischen Staatseisenbahn zusammen, sodass fast alle ihrer Neuentwicklungen hier hergestellt wurden.[4]

Eine Episode blieb der 1851 aufgenommene und bereits 1858 wieder eingestellte Bau von Binnenschiffen in Ulm und Friedrichshafen, der jedoch dazu beitrug, dass die wirtschaftliche Krisenzeit nach 1848 überwunden werden konnte. Fünfzig Donauboote, zwei Neckardampfer, zwei Bodenseedampfer (Wilhelm und Olga) und zwei Bodenseeschlepper waren das Ergebnis dieser Aktivität.[5] Dauerhafter war das Engagement im Stahl- und Brückenbau, der bis zum Ende der Gesellschaft betrieben wurde.

Nach dem Tod von Emil Keßler 1867 übernahm sein damals 26-jähriger gleichnamiger Sohn Emil Keßler das Werk. Er leitete es bis zum Ende des Jahres 1885.[6] Die tausendste Lokomotive im Jahr 1870 erhielt zu Ehren des Firmengründers den Namen KESSLER. Das Unternehmen erwarb sich einen sehr guten Ruf, zunächst im Inland, zunehmend jedoch auch im Ausland. Bis 1897 wurden insgesamt 200 Lokomotiven verkauft.[6] Zu dieser Zeit wurden rund 2000 Mitarbeiter beschäftigt[7] und das Esslinger Unternehmen gehörte, neben den Borsig-Werken in Berlin und der Lokomotiven- und Maschinenfabrik J.A. Maffei in München zu den großen Lokomotivherstellern in Deutschland.[1]

1867/68 brach die Maschinenfabrik Esslingen das britische Exportmonopol für Lokomotiven und lieferte 20 Lokomotiven an die Ostindische Eisenbahn (Strecke Kalkutta-Delhi).[7][6] 1885 baute die Maschinenfabrik Esslingen die beiden Wagen der Standseilbahn Ascensor da Glória in Lissabon und setzte sie dort in Betrieb. Diese Anlage verband die Unterstadt mit dem Viertel Bairro Alto und war ein wichtiges Verkehrsmittel für Einheimische und Touristen.[8]

Mehrere Übernahmen anderer Firmen (Maschinenfabrik Gebr. Decker & Co. 1881, Maschinen- & Kesselfabrik G. Kuhn 1902), die Gründung der Costruzioni Meccaniche Saronno (Italien) 1887 sowie 1913 der Bau eines neuen Werkes bei Mettingen unter der Leitung von Hermann Maier-Leibnitz[9] zeugten vom Erfolg. Zu diese Zeitpunkt wurden 2500 Mitarbeiter beschäftigt, der Höchststand der Unternehmensgeschichte.[10]

Ein Studienfreund Emil Kessler Juniors, Gottlieb Daimler, baute zusammen mit Wilhelm Maybach 1886 mit Unterstützung der Maschinenfabrik Esslingen den ersten Motor weltweit in eine Kutsche ein.[7][11] Hieraus erwuchs eine Partnerschaft die in sich 1891 in der weltweit ersten Motorlok niederschlug, gebaut in Esslingen und angetrieben durch einen 4-PS-Verbrennungsmotor der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG).[6][10]

Ab 1907 stand wieder ein Keßler der Maschinenfabrik vor, Emil Keßlers jüngster Sohn Ludwig. Auch im Bau von elektrischen Lokomotiven engagierte man sich, 1912 entstand die Wendelsteinbahn.[6] Nach 1920 wurde ein Programm von Akkumulatoren-Lokomotiven aufgelegt, vor allem für Gruben- und Industriebahnen.[12] Außerdem wurden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren gebaut, Kleinlokomotiven Köf genauso wie der Esslinger Triebwagen. Ebenfalls wurden in Esslingen die, das Stuttgarter Stadtbild prägenden, Straßenbahnwagen des Typs GT 4 von 1956 bis 1965 in mehr als 350 Exemplaren gebaut, die noch bis Ende 2007 im Einsatz waren. Auch die Fahrzeuge der Standseilbahn Stuttgart stammen von der ME. Bis in die 1960er Jahre wurden insgesamt mehrere tausend Dampf- und Diesellokomotiven weltweit geliefert, darunter zahlreiche Sonderausführungen. In den 1940er Jahren war Esslingen außerdem an der Entwicklung der Baureihe 50 der Wuppertaler Schwebebahn beteiligt, deren Fertigung dann aber – wie ursprünglich auch vorgesehen – Westwaggon übernahm.

Einen besonderen Ruf erwarb sich das Unternehmen durch den Bau seiner Zahnradlokomotiven in vielen Varianten. Unter anderem lieferte die Maschinenfabrik Esslingen in Zusammenarbeit mit Brown, Boveri & Cie. (BBC) im Jahr 1939 für die Grube Otto-Scharf in Köttichau, vor dem Zweiten Weltkrieg der modernste Tagebau in Deutschland, zwei Zahnradlokomotiven, damals die schwersten und die stärksten Zahnradlokomotiven der Welt.[13] Des Weiteren baute das Unternehmen Zahnradlokomotiven der Systeme Riggenbach, Abt und Strub. Mit einer solchen Maschine schloss auch der Dampflokomotivbau in Esslingen ab: am 21. Oktober 1966 verließ als letzte eine für Indonesien gebaute Zahnrad-Dampflokomotive das Werk.[14]

Von 1926 bis 1963 stellte die Maschinenfabrik Esslingen zudem elektrisch angetriebene Nutzfahrzeuge her. Zu den Abnehmern gehörte die Deutsche Reichsbahn und später die Deutsche Bundesbahn, bei der vor allem der als Gepäckkarren eingesetzte Elektrokarren EK 1002, ausgerüstet mit einem 2,0 oder 2,75 Kilowatt-Motor und einer Tonne Nutzlast verbreitet war. Daneben gab es den EK 2002 mit zwei Tonnen Nutzlast. Die Deutsche Bundespost nutzte den EL 2500 als Paketpostwagen. Der Wagen entstand nach Plänen der Post und wurde parallel auch bei Lloyd in Bremen und bei Gaubschat in Berlin gefertigt. Für den Vortrieb sorgte ein 10,3 Kilowatt-Motor, als Heizung diente ein Kohleofen. Weitere Modelle waren der EL 3001, die Vier- und Fünftonner EL 4001 und EL 5001 mit einer Fahrerkabine des Daimler-Benz-3,5-Tonners. Verbliebene Exemplare der elektrischen Transporter stehen im Museum für Kommunikation in Frankfurt, im Europäischen Brotmuseum in Ebergötzen und im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Seit Gründung 1846 bis zur Schließung 1966 hat die Maschinenfabrik Esslingen über 5.000 Lokomotiven und mehr als 25.000 Wagen produziert.[15] Seit Gründung der Deutschen Reichsbahn (DR), 1920, verlor die ME AG jedoch zunehmend Marktanteile auf dem Deutschem Lokomotivenmarkt, da die DR die größeren Hersteller wie Borsig, Krupp, Henschel favorisierte. In den 1920er Jahren erwarb die Gutehoffnungshütte (GHH) die Aktienmehrheit, scheute jedoch größere Modernisierungen, was zum Niedergang der ME AG beitrug.[14]

1965 erwarb die Daimler-Benz AG zunächst 71 % des Unternehmens, um die Werksanlagen für ihre Produktion zu nutzen.[16] Die Produktion von Flurfördergeräten wurde 1968 an die Still GmbH veräußert.[17] Der Bau von Eisenbahnfahrzeugen wurde daher eingestellt. Die Maschinenfabrik Esslingen AG war zuletzt eine reine Grundstücks- und Verpachtungsgesellschaft als Tochter der Daimler Verwaltungsgesellschaft für Grundbesitz mit Sitz in Schönefeld.[18] Im Januar 2003 wurden im Zuge eines Squeeze-out die noch bestehende Börsennotierung ausgesetzt und die Minderheitsaktionäre ausbezahlt.[19]

Seit 2003 gibt es den Förderverein zur Erhaltung der Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen.[15]

  • Max Mayer: Lokomotiven, Wagen und Bergbahnen. Geschichtliche Entwicklung in der Maschinenfabrik Eßlingen seit dem Jahre 1846. VDI-Verlag, Berlin 1924.
  • Ludwig Keßler: Aus den Anfängen der Maschinenfabrik Eßlingen. Emil Keßler – sein Leben, sein Werk. Maschinenfabrik Esslingen, Esslingen 1938 (Erinnerungsschrift zur 125. Wiederkehr des Geburtstags von Emil Keßler, 1938).
  • Wolfgang Distelbarth, Joachim Hotz: Emil Kessler. 1813–1867. Ausstellung, Karlsruhe, 4. November – 2. Dezember 1967. Deutsche Gesellschaft für Eisenbahngeschichte e. V., Karlsruhe 1967 (Ausstellungskatalog).
  • Wolfgang Messerschmidt: Von Lok zu Lok. Esslingen und der Lokomotivbau für die Bahnen der Welt. Franckh´sche Verlagshandlung, Stuttgart 1969.
  • Wolfgang Messerschmidt: Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen 1841 bis 1966. Ein Kapitel internationalen Lokomotivbaues. Steiger, Moers 1984, ISBN 3-921564-67-0.
  • Alexander Weber: Maschinenfabrik Esslingen: Diesel- und Elektrolokomotiven. Podszun Verlag, 15. Mai 2020, ISBN 978-3-86133-963-2.
  • Alexander Weber: Fotoalbum der Maschinenfabrik Esslingen: Dampflokomotiven. Podszun Verlag, 25. April 2022, ISBN 978-3-75161-032-2.
  • Alexander Weber: Fotoalbum der Maschinenfabrik Esslingen: Die Elektrofahrzeuge. Podszun Verlag, 15. Oktober 2018, ISBN 978-3-86133-901-4.
  • Alexander Weber: Maschinenfabrik Esslingen: Straßen und Seilbahnen. Podszun Verlag, 22. Mai 2019.
  • Werner Willhaus, Jürgen Krantz: Maschinenfabrik Esslingen. ME (= Eisenbahn-Kurier. Themen. 31, ISSN 0170-5288). EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 1999.
  • Werner Willhaus: Die Rolle der Maschinenfabrik Esslingen für die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen. In: Heinz Alfred Gemeinhardt, Volker Trugenberger (Hrsg.): „Die Welt bewegt sich“. Quellen und Beiträge zur frühen regionalen Eisenbahngeschichte. Vorträge des Landesgeschichtlichen Symposiums im Rahmen der Heimattage Baden-Württemberg am 18. September 2009 in Reutlingen. Kohlhammer, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-022032-4, S. 68–83.
Commons: Maschinenfabrik Esslingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Der Dampfmacher der Industrialisierung – Extra am Wochenende. 7. April 2021, abgerufen am 8. September 2025.
  2. Maschinenbauanstalt Karlsruhe. In: Lokhersteller.de. Abgerufen am 8. September 2025.
  3. Bernd Beck: Schwäbische Eisenbahn. Bilder von der Königlich Württembergischen Staatseisenbahn. ISBN 3-921580-78-1, Seite 97
  4. Vom „Schwäbischen Arkadien“ zum Industriestandort. In: Esslingen.de. Abgerufen am 8. September 2025.
  5. Maschinenfabrik Esslingen. In: Vhkk.org. Abgerufen am 7. September 2025.
  6. a b c d e Albert Gieseler -- Maschinenfabrik Esslingen. Abgerufen am 7. September 2025.
  7. a b c Dietrich Heißenbüttel: Maschinenfabrik Esslingen: Eine Wiege der Eisenbahn. In: Kontext: Wochenzeitung. 25. August 2021, abgerufen am 7. September 2025 (deutsch).
  8. Verunglückte Lissabonner Standseilbahn wurde von deutschem Maschinenbauer gefertigt. In: Merkur.de. 7. September 2025, abgerufen am 7. September 2025.
  9. Karl-Eugen Kurrer: Hermann Maier-Leibnitz (1885-1962): Wegbereiter des Industriebaus der klassischen Moderne. In: Stahlbau 74 (2005), H. 8, S. 623–634
  10. a b Dietrich Heißenbüttel: Maschinenfabrik Esslingen: Eine Wiege der Eisenbahn. In: Kontext: Wochenzeitung. 25. August 2021, abgerufen am 7. September 2025 (deutsch).
  11. Als Daimler Benzinmotoren auf dem Neckar erprobte. In: Staatsanzeiger BW. 2. Dezember 2024, abgerufen am 10. September 2025.
  12. Alexander Weber: Maschinenfabrik Esslingen: Diesel- und Elektrolokomotiven. Podszun Verlag, 15. Mai 2020, ISBN 978-3-86133-963-2.
  13. Otto-Scharf-Grube, Riebeck’sche Montanwerke AG, Halle (1939-1952) http://www.werkbahn.de, abgerufen am 9. Februar 2019
  14. a b Peter Stolz: Maschinenfabrik Esslingen: Mit Volldampf zur Industrialisierung. In: Esslinger Zeitung. 23. Januar 2023, abgerufen am 10. September 2025.
  15. a b Förderverein zur Erhaltung der Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen - www.fvme.de (aufgerufen am 8. Oktober 2018)
  16. Die Maschinenfabrik Esslingen und ihre historische Entwicklung (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fvme.de
  17. Chronik der Still GmbH (Memento des Originals vom 10. November 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.still.de
  18. Amtsgericht Potsdam (Aktenzeichen HRA 3819 P)
  19. Bekanntmachungen (Memento vom 8. Oktober 2018 im Internet Archive) (Anlage zum Kursblatt vom 29. Januar 2003), S. 7

Koordinaten: 48° 45′ 5″ N, 9° 16′ 16,1″ O