Mathilda Heck

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Mathilde (Tilda) Heck, 1907

Louise Mathilda «Tilda» Heck (* 1. September 1877 in Schaffhausen; † 1970) war eine Schweizer Wirtin und Muse des japanischen Schriftstellers Arishima Takeo.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mathilda Heck war die Tochter aus erster Ehe der Besitzerin des Schaffhauser Wirtshauses «Schwanen», Anna Maria Keller.[1] Sie wuchs in Schaffhausen auf und erhielt eine bürgerliche Ausbildung, die einen Aufenthalt in einem Pensionat in der französischen Schweiz beinhaltete.[2]

Mit der Unterstützung ihres Stiefvaters Otto Keller begann Heck 1897 ein Musikstudium und zog 1899 nach Frankfurt, um Schülerin von Julius Stockhausen zu werden. Über ihren Berufsweg in Deutschland ist nichts bekannt. Ihre Karriere in der Schweiz hat jedoch Spuren hinterlassen, und es ist bekannt, dass sie unter dem Künstlernamen «Elly Berghoff aus Frankfurt» die Rolle der Fiametta in «Boccaccio» in Winterthur gespielt hat. Während Hecks musikalische Karriere auf der Bühne nicht von Dauer war, trat sie im Privaten dennoch weiter auf. Im familieneigenen Hotel «Schwanen» wurde sie Gastgeberin und Muse eines Salons von lokalen Künstlern und Schriftstellern. Zu ihren Bekanntschaften und regelmäßigen Salonbesuchern zählen Hermann Hesse sowie die Künstler Wilfried Buchmann, Gustav Gamper und August Schmid. Dazu korrespondierte sie auch mit Autoren wie J.C. Heer und Hans Reinhart.[2][3]

Gedenktafel für Arishima Takeo und Mathilda Heck am Haus zum Schwanen (Warenhaus Manor) in Schaffhausen/Schweiz.

Am 17. November 1906 machte Tilda Heck die Bekanntschaft des japanischen Künstlers Arishima Takeo, der mit seinem Bruder Arishima Ikuma (Mibuma) auf Einladung ihres Freundes, des Malers Wilfried Buchmann Schaffhausen besuchte und im «Schwanen» Quartier bezog.[4] Takeo verliebte sich „unsterblich in die schöne Hôtelière“, was von ihr nicht erwidert wurde.[5] Aus der einwöchigen Begegnung entstand eine lebenslange Brieffreundschaft. Takeo schrieb ihr zahlreiche Briefe und selbst gemalte Postkarten. Der sehr persönlich geprägte Briefwechsel zwischen Arishima und Tilda währte bis ein Jahr vor seinem Lebensende im Jahr 1923.[5][6]

Im Jahr 1937 reiste Tilda Heck auf Einladung der Arishima-Takeo-Gesellschaft nach Japan. Ihr Besuch löste ein enormes Medienecho aus; seit der Edition und Veröffentlichung von Arishimas Briefen an sie durch seinen Bruder Mibuma im Jahr 1928 war sie in Japan eine prominente und verehrte Persönlichkeit.[7]

An der Fassade des Warenhauses Manor in Schaffhausen wurde 2006 eine Gedenktafel angebracht, die an den Aufenthalt von Takeo Arishima und seine besondere Freundschaft zu Tilda Heck erinnert.[8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Verena Werner: Arishima, Takeo. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Kurt Bächtold: Tilda Heck, die Herzensfreundin des japanischen Goethe. In: Schaffhauser Magazin 4 (1986), S. 57–59.
  • Verena Werner: The letters of Arishima Takeo to Tilda Heck. Unchanging love in a world of change. In: Asiatische Studien. Zeitschrift der Schweizerischen Asiengesellschaft = Études asiatiques: revue de la Société Suisse-Asie, Band 51 (1997), S. 357–385 (e-periodica.ch)
  • Verena Werner: Tilda and Takeo. A Friendship Spanning East and West. Schaffhausen : Verlag am Platz, 2001.
  • Verena Werner: Arishima Takeo und sein Briefwechsel mit Tilda Heck. In: Asiatische Studien : Zeitschrift der Schweizerischen Asiengesellschaft = Études asiatiques : revue de la Société Suisse-Asie 55 (2001), S. 51–59. (e-periodica.ch)
  • Arishima Takeo: Briefe an Tilda Heck, herausgegeben von René Specht, aus dem Englischen übersetzt und eingeleitet von Verena Werner. Lang Verlag, Bern 2001.

Dokumente[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Nachlass von Tilda Heck mit Fotografien, Korrespondenz, Notizbüchern und weiteren Dokumenten befindet sich im Stadtarchiv Schaffhausen und in der Stadtbibliothek Schaffhausen.

Ausstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. René Specht: Arishima Takeo und Arishima Ikuma und ihre Schweizer Künstlerfreunde, in: "Arishima Takeo. Briefe an Tilda Heck", aus dem Englischen übersetzt und eingeleitet von Verena Werner. Bern 2001, S. 4
  2. a b Verena Werner: "Tilda and Takeo. A Friendship Spanning East and West." Schaffhausen : Verlag am Platz 2001, S. 5–6
  3. Hermann Hesse und der Maler Hans Sturzenegger, In: Literatur und Kunst, Neue Zürcher Zeitung vom 20. Februar 1982, Seite 68
  4. Takeo Arishima und Tilda Heck - Eine japanisch-schweizerische Romanze, In: Literatur und Kunst, Neue Zürcher Zeitung vom 14. Januar 1984, Seite 68
  5. a b Roger Mottini: Tell in Tokyo. Schweizerisch-Japanische Begegnungen von den Anfängen bis 1914 (=Publikation der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (Tōkyō)), Iudicium Verlag, München 2009, ISBN 978-3-89129-961-6, S. 96
  6. Arishima, Takeo (HLS). Abgerufen am 21. September 2022.
  7. Verena Werner: "Tilda and Takeo. A Friendship Spanning East and West." Schaffhausen : Verlag am Platz 2001, S. 10
  8. Trouvaille: Besondere Freundschaft, Schaffhauser Nachrichten, 23. November 2016
  9. Romanze zwischen West und Fernost, Schaffhauser Nachrichten, Ressort Region, 15. Juni 2001, S. 17 (Online hinter Paywall auf der Internetseite archiv.shn.ch; Artikelanfang: „So viele japanische Gäste wie gestern Abend bei der Vernissage sieht man selten im Museum. Der Grossteil von ihnen war aus Sapporo angereist und gehört der Gesellschaft Seizanokai an, die das Erbe des Dichters pflegt. Angeführt wurde die“)
  10. Japanisch-schweizerische Romanze, In: Feuilleton, Neue Zürcher Zeitung vom 16. Juni 2001, Seite 66