Matilda (Panzer)

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Infantry Tank Mk II Matilda I (A11)

Matilda I im Panzermuseum Bovington

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 2 (Kommandant, Fahrer)
Länge 4,85 m
Breite 2,28 m
Höhe 1,86 m
Masse 11 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung * Wanne: 60 mm rundum; 30 mm Dach; 10 mm Boden
  • Turm: 65 mm rundum; 10 mm Dach
Hauptbewaffnung ein Vickers-MG Kaliber .303" (7,7 mm) oder .50" (12,7 mm) mit 4000 Schuss
Beweglichkeit
Antrieb wassergekühlter Ford V-8-Benzinmotor
51 kW (70 PS)
Geschwindigkeit 13 km/h bzw. 9 km/h (Straße/Gelände)
Leistung/Gewicht 4,6 kW/t (6,5 PS/t)
Reichweite ca. 130 km (Straße)

Der Matilda I und II waren britische Panzer im Zweiten Weltkrieg.

Matilda I[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von diesem zur Infanterieunterstützung konstruierten Panzer wurden im Zeitraum von 1937 bis 1940 von Vickers-Armstrongs 140 Einheiten produziert. Er kämpfte zum ersten Mal gegen die deutsche Armee während des Frankreichfeldzuges 1940 als Teil des britischen Expeditionskorps. Die zwischen 10 und 60 Millimeter starke Panzerung des Panzers war für die zur Verfügung stehenden Waffen der deutschen Truppen kaum zu durchschlagen. Der britischen Anforderung, der Panzer solle als rollender Bunker dienen, kam der Matilda damit nach. Da der Matilda I (A 11) aber nur ein 7,7-mm-MG als Bewaffnung trug und mit seiner Geschwindigkeit von 12 km/h zu langsam war, konnte er nur als Unterstützungswaffe eingesetzt werden – gegen Panzer war er wirkungslos. Trotz seiner Panzerung war er aufgrund der sich ändernden Panzertaktik völlig überholt. Matilda I-Panzer – sofern von deutschen Truppen erbeutet – wurden daher nicht wie viele andere Beutefahrzeuge von diesen eingesetzt, sondern zur Rohstoffgewinnung verschrottet.

Wie bei allen britischen Panzern des Zweiten Weltkrieges verfügte der Kommandant über einen Vickers-360°-Winkelspiegel MK.IV zur Beobachtung des Gefechtsfeldes unter Panzerschutz.

Die nach dem Rückzug aus Dünkirchen von den produzierten 140 Stück noch verbleibenden Matilda I wurden sofort außer Dienst gestellt und durch die Nachfolgemuster Mark II (A12) und III ersetzt.

Die Wehrmacht führte den Matilda Mk I in der Sammlung Kennblätter fremden Geräts unter der Bezeichnung Infanterie-Panzerkampfwagen Mk I 747 (e).

Matilda II[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infantry Tank Mark II Matilda II (A12)

Matilda II im Panzermuseum Puckapunyal

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 4 (Kommandant, Schütze, Ladeschütze, Fahrer)
Länge 6,02 m
Breite 2,59 m
Höhe 2,51 m
Masse 27 t
Panzerung und Bewaffnung
Panzerung * Wanne: 75–78 mm Front; 65–75 mm Seiten; 55 mm Heck; 20 mm Dach/Boden
  • Turm: 75 mm rundum; 20 mm Dach
Hauptbewaffnung ein 2-Pfünder-40-mm-Geschütz mit 93 Schuss
Sekundärbewaffnung ein Besa-7,92-mm-MG (koaxial) mit 2925 Schuss
Beweglichkeit
Antrieb zwei 6-Zylinder-Dieselmotoren (AEC oder Leyland)
je 132 kW (180 PS)
Geschwindigkeit 24 km/h bzw. 15 km/h (Straße/Gelände)
Leistung/Gewicht 9,8 kW/t (13,3 PS/t)
Reichweite ca. 250 km (Straße)
Erbeuteter Matilda II Frankreich 1941

Der Matilda II war in wenigen Exemplaren bereits in Frankreich zum Einsatz gekommen. Er verfügte über eine 2-Pfünder-Kanone, die zunächst gegen jeden deutschen Panzer wirksam eingesetzt werden konnte, als sekundäre Waffe wurde das BESA-Maschinengewehr genutzt. Zudem war die Panzerung auf bis zu 90 Millimeter verstärkt worden. Gegen die Panzerung des Matilda II waren die meisten deutschen Waffen wirkungslos, einzig die 8,8-cm-Flak war in der Lage, diese zu durchschlagen.

Insbesondere an der nordafrikanischen Front erwies sich der Matilda anfangs als wirkungsvolle Waffe, die den italienischen Panzern M13/40, M11/39 und L3/33 überlegen war. Da der Matilda II jeden italienischen Panzer der Zeit um 1940 zerstören konnte, ohne selbst gefährdet zu werden, erhielt er den Spitznamen „Queen of the desert“. Im späteren Verlauf des Afrikafeldzugs – ab März 1941 kämpften nun auch hier Truppen bzw. Panzer der Wehrmacht – zeigte sich jedoch, dass auch der Matilda II den Anforderungen nicht mehr gerecht wurde. Das deutsche Afrikakorps hatte modernere Panzer, deren verbesserter Panzerschutz der 2-Pfünder-Kanone des Matilda auch auf geringere Entfernung widerstand. Aufgrund der geringen Geschwindigkeit des Matilda II, der nur 25–30 km/h (je nach Bodenlage und Zusatzgewicht) schnell wurde und damit langsamer als seine deutschen Gegner war, erreichte er meist eine günstige Schussdistanz gegen deutsche Panzer erst gar nicht. Verheerend wurde diese Schwachstelle, wenn der Matilda auf die deutsche 8,8-cm-Flak in ihrer Rolle als Panzerabwehrgeschütz traf. Die „Acht-Acht“ konnte einen Matilda auf eine Distanz von 1800 Metern zerstören, der seinerseits auf mindestens 500 Meter an die Geschützstellung herankommen musste, um das Feuer erwidern zu können. Dies war in einer Wüstenlandschaft, die kaum Deckung bietet, ein deutlicher Nachteil für den Panzer. Nachteilig war auch, dass die 2-Pfünder-Kanone keine Sprenggranaten verschießen konnte und somit gegen Infanterie und Geschützbedienungen wenig wirksam war.

Der Matilda wurde daher in Nordafrika ab Ende 1941 schrittweise durch den beweglicheren Valentine abgelöst, indem ausgefallene Fahrzeuge nicht mehr ersetzt wurden. Die australische Armee setzte ihre Matildas auf dem pazifischen Kriegsschauplatz bis zum Kriegsende ein.

Von 1939 bis August 1943 wurden etwa 3000 Stück dieses Kampfwagens von Vulcan Foundry sowie mehreren Lizenznehmern hergestellt. Rund 1100 Matildas wurden an die Sowjetunion geliefert.

Infanterie Panzerkampfwagen Mk II 748 (e)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals erbeutete die deutsche Wehrmacht den Matilda II während des Angriffs auf Frankreich. Die starke Panzerung und solide Technik erlaubte die weitere Verwendung, so dass die wenigen dort erbeuteten Fahrzeuge erprobt und genutzt werden konnten.

Mit dem Beginn der Kämpfe in Nordafrika trafen deutsche Truppen wieder auf diesen Panzertypen und setzten diesen bei Gelegenheit sofort wieder ein, da die Versorgung mit Panzerfahrzeugen in Nordafrika schwierig war und jedes Fahrzeug eine willkommene Ergänzung der eigenen Ausrüstung darstellte.

Die massiven Verluste der sowjetischen Streitkräfte zu Beginn des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion zwangen die Westalliierten auf den Hilferuf und die Bitten aus Moskau zu reagieren. Es wurde das Lend&Lease Programm gestartet und die britische Regierung lieferte die aktuellen Panzertypen Valentine und Matilda II. So traf die Wehrmacht ab dem Winter 1941 auch an der Ostfront auf diesen Panzertypen.

Die Wehrmacht setzte die Beutepanzer vom Typ Matilda II als „Infanterie Panzerkampfwagen Mk II 748 (e)“ (Abkürzung I Pz Kpfw Mk II 748 (e)) ein.[1]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1969 erschien der Roman Tramp in armour (deutscher Titel: Gehetzt) von Colin Forbes. Er erzählt, wie eine Matilda-Besatzung während des Frankreichfeldzugs (Mai/Juni 1940) hinter die deutschen Linien gerät.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Chris Bishop (Hrsg.): Waffen des zweiten Weltkriegs : eine Enzyklopädie. über 1500 Waffensysteme: Handfeuerwaffen, Flugzeuge, Artillerie, Kriegsschiffe, U-Boote. Dt. Erstausg. Auflage. Bechtermünz, Augsburg 2000, ISBN 3-8289-5385-9 (Originaltitel: The Encyclopedia of weapons of World War II : the comprehensive guide to over 1,500 weapons systems, including tanks, small arms, warplanes, artillery, ships, and submarines. 1998. Übersetzt von Neumann & Nürnberger).
  • Christopher F. Foss: Die Panzer des Zweiten Weltkrieges, Das Nachschlagewerk. Podzun-Pallas Verlag, Friedberg, Hessen 1988, DNB 890399697, S. 60–61, 68–69.
  • Christopher F. Foss: Panzer und andere Kampffahrzeuge von 1916 bis heute, Buch&Zeit Verlagsges. mbH, Köln 1978, S. 24/28

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Matilda (Panzer) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Thorsten Heber: Der Atlantikwall 1940–1945: Die Befestigung der Küsten West- und Nordeuropas im Spannungsfeld nationalsozialistischer Kriegführung und Ideologie. (PDF; 157 MB) Kennblätter fremden Geräts, D 50/12 Frankreich. In: uni-duesseldorf.de. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 22. Mai 2003, abgerufen am 21. Mai 2019.