Matthias Habich
Matthias Habich (* 12. Januar 1940 in Danzig) ist ein deutscher Schauspieler.
Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Matthias Habich wurde als Sohn des Kaufmanns Willi Habich und seiner Frau Elsbeth, geb. Wendler, in Danzig geboren. 1945 floh seine schwangere Mutter mit ihm und seinen zwei Brüdern nach Hamburg-Harburg, wo Habich aufwuchs und das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium besuchte. Nach dem Abitur absolvierte er von 1961 bis 1964 eine Schauspielausbildung an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst bei Eduard Marks. Er studierte 1966 ein Semester lang am Conservatoire de l'art dramatique in Paris[1] und nahm 1980 Schauspielunterricht bei Lee Strasberg, Rick Zank und Uta Hagen in den USA. 1963 spielte er den Fortinbras in Gustaf Gründgens’ Inszenierung des Hamlet am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Es folgten Engagements am Stadttheater Chur, in Baden-Baden, Basel und an den Wuppertaler Bühnen. 1967 ging er an das Schauspielhaus Zürich und spielte 1970/71 an den Münchner Kammerspielen (1970/71). Von 1971 bis 1976 (und später als Gast) war an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin und an der Freien Volksbühne Berlin engagiert, ab 1977 dann erneut am Schauspielhaus Zürich und 1983/84 am Wiener Burgtheater.
Sein erster großer Erfolg vor der Kamera war 1973 die Hauptrolle im Fernseh-Sechsteiler Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck unter der Regie von Fritz Umgelter. Danach folgten mit Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski und Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplicissimus gleich zwei Vierteiler unter dem gleichen Regisseur mit ihm (beide ausgestrahlt 1975). Spätestens jetzt war er einem breiten Fernsehpublikum in Deutschland bekannt. Sein Kinodebüt gab Habich 1976 als eiskalter preußischer Offizier in Der Fangschuß. Es folgten Rollen in Kinofilmen.
Nach zahlreichen Rollen in Theater und Fernsehen spielte er sich 1999 mit der Hauptrolle in der TV-Serie Klemperer – Ein Leben in Deutschland endgültig in die erste Liga der deutschen Charakterdarsteller. 2001 erhielt er den Deutschen Filmpreis für seine Leistung in Caroline Links vielfach preisgekröntem Drama Nirgendwo in Afrika. Im Kino war er 2009 neben der internationalen Produktion Der Vorleser, an der Seite von Kate Winslet und Ralph Fiennes, auch im Drama Waffenstillstand zu sehen. Für seine Rolle im Fernsehfilm Ein halbes Leben erhielt Habich gemeinsam mit seinen Schauspielerkollegen Josef Hader und Franziska Walser sowie Regisseur Nikolaus Leytner den Grimme-Preis. Nach zwei Kinofilmen 2010 wirkte Habich vor allem wieder in Fernsehproduktionen mit, u. a. 2012 im Thriller Das Kindermädchen als Familienpatriarch, der mit der dunklen Vergangenheit seiner Familie konfrontiert wird. Unter der Regie von Margarethe von Trotta spielte Habich 2015 in Die abhandene Welt schließlich wieder eine Kinohauptrolle als Witwer, der auf einem Zeitungsfoto seine angeblich tote Frau wiederzuerkennen glaubt.
Als eine prägende Gestalt der deutschen Film-, Fernseh- und Theaterszene, die sich eindrucksvoll für die Verbesserung der prekären Wirtschaftssituation der meisten Schauspieler einsetzte (Preiskriterium), wurde er im November 2022 mit dem Götz-George-Preis ausgezeichnet, wie vor ihm Gudrun Ritter, Karin Baal, Margit Carstensen und Peter Striebeck.[2]
Mittlerweile hat Habich in circa 100 Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt. Er lebt in Paris, Zürich und Locarno.
Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1965: Der Forellenhof (Fernsehserie, Folge Hochsaison) – Regie: Wolfgang Schleif
- 1972: Die merkwürdige Lebensgeschichte des Friedrich Freiherrn von der Trenck (Fernseh-Miniserie, 6 Folgen) – Regie: Fritz Umgelter
- 1974: Im Vorhof der Wahrheit – Regie: Fritz Umgelter
- 1974: Neugierig wie ein Kind – Regie: Oswald Döpke
- 1974: Die unfreiwilligen Reisen des Moritz August Benjowski (Fernseh-Miniserie, 4 Folgen) – Regie: Fritz Umgelter
- 1975: Des Christoffel von Grimmelshausen abenteuerlicher Simplizissimus (Fernseh-Miniserie, 4 Folgen) – Regie: Fritz Umgelter
- 1976: Der Fangschuß – Regie: Volker Schlöndorff
- 1977: Der Mädchenkrieg – Regie: Bernhard Sinkel
- 1978: Ursula – Regie: Egon Günther
- 1980: Die Reinheit des Herzens – Regie: Robert van Ackeren
- 1982: Imperativ – Regie: Krzysztof Zanussi
- 1982: Jack Holborn (Fernseh-Miniserie, 6 Folgen) – Regie: Sigi Rothemund
- 1983: Glut – Regie: Thomas Koerfer
- 1984: Die Glorreichen (Les morfalous) – Regie: Henri Verneuil
- 1985: Schöne Ferien – Urlaubsgeschichten aus Sri Lanka und von den Malediven (Fernsehreihe)
- 1987: Der Schrei der Eule – Regie: Tom Toelle
- 1988: Crash – Regie: Tom Toelle
- 1988: À corps perdu – Regie: Léa Pool
- 1988: Der Passagier – Welcome to Germany – Regie: Thomas Brasch
- 1989: Noch ein Wunsch – Regie: Thomas Koerfer
- 1990: Der Reisekamerad (O Janovi a podivuhodném příteli) – Regie: Ludvík Ráža
- 1991: La Demoiselle sauvage – Regie: Léa Pool
- 1991: Der Fall Ö. – Regie: Rainer Simon
- 1992: Das letzte U-Boot – Regie: Frank Beyer
- 1995: Noir comme le souvenir – Regie: Jean-Pierre Mocky
- 1995: Deutschlandlied – Regie: Tom Toelle
- 1996: Jenseits der Stille – Regie: Caroline Link
- 1996: Tatort: Der kalte Tod – Regie: Nina Grosse
- 1997: Die Rättin – Regie: Martin Buchhorn
- 1997: Das Urteil – Regie: Oliver Hirschbiegel
- 1998: Zucker für die Bestie – Regie: Markus Fischer
- 1999: Klemperer – Ein Leben in Deutschland (Fernsehserie, 12 Folgen) – Regie: Andreas Kleinert und Kai Wessel
- 1999: Picknick im Schnee – Regie: Tomy Wigand
- 2000: Jahrestage (Fernseh-Miniserie, 4 Folgen) – Regie: Margarethe von Trotta
- 2001: Duell – Enemy at the Gates – Regie: Jean-Jacques Annaud
- 2001: Nirgendwo in Afrika – Regie: Caroline Link
- 2003: Bella Block (Fernsehserie, Folge Kurschatten) – Regie: Thorsten Näter
- 2003: Trenck – Zwei Herzen gegen die Krone – Regie: Gernot Roll
- 2004: Der Untergang – Regie: Oliver Hirschbiegel
- 2004: Nero – Die dunkle Seite der Macht – Regie: Paul Marcus
- 2005: Kein Himmel über Afrika – Regie: Roland Suso Richter
- 2005: Unkenrufe – Zeit der Versöhnung – Regie: Robert Gliński
- 2006: Silberhochzeit – Regie: Matti Geschonneck
- 2007: Giganten (Fernsehserie, Folge Alexander von Humboldt) – Regie: Gero von Boehm
- 2007: Schuld und Unschuld (Zweiteiler)
- 2007: Afrika, mon amour – Regie: Carlo Rola
- 2007: Caótica Ana – Regie: Julio Medem
- 2008: Ein halbes Leben – Regie: Nikolaus Leytner
- 2008: Der Vorleser (The Reader) – Regie: Stephen Daldry
- 2009: Tatort: Neuland
- 2009: Der Großvater – Regie: Nikias Chryssos (Kurzfilm)
- 2009: Waffenstillstand – Regie: Lancelot von Naso
- 2010: Letzter Moment – Regie: Sathyan Ramesh
- 2010: Nanga Parbat – Regie: Joseph Vilsmaier
- 2010: Die Schwester – Regie: Margarethe von Trotta
- 2010: Morgen musst Du sterben – Regie: Niki Stein
- 2010: Bloch (Fernsehreihe, Folge Der Heiland) – Regie: Franziska Meletzky
- 2011: Where I Belong – Regie: Fritz Urschitz
- 2011: Eine halbe Ewigkeit – Regie: Matthias Tiefenbacher
- 2012: Das Kindermädchen – Regie: Carlo Rola
- 2012: Liebe am Fjord (Fernsehfilmreihe, Folge Abschied von Hannah) – Regie: Jörg Grünler
- 2012: Und alle haben geschwiegen – Regie: Dror Zahavi
- 2013: Die Toten von Hameln – Regie: Christian von Castelberg
- 2014: Altersglühen – Speed Dating für Senioren – Regie: Jan Georg Schütte
- 2014: Sein gutes Recht
- 2015: Das Gewinnerlos – Regie: Patrick Winczewski
- 2015: Die abhandene Welt – Regie: Margarethe von Trotta
- 2015: Ein großer Aufbruch – Regie: Matti Geschonneck
- 2016: Matthiesens Töchter
- 2016: Tatort: Wofür es sich zu leben lohnt
- 2017: Berlin Syndrom
- 2018: Das Leben vor mir – Regie: Anna Justice
- 2020: Lassie – Eine abenteuerliche Reise
- 2020: Narziss und Goldmund
- 2020: Gott – Von Ferdinand von Schirach – Regie: Lars Kraume
- 2021: Prinzessin
Hörspiele und Features[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2002: Peter Steinbach: Die wunderbare Welt des Jean-Henri Fabre – Regie: Marguerite Gateau (Hörspiel (12 Teile) – DLR)
- 2006: Philippe Bruehl: Toulouse Confidential – Regie: Philippe Bruehl (Hörspiel – SWR)
- 2008: Jules Verne: 20.000 Meilen unter dem Meer Deutsche Fassung: Holger Teschke – Regie: Götz Naleppa (Hörspiel – DKultur)
- 2013: Ferdinand Kriwet: Radio-Revue oder „Ich bräuchte jemanden, der mich mir zurückgibt“ (1960/61) – Regie: Ferdinand Kriwet – (Hörspiel – DKultur/WDR)
- 2013: Jan Decker: Morgenland und Abendland – Regie: Giuseppe Maio (Feature – DKultur)
- 2014: Michael Glasmeier: Pontormos Sintflut – Realisation und Musik: Frieder Butzmann – (Hörspiel – DKultur)
- 2014: Sonallah Ibrahim/Samir Nasr: Kairo, 11. Februar (Sonallah – alt) – Regie: Samir Nasr (Hörspielpreis Premios Ondas 1914 – RBB)
- 2015: Honoré de Balzac: Eugénie Grandet – Regie: Marguerite Gateau (Hörspiel – DKultur)
Hörbücher (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 2002: Nevada-Gas. Audio Verlag, Berlin.
- 2003: Spanisches Blut. Audio Verlag, Berlin.
- 2004: Shaft und die sieben Rabbiner. Audio Verlag, Berlin
- 2009: 20.000 Meilen unter dem Meer (Jules Verne). Der Audio Verlag (DAV), Berlin, 2009, ISBN 978-3-89813-905-2 (Hörspiel, 1 CD, 44 Min.)
- 2009: hesse projekt, Gedicht: Die Welt, unser Traum
Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- 1997: Goldener Löwe in der Kategorie Bester Fernsehfilm-Schauspieler für die Tatort-Folge Der kalte Tod, SWF
- 1998: Adolf-Grimme-Preis für Das Urteil (zusammen mit Paul Hengge und Klaus Löwitsch)
- 2001: Deutscher Fernsehpreis für Jahrestage, ARD
- 2002: Deutscher Filmpreis in der Kategorie Bester Nebendarsteller für Nirgendwo in Afrika
- 2009: Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
- 2010: Adolf-Grimme-Preis für Ein halbes Leben, ZDF (zusammen mit Franziska Walser und Josef Hader)
- 2022: Götz-George-Preis für sein Lebenswerk
- 2022: Goldener Ochse beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern[3]
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Thomas Blubacher: Matthias Habich. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 2, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 780.
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen, Georg Müller Verlag, München/ Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 342.
- C. Bernd Sucher (Hg.): Theaterlexikon. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Bühnenbildner, Kritiker. Von Christine Dössel und Marietta Piekenbrock unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-03322-3, S. 259.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 3: F – H. John Barry Fitzgerald – Ernst Hofbauer. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 468 f.
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- Literatur von und über Matthias Habich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Matthias Habich in der Internet Movie Database (englisch)
- Matthias Habich bei filmportal.de
- Matthias Habich bei seiner Agentur
- Matthias Habich zum Siebzigsten: Der Prophet des inneren Aufruhrs – Artikel aus der FAZ vom 12. Oktober 2010
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ Matthias Habicht im Munzinger-Archiv, abgerufen am 7. März 2022 (Artikelanfang frei abrufbar)
- ↑ Schauspieler Matthias Habich erhält Götz George Preis, nachtkritik.de vom 7. November 2022, abgerufen am 9. November 2022
- ↑ Goldener Ochse
Personendaten | |
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NAME | Habich, Matthias |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 12. Januar 1940 |
GEBURTSORT | Danzig |