Matthias N. Lorenz

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Matthias N. Lorenz (* 21. Mai 1973 in Delmenhorst) ist ein deutscher Kulturwissenschaftler. Seine Forschungsschwerpunkte sind Gegenwarts- und Nachkriegsliteratur, insbesondere literarischer Antisemitismus nach 1945, Erinnerungspolitik und Historische Diskursanalyse der Literatur sowie Film der Gegenwart.

Akademischer Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Matthias N. Lorenz studierte von 1995 bis 2000 Kulturwissenschaften in Leipzig und Lüneburg. 2004 wurde er bei Peter Stein (Lüneburg), Klaus-Michael Bogdal und Jan Philipp Reemtsma zum Dr. phil. promoviert. Von 2000 bis 2005 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Lüneburg im Studiengebiet Sprache und Kommunikation; von 2006 bis 2011 als wissenschaftlicher Assistent für Germanistische Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik am Lehrstuhl von Klaus-Michael Bogdal in Bielefeld. 2009/2010 vertrat er eine Professur für Neuere deutsche Literatur und ihre Didaktik an der TU Dortmund. Von August bis Oktober 2010 war er der erste Ludwig Hirschfeld-Mack-Gastprofessor für German Studies an der University of Western Australia in Perth.

Im Januar 2012 nahm Lorenz den Ruf auf eine Assistenzprofessur für Gegenwartsliteratur am Institut für Germanistik der Universität Bern an. 2016 wurde er bei der Philosophisch-historischen Fakultät der Universität Bern mit der Schrift Distant Kinship über die deutschsprachige literarische Rezeption Joseph Conrads habilitiert und erhielt dort die Venia Docendi für Neuere Deutsche Literatur. Es folgte 2020 der Ruf auf die W3-Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover.

In seiner 2005 als Buch erschienenen Dissertation über Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser unternahm er „eine Analyse von Walsers Gesamtwerk, um die Antisemitismusvorwürfe zu prüfen“.[1] Dieser Anspruch sei „bravourös“ eingelöst worden, befand Hans-Joachim Hahn in seinem Review.[2] Das Buch stand 2005 auf Platz 2 auf der Sachbuch-Bestenliste der Süddeutschen Zeitung und war Buch des Monats in den Zeitschriften Konkret und Literaturen.[3] Matthias N. Lorenz gab 2007 zusammen mit Torben Fischer das Lexikon der »Vergangenheitsbewältigung« in Deutschland heraus, das in 170 Einträgen die Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 zusammenfasst.[4]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2004: Kulturpreis der Universität Lüneburg für seine Dissertation Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser. Der Antisemitismusvorwurf gegen „Tod eines Kritikers“ im Kontext des Gesamtwerks
  • 2009: Karl Peter Grotemeyer-Preis für hervorragende Leistungen und persönliches Engagement in der Lehre, vergeben von der Westfälisch-Lippischen Universitätsgesellschaft (WLUG) und der Universität Bielefeld[5]
  • 2019/2020: Aufnahme als Junior Fellow am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Monografien

  • Martin Walser in Kritik und Forschung. Eine Bibliographie. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2002, ISBN 3-89528-354-1.
  • „Auschwitz drängt uns auf einen Fleck“. Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser. Mit einem Vorwort von Wolfgang Benz. J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2005, ISBN 3-476-02119-X. (Zugleich: Dissertation, Universität Lüneburg 2004)
  • Literatur und Zensur in der Demokratie. Die Bundesrepublik und die Freiheit der Kunst. (= UTB. 3266). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-03229-9.
  • Distant Kinship – Entfernte Verwandtschaft. Joseph Conrads "Heart of Darkness" in der deutschen Literatur von Kafka bis Kracht. J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2017, ISBN 978-3-476-04471-6. (Zugleich: Habilitationsschrift, Universität Bern 2017) Zweite Auflage 2018

Herausgeberschaft

  • DOGMA 95 im Kontext. Kulturwissenschaftliche Beiträge zur Authentisierungsbestrebung im dänischen Film der 90er Jahre. Deutscher Universitäts-Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-8244-4518-2.
  • Narrative des Entsetzens. Künstlerische, mediale und intellektuelle Deutungen des 11. September 2001. (= Film – Medium – Diskurs. Band 4). Königshausen & Neumann, Würzburg 2004, ISBN 3-8260-2777-9.
  • Mit Torben Fischer: Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Mit einem Vorwort von Micha Brumlik. Transcript-Verlag, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-773-8.
  • Mit Klaus-Michael Bogdal und Klaus Holz: Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz. J. B. Metzler, Stuttgart/ Weimar 2007, ISBN 978-3-476-02240-0.
  • Juden.Bilder (= Text + Kritik. Heft 180). Edition Text + Kritik in Richard-Boorberg-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-88377-939-3.
  • Mit Maurizio Pirro: Wendejahr 1959? Die literarische Inszenierung von Kontinuitäten und Brüchen in gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten der 50er Jahre (= Moderne-Studien. Band 9). Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2011, ISBN 978-3-89528-866-1.
  • Mit Nicole Colin und Joachim Umlauf: Täter und Tabu. Grenzen der Toleranz in deutschen und niederländischen Geschichtsdebatten (= Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte. Neue Folge Band 25). Klartext Verlag, Essen 2011, ISBN 978-3-8375-0346-3.
  • Mit Oliver Lubrich: Jean Genet und Deutschland. Merlin, Vastorf 2013, ISBN 978-3-87536-290-9.
  • Christian Kracht. Werkverzeichnis und kommentierte Bibliografie der Forschung. Aisthesis-Verlag, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-8498-1062-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Vgl. die Zusammenfassung von Lorenz' Untersuchungsergebnissen von Elke Schmitter: Der ewige Flakhelfer. In: Der Spiegel. 2005, abgerufen am 29. Juli 2023.
  2. Hans-Joachim Hahn: Rezension zu: Matthias N. Lorenz: „Auschwitz drängt uns auf einen Fleck“. Judendarstellung und Auschwitzdiskurs bei Martin Walser. In: H-Soz-u-Kult. Stuttgart, 7. November 2005.
  3. Rezensionsnotizen zum Buch bei Perlentaucher
  4. Klaus Holz: Gedächtnis der Aufarbeitung. In: Die Zeit. Nr. 35, 21. August 2008.
  5. Karl Peter Grotemeyer-Preis verliehen. Pressemitteilung der Universität Bielefeld 17. Juni 2009.