Medizinischer Kleber

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Medizinische Kleber dienen in der Medizin dem Auffüllen von Gewebsdefekten oder Vereinigen von Geweben mit einem biologisch geeigneten Kleber.

Synthetische Kleber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten medizinischen Klebstoffe in der Neuzeit waren die Cyanoacrylat-Klebstoffe. Sie binden im Zuge einer Polymerisation zügig ab und haben eine hohe Festigkeit. Monomere sind aber toxisch, so dass sie heute innerhalb des Organismus und in Wunden keine Verwendung mehr haben. Derzeit werden sie aber noch immer als kosmetischer Deckverschluss von Wunden verwendet.

Kleber auf biogener Basis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heutzutage kommt fast ausschließlich Fibrinkleber zur Anwendung. Hier macht man sich die biologische Eigenschaft des Eiweißes Fibrin zunutze. Die geforderte hohe Sicherheit im Umgang mit natürlichen Fremdeiweißen in der Medizin lässt fast eine ausnahmslos industrielle Präparation mit Qualitätsüberwachung sinnvoll zu.

Jüngere Entwicklungen sind großenteils auf biogenen Materialien basierende Photopolymere. Ein Beispiel ist Methacryloyl-substitutiertes Tropoelastin zum elastischen und raschen Wundverschluss, das auch an schwierigen Stellen wie der Lunge eingesetzt werden kann.[1] Einen weiteren Vertreter stellt ein Poly(glycerol-sebacat-acrylat)-Kleber nach dem Vorbild eines Sekrets vom Sandburgenwurm für die Verwendung in der Herz- bzw. Gefäßchirurgie dar.[2][3] Speziell für die Anwendung am Herzen wurde ein Biokleber auf Basis eines Matrix-Hydrogels entwickelt. Die Matrixkomponenten sind zum einen methacrylierte Gelatine (GelMA) und zum anderen mit Butanamiden verbundene Hyaluronsäure (HA-NB).[4] Die genannten Polymere härten bei Bestrahlung mit UV-Licht durch Quervernetzung aus.

Ein für den Einsatz am Auge entwickeltes Hornhaut-Reparaturgel basiert auf modifizierter Gelatine; die Vernetzung des Polymers erfolgt mit für das Auge verträglichem blauen Licht.[5][6]

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • in der Endoskopie beim Verschluss von Nahtinsuffizienzen, zum Auffüllen von Gewebsdefekten
  • zur Fixierung von Hauttransplantaten nach Verbrennungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. K. Egermeier, C. Hohmann-Jeddi: Wunden zukleben statt nähen. In: Pharmazeutische Zeitung. Band 42, 2017 (pharmazeutische-zeitung.de).
  2. W. Caesar: Chirurgischer Klebstoff. In: Deutsche Apothekerzeitung. Nr. 3, 16. Januar 2014 (deutsche-apotheker-zeitung.de).
  3. Knochenkitt und Gewebekleber. In: www.kn-online.de. 7. Juli 2017, abgerufen am 17. November 2020.
  4. Y. Hong, F. Zhou, Y. Hua, X. Zhang, C. Ni, D. Pan, Y. Zhang, D. Jiang, L. Yang, Q. Lin, Y. Zou, D. Yu, D.E. Arnot, X. Zou, L. Zhu, S. Zhang, H. Ouyang: A strongly adhesive hemostatic hydrogel for the repair of arterial and heart bleeds. Nature Communications. In: Nature. Band 10, 14. Mai 2019, S. 2060, doi:10.1038/s41467-019-10004-7.
  5. A. Mende: Neues Gel kittet Hornhautschäden. In: www.pharmazeutische-zeitung.de. 21. März 2019, abgerufen am 17. November 2020.
  6. Augenheilkunde: Klebstoff erlaubt Reparatur der Cornea ohne Operation. In: www.aerzteblatt.de. 22. März 2019, abgerufen am 17. November 2020.