Medizinjournalismus

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Medizinjournalismus ist die journalistische Berichterstattung und Kommentierung zu Themen, die medizinische und benachbarte Fragen betreffen.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Zentrum des Medizinjournalismus stehen Vorgänge aus allen medizinischen Bereichen. Oft werden dabei auch Themen z. B. aus der Gesundheitspolitik, der Psychologie, der Ernährungskunde, der Ethnologie und der Umweltpolitik angesprochen, die mit juristischen, wirtschaftlichen, sozialen, ethischen und anderen Problemen zusammenhängen können. In vielen Redaktionen sind meist die Ressorts für Wissen/Wissenschaft, Forschung, Innovation u. ä. für diesen Bereich zuständig, es gibt aber auch eigenständige Abteilungen für Medizin und Gesundheit.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon die Nachrichtenbriefe und Einblattdrucke des 15. und 16. Jahrhunderts enthielten nicht selten medizinische Stoffe, darunter Meldungen zu Seuchen (Pest), Aderlass, Harnschau, Arzneien, Missgeburten und (Wunder-)Heilungen. Sie wurden auch in den ersten Zeitschriften und Zeitungen aufgegriffen. Bemerkenswert ist dabei, dass die weltweit erste Dissertation zum Zeitungs- und Nachrichtenwesen – sie erschien 1690 in Leipzig – von einem Arzt stammt, von Tobias Peucer. Er hatte vorher in Medizin promoviert. Erkennbar ist schon früh das bis heute gültige Muster, dass Fragen zu Gesundheit und Krankheit, Leiden und Heilen die elementarsten Bedürfnisse des Menschen berühren.[1] Nach etwa 1850 setzte die moderne naturwissenschaftliche Phase der Medizin mit zahlreichen Entdeckungen und der Ausdifferenzierung des Faches ein. 1894 kam es zur Gründung der Vereinigung der Deutschen Medizinischen Fach- und Standespresse; später kamen weitere medizinjournalistisch orientierte Fachverbände hinzu.

Eine sehr frühe Untersuchung zur Darstellung medizinischer Fragen in der Presse schrieb der Hamburger Arzt Ernst Rittershaus. Unter dem Titel "Irrsinn und Presse. Ein Kulturbild" zeichnete er 1913 auf 245 Seiten ausführlich nach, wie sieben Hamburger Zeitungen seinerzeit über Themen wie Psychiatrie, Geisteskrankheiten, Irrenanstalten, Alkoholismus und Kriminalität berichteten. Heute bieten fast alle Redaktionen von Tageszeitungen, Publikumszeitschriften sowie zahlreiche Spezialtitel Beiträge aus medizinischen Bereichen, z. B. zu den Ursachen sowie zur Diagnose und Therapie von Krankheiten, zu deren Prävention, Epidemiologie, Verlauf und Verbreitung, ebenso zur ärztlichen Aufklärung, zu Behandlungskosten und Behandlungsfehlern. Auch Fragen der ärztlichen Berufspolitik und der Standesethik können ein Thema sein.[2]

Berufsfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Zugang zum Medizinjournalismus verlangt in der Regel ein Studium und eine journalistische Ausbildung; zwingend ist dies jedoch nicht. Medizinjournalisten arbeiten ebenso wie Wissenschaftsjournalisten freiberuflich oder festangestellt für Presse, Hörfunk, Fernsehen, Pressestellen und im Online-Journalismus; oft sind sie auch Autoren von Büchern. Wichtig ist dabei die Fähigkeit, oft komplizierte Vorgänge aus Fachsprachen in eine allgemeinverständliche Sprache zu übertragen.[3] Unter www.medizinmag.de gibt es einen Online-Leitfaden, der detaillierte Informationen zur korrekten Arbeit mit Medizinthemen vermittelt.

Medienpreise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Wissenschaftsjournalismus werden zahlreiche Preise vergeben, darunter die folgenden gezielt ausschließlich im Medizinjournalismus:

Der Wilhelm und Ingeborg Roloff-Preis, seit 1996 ausgeschrieben durch die Deutsche Lungenstiftung. Der erste Preis ist mit 3000 Euro, der zweite mit 2000 Euro dotiert. Sie werden alle zwei Jahre für vorbildliche Beiträge zur Lungenheilkunde/Pneumologie vergeben.

Seit 2008 verleiht die Stiftung experimentelle Biomedizin jährlich den mit 20.000 Schweizer Franken dotierten Peter Hans Hofschneider-Recherchepreis innerhalb des Medizinjournalismus zu Arbeiten mit überzeugender Darstellung politischer, wissenschaftlicher oder gesellschaftlicher Hintergründe.

Seit 2009 schreibt das Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) e.V. den Journalistenpreis ‚Evidenzbasierte Medizin in den Medien‘ aus. Der mit 1500 Euro dotierte Preis würdigt journalistische Arbeiten, in denen diese Medizin eine zentrale Rolle spielt.

Die Stiftung pulmonale hypertonie e.V.vergibt den mit 3000 Euro dotierten Journalistenpreis Gemeinsam gegen Lungenhochdruck.

Mehrere Auszeichnungen in Höhe von insgesamt 30.500 Euro gibt es durch den Dr. Georg Schreiber Medienpreis für Beiträge aus den Bereichen Gesundheit und Soziales.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brigitte Bäder: Medizin und Presse im Wandel der Zeit. Phil. Diss., München 1954 (als Neudruck gemeinsam mit der Dissertation von Paul Cattani über Die Medizin in der politischen Presse. Eine socialmedicinische Studie, med. Diss. Zürich 1912/1913, unter Presse und Medizin im Spannungsverhältnis. Neudruck zweier Pionierstudien der Medizinkommunikation 1993 im Universitätsverlag Brockmeyer, Bochum erschienen, ISBN 978-3-8196-0125-5).
  • J. F. Volrad Deneke: Arzt und Medizin in der Tagespublizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln/Berlin 1969.
  • Bettina Fromm, Eva Baumann, Claudia Lampert: Gesundheitskommunikation und Medien. Ein Lehrbuch. W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-17-020683-0.
  • Horst Merscheim: Medizin in Illustrierten. Berichterstattungs-Analyse von Bunte, Neue Revue, Quick und stern. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1978, ISBN 3-88339-016-X.
  • Horst Merscheim: Medizin im Fernsehen. Probleme massenmedial vermittelter Gesundheitsberichterstattung. Studienverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1984, ISBN 3-88339-358-4.
  • Heinz-Dietrich Fischer (Hrsg.): Medizinpublizistik. Prämissen, Praktiken, Probleme. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1990, ISBN 3-631-40838-2.
  • Constanze Herweg: Medizin in Wort und Bild im Reportage-Magazin GEO. LIT Verlag, Berlin 2011, ISBN 978-3-643-10331-4.
  • Ulrike Hoffmann-Richter: Psychiatrie in der Zeitung. Urteile und Vorurteile. (= Edition Das Narrenschiff). Psychiatrie-Verlag, Bonn 2000, ISBN 3-88414-295-X.
  • Franzisca Gottwald: Gesundheitsöffentlichkeit. Entwicklung eines Netzwerkmodells für Journalismus und Public Relations. UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006, ISBN 3-89669-571-1.
  • E[rnst] Rittershaus: Irrsinn und Presse. Ein Kulturbild. Gustav Fischer, Jena 1913.
  • Mike S. Schäfer: Wissenschaft in den Medien. Die Medialisierung naturwissenschaftlicher Themen. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15592-0.

Fachverbände und Forschungsgruppen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. J. F. Volrad Deneke: Arzt und Medizin in der Tagespublizistik des 17. und 18. Jahrhunderts. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln/ Berlin 1969.
  2. Eckart Klaus Roloff: Die Berichterstattung über Herztransplantationen in der westdeutschen Presse. Eine Aussagenanalyse zu Phänomenen des Medizinjournalismus. Dissertation. Salzburg 1972.
  3. Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten
  4. Georg Schreiber Medienpreis – abgerufen am 11. Mai 2020.