Messa da Requiem

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Die Messa da requiem (auch Verdi-Requiem) ist eine Requiem-Messe von Giuseppe Verdi aus dem Jahr 1874.

Entstehung

Sie sollte für den Komponisten ursprünglich den krönenden Abschluss seiner Laufbahn bedeuten. Nachdem er mit der Oper Aida von 1871 einen bahnbrechenden Erfolg errungen hatte, der ihm auch in Deutschland endlich zur Anerkennung verhalf, komponierte er die Messa da requiem als sein vorläufig letztes Werk in Gedenken an den 1873 verstorbenen Landsmann Alessandro Manzoni. Verdi hatte den in Italien hochangesehenen Dichter als eine zentrale Persönlichkeit des Risorgimento – der italienischen Nationalbewegung, deren Vertreter auch Verdi selbst war (vgl. Viva Verdi) – zutiefst bewundert, und offerierte der Stadt Mailand die Komposition einer Messe, die ein Jahr nach Manzonis Tod aufgeführt werden sollte. Die Stadt nahm dankend an.

Deshalb bezeichnete man einst die Messa da requiem als Manzoni-Requiem. Der Begriff war vor allem im deutschen Raum in den Jahren nach den ersten Aufführungen geläufig, wird jedoch heute (Stand 2005) nicht mehr verwendet. Umgangssprachlich bedient man sich heute der Bezeichnung Verdi-Requiem, während für Konzertankündigungen häufig der Originaltitel Messa da Requiem eingesetzt wird.

Die Uraufführung fand am ersten Todestag Manzonis, dem 22. Mai 1874, in der Kirche San Carlo zu Mailand statt. Noch im gleichen Jahr führte Verdi das Werk in Paris auf und brachte es 1875 auch nach London und Wien. Die Erstaufführungen im Deutschen Reich fanden im Dezember 1875 in Köln und in München statt.

Werkaufbau

Der Text und der Ablaufplan des Werkes entsprechen fast durchgehend der römisch-katholischen Liturgie des Totengottesdienstes. Die Abweichungen sind marginal: Verdi verzichtete lediglich auf die Vertonung von Graduale und Tractus, fügte jedoch das Responsorium („Libera me“) hinzu. Die Besetzung hingegen entspricht einem Opernorchester (mit großer Übereinstimmung zu Don Carlos) mit vier Solisten und Chor.

1. Introitus: Requiem aeternam - Te decet hymnus - Kyrie (Soli, Chor)
2. Sequenz („Dies irae“):
2.1 Dies irae - Quantus tremor (Chor)
2.2 Tuba mirum - Mors stupebit (B, Chor)
2.3 Liber scriptus - Dies irae (2.) (M, Chor)
2.4 Quid sum miser (S, M, T)
2.5 Rex tremendae - Salva me (S, Chor)
2.6 Recordare - Quaerens me - Juste Judex (S, M)
2.7 Ingemisco - Qui Mariam - Preces meae - Inter oves (T)
2.8 Confutatis - Oro supplex - Dies irae (3.) (B, Chor)
2.9 Lacrymosa - Pie Jesu (Soli, Chor)
GENERALPAUSE
3. Offertorium: Domine Jesu - Hostias - Quam olim Abrahae (Soli)
4. Sanctus (doppelchörig)
5. Agnus Dei (S, M, Chor)
6. Communio: Lux aeterna (M, T, B)
7. Responsorium: Libera me - Dies irae (4.) - Libera me (S, Chor)

Abkürzungen: S - Sopran, M - Mezzosopran, T - Tenor, B - Bass

Editorische Besonderheiten

Titelblatt der Erstausgabe von 1874

Als Ausgangspunkt der Komposition diente dem Komponisten ein älteres Fragment, das er bereits 1869 als Teilwerk für die Messa per Rossini komponiert hatte. Diese war von führenden italienischen Komponisten in Gemeinschaftsarbeit als Hommage an den verstorbenen Gioacchino Rossini konzipiert worden. Das Gemeinschaftswerk war seinerzeit zwar fertiggestellt worden, doch scheiterte die geplante Aufführung zu Rossinis erstem Todestag an bürokratischen Hindernissen. Es handelt sich bei Verdis Beitrag um die letzte Nummer des Werkes, das „Libera me“, welches unter anderem auch die Musik auf die Texte „Requiem aeternam“ und „Dies irae“ enthält. Diese Teile sind charakteristisch für die Totenmesse.

Verdi behielt das bereits fertige „Libera me“ als Schlussstück bei, setzte aber die Musik auf die Worte „Requiem aeternam“ zusätzlich an den Anfang des Werkes und fügte das „Dies irae“ an drei weiteren Stellen in das Werk ein. Diese beiden Teile bilden daher das Grundgerüst der Messa da requiem. Verdi verwertete außerdem ein weiteres Stück, welches ursprünglich ein Duett für Don Carlos bilden sollte, im „Lacrymosa“.

Kirchenmusik hatte Verdi bis zu diesem Zeitpunkt lediglich während seiner ersten Ausbildungsjahre, die mittlerweile dreißig Jahre zurücklagen, und bei der erwähnten Teilkomposition der Messa per Rossini hervorgebracht. Angeblich studierte er während der Komposition der Messa da requiem in Paris die Requien von Mozart, Cherubini, Berlioz und noch anderen Komponisten.

Die Anfangstakte des ursprünglichen Liber scriptus

Nach den ersten Aufführungen erfuhr das Werk noch eine kleine Revision: 1875 entschloss sich Verdi, das „Liber scriptus“, welches bis dahin aus einem Chorfugato bestand, durch eine Mezzosopran-Arie zu ersetzen. Lediglich in der Erstausgabe von 1874 (erschienen bei Ricordi) ist das Stück noch in seiner ursprünglichen Fassung erhalten.

Literatur

  • Michael Heinemann: Patriotische Kirchenmusik. Verdis Requiem und die deutsche Kritik. In: Musica Sacra, Nr. 3/Jg. 121/2001, S. 6-8.
  • Günther Massenkeil: Das Requiem von Giuseppe Verdi. Ein sakrales Meisterwerk. In: Musica Sacra, Nr. 5/Jg. 121/2001, S. 8-10.
  • David Baruch Rosen: Verdi: Requiem. Cambridge: Cambridge University Press, 1995.
  • Uwe Schweikert: Messa da Requiem. In: Anselm Gerhard, Uwe Schweikert (Hrsg.): Verdi-Handbuch. Kassel: Bärenreiter, Stuttgart/Weimar: Metzler, 2001, S. 496-504.

Weblinks