Microcyclus ulei

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Microcyclus ulei

Symptome von Microcyclus ulei auf Blättern des Kautschukbaumes: A Blattdeformation und Sporulation des GCL012-Isolates 7 Tage nach der Beimpfung (B)Blatt mit Bildung eines Stromas 24 Tage nach Beimpfung (C) Ein Blatt mit chlorotischen Bereichen 10 Tage nach Beimpfung (D) Keimende Konidien, Keimschlauch sichtbar (450X Vergrößerung).

Systematik
Unterabteilung: Echte Schlauchpilze (Pezizomycotina)
Klasse: Dothideomycetes
Ordnung: Botryosphaeriales
Familie: Planistromellaceae
Gattung: Microcyclus
Art: Microcyclus ulei
Wissenschaftlicher Name
Microcyclus ulei
(Henn. ) Arx

Microcyclus ulei ist eine Art der parasitären Schlauchpilze und Erreger der Südamerikanischen Blattfallkrankheit, die insbesondere für sehr hohe Ernteausfälle im Anbau des Kautschukbaums (Hevea brasiliensis) zur Gewinnung von Kautschuk in Brasilien verantwortlich ist.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Hyphen von Microcyclus ulei sind stark braun bis schwarz pigmentiert und bedecken Blatt- oder Stängeloberflächen in einem gewebeartigen Netzwerk.

Die Pilze bilden ascoloculare Fruchtkörper in Form von braunen oder schwarzen Pseudothecien. Diese können flach schildförmig, aber auch kugel- oder polsterartig sein und enthalten einen Loculus mit einem oder wenigen Asci. Die keulenförmigen Asci enthalten jeweils 8 Ascosporen, die meistens vielzellig und braun oder farblos sind.

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Verbreitung des Pilzes Microcyclus ulei ist aktuell auf die Regenwälder der Äquatorregion Südamerikas begrenzt. Er ist entsprechend vor allem in Brasilien und Peru anzutreffen.

Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wirtsspektrum von Microcyclus ulei ist sehr eng und ausschließlich auf einige Arten der Pflanzengattung Hevea beschränkt. Neben dem Kautschukbaum (Hevea brasiliensis), der in Teilen Brasiliens großflächig angebaut wird, befällt der Pilz nachweislich die Arten H. guianensis, H. benthamiana, H. spruceana, H. camargoana und H. camporum.[1] Bei der Infektion von jungen Pflanzen der Cassava ruft der Pilz starke Abwehrerscheinungen hervor.[1]

Ökonomische Auswirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Infektion mit Microcyclus ulei in Brasilien führte dazu, dass ein Plantagenanbau des Kautschukbaumes nur noch in geringem Umfang möglich ist. Der ehemalige Weltmarktführer für Naturkautschuk liefert heute nur noch 1,5 % der Weltproduktion, benötigt aber ca. 4 % davon.[2] Durch diese Einschränkung ist Brasilien vom Import aus Südostasien, vor allem aus Malaysia, Indonesien und Thailand, abhängig,[3] wo bislang keine vergleichbaren Krankheitserreger vorhanden sind.[4]

Kriegswaffenkontrollgesetz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der großen Abhängigkeit der Wirtschaft von Naturkautschuk und der daraus folgenden hohen ökonomischen Bedeutung gehört Microcyclus ulei nach Anlage 1 des Kriegswaffenkontrollgesetz zu den Biologischen Waffen. Dies bedeutet, dass jeglicher Umgang mit diesem Pathogen verschiedensten Restriktionen unterliegt.[5]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • H.C. Evans: Invasive Neotropical Pathogens of Tree Crops. South American Leaf Blight of Rubber: In: British Mycological Society Symposium, Roy Watling, J. Frankland, M. Ainsworth, C. Robinson (Hrsg.): Tropical Mycology: Volume 2: Micromycetes. CABI Publishing, 2000; S. 84–91, ISBN 0851995438. (Auszüge in Google Book Search)

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Jens Hagen, Luadir Gasparotto, Vicente H. F. Moraes, Reinhard Lieberei: Reaction of cassava leaves to Microcyclus ulei, causal agent of South American leaf blight of rubber tree. Fitopatologia Brasileira 28 (5), Brasília 2003. (Volltext)
  2. Kautschukproduktion in Brasilien nach Informationen des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums vom 19. Oktober 2017, abgerufen am 12. Mai 2018.
  3. F. Feldmann, J.P. Silva Jr., A.V.R. Jayaratne: Nutzung der arbuskulären Mykorrhiza in Baumschulen der Tropen am Beispiel des Kautschukbaumes Hevea spp. Mitteilungen der Biologischen Bundesanstalt 363; Seiten 83–92. (PDF, 1,5MB (Memento des Originals vom 21. Mai 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.feldmann-lifescience.de Abgerufen am 10. Mai 2013)
  4. Vgl. Peter H. Raven u. a. Biologie der Pflanzen Berlin 2000, S. 887 (3. Aufl.)
  5. https://www.gesetze-im-internet.de/krwaffkontrg/anlage.html