Minipille

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Die Minipille ist ein Arzneimittel zur hormonellen Empfängnisverhütung für Frauen. Die Minipille enthält als Wirkstoff ein synthetisches Progestin als Gestagen.

Wirkstoffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Levonorgestrel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die zuerst auf den Markt gebrachte Minipille enthält das Gestagen Levonorgestrel. Das primäre Wirkprinzip beruht auf Veränderung der Konsistenz des Zervixschleims, also des Schleimpfropfs im Gebärmutterhals, so dass die Passage von Spermien in die Gebärmutter hinein stark erschwert wird. Zudem wird die Gebärmutterschleimhaut so verändert, dass eine befruchtete Eizelle sich nicht einnisten kann (Nidationshemmung).

Die Minipille wird jeden Tag ohne Pause relativ genau zur gleichen Zeit eingenommen; bereits eine Abweichung von mehr als 3 Stunden gefährdet den Verhütungsschutz. Der Pearl-Index ist mit etwa 4,1 (Studie zu 28 mini[1] und Microlut[2]) vergleichsweise hoch, und sie ist somit im Vergleich zu anderen hormonellen Methoden als unsicherer einzustufen.

Desogestrel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine neuere Minipille enthält das Gestagen Desogestrel und unterdrückt neben der Veränderung des Zervixschleims und der Gebärmutterschleimhaut zusätzlich den Eisprung. Als primäres Wirkprinzip ist die Ovulationshemmung anzusehen, genau wie bei der weit verbreiteten Mikropille.

Der Pearl-Index der Desogestrel-Minipille ist mit 0,4 (bezogen auf Cerazette[3]) vergleichbar mit dem der Mikropille. Für die Einnahmegenauigkeit und Fehlertoleranz gilt Ähnliches wie für die Mikropille.

Drospirenon[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit einem Drospirenon-Monopräparat kam eine weitere Minipille auf den Markt. Die kontrazeptive Wirkung entsteht in erster Linie durch eine Ovulationshemmung. Der Pearl-Index beträgt 0,73.[4]

Progestine der in Deutschland zugelassenen Minipillen: Levonorgestrel (Microlut, 1972) (1), Desogestrel (Cerazette, 1999) (2), Drospirenon (Slinda, 2021) (3); schwarz: 19-Nortestosteron-Grundgerüst

Pharmakologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anwendungsgebiete[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Minipille kommt vorwiegend für Frauen in Betracht, bei denen östrogenhaltige Präparate kontraindiziert sind,[5] insbesondere bei Raucherinnen, Bluthochdruck und bekannter Thromboseneigung sowie östrogenabhängigen Tumoren in der Vorgeschichte.

Die Minipille kann außerdem als Verhütungsmittel bei stillenden Frauen eingesetzt werden.

Wechselwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Medikamente, wie zum Beispiel Johanniskraut, Breitbandantibiotika, einige Antiepileptika und einige Psychopharmaka können die Wirksamkeit oraler hormoneller Kontrazeptiva einschränken.[6]

Nebenwirkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nebenwirkungen der Minipille sind häufig Zwischenblutungen und das Ausbleiben der Menstruation (Amenorrhoe). Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen, Hautveränderungen und Haarausfall.

Kosten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Minipille 28 mini (Levonorgestrel) kostet (Stand 2023) etwa 40 Euro für drei Monate, die Minipille Cerazette (Desogestrel) kostet um die 27 Euro für drei Monate. Wirkstoffgleiche Präparate, sogenannte Generika, sind verfügbar.

Eine Kostenübernahme bzw. Erstattung steht gesetzlich krankenversicherten Frauen in Deutschland nach § 24a SGB V bis zum vollendeten 22. Lebensjahr (bis 28. März 2019 vollendeten 20. Lebensjahr) von der Krankenkasse und für sozialhilfeberechtigte Frauen nach § 49 SGB XII vom zuständigen Sozialhilfeträger zu.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fachinformation des Herstellers Jenapharm zur 28 mini, Stand März 2011
  2. Fachinformation des Herstellers Bayer zur Microlut, Stand Juli 2007
  3. Fachinformation des Herstellers Essex-Pharma der Cerazette, Stand Juni 2009
  4. S. Siebenand: Neue Minipille kommt: Erstes Drospirenon-Monopräparat in Deutschland. In: pharmazeutische-zeitung.de. 5. Mai 2021;.
  5. J. Herrero, B. Müller: Kontrazeption. In: M. Kirschbaum, K. Münstedt: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. 2. Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2005. ISBN 3-13-126229-7, korrekte ISBN 3-13-126292-3. S. 410–434
  6. Die Mini-Pille. Pro Familia, 11. Februar 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. April 2011; abgerufen am 23. Mai 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.profamilia.de

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • familienplanung.de – Minipille: Das Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)