Minoritenkloster Glogau

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(Groß-)Glogau um 1700, die Klosterkirche der Franziskaner (St. Stanislaus) mit dem hohen Turm hat die Nr. 4, aus Minsberg, Geschichte Groß-Glogau, Bd. 2, Abbildung am Ende des Bandes

Das Minoritenkloster Glogau war ein Kloster des Franziskanerordens (lateinisch Ordo fratrum minorum, deutsch: Orden der Minderen Brüder, Ordenskürzel OFM) in Glogau im damaligen Herzogtum Glogau in Schlesien (seit 1945 Głogów in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen). Über die exakte Gründungszeit und die Stifter ist nichts bekannt; es wurde um 1250 gegründet. Bei der Trennung des Ordens in Konventualen und Observanten 1517 entschied sich das Kloster für den Konventualen- oder Minoriten-Zweig. In der Reformationszeit verließen viele Mönche das Kloster, der letzte Guardian übergab 1525 die Klostergebäude dem Magistrat der Stadt und verließ Glogau. Die Klostergebäude wurden um 1534 den Franziskaner-Observanten (Bernhardinern) übergeben.

In Glogau gab es ein zweites, 1465 gegründetes Franziskanerkloster der Observanzbewegung (siehe Franziskanerkloster Glogau).

Das Kloster lag im nördlichen Teil der ummauerten Altstadt von Glogau, nahe der südlichen Stadtmauer. Die Klosterkirche war dem hl. Stanislaus geweiht. Die Klosterkirche wurde im Krieg zerstört. Der Grundriss der Klosterkirche wurde in einem parkartigen Areal wieder mit Ziegeln sichtbar gemacht. Die Straße, die daran vorbeiführt, heißt entsprechend Bernardyńska.

Gründungszeit und Stifter des Klosters sind nicht bekannt. Auch insgesamt ist seine Geschichte sehr schlecht dokumentiert. Nach Lucius Teichmann kamen die Franziskaner oder Minoriten um 1250 nach Glogau. Nach Wadding wurde der Konvent 1257 in den Orden aufgenommen.[1] Eine weitere frühe Nennung stammt vom 25. Mai 1261. Das Kloster gehörte zur böhmisch(-polnischen) Ordensprovinz (Provinciae Bohemiae & Poloniae) des Franziskanerordens[2] und innerhalb dieser Hierarchie zur Kustodie Gnesen (nach Teichmann).

1274 forderte der Breslauer Bischof Thomas II. die Franziskaner in Glogau auf, den Kontakt mit Geistlichen zu meiden, die das Interdikt, das er gegen den Herzog von Glogau verhängt hatte, nicht beachteten.[3]

1375 überließen die Franziskaner dem Michael Weinmann einen Weingarten in Brostau (seit 1945 Brzostów, Ortsteil von Głogów) auf Lebenszeit gegen eine jährliche Abgabe von 1½ Mark und einem Viertel Äpfel an den Guardian des Klosters. 1406 erhielt das Franziskanerkloster durch Herzog Johann I. von Sagan und Glogau das Recht, in der Oder „große und kleine Fische“ mit zwei Kähnen zu fangen. Die Fische durften sie entweder selbst oder durch ihre Fischer verkaufen.[4]

1420 brannte das Kloster nieder und wurde danach wieder aufgebaut.

Mitte des 15. Jahrhunderts kam Johannes von Kapistran auch nach Schlesien und machte hier die Observanzbewegung innerhalb des Franziskanerordens bekannt und populär. Es gelang ihm jedoch nicht, den Glogauer Franziskanerkonvent zu reformieren. Herzogin Margareta von Cilli, Witwe von Wladislaus, Herzog der königlichen Hälfte von Glogau, stiftete daher 1465 ein Kloster für den Observanten-Zweig der Franziskaner, so dass es nun in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zwei Franziskanerklöster in Glogau gab.

Das Ende des Klosters

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Durch die Reformation, die sich auch in Glogau durchsetzte, und die damit bedingte Abnahme der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung, kam das Kloster in existenzielle Not, zumal es nur ganz wenig Besitz hatte. Nach Lucius Teichmann übergab der letzte Guardian Mathias Zeidler am 23. Juni 1525 das Kloster der Stadt Glogau und verließ die Stadt.[5] Nach Carl Weigelt wurde 1530 das verlassene Minoritenkloster nach einer Verhandlung zwischen dem böhmisch-königlichen Oberamt und dem Landeshauptmann des Fürstentums Glogau für den Landesherrn, Kaiser Ferdinand I., in Besitz genommen.[6] Der Kaiser holte 1534 die Franziskaner-Observanten (Bernhardiner) aus dem Barbara-Kloster vor der Stadt in das leer stehende Stanislaus-Kloster. Das Barbara-Kloster vor der Stadt wurde aufgegeben. Die Franziskaner-Observanten hatten das Stanislaus-Kloster bis zur Säkularisation 1810 in Besitz.[7]

Amtszeit Prior Sonstige Ämter und Anmerkungen
1525 Mathias Zeidler Guardian
  • Ferdinand Minsberg: Geschichte der Stadt und Festung Groß-Glogau, Band 1. Julius Gottschalk, Glogau, 1853 Online bei Google Books (Im Folgenden abgekürzt Minsberg, Geschichte Groß-Glogau, Bd. 1 mit entsprechender Seitenzahl)
  • Ferdinand Minsberg: Geschichte der Stadt und Festung Groß-Glogau, Band 2. Julius Gottschalk, Glogau, 1853 Online bei Google Books (Im Folgenden abgekürzt Minsberg, Geschichte Groß-Glogau, Bd. 2 mit entsprechender Seitenzahl)
  • Lucius Teichmann: Die Franziskanerklöster in Mittel- und Ostdeutschland 1223–1993. St.-Benno-Verlag, Leipzig, 1995, ISBN 3-89543-021-8, hier S. 99.

Einzelnachweise

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  1. Lucas Wadding: Annales Minorum seu Trium Ordinum A S. Francisco Intitutorum. Band 4. Typis Rochi Bernabò, Rom, 1732, S. 256 Abschnitt II. Online bei Münchener DigitalisierungsZentrum Digitale Bibliothek
  2. Andrzej Pleszcyński: Zur Geschichte und Bedeutung der Stiftung des Klarissenklosters in Zawichost. In: Eduard Mühle (Hrsg.): Monarchische und adlige Sakralstiftungen im mittelalterlichen Polen. S. 395–416, hier S. 402, Akademie Verlag GmbH, Berlin 2013, ISBN 978-3-05-005926-6
  3. Colmar Grünhagen, Georg Korn: Regesta episcopatus vratislaviensis: Erster Theil. Bis zum Jahre 1302. Ferdind Hirt, Breslau, 1864, hier S. 70. Online bei Google Books
  4. Minsberg, Geschichte Groß-Glogau, Bd. 1, S. 405 Online bei Google Books
  5. Minsberg, Geschichte Groß-Glogau, Bd. 2, S. 198 Online bei Google Books
  6. Carl Weigelt: Der Kirchenstreit in Großglogau. Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Band 22: 25–73, 1888, hier S. 25/26 Online bei Google Books
  7. Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten 1810. Enthält die Königlichen Verordnungen vom 27sten October 1810 bis zum 28sten December 1810 . Königl. Geheimer Ober-Hofdrucker Georg Decker, Berlin, 1810 Edikt über die Einziehung sämmtlicher geistlicher Güter in der Monarchie vom 30sten Oktober 1810

Koordinaten: 51° 39′ 57,6″ N, 16° 5′ 34,2″ O