Miss France

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Roberte Cusey gilt als die erste offizielle „Miss France“ 1926
Iris Mittenaere, Miss France 2016, gewann später den Titel der Miss Universe.
Alexandra Rosenfeld, Miss France 2006 und Miss Europe 2006
Elodie Gossuin, Miss France 2001 und Miss Europe 2001

Miss France ist ein Titel für einen jährlich durchgeführten Schönheitswettbewerb in Frankreich. Die Kandidatinnen werden von einer Jury und dem Fernsehpublikum bewertet.

Der Miss-France-Wettbewerb ist einer der ältesten nationalen Schönheitswettbewerbe. Er begann 1920 und wurde nur durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen (im Juni 1940 kam es nach dem Westfeldzug zum kapitulationsähnlichen Waffenstillstand von Compiègne; ab Sommer 1944 wurde Frankreich von alliierten Truppen nach und nach befreit).

Im Jahr 1920 rief der Autor und Journalist Maurice de Waleffe (1874–1946), Gründer und Herausgeber des Magazins Paris Midi, ein „Referendum“ ins Leben, um die schönste Frau Frankreichs zu ermitteln. Der Erfolg war enorm: 1700 junge Damen beteiligten sich, indem sie ihre Fotos einsandten. Nach einer ersten Auswahl von 49 Kandidatinnen durch eine Jury erschienen jeweils sieben in sieben Wochen auf den Leinwänden aller Kinos landesweit, in denen die Zuschauer zusammen mit der Eintrittskarte auch einen Stimmzettel erhalten hatten. Auf diese Weise wurde die erste Miss France gewählt, die 17-jährige Agnès Souret, mit einer baskischen Mutter und einem bretonischen Vater. Sie hatte ein Foto von ihrer Erstkommunion geschickt und erreichte eine überwältigende Mehrheit von 198.000 Stimmen. Nach diesem Erfolg ging sie als Revue-Tänzerin auf weltweite Tourneen und verstarb 1929 in Argentinien. Ihre Mutter ließ ihren Leichnam überführen und in ihrem ursprünglichen Wohnort Espelette, nahe Biarritz beisetzen.

Im Folgejahr wurden zunächst 49 Städte-Schönheitsköniginnen ermittelt und aus ihnen die Siegerin gewählt. Dieser Modus aus lokalen bzw. regionalen Vorwahlen und einer nationalen End-Ausscheidung hat sich bis heute erhalten.

Der Titel des Wettbewerbs und der Gewinnerin hieß seinerzeit noch Schönste Frau Frankreichs (La plus belle femme de France), da Maurice de Waleffe Vorbehalte gegen Anglizismen hatte. Erst 1927 prägte ein anderes Mitglied des Organisationskomitees den Begriff Miss France, Roberte Cusey wurde die erste Inhaberin dieses Titels.

Ab 1928 konnte die Miss France sich an der Wahl zur Miss Europe beteiligen. Auch diesen Wettbewerb und das entsprechende Organisationskomitee hatte de Waleffe aus der Taufe gehoben. Die Ausscheidung fand jeweils im Frühjahr statt, anfangs immer in Paris.

Anlässlich der Pariser Weltausstellung 1937 durften am Miss-France-Wettbewerb erstmals auch Kandidatinnen aus den französischen Kolonien und Überseegebieten teilnehmen (Französisch-Guyana, Guadeloupe, Martinique, Mayotte, Réunion, Tahiti, Nouvelle-Calédonie). Bis heute (2012) – nach der Dekolonisation – hat Frankreich einige Überseedepartements.

In der Zwischenkriegszeit wurden die Titelträgerinnen im Kalenderjahr ihrer Amtszeit ernannt (zuletzt im Januar). Nach dem Tod de Waleffes und der Neugründung des Komitees 1946 fand die Wahl der regionalen Missen im Jahr vorher statt, und die Miss France wurde im November oder Dezember gekürt, die erste Nachkriegs-Miss für 1947, Yvonne Viseux, also Ende 1946.

Im Dezember 2020 kam es nach der Wahl zur Miss France 2021 im Freizeitpark Puy du Fou zu antisemitischen Attacken im Internet gegen die Zweitplatzierte April Benayoum, deren Vater israelischer Herkunft ist. Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Éric Dupond-Moretti kündigten an, dass die Behörden rechtlich gegen die Absender solcher Hassbotschaften vorgehen würden. Benayoum selbst äußerte sich traurig darüber, dass es zu derartigen Attacken im Jahr 2020 noch komme. Sie sprach sich für eine Mobilisierung aus, damit dies aufhöre. Auch die Siegerin Amandine Petit solidarisierte sich mit Benayoum.[1]

Die Siegerinnen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Miss France Region, Landschaft oder Département
1920 Agnès Souret Basses-Pyrénées / Pays Basque
1921 Pauline Pô Korsika
1922–24 nicht ausgetragen
1925 Dara Chermoeva
1926 Roberte Cusey Jura
1927 Raymonde Allain Bretagne
1928 Germaine Laborde Gascogne
1929 Madeleine Mourgues Languedoc-Roussillon
1930 Yvette Labrousse Lyon
1931 Jeanne Juilla Gascogne
1932 Lucienne Ahmias [Nahmias] Paris
1933 Lyne de Souza
(Emilienne Quesson de Souza)
Côte d’Azur
1934 Simone Barillier Paris
1935[2] Elisabeth Pitz Saargebiet
Gisèle Preville Paris
1936 Lynne Lassal Picardie
1937 Jacqueline Janet Bretagne
1938 Annie Garrigues Pyrénées-Orientales[3]
1939 Ginette Catriens Paris
1940 Joséphine Ladwig Elsass
1941–46 nicht ausgetragen
1947 Yvonne Viseux Côte d’Azur
1948 Jacqueline Donny Paris
1949 Juliette Figueras Paris
1950 Maryse Delort „Miss Automobile“
1951 Nicole Drouin Saint-Tropez
1952 Josiane Pouy Gascogne
1953 Sylviane Carpentier Picardie
1954 Irène Tunq Lyon
1955 Véronique Zuber Paris
1956[4] Maryse Fabre Côte d’Azur
Gisèle Charbit Marokko
1957 Sylvie Numez Saint-Étienne
1958 Monique Negler Normandie
1959 Monique Chiron Poitou
1960 Brigitte Barazer Côte d’Émeraude
1961[5] Luce Auger ?
Michèle Wargnier Bretagne
1962 Monique Lemaire Côte d’Émeraude
1963 Muguette Fabris Île de France
1964 Jacqueline Gayraud Vendée
1965 Christiane Sibellin Lyon
1966[6] Michèle Boule Cannes
Monique Boucher Charente
1967 Jeanne Beck Normandie
1968 Christiane Lillio Saint-Étienne
1969 Suzanne Angly Elsass
1970 Micheline Beaurain Paris
1971 Myriam Stocco Languedoc-Roussillon
1972[7] Chantal Bouvier de Lamotte Paris
Claudine Cassereau Poitou
1973 Isabelle Krumacker Lothringen
1974 Edna Tepava Tahiti
1975 Sophie Perin Lothringen
1976 Monique Uldaric Réunion
1977 Véronique Fagot Poitou
1978[8] Pascale Taurua Nouvelle-Calédonie
Kelly Hoarau Réunion
Brigitte Konjovic Paris
1979 Sylvie Parera Marseille
1980[9] Thilda Fuller Tahiti
Patricia Barzyk Jura
1981 Isabelle Benard Normandie
1982 Sabrina Belleval Côte d’Azur
1983[10] Isabelle Turpault Paris
Frédérique Leroy Bordeaux
1984 Martine Robine Normandie
1985 Suzanne Iskandar Elsass
1986 Valérie Pascale Paris
1987 Nathalie Marquay Elsass
1988[11] Sylvie Bertin Bresse-Bugey
Claudia Frittolini Elsass
1989 Peggy Zlotkowski Aquitanien
1990 Gaëlle Voiry Aquitanien
1991 Mareva Georges Tahiti
1992 Linda Hardy Pays de la Loire
1993 Véronique de la Cruz Guadeloupe
1994 Valerie Claisse Pays de la Loire
1995 Melody Vilbert Aquitanien
1996 Laure Belleville Pays de Savoie
1997 Patricia Spehar Paris
1998 Sophie Thalmann Lothringen
1999[12] Mareva Galanter Tahiti
2000 Sonia Rolland Burgund
2001[13] Élodie Gossuin Picardie
2002 Sylvie Tellier Lyon
2003 Corinne Coman Guadeloupe
2004 Lætitia Bléger Elsass
2005 Cindy Fabre Normandie
2006 Alexandra Rosenfeld Languedoc
2007 Rachel Legrain-Trapani Picardie
2008[14] Valérie Bègue Réunion
2009 Chloé Mortaud Albigeois Midi-Pyrénées
2010 Malika Ménard Normandie
2011 Laury Thilleman Bretagne
2012 Delphine Wespiser Elsass
2013 Marine Lorphelin Burgund
2014 Flora Coquerel Orléanais
2015 Camille Cerf Nord-Pas-de-Calais
2016 Iris Mittenaere Nord-Pas-de-Calais
2017 Alicia Aylies Französisch-Guayana
2018 Maëva Coucke Nord-Pas-de-Calais
2019 Vaimalama Chaves Tahiti
2020 Clémence Botino Guadeloupe
2021 Amandine Petit Normandie
2022 Diane Leyre Ile-de-France
2023 Indira Ampiot Guadeloupe
2024 Eve Gilles Nord-Pas-de-Calais

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Antisemitische Attacken überschatten „Miss France“-Wahl. In: faz.net, 21. Dezember 2020 (abgerufen am 21. Dezember 2020).
  2. 1935: Die ursprüngliche Siegerin, Elisabeth Pitz aus dem Saargebiet, trat zwei Stunden nach der Wahl aufgrund von heftigen Protesten der Mütter ihrer Konkurrentinnen gegen die Wahl einer deutschstämmigen Miss zurück. Nachdem die Polizei den Tumult besänftigt hatte, erhielt die zweitplatzierte Gisèle Preville aus Paris den Titel.
  3. Fabricio Cardenas, Vieux papiers des Pyrénées-Orientales, Miss Pyrénées-Orientales élue Miss France en 1938, 7. Dezember 2014
  4. 1956: Die Wahl von Maryse Fabre (Côte d’Azur ) wurde nach Protesten der Öffentlichkeit annulliert. Am folgenden Abend fand eine Neuwahl statt, und der Titel ging an Gisèle Charbit aus Marokko.
  5. 1961: Luce Auger verzichtete aus unbekanntem Grund und gab ihren Titel an die Zweitplatzierte Michèle Wargnier (Miss Bretagne)
  6. 1966: Michèle Boule (Miss Cannes) verlor ihren Titel aus unbekannten Gründen an Monique Boucher (Miss Poitou-Charentes).
  7. 1972: Chantal Bouvier de Lamotte dankte nach einer Verletzung durch einen Sturz vom Pferd ab. Sie gab ihren Titel an die zweitplatzierte Miss Poitou, Claudine Cassereau.
  8. 1978: Die eigentliche Gewinnerin, Pascale Taurua (Nouvelle-Calédonie), trat sofort nach ihrer Wahl zurück, so dass die zweitplatzierte Kelly Hoarau (Réunion) aufrückte. Sie verzichtete ebenfalls! Schließlich erhielt die Dritte den Titel zugesprochen – Brigitte Konjovic (Paris).
  9. 1980: Thilda Fuller (Tahiti) trat nach drei Stunden zurück, und die Zweitplatzierte Patricia Barzyk (Département Jura) rückte nach.
  10. 1983: Isabelle Turpault (Paris) wurde nach dem Auftauchen von Nacktfotos 40 Tage nach ihrer Wahl durch die Vize-Miss Frédérique Leroy (Bordeaux) ersetzt.
  11. 1988: Sylvie Bertin (Bresse-Bugey) wurde durch die zweitplatzierte Claudia Frittolini (Elsass) ersetzt, nachdem sie abgelehnt hatte, an der Wahl zur Miss Universe im selben Jahr teilzunehmen.
  12. 1999: Das Wahlergebnis wurde angezweifelt, nach einem kurzen Prozess aber für rechtsgültig erklärt.
  13. 2001: Élodie Gossuin wurde unterstellt, transsexuell oder gar ein Mann zu sein. Das Wahlergebnis wurde aber bestätigt.
  14. 2008: Die Siegerin geriet wegen mehrerer „schockierender“ Fotos in Verruf, die drei Jahre zuvor aufgenommen worden waren und nach Meinung des Organisationskomitees das Ansehen der Miss France beschädigten. Drei Wochen nach der Wahl berieten die Veranstalter über eine Disqualifikation und entschieden, Valérie Bègue dürfe zwar ihren Titel behalten, bei internationalen Wettbewerben aber nicht antreten.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Miss France – offizielle Website (französisch)
  • Fanpage mit Auflistung aller Halbfinal- und Finalteilnehmerinnen seit 1987 (französisch)