Mittel-Gründau

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Mittel-Gründau
Gemeinde Gründau
Koordinaten: 50° 14′ N, 9° 7′ OKoordinaten: 50° 13′ 45″ N, 9° 6′ 45″ O
Höhe: 144 m
Fläche: 9,15 km²[1]
Einwohner: 2165 (31. Dez. 2021)[2]
Bevölkerungsdichte: 237 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1972
Postleitzahl: 63584
Vorwahl: 06058
Ortsansicht Mittel-Gründau
Ortsansicht Mittel-Gründau

Mittel-Gründau ist ein Ortsteil der Gemeinde Gründau im hessischen Main-Kinzig-Kreis. Der Ortsname wird vom Fluss Gründau abgeleitet. Zu Mittel-Gründau gehört auch der Wohnplatz Reitzeberg (ein ehemaliges Wochenendgebiet)[3].

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemarkung des Gründauer Ortsteils liegt wie die des Ortsteils Niedergründau vollständig im Ronneburger Hügelland (Kennziffer 233.0, einem Teil des Büdingen-Meerholzer Hügelland im Nordostteil des Rhein-Main-Tieflandes zwischen Nidder und Kinzig), einer gehölzreichen Kulturlandschaft, gehört. Mittel-Gründau grenzt im Norden und im Osten an die Gemarkung des Gründauer Ortsteil Hain-Gründau, im Südosten und Süden an die Gemarkungen Lieblos und Rothenbergen und im Westen an die der Gemeinde Ronneburg. Die Gemarkung des Ortsteils umfasst 914,7 ha; der Waldanteil liegt bei 18 %.

Geologie und Naturraum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt im Tal der Gründau und besteht weitgehend aus Lössauflagen und aus Letten des Rotliegenden entstandenen Böden. Sie sind die Grundlage einer ertragreichen Landwirtschaft. Vom Gelnhäuser Kinzigtal gehört nur die nördlich gelegene Hochfläche zur Gemarkung, sie setzt sich aus einer Anzahl Nordost-Südwest-verlaufender Bergrücken zwischen breiten Talmulden und einem flachwelligen Gebiet nach Westen hin zusammen.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am östlichen Ortsausgang sollen in dem Gemarkungsteil „In den Lehen“ Wohngruben mit Hüttenlehm, Holzkohle, Feuersteinmesser, Steinbeilen, ein Reibstein und spiralkeramische bzw. wetterauische Scherben gefunden worden sein. Die Gelnhäuser Heimatforscher Gerd und Reiner Mende haben am Plateaurand östlich des Bahnhofs am Stickelberg Grobgeräte aus der Altsteinzeit gefunden. Südöstlich des Ortes seien 1981 im Wald „Am Vogelherd“ eine Hügelgräbergruppe von 19 Grabhügeln, weitere 14 Funde aus verschiedenen Epochen seien nach umfangreichen Begehungen und Grabungen auf Grund der Ankündigung in den Gemarkungsteilen „Im Judengrund“ und im „Sauerngrund“ eine Mülldeponie zu bauen, gefunden worden.[4]

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem damaligen Ortsnamen Grinda media wird das Dorf im Jahre 1219 erstmals erwähnt.[5]

Ungefähr einen Kilometer westlich von Mittel-Gründau befand sich im Mittelalter die erst im 20. Jahrhundert wieder entdeckte Siedlung Rodenborn, die sich zwischen den Hundertmorgen und dem Zwetschenberg befand (1910 wurden dort anlässlich der Flurbereinigung Pflaster und Fundamentreste gefunden). Noch 1955 kannte man die Flurbezeichnungen Rodenbornacker, Rodenborner Platte, Rodenborner Wasen, Rodenborner Weinberg und den Rodenborner Weiher.[6] Bis 1251 besaß das Kloster Meerholz dort Güter, die es dem Kloster Arnsburg verkaufte; das Kloster Arnsburg erwarb auch die Rechte der Herren von Selbold, von Breitenbach u. a. Noch 1376 ist von dort ein Zentgraf des 1260 erstmals genannten Gerichts Gründau belegt, 1489 ist jedoch nur noch eine Schäferei genannt.[7]

Dreißigjähriger Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Gründautal wurden die dörflichen Siedlungen durch den Dreißigjährigen Krieg (wesentliche Kriegshandlungen zwischen 1620 und 1645) und die Pest (1634/35) verschoben, so auch im Gebiet der Gemarkung Mittel-Gründau. Nördlich des Flusses Gründau lag die frühere Siedlung Mittel-Gründau an den Tannen, die zum (alten) Gericht Gründau gehörte, aber im Dreißigjährigen Krieg vollständig abbrannte. Das heutige Dorf Mittel-Gründau liegt an der Stelle der ebenfalls bis zum Dreißigjährigen Krieg bestehenden Siedlung Mittel-Gründau an den Buchen, die nicht zum Gericht Gründau, sondern zum Gericht Büdingen gehörte. Die beiden Siedlungen waren durch den vom Haselkopf kommenden Haselbach (die Bach, Verlauf etwa entlang der heutigen Bachgasse) getrennt. Nach dem Steuerkataster von 1619 soll das östliche Mittel-Gründau an den Buchen 75 fl. (Gulden) und 2 Schilling und das westliche Mittel-Gründau an den Tannen 48 fl. und 13 Schilling Herrngeld gezahlt haben (Zum Vergleich: das westlich gelegene Nachbardorf Niedergründau zahlte damals 80 fl., und die östlich gelegenen Dörfer Hain-Gründau 8 fl. und Gettenbach 2 fl.).[8]

Die Ysenburger Landesteilung von 1687[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehung des Büdinger Landes und der Speziallinien der Ysenburger Grafen

Mittel-Gründau gehörte zur Grafschaft Isenburg, die sich mehrfach teilte. Durch die Dritte Hauptteilung (1684) entstanden die beiden Häuser Ysenburg-Büdingen-Birstein (ab 1744 Fürstentum Isenburg und Büdingen) und Ysenburg-Büdingen. Das letztere teilte sich am 23. Juli 1687 in einem Rezess (= Vergleich) noch einmal in vier Speziallinien. Sie alle nannten sich Ysenburg und Büdingen und fügten jeweils den Sitz ihrer Linie hinzu: Ysenburg-Büdingen in Büdingen, Ysenburg-Büdingen in Marienborn (erloschen 1725), Ysenburg-Büdingen in Meerholz (erloschen 1929) und Ysenburg-Büdingen in Wächtersbach (die Wächtersbacher nahmen 1941 ihren Sitz in Büdingen; es war die einzige ysenburgische Linie, die übrig geblieben war). Das Dorf Mittel-Gründau war geteilt: das alte Dorf Mittel-Gründau an den Buchen (Gericht Büdingen) kam zur Grafschaft Ysenburg-Büdingen-Büdingen und der Mittel-Gründauer Hof (Rest des Dorfes Mittel-Gründau an den Tannen, Gericht Gründau) kam zu Ysenburg-Büdingen-Meerholz.

Das 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittel-Gründau kommt zum Großherzogtum Hessen

Im 19. Jahrhundert gehörte das Dorf ab 1806 zum souveränen Fürstentum Isenburg (Rheinbund) (1806–1815). Durch den Wiener Kongress kam es für ein Jahr zum Kaisertum Österreich, 1816 zum Großherzogtum Hessen.[9] Erst durch eine Grenzberichtigung kam der Mittel-Gründauer Hof 1858 zum Ort Mittel-Gründau[10] und damit vom Kreis Gelnhausen (Kurfürstentum Hessen) zu dem Kreis Büdingen (Großherzogtum Hessen). Durch Art. 15 Nr. 9 des Friedensvertrags vom 3. September 1866 wurde ein ca. 1700 Morgen umfassender, ehemals kurhessischer Gebietsteil[11] Mittel-Gründau zugeteilt.[12][13]

Das 21. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mittel-Gründau feiert 800-jähriges Bestehen

Vom 31. Mai 2019 bis zum 2. Juni 2019 feierte der Ortsteil sein 800-jähriges Bestehen.[14]

Verwaltung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach 1918 gehörte der Ort zum Volksstaat Hessen und 1945 zu Groß-Hessen, 1946 zu Hessen. Bis zum 31. Juli 1972 gehörte der Ort zusammen mit dem Nachbardorf Hain-Gründau zum Landkreis Büdingen. Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen kam er mit Wirkung vom 1. August 1972 kraft Gesetzes zur Gemeinde Gründau.[15]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher war von Mai 2006 bis Mai 2011 Stefan Ament (CDU), von Mai 2011 bis Mai 2016 Hans-Jürgen Michl (SPD) und von Mai 2016 bis Mai 2021 Rainer Klix (FWG). Seit Mai 2021 ist es wieder Hans-Jürgen Michl.[16]

Kulturdenkmäler[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe: Liste der Kulturdenkmäler in Gründau-Mittel-Gründau.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3271 und am nordöstlichen Ortsrand liegt die Bundesstraße 457.

Östlich des Orts liegt der Bahnhof an der Bahnstrecke Gießen–Gelnhausen, auf welcher annähernd stündlich Regionalbahnen der Hessischen Landesbahn verkehren. Die Strecke wurde ab 1860 auf Initiative des Arztes und ehem. Mitgliedes der 2. Kammer der Landstände des Großherzogtums (1847–1850), Christian Peter Heldmann (1808–1866)[17] gebaut. Dafür wurde die Gründau umgebettet und der weit ins Gründautal reichende Geländesporn des Stickelberges gesprengt. Die dabei anfallenden Sandstein-Felsmassen wurden zur Errichtung der Bahntrasse genutzt ebenso wie der beim Tunnelbau Richtung Büdingen anfallende Abraum. Im Volksmund hieß die Bahn bis Ende des 20. Jahrhunderts nach ihrem Initiator und Förderer auch die „Heldmann-Bahn“.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mittel-Gründau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Haushaltsplan der Gemeinde Gründau 2014. S. 4, archiviert vom Original; abgerufen im Oktober 2018.
  2. Gründau - ... die Gemeinde im Grünen. Abgerufen am 11. November 2022.
  3. H. Erich Dietz: Der Reitzeberg (bearbeitet von Klaus von Berg). In: Grindaha, Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Gründau e. V., Heft 26, Gründau 2016, ISSN 2194-8631, S. 60–93
  4. Hans Kreutzer: Die Vor- und Frühgeschichte von Mittelgründau. In: 775 Jahre Mittel-Gründau 1219–1994, herausgegeben von der Vereinsgemeinschaft Mittel-Gründau, 1994 S. 15 f.
  5. Heinrich Reimer: Urkundenbuch zur Geschichte der Herren von Hanau und der ehemaligen Provinz Hanau. Teil 1. 767–1300. Leipzig 1891, Nr. 137, S. 109
  6. Heinrich Georg Semmel: Mittel-Gründau - Entwicklung des Dorfes - historische Karten und Pläne. In: Grindaha, Veröffentlichungen des Geschichtsvereins Gründau e. V., Heft 29, Gründau 2019 ISSN 2194-8631, S. 12 ff.
  7. Martin Schäfer: Untergegangene Orte im Kreis Gelnhausen. In: Zwischen Vogelsberg und Spessart − Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen 1955, Jahreskalender für Familie und Heim in Stadt und Land zwischen Vogelsberg und Spessart, hrsg. von Landrat Kress, Gelnhausen 1954, S. 39 f.
  8. Martin Schäfer: Untergegangene Orte im Kreis Gelnhausen. In: Zwischen Vogelsberg und Spessart − Heimat-Jahrbuch des Kreises Gelnhausen 1955, Jahreskalender für Familie und Heim in Stadt und Land zwischen Vogelsberg und Spessart, hrsg. von Landrat Kress, Gelnhausen 1954, S. 31 [38].
  9. Convention Territorial entre le Grand Duc de Hesse et Electeur de Hesse. — Signèe à Francfort sur Mein, le 29 Juin, 1816. British and Foreign State Papers 1815–1816, Band 3, Compiled by the Librarian and Keeper of the Papers, Foreign Office, James Ridgway and Sons, Piccadilly, London 1838, S. 812–819; auch abgedruckt in Grindaha, Heft 26, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2016 ISSN 2194-8631 S. 4–12 mit Anmerkung von Norbert Breunig.
  10. Heinrich Georg Semmel: „Grenzland Gründau“ – Eine Staatsgrenze durch Gründau. In: Grindaha, Heft 25, Geschichtsverein Gründau e. V., Gründau 2015 ISSN 2194-8631 S. 129 ff., Karten zum Grenzverlauf auf S. 134, 135 und 137
  11. In Ausführung des Artikels 16 desselben [Friedensvertrags] stattgehabten Verhandlungen sind an das Großherzogthum Hessen folgende Gebietstheile von Preussen abgetreten worden: A. Vormals Kurhessische Gebietstheile: ... Nr. 12) der durch den Grenzvertrag vom 2. Nov. 1852 an Kurhessen abgetretene seither zu den Gemark. Gettenbach, Nieder-Gründau und Lieblos gehörige und nunmehr mit der diesseitigen Gemark. Mittel-Gründau vereinigte Gebietstheil von ca. 1700,00 Morgen (No. 68 Großherzoglich Hessische Centralstelle für die Landesstatistik: Notizblatt des Vereins für Erdkunde und verwandte Wissenschaften zu Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins = Notizblatt des Vereins für Erdkunde III. Folge VI. Heft vom September 1867 S. 113).
  12. Patent, die Ausführung des Artikels 15 des Friedensvertrags mit Preußen betreffend. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt auf das Jahr 1866 vom 27. September 1866 (Nr. 44), S. 413
  13. Arthur Benno Schmidt: Die geschichtlichen Grundlagen des bürgerlichen Rechts im Großherzogtum Hessen. Curt von Münchow, Giessen 1893, S. 46
  14. „Die Meddel-Grenner e.V.“
  15. § 16, Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Büdingen und Friedberg vom 11. Juli 1972. In: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen, Teil I, 1972 (Nr. 17), S. 230
  16. Gemeinde Gründau: Ortsvorsteher: Ortsteil Mittel-Gründau
  17. Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 173.
  18. Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 287.