Mnichovo Hradiště

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Mnichovo Hradiště
Wappen von Mnichovo Hradiště
Mnichovo Hradiště (Tschechien)
Mnichovo Hradiště (Tschechien)
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Středočeský kraj
Bezirk: Mladá Boleslav
Fläche: 3331 ha
Geographische Lage: 50° 32′ N, 14° 58′ OKoordinaten: 50° 31′ 38″ N, 14° 58′ 17″ O
Höhe: 240 m n.m.
Einwohner: 8.949 (1. Jan. 2023)[1]
Postleitzahl: 294 11 – 295 01
Verkehr
Bahnanschluss: Praha–Turnov
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 12
Verwaltung
Bürgermeister: Jiří Plíhal (Stand: 2022)
Adresse: Masarykovo náměstí 1
29521 Mnichovo Hradiště
Gemeindenummer: 536326
Website: www.mnhradiste.cz

Mnichovo Hradiště (deutsch Münchengrätz) ist eine Stadt mit 8500 Einwohnern im Okres Mladá Boleslav, Tschechien.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blick auf die Stadt

Die Stadt liegt 17 Kilometer von der Kreisstadt Mladá Boleslav entfernt am westlichen Rand des Naturschutzgebietes Český ráj (Böhmisches Paradies). Im Westen fließt die Jizera (Iser) am Ort vorbei. Mnichovo Hradiště hat Anschluss an die Schnellstraße R 10 von Prag nach Turnov.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Straßenzug in Stadtmitte mit der Jakobskirche

Das Städtchen entstand in der Mitte des 13. Jahrhunderts als unbefestigter Marktflecken an der Stelle einer älteren Siedlung. Es gehörte zur Herrschaft des Zisterzienser-Ordenshauses Kloster Hradiště im benachbarten Klášter Hradiště nad Jizerou. Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahre 1279. Das Kloster wurde im Frühjahr 1420 von den Orebiten zerstört und nie wieder aufgebaut. Die Besitzungen gingen an den katholischen Adligen Johann von Wartemberg über. Um 1440 gelangte der Hussitenführer Jan Čapek ze Sán in den Besitz der Stadt und der umliegenden Güter mit den Einnahmen aus erbuntertänigen Ortschaften. Nachfolgend wurde Mnichovo Hradiště mehrmals verpfändet. Die Böhmische Kammer verkaufte die Herrschaft 1556 an die Adligen Jiří von Labouň und Jindřich Žibřid. Die Nachkommen Žibřids veräußerten Stadt und Herrschaft 1582 an Christoph Budovec z Budova, dessen Sohn Václav Budovec z Budova im Ort einen Herrensitz erbauen ließ. Er wurde als einer der Anführer des Ständeaufstands in Böhmen (1618) nach der Schlacht am Weißen Berg am 21. Juni 1621 am Altstädter Ring in Prag hingerichtet.

1623 erwarb der kaiserliche Feldherr Albrecht von Waldstein (besser bekannt als Wallenstein) den durch die Böhmische Kammer konfiszierten Besitz. Er wurde dem von ihm gegründeten Herzogtum Friedland einverleibt. 1627 verkaufte Wallenstein den Münchengrätzer Gutsbesitz an seinen Neffen Maximilian von Waldstein, weshalb nach Wallensteins Ermordung 1634 zwar Stadt und Herrschaft Mnichovo Hradiště mitsamt dem gesamten Herzogtum vorübergehend erneut konfisziert wurden, aber dennoch bis 1945 im Besitz der Grafen Waldstein verblieben. Im 17. Jahrhundert wurde das Schloss großzügig umgebaut. Wallenstein selbst wurde 1782 in die Schlosskapelle umgebettet.

Im Jahr 1833 kam es zur Konferenz von Münchengrätz, in der Preußen, Russland und Österreich sich auf eine gemeinsame Politik gegenüber dem Osmanischen Reich verständigten. Im Deutschen Krieg fand am 28. Juni 1866 zwischen dem österreichischen Korps Clam-Gallas und dem preußischen 4. Korps der ersten Armee sowie der Avantgarde der Elb-Husarenarmee die Schlacht bei Münchengrätz statt, in der die Preußen und ihre Verbündeten siegten.

Die Stadt hatte bis mindestens in die Mitte des 19. Jahrhunderts ein jüdisches Ghetto, Schauplatz der meisten Erzählungen Leopold Komperts, der dort auch geboren wurde. Es lag in der langen Judengasse, die sich vom Hauptplatz bis zum Fluss hinzog.[2]

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungsentwicklung bis 1900
Jahr Einwohner Anmerkungen
1830 2883 in 345 Häusern, darunter 15 israelitische Familien[3]
1857 3442 am 31. Oktober[4]
1900 3078 tschechische Einwohner[5]
Einwohnerzahlen seit 1970[6]
Jahr 1970 1980 1991 2001 2003
Einwohner 6 920 8 009 8 435 8 393 8 368

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schloss Mnichovo Hradiště (Münchengrätz)
Grablege von Wallenstein
  • Schloss Mnichovo Hradiště im Stil des Hoch-Barock mit angeschlossenem Kapuziner-Konvent. In der St.-Anna-Kapelle des Konvents befinden sich seit 1782 die sterblichen Überreste des Feldherrn und Herzogs Albrecht von Wallenstein, die nach der Auflösung der Kartause Valdice dorthin überführt wurden. Wallensteins Grabmal trägt die Inschrift: „Quid lucidius sole? Et hic deficiet“ (Was leuchtet heller als die Sonne? Und auch sie geht unter oder: weicht der Finsternis).
  • Landschaftsschutzgebiet Český ráj (Böhmisches Paradies). Nahe der Stadt liegen die Felsenburg Drábské světničky und die Ruine der Felsenburg Valečov.

Ortsteile[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Stadt gehören die 12 Ortsteile Mnichovo Hradiště, Veselá, Hněvousice, Hoškovice, Dneboh, Olšina, Lhotce, Dobrá Voda, Podolí, Hradec, Kruhy und Sychrov.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Mojmír Horyna, Luboš Lancinger, Vojtěch Láska: Mnichovo Hradiště. Schloß – Stadt – Umgebung. Zentrum für Staatliche Denkmalpflege und Naturschutz, Bezirk Mittelböhmen, 1984.
  • Hans-Ulrich Engel: Burgen und Schlösser in Böhmen. Frankfurt am Main 2. Auflage 1978, ISBN 3-8035-8013-7, S. 58f, Abbildung S. 183.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Hradiště – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
  2. Burkhard Bittrich: Nachwort zu Leopold Kompert: Ghetto-Geschichten. Nicolai, Berlin, 2. Aufl. 1993, ISBN 3-87584-228-6; S. 141/142
  3. Johann Gottfried Sommer: Das Königreich Böhmen. Band 2: Bunzlauer Kreis, Prag 1834, S. 201–204, Ziffer 1).
  4. Statistische Übersichten über die Bevölkerung und den Viehstand in Österreich. Wien 1859, S. 40, rechte Spalte.
  5. Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage, Band 14, Leipzig und Wien 1908, S. 251–252.
  6. Tschechische Bevölkerungsstatistik