Montgomerys Paar-Korrelation-Vermutung

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Montgomerys Paar-Korrelation-Vermutung ist eine Vermutung der Mathematik, welche eine Aussage über die Verteilung der Nullstellen der riemannschen ζ-Funktion auf der kritischen Gerade macht. Die Vermutung verbindet die analytische Zahlentheorie mit der Theorie der Zufallsmatrizen. Sie ist somit Teil der stochastischen Zahlentheorie.

Sie wurde 1973 von Hugh Montgomery aufgestellt. Bei einem Gespräch mit Freeman Dyson fand man heraus, dass es sich um die Paar-Korrelationsfunktion der Eigenwerte von hermitischen Zufallsmatrizen (genauer aus dem gaußschen unitären Ensemble) handelt.[1] Es handelt sich um den -Kern, der bei Betrachtung der Eigenwerte einer unendlich-dimensionaler hermitschen Zufallsmatrix innerhalb der "Bulk"-Region auftaucht (d. h. die Region der Eigenwerte, die sich nicht am Rand des Spektrums befinden).

Montgomerys Paar-Korrelation-Vermutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter Annahme der riemannschen Vermutung (RH).

Mit und bezeichne man zwei nicht-triviale Nullstellen der riemannschen ζ-Funktion. bezeichnet das Diracmaß. Die Vermutung lautet:

Formulierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei fix, dann gilt mit

wobei mit Vielfachheiten gezählt, das heißt ist definiert als die Mächtigkeit dieser Menge.

Alternative Formulierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sei fix. Seien skalierte Imaginärteile der Nullstellen, i.e. , dann gilt (für die Paare)[2]

Erläuterungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Faktor stammt von der Riemann-von-Mangoldt-Formel für die Anzahl der Nullstellen der Zeta-Funktion

Eine Interpretation des Ausdruckes ist, dass bis zur Höhe die Nullstellen einen asymptotischen Durchschnittsabstand von haben.

Herleitung durch Montgomery[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Montgomery studierte die Funktion[3]

für wobei und eine Gewichtsfunktion ist, die nur aus rechnerischen Gründen eingeführt wurde.

Durch Anwendung der inversen Fourier-Transformation auf eine Testfunktion kann der Ausdruck umgeformt werden zu

wobei der Faktor wenig beiträgt und ignoriert werden kann.

Montgomerys Theorem[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Montgomery bewies unter der Annahme der RH, dass für die Funktion gleichmäßig konvergiert

Montgomerys F(α)-Vermutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Montgomery stellte basierend auf zahlentheoretischer Argumentation die F()-Vermutung auf, dass für

Die Vermutung wird auch Starke Paar-Korrelation-Vermutung genannt.

Kombinierte man nun alle Schritte, lässt sich die Paar-Korrelation-Vermutung herleiten.

Montgomerys Theorem hat interessante Konsequenzen für die Nullstellen der Zeta-Funktion. Es lässt sich zeigen, dass mindestens aller kritischen Nullstellen einfach sind[3][4]

Roger Heath-Brown und Hung M. Bui haben die Grenze mittlerweile auf erhöht.[5]

Wenn Montgomerys F()-Vermutung wahr ist (unter der Annahme der RH), dann sind fast alle kritischen Nullstellen einfach[3]

wobei die Vielfachheiten der Nullstellen bezeichnet. Das heißt, es gibt kritische Nullstellen, die sehr nahe beieinander sind

Evidenz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Andrew Odlyzko berechnete numerisch nicht-triviale Nullstellen der riemannsche ζ-Funktion, deren Verteilung sich der Paar-Korrelationsfunktion des gaußschen unitären Ensemble näherte.

Hilbert-Pólya Vermutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem Brief von Andrew Odlyzko an George Pólya fragte er diesen, ob es einen physikalischen Grund gäbe, warum die Riemmanische Vermutung wahr sein sollte. Pólya antwortete ihm, dass ihm in Göttingen in der Zeit zwischen 1912 und 1914 von Edmund Landau dieselbe Frage gestellt worden sei. Er gab diesem damals die Antwort, dass er vermutet, dass die Imaginärteile der Nullstellen der riemannschen ζ-Funktion an der Stelle mit den Eigenwerten eines selbstadjungierten Operators übereinstimmen.

Durch Montgomerys Paar-Korrelation-Vermutung bekam diese Vermutung über die Eigenwerte einer Matrix aus dem gaußschen unitären Ensemble eine solide Basis zu einem möglichen Lösungsansatz der riemannschen Vermutung.[6]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hugh Montgomery: The Pair correlation of zeros of the zeta function. Abgerufen am 27. März 2021.
  2. Tiago Pereira: Lectures on Random Matrices. Abgerufen am 1. April 2021.
  3. a b c D. A. Goldston, S.M. Gonek, A.E. Özlük und C. Snyder: On the pair correlation of zeros of the Riemann Zeta-Function. In: London Mathematical Society (Hrsg.): Proceedings of the London Mathematical Society. 2000, doi:10.1112/S0024611500012211.
  4. Adam Lott: Pair Correlation of the zeros of the Riemann Zeta Function. 2019.
  5. Hung M. Bui und D. R. Heath-Brown: On simple zeros of the Riemann zeta-function. In: Wiley (Hrsg.): Bulletin of the London Mathematical Society. Band 45, Nr. 5, 2013, S. 953–961, doi:10.1112/blms/bdt026.
  6. Andrew Odlyzko: Correspondence about the origins of the Hilbert-Polya Conjecture. University of Minnesota, abgerufen am 11. April 2021.