Mordfall Domenico Lorusso

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Der Mordfall Domenico Lorusso war der Mord im Jahr 2013 an einem 31-jährigen italienischen Luft- und Raumfahrtingenieur in München, der von einem Unbekannten erstochen wurde. Der Täter konnte trotz vorhandener DNA-Spuren bis heute nicht ermittelt werden. Auch eine mehrmalige Ausstrahlung in der ZDF-Fernsehreihe Aktenzeichen XY … ungelöst in den Jahren 2013[1] und 2016[2][3] ergab keine verwertbaren Erkenntnisse, die zur Ermittlung des Täters hätten führen können. Im August 2017 rekonstruierte RTL II in der Sendung Ungeklärte Fälle – Deine Hilfe zählt den Tatablauf.[4][5] Der Fall ist auch unter dem Namen „Isarmord“ bekannt.[6]

Das Verbrechen war Vorlage für die Folge Wo bist du, Feigling? der ZDF-Krimiserie München Mord, die am 3. September 2016 ausgestrahlt wurde.[7] Das Drehbuch schrieb Friedrich Ani.

Die Tat ist neben dem Mordfall Michaela Eisch und dem Tod von Sonja Engelbrecht einer der unaufgeklärten Mordfälle in München,[8] die bundesweit eine große Medienresonanz hervorriefen.

Tathergang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Abend des 28. Mai 2013 gegen 22 Uhr befand sich Lorusso zusammen mit seiner Verlobten auf dem Radweg an der Erhardtstraße entlang der Isar auf dem Heimweg nach Haidhausen. Am nächsten Tag wollten sie in ihre Heimatstadt Potenza in Süditalien reisen, um ihren Familien die bevorstehende Heirat bekanntzugeben. Als ein Unbekannter am Fahrbahnrand die Frau, die hinter ihm fuhr, zwischen dem Deutschen Museum und dem Europäischen Patentamt unvermittelt anspuckte, machte Lorusso kehrt, um den Mann zur Rede zu stellen. Aus einiger Entfernung sah die Verlobte ein kurzes Gerangel, bei dem sich der Täter selbst leicht verletzte. Lorusso sank zu Boden und der Täter entfernte sich mit ruhigen Schritten Richtung Corneliusbrücke. Lorusso starb kurze Zeit später im Krankenhaus.

Ermittlungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fahndungsplakat in Tatortnähe, aufgestellt am 26. Mai 2023
Fahndungsplakat der Polizei in Tatortnähe, aufgestellt am 26. Mai 2023

Die Polizei überprüfte seitdem 16.000 Menschen, nahm 5.700 Speichelproben und bearbeitete knapp 800 Hinweise.[9] Die Daten von 64.000 Handys, die bei Funkmasten im Umfeld des Tatorts angemeldet waren, wurden ausgewertet und fast 7.500 Handybesitzer überprüft.[10][11] Die Polizei setzte eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro aus. Zwischenzeitlich waren 30 Beamte in der Sonderkommission „Cornelius“ beschäftigt. Im Dezember 2013 kündigte das Polizeipräsidium München die Auflösung der SoKo und die Reduzierung der Ermittlergruppe auf 8 Personen an,[12] was vom Stadtrat seiner Heimatgemeinde Potenza kritisiert wurde.[13] Auch der Bruder des Opfers erhob Vorwürfe gegen die Ermittlungen.[14][15]

Da der Unbekannte sich bei dem Angriff selbst verletzt hat und am Tatort DNA-Spuren gefunden wurden,[16] gab die Münchner Polizei 2019 unter Anwendung des neuen Polizeiaufgabengesetzes (PAG) eine vertiefte DNA-Analyse bei Experten am Institut für Gerichtliche Medizin der Universität Innsbruck in Auftrag. Laut Ergebnis der Analyse hat der Täter mit hoher Wahrscheinlichkeit braune Augen, eher helle braune Haare und einen „mittleren Hauttyp“, seine Vorfahren väterlicherseits stammten aus Osteuropa im Raum Nordukraine, Belarus und Russland.[17][18]

2022 nahm das Münchner Kommissariat K 11 eine dreimonatige, umfassende Fallrevision der Ermittlungsakten vor, die sich im sogenannten „Mordkeller“ des Kommissariats in der Hansastraße befinden. Dabei stießen die Ermittler auf über 30 neue Spuren, die überprüft wurden. Zusätzlich nahmen die Ermittler erneut Kontakt zu Krankenhäusern, Arztpraxen und Krankenkassen auf, da sich der Täter bei der Tat selbst verletzt hatte und dessen Behandlung bei den damaligen Ermittlungen eventuell übersehen wurde.[19]

Am 26. Mai 2023 wurde von der Polizei für etwa einen Monat eine sechs Quadratmeter große Plakatwand mit einer Fotografie von Domenico Lorusso in der Erhardtstraße in München in der Nähe des Tatortes aufgestellt, um dadurch eventuell neue Hinweise zum Täter zu erhalten. Die Aufnahme wurde der Polizei von der Familie des Ermordeten zur Verfügung gestellt.[20]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nach Aktenzeichen XY: Kaum Hinweise zum Isarmord. Abgerufen am 6. August 2022.
  2. Aktenzeichen XY ungelöst 03.08.2016 ZDF in einem Stück ! (ab Minute 22:40). Abgerufen am 6. August 2022 (deutsch).
  3. Abendzeitung: Isarmord an Domenico L. wieder bei 'Aktenzeichen XY... ungelöst'. 3. August 2016, abgerufen am 6. August 2022.
  4. Augsburger Allgemeine: Isarmord: Ermittler suchen heute auf RTL II nach Hinweisen. Abgerufen am 8. August 2022.
  5. Abendzeitung: Isarmord bei 'Ungeklärte Fälle – Deine Hilfe zählt' auf RTL II am Dienstag. 1. August 2017, abgerufen am 8. August 2022.
  6. Isarmord: Hier schlich sich der Killer davon. In: tz München vom 17. Oktober 2013. Abgerufen am 29. Juli 2022.
  7. TV-Krimi über den Isarmord kommt ins Fernsehen. In: tz München vom 2. September 2016. Abgerufen am 29. Juli 2022.
  8. Isar-Mord an Domenico Lorusso: Warum wurder Täter nie gefunden? In: AzZ München vom 28. Mai 2018. Abgerufen am 29. Juli 2022.
  9. Isar-Mord in München jährt sich: Gibt es immer noch keine Spur vom Täter? Abgerufen am 7. August 2022.
  10. Julian Hans: Isarmord in München: Österreicher erstellen Gutachten. Abgerufen am 7. August 2022.
  11. Isarmord: Tausende Handys im Visier. Abgerufen am 8. August 2022.
  12. "Soko Cornelius" wird aufgelöst. Abgerufen am 8. August 2022.
  13. Isarmord: Italiener fordern Jagd auf Killer. Abgerufen am 8. August 2022.
  14. Augsburger Allgemeine: Bruder des Mordopfers kritisiert Polizei-Arbeit. Abgerufen am 8. August 2022.
  15. Isarmord: Domenicos Bruder kritisiert Kripo. Abgerufen am 8. August 2022.
  16. „Isarmord“ vor fast sieben Jahren: DNA könnte zum Täter führen. Augsburger Allgemeine vom 5. März 2020, abgerufen am 29. Juli 2022.
  17. Abendzeitung: Braune Haare, braune Augen: Das Profil von Domenicos Mörder. 5. März 2020, abgerufen am 8. August 2022.
  18. Julian Hans: Isarmord in München: Österreicher erstellen Gutachten. Abgerufen am 7. August 2022.
  19. Ralph Hub: Isarmord: Münchner Polizei hat über 30 neue Spuren. In: Abendzeitung München. 20. Mai 2023, abgerufen am 21. Mai 2023.
  20. Ralph Hub: Isarmord vor 10 Jahren: Großplakat soll Hinweise auf Täter bringen. In: Abendzeitung München. 28. Mai 2023, abgerufen am 28. Mai 2023.