M. Stellmann

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M. Stellmann war ein Hof-Uhrmacher und Juwelier in Hannover.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das 1908 nach Plänen von Wilhelm Mackensen erbaute Haus Stellmann in der Königstraße 53
Die nach Plänen von Paul Wolf im heute von Hannover 96 genutzten Eilenriedestadion errichtete und von M. Stellmann gestiftete Monumentaluhr

Das Stellmannsche Unternehmen wurde im Jahr 1886 gegründet.[2] Der Uhrmacher- und Uhrenhändler Moritz Stellmann (M. Stellmann sen.)[3] war mit seiner Firma von Anfang die Haupt-Zweigniederlassung der Präszisionsuhrenfabrik A. Lange & Söhne und besaß zudem die Alleinvertretung für die Uhrenmarke „Alpina“.[4] Das Stellmannsche Unternehmen wurde in einem Eckladen gegründet[4] und befand sich im Jahr 1898 im Parterre und im 3. Stockwerk des Hauses Theaterstraße 1.[3]

Kurz nach der Jahrhundertwende kam Max Senn aus der Schweiz nach Hannover, um ab 1901 zeitweilig als Ausbilder im Stellmannschen Unternehmen tätig zu werden. Etwa zur gleichen Zeit lieferte Stellmann die im Inneren der hannoverschen Straßenbahnen angebrachten Uhren.[5]

Von 1906 bis 1908 durchlief Max Stellmann eine Ausbildung an der Deutschen Uhrmacherschule Glashütte und ging anschließend nach Hannover.[1]

Da trotz einer Verlegung der ersten Geschäftsräume in der Theaterstraße 1 in den größeren Nachbarladen der Platz im Lager und der Werkstatt bald nicht mehr ausreichte,[4] baute der Architekt Wilhelm Mackensen in den Jahren 1907 bis 1908 ein Haus in der Königstraße 53 um und gestaltete es als Wohn- und Geschäftshaus für Stellmann neu. Das Gebäude ist heute nicht mehr erhalten.[6]

In der Zeit des Ersten Weltkriegs wurde Stellmann zum Hofuhrmacher ernannt. 1905 ernannte Großherzog Wilhelm Ernst des Großherzogtums von Sachsen Stellmann zum „Großherzoglich Sächsischen Hofuhrmacher und Hoflieferanten“.[7]

Stellmanns patentierte Straßenbahn-Uhren waren über Jahrzehnte zu Tausenden ins In- und Ausland geliefert worden. Zudem lieferte das Unternehmen zahlreiche Uhren für den öffentlichen Raum, einige davon auch als Stiftungen. Der bekannteste Werbespruch des Unternehmens lautete im Volksmund seinerzeit: „Nach Stellmanns Uhren stellt man seine Uhren“.[4] Für das heutige Eilenriedestadion stiftete M. Stellmann die Stadion-Uhr.[8]

1926 ging das Unternehmen von M. Stellmann sen. auf seine beiden Söhne über.[4]

Anlässlich des 50sten Gründungsjubiläums des Unternehmens wurde dem Firmengründer M. Stellmann sen. 1936 zum Ehrenmeister der Handwerkskammer Hannover ernannt.[9]

Uhren-Stellmann beging im Jahr 1961 das 75-jährige Gründungsjubiläum.[2][10] Etwa zur gleichen Zeit trug das Unternehmen durch die Lieferung von Abbildungsunterlagen am 1962 herausgegebenen Werk zur Kulturgeschichte der Schraube bei.[11]

Im hannoverschen Adressbuch von 1975 taucht das Unternehmen M. Stellmann nicht mehr auf.[12]

Uhrensammlung von M. Stellmann sen.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Firmengründer M. Stellmann sen. hatte im Laufe seines Lebens eine der größten Antiken-Uhrensammlungen in Deutschland aufgebaut und sich auch damit einen bedeutenden Namen gemacht. Dazu zählten mehr als 200 herausragende und tragbare Uhren des 16. bis zum 18. Jahrhundert. Dieser Teil der Stellmannschen Sammlung bot eine allgemeine Übersicht über die Entwicklung der Taschenuhren. Zur Sammlung zählten aber auch historische Sonnenuhren, antike Kunstuhren und kostbare Bronze-Pendulen.[4]

So erwarb Stellmann z. B. 1898 bei der Uhrenmanufaktur A. Lange & Söhne eine in einem Gehäuse aus 18 Karat Roségold eingelassene, hochfeine, schwere Savonnette mit Viertelstundenrepetition. Die Uhr mit der Werksnummer 40736, die sich als einzige bekannte irreversibel um 1000 von der von dem Graveur in die Uhr eingeritzten Gehäusenummer unterscheidet, erhielt eine Werksverglasung von Lange & Söhne, ein Zifferblatt aus Emaille, ein 3/4-Platinenwerk, 2 Hämmer beziehungsweise 2 Tonfedern sowie eine Goldschrauben-Kompensations-Unruh. Das Stück wurde mehr als ein Jahrhundert später auf einer von Auktionshaus Crott 2016 in Frankfurt am Main durchgeführten Versteigerung zum Schätzpreis zwischen 20.000 und 25.000 Euro angeboten.[1]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Unternehmen erhielt drei Mal das Prädikat als Hofuhrmacher und wurde auf verschiedenen Fachausstellungen prämiert.[4]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): M. Stellmann, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 305
  • 75 Jahre Uhren-Stellmann, in: Neue Uhrmacher-Zeitung. Fachzeitschrift für das Uhrmachergewerbe. Mitteilungsblatt verschiedener süddeutscher Fach- und Innungsverbände (Bayern, Baden-Württemberg, Pfalz), Verlag Wilhelm Kempter, Ulm, Jahrgang 61, Nummer 20, S. 63[13]
  • o. V.: Eine Monumentaluhr im Hindenburg-Stadion in Hannover, in: Deutsche Uhrmacher-Zeitung, Band 46 (1922), S. 321; Digitalisat über die SLUB

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: M. Stellmann (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Vergleiche den reich illustrierten Katalog zur 93. Auktion des Auktionshauses Dr. Crott am 14. Mai 2016 im Hotel Sheraton in Frankfurt am Main (in englischer Sprache), als PDF-Dokument auf der Seite uhren-muser.de
  2. a b 75 Jahre Uhren-Stellmann, in: Neue Uhrmacher-Zeitung. Fachzeitschrift für das Uhrmachergewerbe. Mitteilungsblatt verschiedener süddeutscher Fach- und Innungsverbände (Bayern, Baden-Württemberg, Pfalz), Verlag Wilhelm Kempter, Ulm, Jahrgang 61, Nummer 20, S. 63; vergleiche die Angaben in der Tabelle der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie (DGC)
  3. a b Adreßbuch, Stadt- und Geschäftshandbuch der Königlichen Residenzstadt Hannover und der Stadt Linden auf das Jahr 1898, Abteilung I, 3: Alphabetisches Verzeichniß der Einwohner und Handelsfirmen, S. 1029; Digitalisat der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek (GWLB) über die Deutsche Forschungsgemeinschaft
  4. a b c d e f g Paul Siedentopf (Hauptschriftleiter): M. Stellmann, in ders.: Das Buch der alten Firmen der Stadt Hannover im Jahre 1927, unter Mitwirkung von Karl Friedrich Leonhardt (Zusammenstellung des Bildmaterials), Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, Leipzig 1927, S. 305
  5. Heinrich Beyer: Zur Geschichte des hannoverschen Stadtverkehrs', in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Band 12 (1959), Hannover: Hahnsche Buchhandlung und Verlag, 1959, S. 41–112; hier: S. 94; Vorschau über Google-Bücher
  6. Reinhard Glaß: Mackensen, Wilhelm in der Datenbank Architekten und Künstler mit direktem Bezug zu Conrad Wilhelm Hase (1818–1902), ein Forschungsprojekt von Günther Kokkelink (†), Monika Lemke-Kokkelink und Reinhard Glaß, [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 31. Juli 2019
  7. Deutsche Uhrmacher-Zeitung, Band 40, Verlag C. Marfels, 1916, S. XVIII, 189 u.ö.; Vorschau über Google-Bücher
  8. o. V.: Von Anfang an: Das Eilenriedestadion in Hannover, illustrierte Beschreibung des Stadions mit einer Abbildung der Stellmannschen Standuhr auf der Seite der Architekten Schulze & Partner [ohne Datum], zuletzt abgerufen am 31. Juli 2019
  9. Deutsche Uhrmacher-Zeitung, Jahrgang 1936, Nummer 50, S. 659; Digitalisat
  10. Adressbuch der Landeshauptstadt Hannover 1962 (ABH 1962), Abteilung 2: Alphabetischer Teil, S. 762
  11. Rudolf Kellermann, Wilhelm Treue: Die Kulturgeschichte der Schraube, 2., erweiterte und bis zum 20. Jahrhundert fortgeführte Auflage, hrsg. im Auftrag der Kamax-Werke R. Kellermann, Osterode am Harz und Homberg/Oberhessen, München: Bruckmann, 1962, S. 308
  12. Siehe dort
  13. Vergleiche die Angaben in der Tabelle der Deutschen Gesellschaft für Chronometrie

Koordinaten: 52° 22′ 25″ N, 9° 44′ 32,7″ O