Moses Wassermann

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Moses Wassermann

Moses (von) Wassermann (geboren am 15. Juli 1811 in Gunzenhausen, nach anderen Angaben in Ansbach; gestorben am 18. Oktober 1892 in Stuttgart) war Rabbiner und Kirchenrat der jüdischen Oberkirchenbehörde in Stuttgart.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moses Wassermann war der Sohn des Salomon Wassermann (* 1780), Privatgelehrter in Ansbach, Bezirksrabbiner in Laupheim und Mergentheim, und der Bertha geborene Weißkopf. Seine Mutter war die Tante des Wallersteiner Rabbiners David Weißkopf.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Moses Wassermann wuchs in Laupheim auf und besuchte das Gymnasium in Ulm. Er hatte Talmudunterricht in Ansbach und privaten Lateinunterricht bei Ludwig Feuerbach. Er studierte von 1827 bis 1829 an der Jeschiwa von Oberrabbiner Abraham Bing in Würzburg. Gleichzeitig betrieb er philologische Privatstudien.

Ab 1829 studierte er zunächst an der Universität Würzburg Philosophie, ab 1830 an der Universität Tübingen Theologie, Philosophie und Sprachen, unter anderen bei Ludwig Uhland. Im Mai 1832 wurde er aufgrund einer philosophischen Arbeit über die „Kategorien“ promoviert. Danach ging er zu den Eltern nach Laupheim.

Im April 1834 bestand Wassermann die württembergische Staatsprüfung. 1834 wurde er zum Rabbinatsverweser in Mergentheim eingesetzt. 1835 wurde er in Mühringen ebenfalls Rabbinatsverweser. 1837 wurde er im Bezirksrabbinat Mühringen in Mühringen definitiv als Rabbiner angestellt. 1873 wurde er Rabbiner in Stuttgart beim Bezirksrabbinat und bekleidete dieses Amt bis 1882. Gleichzeitig wurde er theologisches Mitglied der Israelitischen Oberkirchenbehörde von Württemberg.

Wassermann war Mitarbeiter der Zeitschrift Der Orient (1847–1850) von Julius Fürst.

Moses Wassermann wurde vom württembergischen König als Moses von Wassermann in den persönlichen Adelsstand erhoben. Er erhielt den Kronenorden I. Klasse.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Über die Kategorien und die Art, wie dieselben aufgefaßt werden müssen. Eine philosophische Abhandlung. Dissertation Tübingen 1832.
  • Unter dem Pseudonym „Orientalis“: Das Mädchen von Chaibar. Roman aus dem Leben Muhameds. Stuttgart 1859.
  • Wahre Liebe. Drei Erzählungen. Stuttgart 1863 (Neuauflage unter dem Titel: Drei Erzählungen für die reifere Jugend. Erfurt 1883). Enthält: Paule, der Sackzeichner, Der wackere Vetter und Hilfe zur rechten Zeit.
  • Achtet die Kinder der Armen. Erzählung. Achawa-Jahrbuch 1866.
  • Juda Touro. Ein Gentleman semitischer Abstammung. Biographischer Roman. Zwei Bände, Stuttgart 1875–1877.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Israelit. Centralorgan für das orthodoxe Judentum. Mainz 1861, S. 232.
  • David Chaim Lippe: Bibliographisches Lexicon der gesammten jüdischen Literatur der Gegenwart, und Adress-Anzeiger. Ein lexicalisch geordnetes Schema mit Adressen von Rabbinen, Predigern, Lehrern, Cantoren, Förderern der jüdischen Literatur in der alten und neuen Welt, nebst bibliographisch genauer Angabe sämmtlicher von jüdischen Autoren der Gegenwart publicirten, speciell die jüdische Literatur betreffenden Schriftwerke und Zeitschriften. Wien 1879–1881, S. 517.
  • Meyer Kayserling (Hrsg.): Bibliothek jüdischer Kanzelredner. Eine chronologische Sammlung der Predigten, Biographieen und Charakteristiken der vorzüglichsten jüdischen Prediger. Band II, Berlin 1872, S. 270.
  • Meyer Kayserling: Die jüdische Literatur von Moses Mendelssohn bis auf die Gegenwart. In: Jakob Winter und August Wünsche (Herausgeber): Die jüdische Literatur seit Abschluß des Kanons. Bd. III, 1896, S. 889.
  • Kirchenrat Dr. Moses v. Wassermann. In: Israelitisches Kirchenvorsteheramt Stuttgart (Hrsg.): Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Synagoge zu Stuttgart. Stuttgart 1911, S. 66–70.
  • Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Chernivtsi (Czernowitz) 1925–1931, Band VI, S. 217.
  • Heinz Högerle: Aus der Geschichte des Rabbinats Mühringen. Moses von Wassermann; Rabbiner, Schriftsteller, Menschenfreund. In: Träger- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen: Mitteilungen, 2003.
  • Helmuth Mojem (Bearb.): Ludwig Uhland, Das Stylisticum. Band 2: Die Beiträger. Biographien und Dokumente. Wallstein, Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5146-2, S. 997–1005.
  • Aron Tänzer: Die Geschichte der Juden in Württemberg. 1937, S. 47, 75 (Nachdruck Frankfurt am Main 1983).
  • Theodor Schott: Wassermann, Moses. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 235 f.
  • Eintrag Wassermann, Moses [von], Dr. In: Michael Brocke und Julius Carlebach (Herausgeber), bearbeitet von Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 1: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871. K·G·Saur, München 2004, ISBN 3-598-24871-7, S. 879f.