Muggeseggele

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Der Begriff Muggeseggele bezieht sich auf das Geschlechtsorgan der männlichen Stubenfliege.

Ein Muggeseggele (auch Muggaseggele, Muggaseggel oder Muggaseggl) ist im alemannischen Dialekt eine scherzhaft gebrauchte, sehr kleine „Einheit“ für Länge, Winkel, Gewicht oder Zeit.[1] Sie bezieht sich auf das Geschlechtsorgan der männlichen Stubenfliege.[2]

Im schwäbischen Dialekt wird die Stubenfliege mit etwa sieben Millimeter Körperlänge als „Mugg“ bezeichnet. Die Bezeichnung Muggeseggele geht ursprünglich auf das lateinische saccellus, sprich den Hodensack zurück. Mit dem Ausdruck ist aber mittlerweile der Aedeagus, das die Spermien übertragende Zeugungsglied der Stubenfliege, gemeint.[3] Diesen Körperteil der Stubenfliege hat ein Entomologe vom Stuttgarter Naturkundemuseum wissenschaftlich vermessen. Laut seiner Untersuchung liegt der Durchschnittswert bei 0,22 Millimetern.[4] Dies entspricht rund 1115 Zoll.

Der „Seckel“ ist eines der wenigen explizit sexuell konnotierten Schimpfwörter in der deutschen Sprache, in der sonst eher mit Ausdrücken der Fäkalsprache verunglimpft wird.[3] Hingegen wird die Bezeichnung Muggeseggele nicht als Schimpfwort verwendet und ist dementsprechend auch kindertauglich. So wird zum Beispiel in der in Fellbach nahe Stuttgart spielenden Kinder- und Jugendfernsehserie Ein Fall für B.A.R.Z. des Südwestrundfunks (SWR) die schwäbische Redewendung A muggeseggele Zeit hädde mer no! (hochdeutsch ‚Ein bisschen Zeit hätten wir noch!‘) verwendet. Zudem findet sich die Redewendung mitsamt Übersetzung im Schwäbisch-Lexikon, das der SWR zusammen mit weiterem Informationsmaterial ergänzend zu dieser Fernsehserie auf seinem Onlineportal SWR Kindernetz anbietet.[5]

Im Jahr 2009 wählten die Leser der Stuttgarter Nachrichten „Schwabens kleinste Einheit“ mit großem Vorsprung zum schönsten schwäbischen Wort.[6] Seit Anfang 2014 versucht der private Radiosender Antenne 1 das Wort in der Schreibweise Muggaseggele in den Duden zu bringen.[7]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Elisabeth Dostert: Chinesisch in Schwaben. Die Ausbilder von Albstadt. Auf: Süddeutsche.de. 21. Mai 2010; abgerufen am 7. Juli 2013.
  2. Michael Petersen: „Schwäbisch für Reigschmeckte.“ „Was ist denn bitte schön ein Muggaseggel?“ (Memento vom 24. Juni 2013 im Webarchiv archive.today) Auf: Stuttgarter-Zeitung.de. 3. November 2008.
  3. a b Hans-Martin Gauger: Das Feuchte und das Schmutzige. Kleine Linguistik der vulgären Sprache (= Beck’sche Reihe. Band 6038). Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-62989-1, Einleitung sowie S. 30–36.
  4. Henning Petershagen: Schwäbisch auf Anfrage. 1 Muggaseggl = 0,22 Millimeter. In: Datenblatt Messtechnik. Maßeinheiten → Qualitätstechnik: Muggaseggl vom 15. September 2010; PDF, 497 kB; abgerufen am 7. Juli 2013.
  5. Schwäbisch-Lexikon (Memento vom 3. Juni 2015 im Internet Archive) zur Kinder- und Jugendfernsehserie Ein Fall für B.A.R.Z. des SWR. Auf: Onlineportal SWR Kindernetz; abgerufen am 14. Juli 2013.
  6. Jan Sellner: Schönstes schwäbisches Wort. Großer Vorsprung für Schwabens kleinste Einheit. In: Stuttgarter Nachrichten. 9. März 2009; abgerufen am 14. Juli 2013.
  7. Stuttgarter Nachrichten, Stuttgart, Germany: Antenne 1 kämpft fürs Muggaseggele: Schwabizismen für den Duden! In: stuttgarter-nachrichten.de. (stuttgarter-nachrichten.de [abgerufen am 7. November 2018]).