Museum Lichtenberg im Stadthaus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Museum Lichtenberg im Stadthaus

Bauensemble des Museums
Ecke Türrschmidt- /Stadthausstraße
Daten
Ort Berlin-Rummelsburg, Türrschmidtstraße 24
Art
kommunale Einrichtung
Eröffnung 1990
Betreiber
Bezirk Lichtenberg
Leitung
Anna Katz
Website
ISIL DE-MUS-816815

Das Museum Lichtenberg im Stadthaus ist eine kommunale Kultureinrichtung des Berliner Bezirks Lichtenberg und befindet sich seit 2006 in einem Bauensemble mit dem erhaltenen westlichen Gebäudeteil des früheren Rathauses der Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg in der Victoriastadt im Ortsteil Rummelsburg in der Türrschmidtstraße 24. Das Museum geht auf die Lichtenberger Ortschronik zurück. Sie musste mehrfach ihren Standort wechseln.

Das Museum bietet eine Dauerausstellung zur Geschichte des Bezirks, wechselnde Sonderausstellungen, Vorträge, Stadtrundgänge, Filmaufführungen, museumspädagogische Veranstaltungen und die Nutzung eines umfangreichen Archivs und einer Präsenzbibliothek. Außerdem finden auch häufig Sonderausstellungen statt.

Das Stadthaus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vom ehemaligen Rathaus der Gemeinde Boxhagen-Rummelsburg (1901 eröffnet) ist nur der westliche Gebäudeteil erhalten. Der repräsentative mittlere und der östliche Gebäudeteil wurden am 26. Februar 1945 bei einem alliierten Bombenangriff zerstört.[1] Der erhaltene Gebäudeteil wurde nach dem Zweiten Weltkrieg wieder nutzbar gemacht und 1960 durch einen niedrigeren östlichen Eckanbau auf den alten Grundmauern erweitert. Nach 1949 befanden sich in dem Gebäude das Referat Jugendhilfe und die Abteilung Volksbildung des Rates des Stadtbezirks Lichtenberg und nach 1989 bis 1995 der Bereich Bildung des Lichtenberger Bezirksamtes.

Geschichte des Museums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lichtenberger Heimatarchiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Bezirksamt Lichtenberg hatte am 10. Juli 1933 die Errichtung eines Lichtenberger Heimatarchivs beim Volksbildungsamt beschlossen. Die Betreuung übernahmen ehrenamtliche Mitarbeiter, die Finanzierung erfolgte durch Geld- und Sachspenden. Die Ziele waren wie folgt festgelegt: „Sammlung von fotografischen Abbildungen, Anlegung einer Bibliothek zum Bezirk Lichtenberg und Sammlung von Dokumenten, Plänen, Karten und Sachzeugnissen“. Die Fotosammlung erfolgte in enger Zusammenarbeit mit der Amateur-Photographen-Vereinigung 1920 Berlin-Lichtenberg und deren Vorsitzenden Br. A. Georgi. Zielgerichtet wurden Fotodokumente über öffentliche Gebäude, historische Bauwerke, industrielle, gewerbliche und kaufmännische Anlagen und Einrichtungen, sowie Denkmäler, Brunnen, Brücken, Parks, Gärten und Gärtnereien, und die Menschen im Bezirk Lichtenberg zusammengetragen und katalogisiert. Die Bevölkerung wurde zur aktiven Mithilfe bei der Erweiterung der Sammlung aufgerufen. Zum damaligen Bezirk gehörten bis 1980 die (heutigen) Ortsteile Biesdorf, Friedrichsfelde, Hellersdorf, Karlshorst, Lichtenberg, Kaulsdorf, Mahlsdorf und Marzahn. Für den Bereich Mahlsdorf gab es bereits von einem Ortschronisten zusammengetragene Dokumente, die in die Archivsammlung aufgenommen wurden. Aufbewahrungsort der Sammlung war offenbar direkt das Rathaus Lichtenberg. Ende Dezember 1937 wurde das Lichtenberger Heimatarchiv mit den Fotos in Alben der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.[2]

Mit einer auf das Rathaus abgeworfenen Fliegerbombe im Jahr 1944 ging die Sammlung durch Brand jedoch weitgehend verloren.[3]

Nach dem Krieg und nach dem Wiederaufbau des Rathauses wurden die wenigen erhaltenen Archivunterlagen dem Stadtarchiv Berlin übergeben und dort weiter verwaltet. Diese Sammlung enthielt auch Fotos, die für das Heimatarchiv gefertigt, und nicht in den Alben eingearbeitet worden waren. Nach dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung gingen einige Sammlungsteile an das Landesarchiv Berlin.[2]

Lichtenberger Ortschronik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Initiative des Deutschen Kulturbundes wurde in den 1950er Jahren eine Ortschronik geführt, die aus bislang ungeklärten Gründen zerstört wurde. Nur wenige Dokumente daraus blieben erhalten. 1978 wurde die Lichtenberger Ortschronik gegründet, deren Leiterin Christine Steer gemeinsam mit ehrenamtlichen Geschichtsinteressierten zur Bezirksgeschichte recherchierte.

Die Ortschronik sollte, so berichtet Christine Steer, „Räume in einem hundertjährigen Haus am Anger von Friedrichsfelde erhalten – aber das schöne Baudenkmal wird 1984 in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen, es soll die damals fällige Eröffnung der Bezirksverwaltung Berlin des Ministeriums für Staatssicherheit nicht stören“.[3]

Angeregt durch die Vorbereitung der 750-Jahrfeier Berlins 1987 wuchs das Interesse an der Heimatgeschichte. So wurde aus der Ortschronik das Heimatgeschichtliche Kabinett, das nach Unterbringung in verschiedenen Provisorien, unter anderem in einer Baracke in der Harnackstraße, 1986 in den fünf Räumen einer früheren Wohnung im viergeschossigen Mietshaus Deutschmeisterstraße 4 auf 84 m² untergebracht wurde.[3]

Heimatmuseum Lichtenberg 1990–2006[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung gründeten sich nach den Kommunalwahlen auch alle Bezirksämter neu. Die neue Ratsversammlung von Lichtenberg sorgte dafür, dass die Heimatgeschichtliche Sammlung erhalten blieb und in der Deutschmeisterstraße 4 (Zugang von der Parkaue) Räume für eine Präsentation einiger Exponate bekam. Aus der Sammlung wurde nun das Heimatmuseum Lichtenberg, dessen Ausstellungsfläche gerade einmal 22 m² betrug; das änderte sich dann 26 Jahre nicht. Es gab aber neben der Ausstellung in diesen Räumen auch Sonderausstellungen an anderen Orten, z. B. in Schulen, Bibliotheken und Läden.

Im Jahr 1991 verfügte das Museum über 25 Einzelsammlungen, dazu gehörten Fotos und Postkarten, ungefähr 40 historische Berliner Stadtpläne, Tages- und Betriebszeitungen, Presse-Ausschnitte, Plakate, Werke der bildenden Kunst, Dokumente und gegenständliche Sachzeugen wie beispielsweise die silberne Amtskette des Lichtenberger Gemeindedieners.

Auch wissenschaftliche Forschung wurde betrieben, dank derer unter anderem ein drei Meter hoher Obelisk aus der Zeit der Einigungskriege Preußens gerettet wurde, die dann als Preußensäule auf dem Anger von Friedrichsfelde aufgestellt wurde. Im Jahr 1989 konnte die Museumsleitung die Streichung der historisch bedeutsamen Straßennamen Rutnikstraße und Ruschestraße verhindern, die Personen aus der Ortsgeschichte ehren.[4]

Die Übernahme einer Karlshorster Villa durch das Museum scheiterte 1992 wegen Restitutionsansprüchen.

Im Jahr 2001 wurden nach der Fusion der früheren Bezirke Lichtenberg und Hohenschönhausen die Sammlungen zusammengeführt. Die Leitung suchte nach einem neuen Standort.

Museum Lichtenberg im Stadthaus seit 2006[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gebäude[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebäudeensemble an der Türrschmidtstraße 24 wurde von 2003 bis 2006 für 3,3 Millionen Euro umgebaut. 2,2 Millionen Euro kamen aus dem Förderprogramm Städtebaulicher Denkmalschutz, eine Million Euro aus dem Etat des Landes Berlin und des Bezirksamtes Lichtenberg und 100.000 Euro aus dem Förderprogramm Urban II. In dem zweigeschossigen Seitenflügel mit restaurierter Klinkerfassade, der früheren Remise des Stadthauses, und in dem Eck-Anbau von 1960 wurden Büro, Archiv- und Projekträume eingerichtet. Hier entstanden auch die Ausstellungsräume. Im fünfgeschossigen Hauptgebäude zur Türrschmidtstraße waren unter anderem eine Atelierwohnung, ein großer Veranstaltungsraum, eine Bücherstube und ein Kieztreff mit Info-Café entstanden.[5]

Am 18. August 2006 zog das Museum ein.

„Das mit großzügigem Aufwand sanierte Stadthaus am Tuchollaplatz, selbst ein geschichtsträchtiger Ort, wurde Heimstatt für ein modernes, den Anforderungen der Zukunft gerechtes Museum.“

Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Museum[6]

Sammlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wer das Museum besuchen möchte und den Hausflur durchquert hat, sieht auf dem Hof links den Museumseingang in dem modernen verglasten Zwischentrakt, der den historischen Klinkerbau und den Eckanbau verbindet. In dem Faltblatt des Museums zum zehnjährigen Bestehen 2016 heißt es:

Das Museum verfügt über eine Sammlung von mehr als 1000 Objekten, über 120 Meter Aktenbestand und tausende Fotografien. Ein Teil der Objekte wird in einem Depot in Friedrichsfelde aufbewahrt.
Durch Schenkungen, Leihgaben, Ankäufe und Übernahme von privaten Nachlässen sowie durch eigene Forschungen erweitert das Museum seine umfangreichen Sammlungen und Bestände zur Bezirks- und Ortsteilgeschichte, die hier gesichert, bewahrt, verwaltet und präsentiert werden.

Am 21. August 2021 war die überarbeitete Dauerausstellung „Was? Wo? Wie? Wer? WOW! – Made in Lichtenberg“ fertig und wurde mit einem öffentlichen Museumsfest feierlich eröffnet.[7]

Objekte der Sammlung (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Leitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Leiterin des Museums war Christine Steer bis Ende September 2012 tätig. Danach wurde der Historiker Thomas Thiele neuer Museumsdirektor; er hatte den Aufbau der neuen Dauerausstellung zunächst ab 2006 im Stadthaus kuratiert. Vom Oktober 2020 bis November 2021 führte Catrin Gocksch das Museum kommissarisch. Seit 1. Dezember 2021 ist Anna Katz Museumsleiterin und zugleich Leiterin des Fachbereichs Museum und Geschichte[8][9] im Amt für Weiterbildung und Kultur des Bezirksamtes Lichtenberg.

Internetauftritt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf der Website des Museums finden Interessenten neben anderen nützlichen Informationen eine Liste von Veröffentlichungen, eine chronologische Übersicht über die bisherigen Ausstellungen, die Vorstellung von Menschen aus Geschichte und Gegenwart des Bezirks in der Reihe Person des Monats und von Objekten aus der Sammlung des Museums in der Reihe Objekt des Monats.[10]

Förderkreis des Museums[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1993 gibt es den Förderkreis, zuerst als Förderkreis Heimatmuseum Lichtenberg e. V., ab 2008 als Förderkreis Museum Lichtenberg Im Stadthaus e. V. An der Geschichte des Bezirks Lichtenberg Interessierte kümmern sich um Spendenmittel, Informationsstände, Literatur und Bildmaterial anlässlich von Ausstellungseröffnungen und Veranstaltungen im Bezirk, an denen das Museum beteiligt ist.[11]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodora Paeslack: 700 Jahre Friedrichsfelde. Das Dorf und seine Kirche 1265–1965. Bezirksamt Lichtenberg, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.), 1990.
  • Werner Schüler und Klaus Baumgart: Schulgeschichte des Berliner Bezirkes Lichtenberg 1900–1949. Bezirksamt Lichtenberg, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.), 1993.
  • Werner Schüler: Friedrichsfelder und Karlshorster Gemeindeschulen bis zur Bildung Groß-Berlins 1920. Bezirksamt Lichtenberg, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.), 1995.
  • Fabrikstadt Lichtenberg. Bergauf-Bergab im Berliner Osten. Ausstellungskatalog. Bezirksamt Lichtenberg, Heimatmuseum Lichtenberg (Hrsg.), 1997.
  • Stadterkundungen in Berlin-Lichtenberg. Geschichte und Sehenswürdigkeiten. Hrsg. Kunst- und Kulturamt, Museum Lichtenberg im Stadthaus, Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Abt. Kultur und Bürgerdienste, 2008.
  • Günter Möschner: Auf den Spuren Heinrich Zilles in Berlin-Lichtenberg. Hrsg. Museum Lichtenberg im Stadthaus, Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Kunst- und Kulturamt, 2008.
  • Jürgen Hofmann: 725 Jahre Lichtenberg – kurze Geschichte eines Berliner Bezirk. Bezirksamt Lichtenberg von Berlin (Hrsg.), 2013. ISBN 978-3-00-043170-8.
  • Jürgen Hofmann: Oskar Ziethen – Stationen eines preußischen Kommunalbeamten. Museum Lichtenberg (Hrsg.), 2016, ISBN 978-3-00-053843-8.
  • Schießbefehl für Lichtenberg. Katalog zur Ausstellung. Bezirksamt Lichtenberg von Berlin, Museum Lichtenberg im Stadthaus, 2019, ISBN 978-3-00-061609-9.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Christine Steer: Heimatgeschichtliche Sammlung Lichtenberg. In: Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen (Hrsg.): Neue Wege in der Stadtgeschichte – Ostberliner Heimatmuseen und Sammlungen, Berlin 1991.
  • Einladung 10 Jahre Museum Lichtenberg im Stadthaus am Sonnabend 3. September 2016, 13:00 Uhr. Farbig illustriertes Faltblatt mit ausführlichen Informationen zum Museum. Heimatmuseum Lichtenberg im Stadthaus, 2016.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ralf Schmiedecke: Berlin-Lichtenberg im Wandel der Zeit. Die Reihe Archivbilder. Sutton Verlag, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-280-3, S. 62–63.
  2. a b F Rep. 290-09-03: Darstellung Lichtenberger Heimatarchiv, abgerufen am 28. Mai 2021. Enthält Originalnegative und Vergrößerungen: Ortsteile (Biesdorf, Friedrichsfelde, Hellersdorf, Kaulsdorf, Karlshorst, Lichtenberg, Mahlsdorf und Marzahn), öffentliche Gebäude, historische Privatbauten, industrielle und gewerbliche Anlagen, Denkmäler, Plastiken, Brunnen, Brücken, sonstige Anlagen, Naturaufnahmen, Parks, öffentliche Schmuckanlagen, Friedhöfe, Naturdenkmale. Großstadt/Straße, Siedlung, Laubengelände, Erdgeschichtliche Funde, Erbhöfe, Arbeit und Freizeit, Zeitgeschichte, Schulen und Bibliotheken, Reproduktionen von Urkunden, Landkarten, Grundrisse und Gemälde.
  3. a b c Christine Steer: Heimatgeschichtliche Sammlung Lichtenberg. In: Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen (Hrsg.): Neue Wege in der Stadtgeschichte – Ostberliner Heimatmuseen und Sammlungen, Berlin 1991, S. 49.
  4. Christine Steer: Heimatgeschichtliche Sammlung Lichtenberg. In: Arbeitskreis Berliner Regionalmuseen (Hrsg.): Neue Wege in der Stadtgeschichte – Ostberliner Heimatmuseen und Sammlungen, Berlin 1991, S. 55–56.
  5. Hans-Jürgen Neßnau: Ein Raum für Pinsel-Heinrich. Lichtenberger Stadthaus wurde für kulturelle Nutzung umgebaut. In: Neues Deutschland 28. Juli 2006.
  6. Einladung 10 Jahre Museum Lichtenberg im Stadthaus am Sonnabend 3. September 2016, 13:00 Uhr. Heimatmuseum Lichtenberg im Stadthaus, 2016.
  7. Kurzinfo: Auf den Spuren der Geschichte Lichtenbergs. In: Der Tagesspiegel, 21. August 2021. S. 4 / Leute.
  8. Museum Lichtenberg im Stadthaus - Impressum. Abgerufen am 9. Februar 2022.
  9. Amt für Weiterbildung und Kultur. 7. Februar 2022, abgerufen am 9. Februar 2022.
  10. Webseite des Museums.
  11. Webseite des Museums – Förderkreis

Koordinaten: 52° 30′ 10,9″ N, 13° 28′ 51″ O