Narentaner
Die Narentaner (griechisch Ναρεντάνοι Narentanoi, lateinisch Narentani) waren ein südslawischer Stamm vom 9. bis 11. Jahrhundert in Pagania, einem Küstenstreifen entlang der östlichen Adria. In byzantinischen und venezianischen Quellen wurden sie mehrfach als gefürchtete Piraten erwähnt.
Ethnonym
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Bezeichnung Narentaner leitete sich möglicherweise vom Fluss Neretva (ital. Narenta) ab. Auch die Bezeichnungen Pagani (Heiden) und Mariani (Seevolk) wurden für die Bevölkerung im Gebiet der Narentaner verwendet.
Konstantin VII. schrieb, dass die lateinische Bezeichnung des Stammes Arentani gewesen sei und deren Land Arenta geheißen habe.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Konstantin VII. schrieb um 950, die Narentaner würden von den Serben abstammen.[1] Mittelalterliche Schriftsteller setzten „Serben“ aber oft mit den Slawen als Ganzes gleich, als slawischen Urstamm bzw. Überbegriff für alle Slawen. Wahrscheinlich ist, dass Paganien ab dem 7. Jahrhundert von Kroaten besiedelt wurde.[2]
Die Narentaner waren als Piraten in der Adria gefürchtet. Venezianische Versuche ihrer Befriedung brachten keine dauerhaften Erfolge. Um 839 befuhr der Doge Pietro Tradonico die dalmatinische Küste mit einer großen Flotte und schloss einen Friedensvertrag mit Drosaico, Führer der Marianer (iudex Marianorum). Bei einer erneuten Fahrt nach Dalmatien (um 840?) wurde er von Liudislav empfindlich geschlagen. Nach 870 gelang es byzantinischen Geistlichen, die Narentaner zu christianisieren.
887 wurde der Doge Pietro I. Candiano bei einem Angriff auf Dalmatien getötet, und die Republik Venedig verpflichtete sich zu Tributzahlungen an die dalmatinischen Slawen. Erst 998 gelang es dem Dogen Pietro II. Orseolo, das Gebiet unter venezianische Herrschaft zu bringen, unter byzantinischer Oberhoheit (Suzeränität). Heute ist das Gebiet ein Teil der Republik Kroatien.
Führer
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Drosaico, um 839
- Liudisclau, um 840
- Uneslaf
- Diodur[3]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Belke, Peter Soustal: Die Byzantiner und ihre Nachbarn. Die De Administrando Imperio genannte Lehrschrift des Kaisers Konstantinos Porphyrogennetos (= Byzantinische Geschichtsschreiber. Bd. 19). Übersetzt, eingeleitet und erklärt. Fassbaender, Wien 1995, ISBN 3-900538-54-9.
- Constantine Porphyrogenitus: De Administrando Imperio (= Dumbarton Oaks Texts. Bd. 1 = Corpus Fontium Historiae Byzantinae. Bd. 1). Greek text edited by Gy. Moravcsik. English translation by R. J. H. Jenkins. New, revised edition, 2nd imprint. Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies, Washington DC 1985, ISBN 0-88402-021-5.
- Constantine VII Porphyrogenitos, De Administrando Imperio, openlibrary.org
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ernst Dümmler, Über die älteste Geschichte der Slaven in Dalmatien (549-928) (= Separatum aus den Sitzungsberichten der philosophisch-historischen Classe der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd. 20), W. Braumüller, Wien 1856 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek), S. 45 f.
- Konstantin Jireček, Geschichte der Serben, Bd. 1 (bis 1371), Gotha 1911.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Narentania in einem alten Buch von Thaddäus Bulgarin aus dem 19. Jahrhundert
- Art. Neretvani, Hrvatska enciklopedija
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Constantine Porphyrogenitus: De Administrando Imperio (= Dumbarton Oaks Texts. Bd. 1 = Corpus Fontium Historiae Byzantinae. Bd. 1). Greek text edited by Gy. Moravcsik. English translation by R. J. H. Jenkins. New, revised edition, 2nd imprint. Dumbarton Oaks Center for Byzantine Studies, Washington DC 1985, ISBN 0-88402-021-5; S. 165.
- ↑ Heinrich Kunstmann: Die Slaven, Ihr Name, ihre Wanderung nach Europa und die Anfänge der russischen Geschichte in historisch-onomastischer Sicht. Steiner, Stuttgart 1996, ISBN 3-515-06816-3, S. 125.
- ↑ Vgl. dazu The Journal of the Anthropological Institute of Great Britain and Ireland (1879), S. 87, Google Books