Nasobēm

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Das Nasobēm (Nasobema lyricum), ein fiktives Tier, das auf seinen Nasen einherschreitet, ist der Titelheld eines Gedichtes seines Schöpfers Christian Morgenstern, erschienen in den Galgenliedern:

Das Nasobēm

Auf seinen Nasen schreitet
einher das Nasobēm,
von seinem Kind begleitet.
Es steht noch nicht im Brehm.

Es steht noch nicht im Meyer.
Und auch im Brockhaus nicht.
Es trat aus meiner Leyer
zum ersten Mal ans Licht.

Auf seinen Nasen schreitet
(wie schon gesagt) seitdem,
von seinem Kind begleitet,
einher das Nasobēm.

Das Nasobēm ist ein klassisches Beispiel der Literaturwissenschaft dafür geworden, wie eine übermütige Idee eines Dichters zahlreiche Folgeschriften hervorgerufen hat, denn inzwischen steht es als fingierter Lexikonartikel auch in Meyers Konversations-Lexikon, im Brockhaus und natürlich auch in der Wikipedia.

Das Gedicht inspirierte auch den namhaften deutschen Zoologen Gerolf Steiner (unter dem Pseudonym Prof. Dr. Harald Stümpke) zum Buch Bau und Leben der Rhinogradentia, das seit 1957 in mehreren Nachdrucken im Gustav Fischer Verlag (jetzt Spektrum Akademischer Verlag) erschien. Die Nasobeme oder Nasenschreitlinge werden in Anatomie, Physiologie, Ethologie, Ökologie und Systematik ausführlich dargestellt.

Das Nasobem als Marmorskulptur (2001)

Das imaginäre Tier wird folgendermaßen beschrieben: Artname: Nasobema procedens Mor. (von Stümpke als Nasobēma lyricum Str. zu den Rhinogradentia gestellt). Kennzeichen: Die vierhöckrige Nase, auf der sich das braune bis goldbraune und scheue Tier sehr bequem fortbewegt, macht es unverkennbar. Augen: dunkel- bis nachtbraun, Ohren und Schwanz nach außen unsichtbar, Hinterläufe etwas stärker entwickelt. Höhe bis 80 cm (davon die Höcker rd. 20 %). Vorkommen: Mitteleuropa, auf dem Grunde des Luftmeers, vorwiegend auf Wiesen, Fluren, Triften. Sehr selten geworden (ausgestorben?); ein rezenter Nasobemschädel wurde 2005 an der mitteldeutschen Schleife im Rippach-Tal (nahe der BAB 9) freigepflügt. Das letzte Exemplar seines nächsten Verwandten, des Nasobema ferox L., wurde 1914 im Oberen Lötschtal gewildert. Paart sich ganzjährig, jedoch setzt die Hinde immer im März. Das Kalb steht nach einer Stunde und kann nach einer weiteren die Mutter begleiten, die es bis zur Geschlechtsreife führt. Dämmerungsaktiv. Nahrung sind zumeist Asphodelen, doch nimmt es auch junge Tatzelwürmer auf. Keine natürlichen Feinde.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. In: Natur + Kosmos, 2008, H. 4. (1. April), S. 70; vgl. auch das Aprilheft 2009, S. 70. Nach Stümpke hingegen lebte es auf dem (inzwischen versunkenen) Heieiei-Archipel, ernährte sich rein vegetarisch und trug die Jungen im Beutel. Sein einziger natürlicher Feind war das Raubnasobem (Tyrannonasus imperator Str.). Demnach ist das Procedens vmtl. künftig vom Lyricum zu unterscheiden, und die Arten haben sich schon beim Zerbrechen des paläozoischen Pangäa-Kontinents geteilt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Nasobēm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Nasobema – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Nasobema lyricum – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Das Nasobēm – Quellen und Volltexte