Nawcz (Łęczyce)

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Nawcz
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Nawcz (Polen)
Nawcz (Polen)
Nawcz
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Lębork
Gmina: Łęczyce
Geographische Lage: 54° 30′ N, 17° 57′ OKoordinaten: 54° 30′ 19″ N, 17° 56′ 32″ O
Einwohner:



Nawcz (deutsch Nawitz) ist ein Dorf im Verwaltungsbezirk Landgemeinde Łęczyce (Lanz) in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zum Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).

Geographische Lage

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Das Dorf liegt in Hinterpommern, in der Nähe der früheren Grenze zu Westpreußen, 17 Kilometer ostsüdöstlich von Lauenburg in Pommern, 23 Kilometer südwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und elf Kilometer südsüdöstlich von Łęczyce (Lanz)-

Nawitz, ostsüdöstlich der Stadt Leba an der Ostsee, ostsüdöstlich der Stadt Lauenburg in Pommern und südsüdwestlich des Zarnowitzer Sees, auf einer Landkarte von 1911
Dorfstraße (2024)

In den Zinstabellen von 1437 des Deutschen Ordens wird Nawffze als ein kassubisches Panengut mit Naturallieferung aufgeführt.[1] Schon zur damaligen Zeit war der Gutsbezirk in mehrere Adelsanteile aufgespalten. Um 1780 hatte der Gutsbezirk Nawitz fünf Vorwerke und neun Feuerstellen (Haushaltungen).[2] Schon um 1730 war auch ein Zweig der (evangelischen) Familie Grumbkow in Nawitz vertreten.[3] Am Ende des 18. Jahrhunderts hatten vier verschiedene Besitzer Anteile an Nawitz, darunter auch Georg Friedrich von Grumbkow.[1] Der Hauptmann Nicolaus Martin Friedrich von Grumbkow (1762–1807) kaufte zwei weitere Anteile auf und befand sich 1801 im Besitz von Nawitz A, C und D.[4] Anteil B besaß der Landschaftsrat a. D. Xaver von Lewinski; nach weiteren Besitzerwechseln kam der Gutsbezirk Nawitz am 26. Oktober 1903 an die Landbank in Berlin, die ihn in Rentengüter aufteilte: ein Restgut (Besitzer: Müller) und 17 Ansiedlerstellen.[1]

Am 17. September 1909 wurde der Gutsbezirks Nawitz in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt.[5]

Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Nawitz eine Flächengröße von 4,9 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 32 bewohnte Wohnhäuser an zwei verschiedenen Wohnstätten:[6]

  1. Nawitz
  2. Schönwalde

Um 1935 gab es in Nawitz einen Gemischtwarenladen, eine Molkerei, eine Schmiede und eine Stellmacherei.[7]

Bis 1945 bildete Nawitz eine Landgemeinde im Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich. Nawitz war dem Amtsbezirk Roslasin zugeordnet.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang März 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die einheimischen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Nawitz wurde zu Nawcz polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Nawitz vertrieben.

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
Jahr Einwohner Anmerkungen
1818 70 Dorf, adlige Besitzung[8]
1822 75 Dorf, mit dem Vorwerk Borrow oder Ewald[9]
1852 108 Dorf[10]
1867 135 am 3. Dezember, Gutsbezirk[11]
1871 123 am 1. Dezember, Gutsbezirk, davon 62 Evangelische und 61 Katholiken[11]
1910 217 am 1. Dezember, Gutsbezirk[12]
1925 242 darunter 220 Evangelische und 22 Katholiken[6]
1933 222 [13]
1939 255 [13]
Dorfkirche (2014), bis 1945 Gotteshaus der evangelischen Gemeinde Nawitz

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das evangelische Gotteshaus von der polnischen Administration zugunsten der Römisch-katholischen Kirche in Polen zwangsenteignet und vom polnischen katholischen Klerus ‚neu geweiht‘.

Um 1769 hatte ein katholischer Anteilsbesitzer des Gutsbezirks Nawitz an einen evangelischen Geistlichen die Stolgebühr zu entrichten.[14]

Kirchspiel bis 1945

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Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mit großer Mehrheit der evangelischen Konfession an. Die evangelischen Einwohner von Nawitz gehörten zum evangelischen Kirchspiel in Spechtshagen (früher Zinzelitz).

Das katholische Kirchspiel war in Roslasin.

Polnisches Kirchspiel seit 1945

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Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.

Hier lebende evangelische Polen sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.

  • Nawitz, Dorf, Kreis Lauenburg Pomm., Provinz Pommern. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Nawitz (meyersgaz.org)
  • Pommersches Güter-Adressbuch, Friedrich Nagel (Paul Niekammer), Stettin 1892, S. 118–119 (Google Books).
  • P. Ellerholz: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche, Band 2: Provinz Pommern, 2. Auflage, Nicolai (Stricker), Berlin 1884, S. 46–47 (Google Books).
  • Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1076, Ziffer (59) (Google Books).
  • Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 397–398 (ub.uni-greifswald.de).
Commons: Nawcz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. a b c Franz Schultz: Geschichte des Kreises Lauenburg in Pommern. H. Badengoths Buchdruckerei, Lauenburg 1912, S. 397–308 (ub.uni-greifswald.de).
  2. Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinter-Pommern. II. Teil, 2. Band: Beschreibung der zu dem Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien in Cößlin gehörigen Hinterpommerschen Kreise. Stettin 1784, S. 1076, Ziffer (59) (Google Books).
  3. Marcelli Janecki (Hrsg.): Handbuch des preußischen Adels. Band 2, Mittler, Berlin 1893, S. 305 (Google Books)
  4. Rolf Straubel: Grundbesitz und Militärdienst – Kurzbiographien pommerscher Offiziere (1715 bis 1806), Teil 1, Böhlau, Köln 2021, S. 244 (Google Books, eingeschränkte Vorschau).
  5. Amtsbezirk Roslasin (Territorial.de)
  6. a b Die Gemeinde Nawitz im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern (Memento vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
  7. Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1076 (Google Books).
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 3: Kr–O, Halle 1822, S. 254, Ziffer 278 (Google Books).
  9. Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin/Stettin 1827, S. 289, Ziffer 58 (Google Books).
  10. Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 412 (Google Books).
  11. a b Preußisches Statistischen Landesamt: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung (Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Pommern). Berlin 1873, 170–171, Ziffer 131 (Google Books).
  12. Landkreis Lauenburg in Pommern (Gemeindeverzeichnis.de)
  13. a b Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  14. Max Lehmann: Preussen und die katholische Kirche seit 1640. Vierter Theil: 1758 bis 1775, Hirzel. Leipzig 1883, S. 376 (Google Books).