Mathon (Gemeinde Ischgl)

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Mathon (Dorf)
Ortschaft
Mathon (Gemeinde Ischgl) (Österreich)
Mathon (Gemeinde Ischgl) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, Bundesland Landeck (LA), Tirol
Gerichtsbezirk Landeck
Pol. Gemeinde Ischgl
Koordinaten 46° 59′ 20″ N, 10° 14′ 43″ OKoordinaten: 46° 59′ 20″ N, 10° 14′ 43″ O
Höhe 1454 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft 384 (1. Jän. 2023)
Gebäudestand 113 (2001)
Postleitzahl 6562 Ischgl
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer 16733
Zählsprengel/ -bezirk Ischgl (70608 000)
Bild
Blick vom Rauhen Kopf auf Mathon
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; TIRIS
f0
384

Mathon ist ein Dorf im Paznaun in Tirol wie auch eine Fraktion (Ortschaft) der Gemeinde Ischgl im Bezirk Landeck.

Mathon ist wie Ischgl stark touristisch geprägt. Aufgrund seiner Größe wird Mathon in vielen Bereichen separat genannt, obwohl es keine selbstständige Gemeinde ist.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Dorf Mathon liegt knapp 30 Kilometer südwestlich von Landeck, rund 4 km taleinwärts von Ischgl, etwa auf halbem Weg nach Galtür links der Trisanna auf einer Höhe von etwa 1450 m ü. A.

Zur Fraktion Mathon gehören außerdem der Einzelhof und die Gegend Nederle direkt oberhalb, die Rotte Valzur und der Weiler Piel taleinwärts, sowie die Friedrichshafener Hütte und die Alpen Außerbergli und Innerbergli. Diese Ortschaft umfasst 110 Gebäude mit 384 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2023[1]), der Großteil im Ort selbst.

Zwischen Valzur und Mathon mündet das Laraintal von Süden in das Paznaun.

Nachbarorte und -ortschaften:
St. Anton am Arlberg (O)

Ischgl (O)∗∗


Valzur
Galtür (O u. Gem.)
Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt

Pasnatsch


Ramosch∗∗ (OT, Gem. Valsot, Kr. Ramosch, GR, CH)
 
Das weitgehend unbewohnte Verwall
∗∗ 
Das Fimbatal östlich gehört zu Ischgl und Ramosch GR (um die Heidelberger Hütte), dazwischen aber Berggebiet von Sent GR

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weiler Valzur, taleinwärts von Nordost, hinten (über Galtür) Gorfenspitze und Hochnörderer, Vallüla (an der Bielerhöhe) und Ballunspitze

Das Dorf wurde im 13. Jahrhundert von den Walsern besiedelt. Im Urbar der Herren von Rottenburg ist um 1360 Muntane erwähnt. Muntan bedeutet im Romanischen ‚Alpgegend‘. Aus der ursprünglichen Alpe entwickelte sich noch im 13. oder im 14. Jahrhundert eine Dauersiedlung. Anfangs wurde nur die Schattseite (Nederseite) besiedelt, erst später wurde der Wald auf der Sonnenseite gerodet, um Weideland und Äcker zu gewinnen.[2] Im Urbar von Kloster St. Johann in Müstair von 1394 wird die Siedlung als in territorio Muntani genannt.[3]

Gerichtlich gehörte Mathon ursprünglich zu Nauders und zum Unterengadin (bis 1652) und damit kirchlich zu Sins, Bistum Chur (1807).[4] Zur dortigen St.-Peters-Kirche mussten bis ins 15. Jahrhundert die Toten zur Beerdigung gebracht werden.[2]

Im 18. Jahrhundert wurde oberhalb von Mathon nach Gold gegraben und ein Bergwerk errichtet, von dem heute noch ein rund 20 m langer Stollen erhalten ist. Um 1820 hatte der Ort 132 Einwohner, die ganze Ortschaft 220.[5] Im 19. Jahrhundert herrschte wirtschaftliche Not, der Handel spielte im Paznaun keine Rolle mehr und die Landwirtschaft reichte in der kleinen „Eiszeit“ nicht aus, um die Bevölkerung zu ernähren. Viele Bewohner wanderten als Hirten, Tagelöhner oder Handwerker aus, die Einwohnerzahl stagnierte (1826: 221 Einwohner, 1887: 220 Einwohner).[5]

Ab dem Ende des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein (1861: Erstbesteigung des Fluchthorns, 1908 Errichtung der Kathreinhütte, heute Friedrichshafner Hütte, auf der Muttenalpe), der mit der Errichtung der ersten Seilbahn in Ischgl 1963 zur wichtigsten Erwerbsquelle wurde.[2]

Aufgrund seiner Lage war Mathon immer wieder von Naturkatastrophen betroffen. Im Sommer 1896 bedrohte eine Mure Valzur. Da sie nur geringen Schaden anrichtete, erbauten die Bewohner als Einlösung eines Versprechens die Lourdeskapelle.[2] Einen Tag nach der großen Lawinenkatastrophe von Galtür begrub am 24. Februar 1999 eine weitere Lawine den halben Weiler Untervalzur unter sich. Sieben Menschen kamen dabei ums Leben.[6] Beim Hochwasser im August 2005 wurde bei Mathon der gesamte Talboden verwüstet, wobei sich die Trisanna ein völlig neues Flussbett grub.[7]

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Expositurkirche Mathon
Kapelle Mathon
  • Katholische Expositurkirche Mathon hl. Sebastian
  • Widum Mathon
  • Sebastiansbrunnen Mathon
  • Dreikönigskapelle Mathon

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mathon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. a b c d Gemeinde Ischgl: Ortsteile: Mathon, ischgl.tirol.gv.at
  3. Yvonne Kathrein: Die Orts- und Flurnamen von Ischgl (Arbeitspapiere der Romanistik 32). Innsbruck: Institut für Romanistik 2006, S. 65.
  4. Gemeinde Ischgl: Kirchen: Zur Pfarrgeschichte von Ischgl, ischgl.tirol.gv.at
  5. a b Kurt Klein (Bearb.): Historisches Ortslexikon. Statistische Dokumentation zur Bevölkerungs- und Siedlungsgeschichte. Hrsg.: Vienna Institute of Demography [VID] d. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Tirol, Ischgl, S. 102 (Onlinedokument, Erläuterungen. Suppl.; beide PDF – o.D. [aktual.]).
  6. Lebensministerium: Lawinenwinter 1999 und die Katastrophe von Galtür, naturgefahren.at
  7. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hochwasser 2005 – Ereignisdokumentation der Bundeswasserbauverwaltung, des Forsttechnischen Dienstes für Wildbach- und Lawinenverbauung und des Hydrographischen Dienstes. Wien 2006 (PDF; 5,2 MB@1@2Vorlage:Toter Link/www.lebensministerium.at (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.)