Neue Johanneskirche (Mußbach)

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Katholische Kirche St. Johannes Baptist

Basisdaten
Konfession römisch-katholisch
Ort Neustadt an der Weinstraße, Ortsteil Mußbach, Deutschland
Diözese Bistum Speyer
Patrozinium Johannes der Täufer
Baugeschichte
Bauherr Jakob Blum
Architekt K. Butz, W. Blum
Bauzeit 1957–1959
Baubeschreibung
Einweihung 9. August 1959
Baustil Beton
Ausstattungsstil Seitenkapelle mit Buntglasfenster
Bautyp Rundbau
Funktion und Titel

Bis 2015 Pfarrkirche der Katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes Mußbach

Koordinaten 49° 22′ 5,7″ N, 8° 10′ 16,5″ OKoordinaten: 49° 22′ 5,7″ N, 8° 10′ 16,5″ O

Die neue St.-Johannes-Kirche im Winzerdorf Mußbach an der Weinstraße, das 1969 als Ortsteil nach Neustadt an der Weinstraße (Rheinland-Pfalz) eingemeindet wurde, ist ein aus der Mitte des 20. Jahrhunderts stammendes Kirchengebäude der Katholiken.

Geographische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die neue Johanneskirche steht auf einer Höhe von 143 m ü. NHN[1] im südöstlichen Bereich des historischen Herrenhofs; ein Zugang erfolgt von Norden (Herrenhofgasse), einer von Süden (Landesstraße 516, An der Bleiche). Der Herrenhof gehörte seit dem 13. Jahrhundert dem Johanniterorden, der später in Malteserorden umbenannt wurde. Im Nordwesten des Geländes steht die alte Johanneskirche. Nördlich der neuen Kirche fließt der dort kanalisierte Mußbach vorbei.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Hochmittelalter erbaute alte Johanneskirche war 1707 als Folge der Reformation wie viele andere Gotteshäuser mit einer Trennwand zwischen Chor und Schiff versehen worden, um Katholiken und Protestanten als Simultaneum zu dienen. Insbesondere an dem durch die Katholiken genutzten Chor traten im Laufe der Zeit erhebliche Mängel und Schäden auf, so dass nach dem Zweiten Weltkrieg ein Ersatzgebäude in der Nähe geplant wurde.

In den späten 1950er Jahren wurde unter Pfarrer Jakob Blum, der von 1949 bis 1961 amtierte, die neue Kirche als Rundbau aus Beton errichtet. Die Grundsteinlegung fand im Juni 1957 statt. Wie schon die alte Kirche wurde auch die neue Johannes dem Täufer gewidmet, dem Patron des einstigen Johanniterordens. Die Weihe vollzog der Speyerer Bischof Isidor Markus Emanuel am 9. August 1959.[2] Am 21. November 1958 war mit Hilfe eines Hubschraubers der US-amerikanischen Luftwaffe eine große Lichtkuppel aus Acrylglas auf den höchsten Punkt des halbkugelförmigen Kupferdaches aufgesetzt worden, um in dessen Mitte als Rundfenster zu dienen.[2] Nach Art eines italienischen Campanile wurde ohne bauliche Verbindung neben dem Rundbau ein 30 m hoher Turm errichtet. Er trug eine mit Kupfer belegte Rundhaube und erhielt ein Geläut aus vier Glocken. Die sogenannte „Unterkirche“ im Souterrain des Gebäudes wurde für Versammlungen und Veranstaltungen eingerichtet; sie ermöglicht auch kleine Gottesdienste.

Johanneskirche ohne Turm (2004–2015)

Seit Dezember 2004 fehlte der neuen Johanneskirche der Turm. Dieser musste, nur 45 Jahre nach Fertigstellung, wegen Baufälligkeit abgebrochen werden, weil der verwendete Beton den Schwingungen der Glocken nicht standgehalten hatte und Risse aufgetreten waren. Der Turm sollte nach Sicherung der Finanzierung als Stahl­konstruktion neu erstehen. Die Glocken, zwei aus Eisen und zwei aus Bronze gegossen, wurden bis 2010 auf dem Gelände des örtlichen Schwesternhauses zwischengelagert, nach dessen Veräußerung direkt neben der Kirche.[3][4][5]

Am 22. April 2015 wurden die beiden 355 und 513 kg schweren Bronzeglocken, deren Materialwert bei 10.000 € lag, untertags gestohlen. Während ein Architekt und mehrere Arbeiter mit den Vorbereitungen für die im Mai 2015 geplante Errichtung des Stahlaufbaus beschäftigt waren, fuhren zwei Männer mit einem 4,5-Tonnen-Kleinlaster samt Autokran vor und gaben an, sie hätten die Glocken vorübergehend umzulagern. Zur Ausführung des Diebstahls liehen sie sich sogar bei einem nebenan gelegenen Weinbaubetrieb einen Gabelstapler.[3][4][5] Nach Zeugenhinweisen wurden die entwendeten Glocken am 6. Mai 2015 in der etwa 30 km entfernten südpfälzischen Ortsgemeinde Westheim, wohin sie verkauft worden waren,[6] durch die Polizei sichergestellt.[7]

Im Juni, sieben Wochen nach dem Diebstahl, wurde schließlich der knapp 17 m hohe Stahlträgerturm gestellt; er reicht 1,70 m in die Erde. Am 20. Juli 2015 konnten die beiden Bronzeglocken, die Johannes dem Täufer bzw. dem Apostel Andreas geweiht sind, in die Joche aus Eichenholz gehängt werden.[8]

Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der rechten Seitenkapelle befindet sich ein historisches Buntglasfenster, das aus der alten Johanneskirche stammt und Kardinal Johannes von Geissel darstellt, der dort 1796 getauft worden war. Das Fenster wurde von Geissels Protegé Michael Hubert Schmitz gemalt und ist unten rechts mit Schmitz 1858 signiert. Im Hintergrund zeigt es eine Innenansicht des Kölner Doms. Auch eine geschnitzte Kniebank mit Geissels Wappen, bezeichnet 1858, gehört zur Ausstattung der Johanneskirche. Zwei Messkaseln mit seinem Wappen, ebenfalls gestiftet für die Mußbacher Kirche, befinden sich inzwischen in der Stiftskirche Neustadt.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Standort der neuen St.-Johannes-Kirche auf: Kartendienst des Landschaftsinformationssystems der Naturschutzverwaltung Rheinland-Pfalz (LANIS-Karte) (Hinweise), abgerufen am 4. April 2021.
  2. a b Katholische Pfarrgemeinde. Die Geschichte der katholischen Pfarrgemeinde in Mußbach St. Johannes. mussbach.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juli 2015; abgerufen am 12. Mai 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mussbach.de
  3. a b Kathrin Keller (kkr): Kirchenglocken gestohlen. In: Die Rheinpfalz, Südwestdeutsche Zeitung. Nr. 96. Ludwigshafen 25. April 2015, S. 13.
  4. a b Wolfgang Kreilinger (wkr): Neustadt: Polizei sucht blauen Lastwagen. In: Die Rheinpfalz, Lokalausgabe Pfälzer Tageblatt. Nr. 100. Ludwigshafen 30. April 2015, S. 26.
  5. a b Petra Depper-Koch: Unglaublich gutgläubig. In: Die Rheinpfalz, Südwestdeutsche Zeitung. Nr. 101. Ludwigshafen 2. Mai 2015, S. 12.
  6. Steffen Gall: Von Glocken und Dieben. In: Die Rheinpfalz, Beilage Immobilienmarkt. Nr. 70. Ludwigshafen 23. März 2018, S. 5.
  7. Kathrin Keller (kkr): Glocken-Diebstahl: Polizei in Westheim fündig geworden. In: Die Rheinpfalz, Südwestdeutsche Zeitung. Nr. 105. Ludwigshafen 7. Mai 2015, S. 12.
  8. Anke Herbert: Die Glocken läuten wieder. In: Die Rheinpfalz. Ludwigshafen 22. Juli 2015 (online).