Neumayer-Station III
Neumayer-Station III | ||
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Koordinaten | 70° 40′ S, 8° 16′ W | |
Basisdaten | ||
Staat | Antarktika | |
ISO 3166-2 | AQ | |
Einwohner | 9 (2013) | |
Gründung | 2009 | |
Website | Homepage der Station | |
Neumayer-Station III im Dezember 2009
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Die Neumayer-Station III, kurz Neumayer III, benannt nach dem Geophysiker Georg von Neumayer, ist eine deutsche Polarforschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis. Sie befindet sich an der Atka-Bucht auf dem etwa 200 Meter dicken Ekström-Schelfeis[1], etwa 6 Kilometer südlich der abgelösten Neumayer-Station II und treibt mit dem fließenden Schelfeis 157 Meter pro Jahr in Richtung offenes Meer.[2]
Nach einer fast zehnjährigen Projektzeit (beginnend im Oktober 1999), bestehend aus Konzeption, Umweltverträglichkeitsstudie sowie den Planungs- und Bauphasen, wurde der reguläre Stationsbetrieb am 20. Februar 2009 aufgenommen. Die Betriebsdauer ist auf 25 bis 30 Jahre ausgelegt, die gesamte Station mit Projektierung kostet 39 Millionen Euro.[3]
Inhaltsverzeichnis
Stationsaufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stelzen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Außenteil der Station besteht aus einer 6 m über der Bodenoberfläche befindlichen Plattform mit zwei Etagen, die auf 16 höhenverstellbaren Stelzen steht. Die mittels Hydraulik jeweils einzeln in ihrer Höhe verstellbaren Stelzen besitzen zu ihren Füßen breite Stahlplatten, die das Gewicht der Plattform auf eine breite Fläche verteilen, um ein Einsinken in den Schnee zu verhindern. Zum Hochsetzen des Bauwerks werden sie einzeln eingefahren, mit Schnee unterfüllt und wieder ausgefahren. Der Vorteil dieser Bauweise besteht darin, dass sich keine Schneeverwehungen über und am Gebäude ablagern, da der Wind, der den Schnee in den Zwischenraum unter die Plattform hineinweht, ihn auch wieder herausweht. Frühere Gebäude in der Antarktis, die nicht auf Stelzen standen, wurden im Lauf der Zeit regelmäßig eingeschneit. Durch einen jährlichen Hebevorgang von 80 bis 100 cm soll ein Versinken der Plattform im Neuschnee verhindert werden.
Tiefgarage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Stelzen der Plattform stehen unterhalb der Schneedecke der Umgebung in einem ausgehobenen Graben, der zusätzlich als Tiefgarage für Pistenraupen, Motorschlitten und nichtmotorisierte Transportschlitten sowie als Kühlraum dient. Die Seitenwände dieses Grabens sind durch Spundwände aus Metall gesichert. Die Decke der Garage wird durch Metallplatten überdeckt, zwischen denen die Stelzen emporragen. Darüber befindet sich auf Bodenhöhe die Schneedecke.
Plattform[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Station wird ganzjährig betrieben und ist mit 210 m² wissenschaftlicher Laborfläche, verteilt auf 12 Räume, doppelt so groß wie ihre Vorgängerin. In den 15 Unterkunftsräumen gibt es 40 Schlafplätze. Alle Innenräume auf der Plattform bestehen aus Containern, die je nach Raumgröße ohne angrenzende Innenwände oder mit Durchgang verbunden sind und mittig an einen Verbindungsgang grenzen. Umgeben ist diese Konstruktion von einer schützenden Blechaußenhülle mit dämmender Polyurethanhartschaumfüllung[1]. Als Material wurde feuerverzinkter Stahl gewählt, weil dieser nicht nur den abrasiven Winden trotzt, sondern auch der hohen UV-Strahlung am Pol.[5] Das Foto „Gerüstschnitt ..“ in der Bildergalerie unten stellt die in der Antarktis vorhandene Grabenoberkante im Schnee durch die grünen Metallträger dar. Alle darunterliegenden Bereiche befinden sich später unterhalb der Schneeoberfläche.
Der oberirdische Stationsbetrieb der Neumayer III ist in der Antarktis vorherrschend und wird bei den neuen Stationen, wie der Amundsen-Scott-Südpolstation sowie der weitgehend privat finanzierten neuen belgischen Prinzessin-Elisabeth-Station,[6] ebenfalls umgesetzt.
Inneneinrichtung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Neben den genannten Labor- und Unterkunftsräumen gibt es eine nach Süden ausgerichtete, vergleichsweise große Lounge mit vielen Fenstern, einen Waschraum mit zwei Waschmaschinen und zwei Wäschetrocknern, eine Sauna, einen Serverraum, Dusch- und Waschräume, einen Essensraum mit Durchreiche in die Küche, einen Besprechungsraum, einen Krankenbehandlungs- und einen Operationsraum, verschiedene Lagerräume, eine Großraumkühlzelle, einen Kleiderwechselraum, einen Heizraum, einen Schulungs- bzw. Planungsraum und einen Wasseraufbereitungsraum.
Außenstationen und Webcam[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Um durch den Stationsbetrieb Messergebnisse nicht zu beeinflussen, gibt es, in ähnlicher Lageanordnung wie bei der Neumayer-Station II, kleinere Plattformen in 900 m bis 1.500 m Entfernung. In diesen Langzeitobservatorien werden Magnetik-, Seismik-, Spurenstoff- und Akustikforschungen betrieben. Die Station betreibt eine Webcam, über die aktuelle Außenansichten der Station und Filme der letzten 24 h abgerufen werden können. Ebenso werden die aktuellen Wetterdaten im Internet zugänglich gemacht (siehe Weblinks).
Amateurfunkdienst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den Kommunikationseinrichtungen gehört auch eine Amateurfunkstation mit dem exterritorialen deutschen Amateurfunkrufzeichen DP0GVN. Sie darf von Mitgliedern der Stationbesatzung in deren Freizeit nach eigenen Vorlieben betrieben werden.[7]
Seit Anfang 2018 ist außerdem unter gleichem Rufzeichen eine WSPR-Bake in Betrieb.[8]
Forschungsbetrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Auf den Neumayer-Stationen wird seit 1981 in den einzelnen Observatorien kontinuierlich geforscht. Neben den Hauptrichtungen Meteorologie, Geophysik und Luftchemie, die seit den 1980er Jahren beforscht werden, gibt es seit 2003 auch Forschung zu Infraschall[9] und seit 2005 zu mariner Akustik.
Montage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
In Bremerhaven wurden die wesentlichen Bauteile probeweise aufgebaut und in ihrer Funktion getestet. Der Hauptteil der in Einzelteilen verschifften Baumaterialien sowie die schweren Baugeräte wurden von Anfang November 2007 bis Ende Januar 2008 am Zielort angeliefert; letztere haben das Ekström-Schelfeis im Februar 2009 wieder verlassen. Für die Montage wurde eine Baumannschaft von 90 Spezialisten[10] in die Antarktis entsandt. Mitte Januar 2009 wurden die Außenarbeiten an der Station abgeschlossen, so dass der weitere Ausbau der 99 unter der Außenhülle befindlichen Container[10] weitgehend witterungsunabhängig stattfinden konnte[11]. Am 20. Februar wurde die Station während eines Festaktes in Berlin im Beisein der damaligen Forschungsministerin Annette Schavan der Nutzung übergeben.
Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
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Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


- Beschreibungsseite vom Alfred-Wegener-Institut
- Blog der Überwinterer (AtkaXpress) auf Neumayer III
- Webcam auf Neumayer
- Aktuelle Wetterdaten der Station
- Animierte Infografik zur deutschen Antarktisstation Neumayer III, tagesschau.de, 20. Februar 2009
- Burchard Strassmann: UFO über dem Eis. In: Die Zeit 38/2007, S. 41 (online)
- Omega Tau Podcast Folge 129 mit Gert König-Langlo
- Ulf von Rauchhaupt: Im Land der Pinguine, faz.net vom 17. April 2015
- Interview mit Tim Heitland, dem derzeitigen Leiter der Station (Resonator-Podcast, 4. August 2017)
- Neumayer-Station III geht in Betrieb, wikinews.org vom 21. Februar 2009
Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- ↑ a b DB mobil, Ausgabe 11, 2008
- ↑ Auf Stelzen im Eis auf badische-zeitung.de
- ↑ Welt online, aufgerufen am 19. Februar 2009
- ↑ Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung zu den Bo-105-Unfällen am 17. Dezember 2011
- ↑ N.N.: Verzinkte High-Tech-Konstruktion im ewigen Eis. In: bbr.de. Henrich Publikationen GmbH, 31. Juli 2009, abgerufen am 22. August 2019.
- ↑ Nachrichtenbeitrag Deutschlandfunk
- ↑ Eintrag in der Rufzeichen-Datenbank QRZ.com
- ↑ Meldung des Deutschen Amateur-Radio-Clubs zum Probebetrieb der Bake
- ↑ Die Neumayer-Station als wissenschaftliche und logistische Basis für Forschungsarbeiten in der Antarktis (PDF; 596 kB) (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
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- ↑ a b Neue deutsche Forschungsstation am Südpol ist fertig, Eintrag in der Morgenpost, aufgerufen am 15. Februar 2009
- ↑ Fassade der Neumayer-Station III vollständig montiert auf der Seite des AWI, aufgerufen am 15. Januar 2009
- ↑ Neumayer-Station III: Die neue deutsche Forschungsstation in der Antarktis (PDF; 888 kB) (Memento des Originals vom 26. Juni 2013)
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- ↑ a b Informationen zum Bauwerk (Memento des Originals vom 7. Juli 2014 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Webseite des AWI, aufgerufen am 23. Februar 2009
- ↑ Eine Ergänzung mit weiteren Exemplaren ist geplant, siehe Seite 80 in: Hartwig Gernandt und andere: From Georg Forster Station to Neumayer Station III – a Sustainable Replacement at Atka Bay for Future. Polarforschung 76, S. 59–85, 2006 (PDF, 9 MB).
- ↑ a b Energieversorgung (Memento des Originals vom 7. Juli 2014 im Internet Archive)
Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Webseite des AWI, aufgerufen am 23. Februar 2009