Nidwaldner Haarschnecke

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Nidwaldner Haarschnecke
Systematik
Überfamilie: Helicoidea
Familie: Laubschnecken (Hygromiidae)
Unterfamilie: Trochulinae
Tribus: Trochulini
Gattung: Raeticella
Art: Nidwaldner Haarschnecke
Wissenschaftlicher Name
Raeticella biconica
(Eder, 1917)

Die Nidwaldner Haarschnecke (Raeticella biconica, veraltet auch Trochulus biconicus oder Trichia biconica) ist eine Schneckenart aus der Familie der Laubschnecken in der Ordnung der Landlungenschnecken (Stylommatophora).

Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gehäuse ist spindelförmig und hat einen Durchmesser von fünf bis sechs Millimeter und eine Dicke von 2,5 bis 3,5 Millimeter. Die Schale ist blass braun.

Geographisches Vorkommen, Lebensraum und Lebensweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet der Schnecke ist sehr begrenzt, sie kommt vor allem in einem sehr kleinen Gebiet rund um die Bannalp (Gemeinde Wolfenschiessen im Kanton Nidwalden) und bei Engelberg (Kanton Obwalden) sowie zum Teil auch oberhalb des Urnersees vor. Im Einzelnen wurden 2007 Populationen an folgenden Bergen festgestellt:[1][2]

Die Schnecke kann nur auf einer Höhe von 2000 bis 2570 m ü. M. überleben.[3] Wegen des Temperaturanstiegs durch den Klimawandel weicht die Nidwaldner Haarschnecke in höher gelegene Gegenden aus. Im Verbreitungsgebiet sind die Bergspitzen jedoch meist nur etwa 300 Meter höher, so dass das Ausweichmanöver bald enden wird.[4] An den am tiefsten gelegenen Fundorten aus den 1980er Jahren werden heute keine Nidwaldner Haarschnecken mehr gefunden. Für den Fall, dass sich der Lebensraum der Haarschnecke weiter nach oben verschieben wird, gibt es Überlegungen, die Tiere umzusiedeln oder einige Exemplare in einen Zoo zu bringen.[5]

Die Landschnecke lebt die meiste Zeit versteckt unter flachen Steinen, insbesondere in ruhendem Kalkschutt, an Hangkanten oder Hangkuppen, Grat- und Gipfellagen sowie Felsköpfen und Felstreppen.

Synonymie und Nomenklatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erstmals beschrieben wurde die Nidwaldner Haarschnecke von Leo Eder auf der Bannalp. Nach einzelnen Funden in den Jahren 2004 bis 2006 hat der Nidwaldner Biologe Markus Baggenstos 2007 in einem Projekt die Verbreitungsgebiete und Populationsdichte der Schneckenart festgehalten.[1] Umfassende genetischen und morphologische Untersuchungen zeigten, dass die Nidwaldner Haarschnecke die Schwestergruppe zu den Haarschnecken der Gattung Trochulus darstellt[6]. Sie wurde daher in eine eigene Gattung Raeticella gestellt.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Markus Baggenstos: Verbreitung und Biologie der Nidwaldner Haarschnecke (Trochulus biconicus) (PDF), Bericht für die Kantone Nidwalden, Obwalden, Uri und Bern, April 2010
  • Leo Eder: Eine neue Fruticicolenart aus den Schweizeralpen: Fruticicola biconica n. sp., Nachrichtsblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft, 49 (3): 119–122. Frankfurt am Main.
  • Hans Turner: Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. Fauna helvetica 2. 527 S., Neuchâtel (Schweiz): Centre suisse de cartographie de la faune & Schweizerische Entomologische Gesellschaft 1998, ISBN 2-88414-013-1.
  • J. Hausser: Bestimmungsschlüssel der Gastropoden der Schweiz. Hrsg. CSCF und SEG Reihe: Fauna Helvetica 10, 2005, CSCF Neuchâtel. 191S.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Baggenstos, 2010
  2. Verbreitungskarte von Trochulus biconicus (Eder, 1917). info fauna, abgerufen am 3. Februar 2019.
  3. Nidwaldner Schnecke erreicht bald den Gipfel. In: Neue Luzerner Zeitung. Archiviert vom Original am 29. Dezember 2013; abgerufen am 4. Februar 2019.
  4. Bedrohte Artenvielfalt: Gewinner und Verlierer im Jahr 2013, Medienmitteilung des WWF Schweiz vom 26. Dezember 2013
  5. Nidwaldner Haarschnecke, Artikel in der Zentralschweiz am Sonntag, 29. Dezember 2013, S. 32
  6. Jeannette Kneubühler, Markus Baggenstos, Eike Neubert: On the verge of extinction – revision of a highly endangered Swiss alpine snail with description of a new genus, Raeticella gen. nov. (Gastropoda, Eupulmonata, Hygromiidae). In: ZooKeys. 1104. Jahrgang, 2022, S. 69–91, doi:10.3897/zookeys.1104.82866.