Niederwalgern

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Niederwalgern
Gemeinde Weimar (Lahn)
Koordinaten: 50° 44′ N, 8° 42′ OKoordinaten: 50° 44′ 6″ N, 8° 42′ 0″ O
Höhe: 179 m ü. NHN
Fläche: 5,4 km²[1]
Einwohner: 1419 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 263 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35096
Vorwahl: 06426
Ansicht von Westen
Ansicht von Westen
Ortseingang von der Landesstraße 3061

Niederwalgern ist ein Ortsteil der Gemeinde Weimar (Lahn) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf mit zurzeit etwa 1400 Einwohnern. Der Ort liegt am Walgerbach.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Niederwalgern erfolgte unter dem Namen Walangere marca im Lorscher Codes und wird in die Zeit 796–778 datiert.[1]

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Niederwalgern zum 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz in die Großgemeinde Weimar (Lahn) eingemeindet.[3][4] Für Niederwalgern wurde wie für die übrigen Ortsteile ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Niederwalgern angehört(e):[1][6]

Gerichte seit 1821[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Fronhausen war als Gericht in erster Instanz für Niederwalgern zuständig.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen 1866 erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Fronhausen.[12][13] Das Amtsgericht Fronhausen wurde 1943 geschlossen. Es wurde zunächst als Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg geführt und 1948 endgültig aufgelöst. Der Gerichtsbezirk wurde dem Amtsgericht Marburg zugeordnet.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einwohnerstruktur 2011[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederwalgern 1419 Einwohner. Darunter waren 33 (= 2,3 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 267 Einwohner unter 18 Jahren, 612 zwischen 18 und 49, 297 zwischen 50 und 64 und 243 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 618 Haushalten. Davon waren 180 Singlehaushalte, 150 Paare ohne Kinder und 219 Paare mit Kindern, sowie 57 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 105 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 426 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1494: 3 landgräfliche Pflüge mit 11 Bauern, 2 Einläuftige.
• 1585: 24 Hausgesesse
• 1630: 24 Hausgesesse (davon 2 Witwen). 1 vierspänniger, 1 dreispännige, 10 zweispännige, 2 einspännige Ackerleute, 10 Einläuftige.
• 1681: 24 hausgesessene Mannschaften
• 1838: Familien: 34 nutzungsberechtigte, 4 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 8 Beisassen
Niederwalgern: Einwohnerzahlen von 1746 bis 2011
Jahr  Einwohner
1746
  
213
1800
  
?
1834
  
275
1840
  
291
1846
  
316
1852
  
337
1858
  
369
1864
  
377
1871
  
395
1875
  
408
1885
  
422
1895
  
449
1905
  
482
1910
  
526
1925
  
587
1939
  
682
1946
  
957
1950
  
982
1956
  
965
1961
  
1.054
1967
  
1.095
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
1.450
2005
  
1.465
2010
  
1.402
2011
  
1.419
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Weimar:[14]; Zensus 2011[2]

Historische Religionszugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1861: 381 evangelisch-lutherische, 5 evangelisch-reformierte Einwohner
• 1885: 422 evangelische (= 100,00 %) Einwohner
• 1961: 928 evangelische (= 88,05 %), 112 römisch-katholische (= 10,63 %) Einwohner.

Erwerbstätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1746: Erwerbspersonen: 5 Schmiede (nur Eigenbedarf), 5 Leineweber, ein Wagner, ein Bender, ein Maurer, ein Weißbinder, ein Korbmacher, ein Wirt, zwei Schlachter, eine Strick- und Näherin, 9 Tagelöhner(-innen).
• 1838: Familien: 27 Ackerbau, 5 Gewerbe, 21 Tagelöhner.
• 1961: Erwerbspersonen: 139 Land- und Forstwirtschaft, 177 Produzierendes Gewerbe, 106 Handel und Verkehr, 75 Dienstleistungen und Sonstiges.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ortsvorsteher von Niederwalgern ist Hans Heinrich Heuser (CDU).

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wichtigste Sehenswürdigkeit Niederwalgerns ist die historische Wehrkirche im Ortskern.

Vereine[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Niederwalgern und Wenkbach haben zusammen eine Sportgemeinde (SG), die am 27. Oktober 1972 nach dem Zusammenschluss des TSV Niederwalgern 1907 und des Tuspo 05 Wenkbach entstand. Neben einer Fußballabteilung, die inzwischen zusammen mit dem SC Roth/Argenstein in einer Fußballspielgemeinschaft als FSG Südkreis am Spielbetrieb teilnimmt und einen Teil seiner Heimspiele auf dem Hartplatz in Niederwalgern austrägt, bestehen auch eine Tennis-, eine Basketball- und eine Turnabteilung.

Die Burschenschaft „Fidelia 1922“ kümmert sich um die Dorfjugend und deren Zusammenhalt. Außerdem richtet sie die Kirmes in Niederwalgern aus, die jedes dritte Septemberwochenende stattfindet.

Aus kultureller Sicht tragen mehrere Chöre zur musikalischen Gestaltung des Dorflebens bei. Dazu zählen der Gemischte Chor „Liedertafel“ Niederwalgern, der Kirchen- sowie der Posaunenchor der Pfarrgemeinde Niederwalgern und der „Junge Chor N-Joy“.

Regelmäßige Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Niederwalgern findet unter anderem jedes Jahr im September eine Zeltkirmes statt. Außerdem wird in der Großsporthalle in Niederwalgern mit dem Bitburger-Intersport-Begro-Cup jedes Jahr eines der größten Hallenfußball-Turniere Mittelhessens veranstaltet. Jedes Jahr wird ein Flohmarkt zusammen mit der Gesamtschule und dem Verein zur Förderung Niederwalgern e.V. veranstaltet. 2007 fand er am 30. Juni am Krummbogen statt. In der fünften Jahreszeit wird der Karnevalsclub Niederwalgern aktiv und richtet eine Karnevalssitzung aus. Die Veranstaltung findet am Wochenende vor der eigentlichen Fastnachtswoche statt (genau neun Tage vor Rosenmontag).

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Öffentliche Einrichtungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bahnhof Niederwalgern

Die Gesamtschule Niederwalgern (GSN) ist eine der wichtigsten Schulen im Süden des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Zusammen mit vier anderen Gesamtschulen im Landkreis bildet die GSN einen Schulverbund mit dem Gymnasium Philippinum in Marburg. Außerdem gibt es in Niederwalgern einen Kindergarten.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hauptverkehrsstraße durch Niederwalgern ist die Landesstraße 3093, die den Ort mit der Bundesstraße 255 und der Gemeinde Fronhausen verbindet. Niederwalgern liegt an der Main-Weser-Bahn. Am Bahnhof Niederwalgern, der auf der Grenze zum Nachbarort Wenkbach liegt, halten sowohl Regionalbahnen wie auch Regionalexpress-Züge.

Am Bahnhof Niederwalgern zweigte früher die Aar-Salzböde-Bahn ab, die durchs südliche hessische Hinterland nach Herborn führte.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Niederwalgern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Fronhausen) und Verwaltung.
  3. Am 1. Juli 1974 als Ortsbezirk zur Gemeinde Weimar.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Niederwalgern, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 17. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. a b c d Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020;.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 11 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 404.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 18 kB) §; 7. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 385 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Fronhausen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 112 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg, Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Weimar, archiviert vom Original; abgerufen im März 2019.